Gefühl der Leere

Borderline: Gefühl der Leere

Chronisches Gefühle von Leere.

Borderline: Gefühl der Leere
Borderline: Gefühl der Leere

Eben noch befand man sich in einem Gefühlschaos, war überfordert mit den Emotionen die fast minütlich wechselten. Man litt darunter, aber wenigstens fühlte man sich dadurch auch Lebendig. Man hatte Zugriff auf seine Seele, konnte sich spüren. Durch den idealisierten Partner konnte man sich die „schönen“ Gefühle, wie Liebe, Freude, Stolz, Geborgenheit spiegeln lassen und man fühlte sich damit komplett. Gerne nahm man damit auch die anderen, negativen Emotionen im Kauf die durch die damit verbundene
Verlustangst ausgelöst wurden.  Das Leben glich zwar einer Achterbahnfahrt, aber man fühlte sich wenigstens, ohne auf destruktive Mittel wie Selbstverletzung, zurück greifen zu müssen.

Wenn das Gefühl der innigen Verbindung zu einem Menschen, die sogenannte Symbiose, verschwindet, gibt es bei einem Borderliner zwei Möglichkeiten wie damit umgegangen wird. Entweder der Betroffene geht in die Abwertung und baut sich Hassgefühle gegen den Partner auf. Die Person die eben noch alles für einen bedeutete wird nur noch als Negativ wahr genommen. Man nennt es auch gern das sie von „weiß“ auf „schwarz“ wechselt. Man versteht sich selbst nicht mehr und versucht Distanz zu schaffen. Hass und Wut sind zwar
negative Emotionen, aber auch das ist letztendlich wenigstens noch etwas, wo man sich fühlen kann.

Viel schlimmer wird es wenn man in dieses berüchtigte Gefühl der Leere abgleitet. Man kann es so beschreiben das man sich selbst nicht mehr wirklich wahrnehmen kann. Man verliert jeden Bezug zu sich und zu seinem Körper. Egal was passiert man fühlt nichts mehr. Alles wo man zuvor Gefühle erleben konnte wird durch einen Zustand ersetzt der sich am besten mit „Es ist alles egal!“ erklärt werden kann. Nichts hat mehr eine Bedeutung. Egal ob gutes oder schlechtes passiert, es bewegt einen nicht mehr. So richtig ekelhaft daran ist das es auch keine Lebensfreude mehr gibt. Alles wo man Früher mit Freude bei der Sache war verliert jegliche Bedeutung. Eine wirkliche Interaktion mit anderen Menschen ist nicht mehr möglich.

Es ist schwer für gesunde Menschen sich vorzustellen wie sich diese Leere im Körper anfühlt, denn es gilt als normal das man immer Zugriff auf seine Emotion hat, doch bei einer Borderline-Persönlichkeit ist diese Leere leider ein häufig anzutreffender Zustand. Ich würde sogar soweit gehen zu behaupten, es ist die beständigste Phase im Leben eines Borderliners.

Beispiel eines Dialoges der dieses Dilemma anschaulich erklärt:

Therapeut: „Wie geht es Ihnen heute?“

Patient: „Gut, etwas Müde!“

Therapeut: „Oh gut, dann beschreiben sie mir doch einmal…wie fühlt sich diese Müdigkeit an, wo fühlen sie sich Müde!

Der Patient versucht nun in sich zu schauen und diese Müdigkeit zu fühlen, ist jedoch nicht dazu in der Lage. Es ist als würde er auf einem weißen Blatt Papier nach einem Text suchen der dort angeblich stehen soll. Weil er unfähig ist zu Fühlen hat er das Gefühl der Müdigkeit durch seinen Verstand erklärt und deswegen entsprechend geantwortet. Da er nur wenige
Stunden geschlafen hat ging sein Verstand davon aus das er Müde sein müsste… er ist es vermutlich auch, aber er kann es nicht wahrnehmen.

Da in dieser Leere keine Freunde und somit auch keine Lust auf das Leben möglich ist, kommt es in dieser Phase vermehrt zu dysfunktionalem Verhalten wie Selbstverletzungen, Hochrisikoverhalten oder sogar Suizid.

 

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Prof.Dr.Faust: Die Borderlinepersönlichkeitsstörung (BPS)

Autor: Grenzwandler

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3 Gedanken zu „Gefühl der Leere“

  1. Dieses Gefühl der absoluten Leere kenne ich zur Zeit sehr gut, leider. Nach einer Phase in der es mir relativ (für eine Borderlinerin) gut ging, bin ich nur noch eine Hülle, völlig leer, an nichts und niemanden mehr interessiert, nur noch zu Hause und über dieses be……. Leben nachdenkend. Nur die Gedanken an die Klinge, die sind allgegenwärtig und bestimmen meinen Alltag, noch widerstehe ich dem nachzugeben, aber über kurz oder lang(eher kurz) werde ich es wieder tun, den dann fühle ich, das ich lebe! und dann sind für kurze Zeit wieder Gefühle zu spüren, auch wenn diese dann aus Ekel undSelbsthass bestehen,weil ich es wieder getan habe, und dann beginnt die Spirale von Selbstverletzung und Suizidgedanken von neuem, weil das die einzigen Dinge sind die für mich Sinn machen, sich einfach von dieser beschissenen Welt verabschieden und mein Ding durchzuziehen.

    1. Hallo Christa,

      Eine Freundin von mir hat mir Ekhard Tolle ans Herz gelegt. Seine Weisheiten sind sehr an das DBT-Programm angelegt und haben meistens das „radikale Akzeptieren“ als Grundlage.
      Es geht dabei darum das man solche Gefühle durchaus mal haben kann und das sie auch mal „sein dürfen“. Man muss nicht alles bewerten oder unnötig viel Raum geben indem man sich damit intensiv beschäftigt.
      Die Klinge ist nur auf dem ersten Blick eine verlockende Alternative. Du hast es inzwischen schon sehr lange ohne geschaft und sei Dir sicher, sie mindert den Druck nicht wirklich, weil Du eigentlich etwas anderes suchst. Sinnvoller wäre es das was Du vermisst zu ergründen und zu schauen wie Du dir das geben kannst. Radikale und impulsive Taten sind selten wirklich zielführend. Das kann ich Dir, als jemand der genau so lebt, versichern.

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