Borderline: Unterschied männlich – weiblich

Ein Leser hat über die Feedbackseite den Wunsch geäußert, dass ich einmal auf die geschlechtsspezifischen Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Borderlinern eingehe. Darüber wollte ich schon lange schreiben, der Hinweis gab mir den nötigen Antrieb dafür mich mit dem Thema mehr zu beschäftigen.

Der Unterschied zwischen männlichen und weiblichen Borderlinern.
Der Unterschied zwischen männlichen und weiblichen Borderlinern.

Nachtrag: Beim jährlich stattfindenden bundesweiten Borderline-Trialog in Ansbach war diesmal das Thema: Borderline bei Männern & Jungs – ein kleiner aber feiner Unterschied. Ich habe das erste mal dort teilgenommen und habe deswegen neue Informationen die ich nun auf diese Seite einfließen lassen werde. Dr. Stefan Röpke, Leiter des Bereichs Persönlichkeitsstörungen bei der Charité Berlin referierte zu dem Thema und brachte für mich teilweise neue Erkenntnisse mit.

Wenn man die nackten Zahlen der Statistiken betrachtet, dann könnte man den Eindruck gewinnen, Borderline sei eine Krankheit an der überwiegend Frauen leiden. Ein weibliches Phänomen also. Studien die bei klinischen Stichproben gewonnen wurden zeigen auch tatsächlich deutliche Geschlechtsunterschiede. Man geht lt. diesen Studien von einem deutlichen Übergewicht von 70% weiblichen Borderlinern aus.

Eine andere Studie von Grant zeigte jedoch keine wesentlichen Unterschiede. Prof. Dr. Faust schreibt von Studien die von einem Verhältnis 2:3 bezüglich Männer zu Frauen sprechen. Es gibt auch Meinungen die von einem Verhältnis 50:50 sprechen. Letztendlich ist keine diese Hochrechnungen repräsentativ.

Das einzige was sicher gesagt werden kann: In klinischer Behandlung sind Frauen mit fast ¾ der Betroffenen deutlich in der Überzahl. Die Ursachen dafür sind unklar. Häufig liest man den Satz:

Borderline-Patientinnen kommen eher in eine ambulante oder stationäre psychotherapeutische Betreuung, Borderline-Männer fallen häufiger juristisch auf und kommen eher ins Gefängnis oder in forensische Einrichtungen.

Jedoch gibt es auch für diese These keinen wirklich repräsentativen Beleg, was allein schon darauf zurückzuführen ist, dass man bei kleineren Straftaten selten nach psychischen Störungen sucht.

Dr. Röpke brachte jedoch Zahlen mit, die diese Aussage  jedoch zu bestätigen scheinen. Er stellte jedoch auch klar das es sich dabei jedoch meist nicht um Straftaten handelt, bei denen sich die Betroffenen einen Vorteil verschaffen wollen, sondern eher um Kollateralschäden bei selbstschädigendem Verhalten.

Fakt ist, das sich männliche Borderliner seltener in Behandlung begeben. Warum das so ist, lässt sich nur vermuten. Vielleicht hängt es mit einem veralteten Gesellschaftsbild zu tun, in dem ein Mann, als Versorger, es sich weniger leisten kann eine Schwäche einzugestehen.

Es ist nicht nur so das sie sich deutlich weniger in Behandlung begeben, die Abbruchrate von begonnenen Therapien ist im vergleich mit betroffenen Frauen auch wesentlich höher. Eine Ursache dafür könnte das relativ hohe Vorkommen narzisstischer und antisozialer Persönlichkeitsstörungen als Komorbidität bei Männern sein. Ausserdem haben Borderlinemänner häufiger komorbidie Suchterkrankungen, die Ursache für einen möglichen Therapieabbruch sein können.

In den Jahren habe ich die Bekanntschaft von vielen Borderlinern (sowohl männlich, als auch weiblich) gemacht. Jeder von ihnen ging individuell mit der Störung um. Es gibt den typischen Borderliner nicht. Aus diesem Grund kann es auch nicht den typischen männlichen, oder typisch weiblichen Borderliner geben. Es gibt jedoch kleine Auffälligkeiten.

Sowohl Mann als auch Frau kennen die frei flottierenden Ängste, die meist der Auslöser für dysfunktionales Verhalten sind. Es gibt jedoch auffallend geschlechtsspezifische Unterschiede wie die Betroffenen mit diesen Ängsten umgehen.

  •  Männliche Borderliner neigen eher zu Aggression, leben ihre Wutausbrüche deutlicher aus neigen häufiger zu Hochrisikoverhalten.
  • Männliche Borderliner zeigen eine deutlich höhere Impulsivität.
  •  Selbstverletzung kommt bei beiden etwa gleichhäufig vor, doch männliche Borderline achten mehr darauf ihre Verletzungen zu verbergen, während weibliche Betroffene sich häufig sichtbar verletzen.
  •  Sehr deutlich werden die Unterschiede bei dem Abwehrmechanismus Reaktionsbildung: Männer können mit Wut deutlich besser umgehen und wandeln Trauer häufig in Wut um, während Frauen sich deutlich häufiger in die Trauer flüchten und sich Wut nicht zugestehen.
  •  Meiner Einschätzung nach ist der Wunsch es allen Recht zu machen und sich anzupassen bei weiblichen Betroffenen spürbar häufiger wahr zu nehmen.
  •  Weibliche Betroffene haben häufiger Probleme mit ihrem Körper, Sexualität und Nähe, meist aufgrund sexueller Übergriffe in der Vergangenheit.
  •  Männliche Borderliner neigen häufiger dazu sich gegen Autoritäten aufzulehnen.
  • Weibliche Borderliner weisen lt. Dr. Röpke eine deutlich höhere Symptomausprägung auf.
  • Weibliche Borderliner zeigen wesentlich häufiger dissoziative Symptome.
  • Unterschiede auch bei Komorbiditäten: Borderlinerinnen leiden häufig zusätzlich an affektiven Störungen, wie Depressionen, erkranken häufiger an einer PTBS und neigen wesentlich häufiger dazu Essstörungen zu entwickeln. Männliche Borderliner habene eine wahrnehmbar höhere Komorbiditätsrate mit der Narzisstischen und Antisozialen Persönlichkeitsstörung und greifen häufiger auf Substanzmissbrauch zurück.

Diese Unterschiede sind jedoch nicht verbindlich auf die Geschlechter festzulegen. Es handelt sich lediglich um Tendenzen die geschlechtsspezifisch häufiger auftreten. Die Erziehung und das Umfeld in dem Borderliner aufwachsen hat darauf einen entscheidenden Einfluss.

Was eine wirkliche Unterscheidung zwischen männlichen und weiblichen Borderlinern nahezu unmöglich macht ist die Tatsache, dass die BPS selten alleine auftaucht. Meist tritt Borderline mit Komorbiditäten (Begleiterkrankungen), wie z.B. Depressionen auf, was natürlich das Verhalten ebenfalls stark beeinflusst. Dieser Umstand macht auch eine fundierte Borderlinediagnose schwierig.

Je länger Borderliner in Behandlung sind, umso schwieriger wird es Unterschiede festzustellen, da die oben genannten Auffälligkeiten weniger mit der Borderline-Störung selbst, sondern eher mit den verschiedenen Abwehrmechanismen, oder Konditionierungen zu tun haben. Es ist also leichter zwischen „reflektierten“ und „nicht reflektierten“ Borderlinern zu unterscheiden.

 

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Vortrag von Prof.Martin Bohus

 

Abwehrmechanismen von Borderlinern

Infolge von Ängsten, oder weil sie unfähig sind bestimmte emotionale Überforderung anders zu lösen, greifen Borderline-Betroffene häufig auf psychodynamische Abwehrmechanismen zurück.

Die bekanntesten Abwehrmechanismen auf die Borderliner zurückgreifen sind:

Borderline - Abwehrmechanismen
Borderline – Abwehrmechanismen

Abwehr ist für gewöhnlich ein unbewusster Prozess, der gefährliche, peinliche, schmerzliche und unerträgliche innere Vorgänge und Konflikte dem Bewusstsein fern hält. Durch den Umweg über Symptombildungen, durch „schlechte Kompromisse“ und Scheinlösungen wird dem Bewusstsein nur ein kleiner Teil des Konfliktes bewusst. Es gehört zur Natur von Borderlinern, dass sie sich diesem Selbstschutz nicht bewusst sind und ihre Existenz von der betroffenen Person geleugnet oder sogar aggressiv abgelehnt wird, selbst wenn sie aktiv darauf zurückgreifen.

ABWEHR IST NICHT KRANKHAFT: Könnten wir ständig unsere inneren Konflikte und triebhaften Motive wahrnehmen, würde dies die Handlungsfähigkeit enorm einschränken. Im Moment der spontanen Handlung ist sich kaum ein Mensch seiner wahren Motive voll bewusst. Fragt man im Nachhinein nach den Gründen für eine Handlung, erhält man zwar Erklärungen, die plausibel klingen, diese werden aber erst im Nachhinein „zusammengedichtet“ (rationalisiert).

Abwehr ist also ein sehr kreativer und wichtiger Prozess. Das wurde auch in der psychoanalytischen Theoriebildung früh erkannt. Anfänglich empfand Sigmund Freud, der Begründer der Psychoanalyse, die Abwehr jedoch als störend, weshalb er für diesen Mechanismus ein Wort gewählt hat, das auch heute noch viele Hörer oder Leser als negativ empfinden. Bald darauf erkannte er, dass die Abwehr ein kreativer, normaler und gesunder Vorgang ist. Alle psychischen Vorgänge und Verhaltensweisen (Hobby, Tagträumerei, großes berufliches oder soziales Engagement) sind zu einem gewissen Teil als Abwehr (oder zur Heilung?) innerer Konflikte ins Leben gerufen. Es handelt sich also um einen wichtigen Motor des individuellen, kulturellen, wirtschaftlichen und sozialen Lebens.

Wenn ein Abwehrmechanismus allerdings starr und immer wieder angewandt und dadurch die geistige Beweglichkeit eingeschränkt wird und eine Person in ihrem Leid verharrt, wirkt die Abwehr symptomfixierend und ist Ausdruck einer psychischen Störung. Bei Borderlinern ist dies der Fall.

Es gibt selbstverständlich noch weitere Abwehrmechanismen, auf die ich hier jedoch nicht weiter eingehe. Wen es interessiert findet auf dieser Seite des Borderline-Spiegels weitere Beispiele.
 

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Spaltung

Der Wechsel von Idealisierung und Entwertung wird in der Psychoanalyse als SPALTUNG bezeichnet. Gemeint ist damit ein frühkindlicher Abwehrmechanismus, der von Borderline-Persönlichkeiten sowohl bewusst als auch unbewusst zur Verarbeitung belastender Situationen eingesetzt wird.

Borderline: Spaltung
Borderline: Spaltung

Borderliner können ambivalente und vieldeutige Affekte nicht zeitgleich wahrnehmen. In einem Moment kann nur ein Affekt akzeptiert und nur eine einzige dazu passende Kognition wahrgenommen werden. So wird eine Bezugsperson beispielsweise als ausschließlich liebevoll und beschützend empfunden und bewertet, obwohl die Beziehungserfahrung mit dieser Person auch andere Qualitäten enthält. Zu einem anderen Zeitpunkt wird die gleiche Person dann ausschließlich als angsteinflößend, verächtlich und störend wahrgenommen. Die Spaltung ist verantwortlich für die emotionale und kognitive „Schwarz-Weiss-Malerei“ die charakteristischerweise bei Borderline-Störungen zu finden ist. Eine zeitliche Integration verschiedener Gefühle, kognitiver Bewertungen, Intentionen, Imaginationen usw. ist darum nicht möglich.

Auch bei gesunden Menschen kann es in besonderen Krisensituationen zu Spaltung kommen, bei Borderlinern besteht dieser Abwehrmechanismus jedoch dauerhaft. Spaltung sichert das psychische Überleben und war in der Entwicklung bei Betroffenen einst eine wichtige Strategie um Ihre Existenz zu sichern. Während gesunde Menschen jedoch in ihrer Entwicklung irgendwann reife Abwehrmechanismen entwickeln stehen diese Borderlinern, besonders in Krisen nicht zur Verfügung.
In den ersten Monaten nach der Entbindung erlebt sich ein Kind mit der Mutter als geschlossene Einheit. Es hat noch kein eigenes „Ich“ und sucht deswegen die Verschmelzung (Symbiose). Der nächste Entwicklungsschritt ist der, sich selbst als getrennt von anderen und der Umwelt zu erleben. Gelingt es dem Kind nicht sich selbst als eigenständiges und getrenntes Wesen zu entwickeln, so wird ein Betroffener auch im Erwachsenenalter nicht fähig sein ein eigenständiges „Ich“ zu finden.
Borderline-Persönlichkeiten haben in Ihrer Entwicklung zwar eigene „Ich-Fragmente“ entwickelt, sind jedoch nicht in der Lage zu erkennen, dass ein Mensch gleichzeitig aus guten und negativen Eigenschaften besteht.

Beispiel:
Ein Kind kommt zur einen Elternteil und wünscht sich Schokolade. Wenn es die gewünschte Süßigkeit bekommt wird die Person die das Bedürfnis befriedigt hat idealisiert. Wenn die Schokolade weg ist und das Kind erneut nach Schokolade bettelt und nun nicht bekommt, dann kommt es zur Abwertung. Das kurz davor dem Wunsch nachgegeben wurde ist für das Kind nicht mehr existent.

Ein Borderliner kann nicht erkennen, dass jemand eine Bitte abschlagen kann, aber trotzdem ein liebenswerter Mensch bleibt. Dieser Mechanismus der Spaltung ist eines der wesentlichen Merkmale der Krankheit und dient der Reduzierung von Angst, da die klare Einteilung in gut und böse – schwarz und weiß klare Verhältnisse schafft und somit innere Unruhe minimiert.
In der Idealisierungsphase wird ein Mensch als ausschließlich gut wahrgenommen. Eine neue Partnerin/ ein neuer Partner wird als Rettung wahrgenommen. Es wird versucht eine Verschmelzung wie damals mit der Mutter herzustellen. Diese intime, intensive Beziehung (Symbiose) sorgt dafür, dass sich der Betroffene als „ganz“ empfindet und nur dann ist er fähig positive Gefühle zu erleben. Dieses Gefühl besteht so lange bis Eigenschaften wahrgenommen werden die nicht dem idealisierten Bild entsprechen und es ins Gegenteil kippt. Der Borderliner reagiert auf diese neue Situation mit völliger Entwertung anstatt es ins bisher durchweg positive Bild der Partnerin/des Partners zu integrieren und zu akzeptieren.

Der borderlinetypische Abwehrmechanismus Spaltung wird meist mit anderen Schutzmechanismen, wie Verdrängung, Verleugnung, Projektion und projektive Identifikation angewendet.

 

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projektive Identifikation

Der PROJEKTIVEN IDENTIFIKATION geht grundsätzlich immer eine Projektion voraus. Der große Unterschied besteht darin, dass das Gegenüber bei der projektiven Identifikation (unbewusst) so beeinflusst wird, dass es die projizierten Erwartungen erfüllt. Diese anderen Personen spüren dann die Affekte oder Konflikte so in sich, als wären sie ihre eigenen. Während bei der Projektion also die Person, die als Projektionsfläche dient, die Affekte nicht oder nicht in diesem Ausmaß spürt, wird bei der projektiven Identifikation die Affekte der abwehrenden Person deutlich spürbar und erzeugen einen gewissen Handlungsdruck bei der Bezugsperson.

Borderline: Abwehrmechanismus - projektive Identifikation
Borderline: Abwehrmechanismus – projektive Identifikation

Borderliner greifen zum Selbstschutz häufig auf projektive Identifizierung zurück. Dabei werden eigene, vorwiegend aggressive Anteile auf den Partner projiziert. So wird zum Beispiel der eigene Hass dem Gegenüber unterstellt und oft auch dazu gebracht, dass die Person den projektierten Hass selbst empfindet und dementsprechend handelt. Typisch ist, dass der Borderliner durch unmittelbaren Druck oder durch eigenes Verhalten (die genau jene Gefühle und Impulse im anderen auslösen) versucht, das erwartete Verhalten beim anderen durch Manipulation zu bewirken. Der Borderliner kann sich somit als „Opfer“ der Aggression des Partners sehen und schützt sich dadurch vor den Schuldgefühlen der eigenen Aggression.

Beispiel: Ich kann mit Schuldgefühlen nicht umgehen und versuche deswegen das Scheitern einer Beziehung der anderen Person zuzuschieben bis sich die Person auch selbst Schuldig fühlt.

Die Projektive Identifikation gehört zum normalen Schutzmechanismus des frühkindlichen Bewusstseins. Je mehr sie jedoch bis ins Erwachsenenalter überdauert, desto problematischer wird sie. Der Gebrauch der projektiven Identifikation ist nicht auf Borderliner beschränkt. Ohne sich dessen bewusst zu sein, neigen auch normale Erwachsene dazu, zur Erfüllung eigener psychischer Belange anderen gegenüber eine gewisse Erwartungshaltung einzunehmen.

In der Idealisierung handelt es sich beim erwarteten Verhalten meist um positive Zuwendung. In der Abwertung ist jedoch der Impuls, zu kritisieren, zu verachten oder herabzusetzen dominanter.

 

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Projektion

Bei der PROJEKTION werden eigene Konflikte, Ängste, problematische und abgelehnte Charakterzüge, Aggressionen und anders bei der eigenen Person verleugnet und stellvertretend bei anderen „erkannt“ und bei ihnen kritisiert und thematisiert.

Borderline: Abwehrmechanismus - Projektion
Borderline: Abwehrmechanismus – Projektion

Durch Projektion vermindert man Konflikte, die eigentlich in einem selbst entstehen und wirken. Borderliner setzen diesen Abwehrmechanismus ein um das Bild von sich selbst übersichtlich und widerspruchsfrei zu erhalten, da sie mit diesen Impulsen bei sich nicht umgehen können. Da ihnen eine Auflösung des eigenen Konfliktes nicht möglich ist, oder sie es sich rational nicht erklären können warum sie so fühlen projizieren sie, bevor sie durch die heftigen Gefühlsregungen in Not geraten. Die Wahrnehmung des Gegenüber wird dadurch jedoch stark verzerrt. Negative Impulse, die man an sich selbst nicht wahrhaben will, werden auf andere übertragen, was eine Abwertung für die meist folgende Spaltung vereinfacht.

Beispiel: Ich fühle eine Aggressivität in mir die mir unangenehm ist. Da ich diese Aggressivität in mir ablehne schiebe ich sie meinem Gegenüber zu und empfinde somit ihn als aggressiv.

Die Projektion könnte ein gutes Mittel der Selbsterkenntnis sein. Was uns an anderen Menschen am meisten stört (wütend macht, aufregt, „nervt“…) und was wir bei ihnen treffsicher analysieren, ist mit großer Wahrscheinlichkeit eine Projektion. Oft projizieren wir auf solche Personen, die uns in den Aspekten, die wir kritisieren, ähnlich sind – ohne dass wir dies überhaupt bemerkten.

 

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Verleugnung

Borderline: Abwehrmechanismus Verleugnung
Borderline: Abwehrmechanismus Verleugnung

Der Abwermechanismus VERLEUGNUNG wirkt sich ähnlich aus wie die Verdrängung. Trotz „klarer Indizien“ wehren sich die betroffenen hartnäckig vor der Bewusstwerdung innerer Konflikte. Es kann also mittels Verleugnung die Wahrnehmung realer Sinneseindrücke und deren Bedeutung für das Individuum ignoriert werden.  Verleugnung ist also eine spontan einsetzbare, bewusste Schutzreaktion, mit der Borderliner einer unangenehmen Wahrheit die Aufmerksamkeit entziehen. Anders als beim psychodynamischen Schutzmechanismus Verdrängung ist bei der Verleugnung  eine dauerhafte Verschiebung ins Unbewusste nicht möglich.  Ein weiterer Unterschied zwischen diesen beiden Abwehrmechanismen ist, dass sich die Verdrängung als ein Bewältigungsprozess gegen spezifische Inhalte richtet (zum Beispiel nicht zulässige aggressive oder libidinöse Triebregungen), während die Verleugnung als eine spontane Schutzreaktion breitere Realitätsausschnitte ausblendet. Außerdem wird Verleugnung in der Regel bewusst eingesetzt, Verdrängung eher unbewusst.

Borderliner setzen die Verleugnung oft ein, damit Spaltung aufrecht erhalten werden kann. Dabei werden Tatsachen, die gegen die Idealisierung, oder die Abwertung sprechen ausgeblendet. Der Betroffene baut sich also seine eigene Realität die er in diesem Moment auch so empfindet.

 

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Verdrängung

 

Borderline: Abwehrmechanismus - Verdrängung
Borderline: Abwehrmechanismus – Verdrängung

Beim Abwehrmechanismus Verdrängung werden Konflikthafte Affekte, Kognitionen oder einfach nur tabuierte und bedrohliche Vorstellungen, also etwas ursprünglich Bewusstes, aktiv in das Unbewusste verschoben; Sozusagen aktiv aus der Wahrnehmung ausgeblendet und vom Bewusstsein fern gehalten. Es wird so vergessen, was wir nicht wahrhaben wollen, weil es unser Selbstgefühl stört.  Jedoch ist Verdrängung nicht wirklich Vergessen. Wenn ich etwas vergesse, dann ist alles weg. Die Ursachen sind weg, die Folgen und auch die Reaktionen. Denn ohne Ursprung gibt es keine Folgen. Bei der Verdrängung bleiben die Probleme und Konflikte jedoch ungelöst. Zwar beschäftigen sie uns nicht mehr bewusst, aber sie schwellen unkontrolliert weiter.  Einzelne Elemente des Verdrängten können darum immer wieder belastend auftreten, ohne dass der Symptomträger dies erklären oder verstehen könnte.

Beispiel: Ich lerne jemanden kennen und empfinde Zuneigung. Aus Angst sich in einer näheren Beziehung zu verlieren verdränge ich die Gefühle und streiche sie aus meiner Wahrnehmung. Mein Kopf ersetzt diese Gefühle, wenn ich darüber nachdenke finde ich viele Gründe warum ich keine Zuneigung empfinde, auch wenn sie tatsächlich da ist.

Ich gehe davon das das Verdrängung immer unbewusst entsteht. Wenn wir versuchen bewusst zu verdrängen handelt es sich meiner Meinung nach eher um den Abwehrmechanismus Verleugnung.

Es handelt sich bei der Verdrängung im Grunde immer um einen Konflikt zwischen unseren Triebwünschen und den Regeln, die uns die Gesellschaft, oder wir selbst uns auferlegen. Das Problem ist, dass der Widerstand dagegen in der Verdrängung erhalten bleibt. Im Unbewussten bleiben die Spuren des Kampfes für immer eingegraben. Das nichts wirklich vergessen worden ist, zeigen manchmal Träume und die Möglichkeit, durch sogenannte Flashbacks an die Situation erinnert zu werden. Die Verdrängung erhält nicht nur die Probleme, für die man eigentlich eine Lösung suchte, sie kostet auch  zusätzlich Kraft. Das Verdrängte versucht ständig seinen Weg zurück in unser Bewusstsein. Es muss also niedergehalten werden, damit es uns nicht erneut verstört. Die Anstrengung, die dies  erfordert ist manchmal so groß, dass man sich aus seinem gewohnten Lebensumfeld lösen muss. Verdrängung geht also oft einer Flucht voraus und wird von Borderlinern meist, wie die meisten Abwehrmechanismen, zusammen mit der Spaltung eingesetzt.

 

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Reaktionsbildung – Wandlung ins Gegenteil

Borderline: Abwehrmechanismus Reaktionsbildung
Borderline: Abwehrmechanismus Reaktionsbildung

Borderliner sind oft von Gefühlen überfordert. Sie können mit wahrgenommen Emotionen nicht umgehen oder empfinden sie als unangebracht. Bei der Reaktionsbildung werden diese nichtakzeptierten Impulse mit entgegengesetzten Gefühlen besetzt und somit niedergehalten.

Dieser Vorgang kann zum Teil bewusst eingesetzt werden und zwingend notwendig sein. Zum Beispiel wenn ein Arzt eine attraktive Patientin untersucht. Die entstehenden Triebimpulse werden bewusst umgewandelt, damit es einem sozial erwünschten Verhaltensmuster entspricht.

Borderliner setzten die Reaktionsbildung bevorzugt in zwischenmenschlichen Situationen bewusst ein. Wenn sie zum Beispiel mit entstandenen Liebesgefühlen überfordert sind, wandeln sie diese genau ins Gegenteil um. Aus Liebe wird Hass. Auf diese Weise kann
Reaktionsbildung perfekt zusammen mit dem Mechanismus Spaltung genutzt werden.
In oben genanntem Beispiel wird aus Liebe Hass und dieser Hass ermöglicht die
Abspaltung und Entwertung des Gegenüber.

Gerade wenn Emotionen existenziell bedrohlich erscheinen, wie es oft bei Trauer, Angst und Scham der Fall ist, wird oft unbewusst zum Mechanismus Reaktionsbildung zurückgegriffen. Bei unbewusster Reaktionsbildung werden ebenfalls die vorherrschenden Gefühle ins Gegenteil umgewandelt. Bevorzugt in Verhaltensmuster mit denen der Betroffene besser umgehen kann. Die neuen, ersetzten Gefühle müssen kognitiv nicht nachvollziehbar sein, denn es geht dabei lediglich darum, emotionalen Druck abzubauen. Sie wirken darum nach außen oft unangebracht.

Zum Beispiel kann ein Betroffener, bei dem eine nahestehende Person gestorben ist, die empfundene Trauer die ihn überfordert in Wut umwandeln. In Ihm entsteht Wut, von der verstorbenen Person verlassen worden zu sein.

Durch dieses Deckeln von Gefühlen entsteht ein problematischer Nebeneffekt. Wenn man versucht sich von den nun empfundenen Gefühlen Linderung zu verschaffen ist es meist nicht möglich, da die Situation nichts mit der wahrgenommenen Situation zu tun hat.
In dem Beispiel mit dem nahestehenden Verstorbenen ist es nicht hilfreich sich mit der Wut auseinander zu setzen, denn die tatsächlich vorherrschende Emotion ist die Trauer. Aus diesem Grund setzen Borderliner in der Regel nie nur den Schutz der Reaktionsbildung ein, sondern greifen auf mehrere Abwehrmechanismen gleichzeitig zurück.

 

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Doppelbindungstheorie (Double Bind Theory)

Borderline: Doppelbindungstheorie (Double Bind Theory)
Borderline: Doppelbindungstheorie (Double Bind Theory)

Double Bind ist eigentlich kein Abwehrmechanismus im psychodynamischen Sinn. Borderliner greifen jedoch gern auf diesen Schutz zurück um in Ihrer Zerrissenheit keine Entscheidung treffen zu müssen.

Die Double Bind Theorie setzt grundsätzlich ein Abhängigkeitsverhältnis voraus wie sie z.B. in „Eltern-Kind“ – oder symbiotischen Beziehungen vorzufinden sind. Es handelt sich um einen paradoxen Kommunikationsstil, in dem zwei widersprüchliche Botschaften in einer Interaktion übermittelt werden. Die Signale können sowohl Gestik, Mimik als auch der Inhalt der gesprochenen Worte sein. Der Empfänger steht dadurch vor der Wahl welcher Botschaft er Glauben schenken soll.

Als gutes und einfaches Beispiel kann die Antwort auf die Frage „Wie geht es Dir?“ genommen werden. Der Gefragte antwortet mit leidender, zittriger Stimme und mit verkrampfter Körperhaltung „Danke, sehr gut!“.

Nimmt man nun den gesprochenen Satz als Wahrheit und ignoriert die leidende Geste, könnte das der Andere übel nehmen. – Im anderen Fall könnte er jedoch ebenfalls empfindlich reagieren, da man seinen Worten keinen Glauben schenkt. Auf Double-Bind
Botschaften kann also nur falsch reagiert werden.

Wie oben gesagt setzen Borderliner diese Art der paradoxen Kommunikation gerne ein um der Zerrissenheit die in ihnen herrscht zu entgehen. Diese Zerrissenheit entsteht gerne wenn Logik und Gefühle nicht in Einklang zu bringen sind. Der Betroffene ist aufgrund dieser unterschiedlichen Wahrnehmungen zu keiner Entscheidung fähig und gibt durch das Double-Bind dieses für ihn unlösbare Problem weiter. Unter diesen Gesichtspunkten kann Double-Bind meiner Meinung nach sehr wohl als symptomatischer Schutzmechanismus bezeichnet werden.

Es kommt sehr häufig vor, dass Borderliner in der Kindheit Double-Bind Botschaften ausgesetzt waren. Gerade in Eltern-Kind Beziehungen wirkt sich diese Kommunikationsform verheerend aus. Das Kind ist existenziell auf die Eltern angewiesen. Wenn es nun ständig dieser Kommunikationsweise, in der zwei unterschiedliche Botschaften übermittelt werden, ausgeliefert ist, wird das Kind im Bezug auf die Beziehung zu den Eltern unsicher. Das kann dazu führen, dass das Kind der Liebe der Eltern unsicher wird, sich aber nicht traut es zu artikulieren. Um die Beziehung zu den existenziell wichtigen Eltern aufrecht zu erhalten ignoriert das Kind die eigenen Wahrnehmungen und Gefühle. Im Kind entsteht das Problem „Wenn ich die Bindung zu meiner Mutter behalten will, darf ich nicht zeigen das ich sie liebe. Aber wenn ich Ihr nicht zeige, dass ich sie liebe, wird sie mich verlassen.“ (frei interpretiert nach Bateson, Begründer der Double-Bind Theorie)

Ein gutes Beispiel bei Eltern-Kind Beziehungen:

„Ich schlage Dich nicht weil ich böse bin, sondern weil ich dich liebe!“

In Borderline-Beziehungen, bei der es häufig zu Nähe-Distanz Problemen kommt kann es zum Beispiel zu folgender paradoxen Situation kommen:

Der Betroffene sucht die Nähe des Partners, sucht Zärtlichkeit aber sagt: „Ich
hasse Dich, ich will nichts von Dir!“

 

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