Borderline: Fakten, Statistiken, Studien und Zahlen

Verbreitung:

In der Vergangenheit gingen die Zahlen hierzu weit auseinander.

Nach Nach DSM IV 1994 – ca. 2%

Kernberg sprach von bis zu 15%

Neuere Studien ergaben eine Lebenszeit-Prävalenz* von ca 3% (Trull et al. 2008)

Dieser Wert von 3% wurde inzwischen in mehreren Studien bestätigt und pegelt sich als Richtwert ein (Bohus, 2011). Er kann inzwischen als gesichert gelten.

Damit ist die Borderline-Persönlichkeitsstörung 4 mal weiter verbreitet als z.B. Schizophrenie.

* Die Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) (von lateinisch praevalere, ‚sehr stark sein‘) ist eine Kennzahl der Gesundheits- und Krankheitslehre (Epidemiologie) und sagt aus, wie viele Menschen einer bestimmten Gruppe (Population) definierter Größe an einer bestimmten Krankheit erkrankt sind. Der Begriff „Lebenszeitprävalenz“ ist sprachlich etwas irreführend, da eine genaue Erfassung nicht möglich ist, handelt es sich dabei um einen geschätzten Richtwert der sich aufgrund ermittelter Daten über einen bestimmten Zeitraum ergibt und nicht wie die Bezeichnung vermuten lässt über die gesamte Lebensdauer.

Die Studie ergab, das besonders junge Menschen von den Symptomen betroffen sind:

Lebenszeit-Präzalenz
Lebenszeit-Präzalenz bei Borderline

Die Statistik zeigt, dass die Störung besonders in jungen Jahren zum Vorschein kommt.

Das die Prävalenz mit fortschreitendem Alter deutlich abnimmt, lässt den Schluss zu das sich die Symptome mit fortgeschrittenem Alter und jahrelanger Therapie verbessern.

Das bedeutet nicht, dass die Betroffenen geheilt sind, sondern dass die expressiven Symptome mit fortschreitendem Alter abnehmen, so dass eine Borderline-Persönlichkeitsstörung nicht mehr nachweisbar ist.

 

 

 Bei einer aktuellen Studie bezüglich Remissionsraten ** (Zanarini et al., 2010) kam man auf folgende Werte:

Borderline: Remissionsrate
Borderline: Remissionsrate

93% zeigten bei einer Nachbetrachtung (nach 10 Jahren) einen Zeitraum von min. 2 beschwerdefreien Jahren. Bei 30% traten die Symptome nach den 2 Jahren wieder auf. Immerhin 84% beschrieben einen beschwerdefreien Zeitraum von min 4 Jahren. Bei 15% traten danach die Symptome wieder auf.

Dies ergab für beide Beobachtungszeiträume eine relativ hohe Remissionsrate von ca. 60%.

Es muss jedoch beachtet werden das die beobachteten Betroffenen in Zanarinis Studie zur  sogenannten „upper class“ (wohlhabende Schicht Amerikas)  gehörten und somit Zugang zur bestmöglichen therapeutischen Versorgung hatten.

Betrachtet man sich jedoch zusätzlich die soziale Integration ergibt sich ein vollkommen anderes Bild. Dies kann man mit Hilfe der sogeannten GAF*** machen. Bei der oben gezeigten Gegenüberstellung ging man von einem Wert von 60 in der GAF-Skala aus. Eine GAF von 60 ist nicht viel, denn es stellt lediglich einen Zustand dar, der einem Menschen ein einigermassen funktionales Leben ermöglicht. Eine GAF von 60 beschreibt ein  mässig ausgeprägtes Störungsbild. Nur 50% der Teilnehmer erreichten das erforderliche Maß und 34% rutschten im Betrachtungszeitraum wieder unter den Richtwert von 60. Das bedeutet nur ca. 15% schafften es ein „normales“ Maß an sozialer Integration (dabei besonders hervorzuheben Partnerschaft und Beruf) zu erreichen.

** Mit Remission bezeichnet man das temporäre oder dauerhafte Nachlassen von Krankheitssymptomen ohne Erreichen der vollständigen Genesung.

*** Die Global Assessment of Functioning-Skala (GAF) ist eine psychologische Skala zur Erfassung des allgemeinen Funktionsniveaus einer Person. „Die psychischen, sozialen und beruflichen Funktionen werden dabei auf einem hypothetischen Kontinuum von psychischer Gesundheit bis Krankheit gedacht. (Quelle: Wikipedia)
 

Verteilung zwischen den Geschlechtern:

Borderline: Geschlechterverteilung

Der Anteil weiblich : männlich steht nach klinischen Studien bei 75 : 25.

Allerdings sind klinische Studien diesbezüglich nicht reprästativ, da weibliche Borderlinerinnen sich deutlich eher in psychologische Behandlung begeben.

Hier könnte auch die Betrachtung der Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Borderlinern interessant sein.

Experten schätzen das Verhältnis weiblich : männlich bei 50 :50 (Quelle State of the Arts 2011/2012)

Studien (Grant et al., 2008; Lenzenweger et al., 2007) bestätigen diese Schätzung.

Schulbildung und Beruf:

Obwohl man jungen Borderlinern nachsagt, dass sie Schule und Berufsausbildung eher abbrechen als andere konnte dies in Studien nicht belegt werden.

Schulbildung:

Borderline: Schulbildung
Borderline: Schulbildung

 Das Diagramm zeigt keine nennenswerte Auffälligkeiten bei der Schulbildung von Borderlinern.

 

 

 

 

 

Berufsausbildung:

Borderline: Berufsausbildung
Borderline: Berufsausbildung

Das Diagramm zeigt geringe, aber nicht nennenswerte Auffälligkeiten bei der Berufsausbildung von Borderlinern.

 

 

 

 

Beschäftigungsstatus:

Borderline: Beschäftigungsverhältnis
Borderline: Beschäftigungsverhältnis

Bei Borderlinern zeigen sich tendenziell jedoch nachweislich größere Probleme dauerhaft in einem Beschäftigungsverhältnis zu verweilen:

(Unter Andere : 7% Frührente und 21% in beruflichen Rehaprogrammen)

 

 

 

Die Zahlen sind dem Vortrag von Prof. Martin Bohus am 26. November 2011 auf dem DGPPN-Kongress entnommen.

 Komorbiditäten:

Borderline kommt selten allein. Folgende Begleiterkrankungen kommen im Zusammenhang mit Borderline am häufigsten vor:

Angstneurosen/Phobien 24-81% (Jerschke et   al., 1998/Grüttert, 2000)
Substanzmissbrauch 21-67% (Jerschke et al.,   1998/Grüttert, 2000)
Depressionen(1) 80-100% (Oldham et al., 1995;   McGlashan et al., 2000; Zanarini et al., 1998a; Zimmerman & Mattia, 1999)
Essstörungen(2) ca. 53% (Zanarini et al   1998a)
AD(H)S 15-50% (Philipsen et al.,   2008, Bohus)
PTBS(3) 23-47% (Oldham et al., 1995;   McGlashan et al., 2000; Zanarini et al., 1998a).
Zwangsstörungen 31-48% (Oldham et al., 1995;   McGlashan et al., 2000; Zanarini et al., 1998a).

(1) Die Symptome einer Borderline-Depression unterscheiden sich teilweise deutlich von denen einer Major Depression (Moser u. v. Zeppelin 2004, Rohde-Dachser).
(2) Bei Esströungen ist Bulimie am häufigsten als Borderline-Komorbidität aufgefallen (26%) (Zanarini et al. 1998a)
(3) PTBS = Posttraumatische Belastungsstörung

Häufig treffen auch andere Persönlichkeitsstörungen als Komorbidität auf.

ängstlich-vermeidende   PS 43-47% (McGlashan et   al., 2000; Zanarini et al., 1998b)
dependente PS 16-51% (McGlashan et al.,   2000; Zanarini et al., 1998b)
paranoide PS 14-30% (McGlashan et al.,   2000; Zanarini et al., 1998b)
narzisstische   PS ca. 16% (Zanarini et al.,   1998b)
histrionische   PS ca. 15% (Zanarini et al.,   1998b)

Hier mag überraschen wie selten Borderline zusammen mit der narzisstischen PS nachgewiesen wurde. In vielen Büchern wird die Komorbidität, oder zumindest Narzisstische-Strukturen höher bewertet. In der mir vorliegenden Literatur jedoch ohne Angabe von Quellen oder empirischen Studien.

Sozialverhalten:

Borderline: Sozialverhalten
Borderline: Sozialverhalten

Mit 16,3% zeigen Borderliner weniger antisoziales Verhalten als der Gesamtdurchschnitt der Bevölkerung (18,1%) (Dulz-Schneider 1999). Das mag etwas erstaunen, da Ex-Partner von Borderliner dies oft anders wahr nehmen und es somit nicht in das gängige Bild des bösen Borderliners passt, doch es könnte einer der Gründe sein warum man Borderliner häufig in sozialen Berufen findet.

 

 

Weitere Zahlen:

80%  der Betroffenen greifen auf eine Form von selbstschädigendem Verhalten zurück (beinhaltet SVV) (Bohus).

Hohe Suizidrate von 5-10% (Jerschke et al. 1998; Grüttert, 200;Rotehnhäusler et al. 1999)

60-75% Unternehmen einen oder wiederholte Suizidversuche (Bohus, Gunderson, 1984)

 

Was sie noch interessieren könnte:

Borderline: Was ist das?

Abwehrmechanismen von Borderlinern

Emotionales Gedächtnis

Therapieformen bei Borderline

Borderline: Definition ICD 10 und DSM IV

Weitere Links zum Thema (ausserhalb von Grenzwandler.org):

Prof.Dr.Faust: Die Borderlinepersönlichkeitsstörung (BPS)

Vortrag von Prof.Martin Bohus

 

 

 

 

 

Borderline: Spiegelung – was ist dieses „spiegeln“ bei Borderline

Wenn man über Borderline liest wird man unweigerlich irgendwann auf den Begriff „Spiegeln“ stoßen. Häufig bleibt man jedoch dabei im Unklaren was sich hinter dem Begriff verbirgt. Das hat zum einen damit zu tun, dass Spiegeln ein Begriff ist, der in vielerlei Hinsicht verwendet wird. So wird der Begriff Spiegeln  in der Psychologie, laut Wikipedia, in mindestens vier Bereichen in jeweils eigenem Sinn gebraucht:

  • in der psychoanalytisch orientierten Gruppenanalyse und Supervision
  • in der Humanistischen Psychologie von Carl Rogers
  • in der Theorie des Narzissmus von Heinz Kohut
  • in der psychologisch-spirituellen Transformationslehre
Borderline: Spiegelung
Borderline: Spiegelung, Verwechslung, Übertragung

Spiegeln beschreibt aber auch einen Effekt, der mit Wahrnehmung zu tun hat. Wenn man mit einem Menschen in Kontakt tritt, erhält man eine Vielzahl von Botschaften, die wir bewusst oder unbewusst wahrnehmen können. Teilweise handelt es sich dabei um Dinge, die uns aktiv vom Gegenüber mitgeteilt werden. Zu einem anderen Teil handelt es sich um Eindrücke die wir selbst wahrnehmen. Genau hier greift das Spiegeln, wie es im Zusammenhang mit Borderline häufig verwendet wird.

Dabei beschreibt Spiegeln das Phänomen, dass wir in unserem Gegenüber eigene Anteile erkennen. Je nachdem wie die Person auf uns wirkt, nehmen wir dabei unsere eigenen Defizite, oder eigene Wünsche/Bedürfnisse wahr.

Beispiel:

Wenn ich ein eher schüchterner Mensch bin und nehme eine Person wahr, die sich sehr offen und Kontaktfreudig zeigt, erkenne ich dabei mein eigenes  „Über-Ich“. In meiner Idealvorstellung hätte ich gerne die Offenheit und Kontaktfreude meines Gegenübers. Es wird mir also meine Idealvorstellung von mir selbst gespiegelt und macht mir dabei mein eigenes Defizit in dem Bereich bewusst.

Anderes Beispiel:

Wenn ich mich unbewusst hilflos fühle und mich nach Geborgenheit sehne, kann es durch Spiegelung passieren, dass ich dies auch verstärkt in meinem Gegenüber wahrnehme. Wenn ich dann meinem Gegenüber Hilfe und Geborgenheit biete, kann es also sein, dass ich meine eigene Hilfsbedürftigkeit und den Wunsch nach Geborgenheit bedienen will.

Von Spiegeln spricht man in dem Zusammenhang, wenn ich eigene Anteile in meinem Gegenüber erkenne, ohne dass mir dies aktiv vermittelt wird. Spiegelung hat also immer mit der eigenen Wahrnehmung zu tun.

Gerade wenn man sich zu verlieben beginnt, kommt es häufig zu Spiegelung. Dies bewirkt zum Beispiel, dass man so viele Gemeinsamkeiten mit dem Gegenüber zu erkennen glaubt. Diese Gemeinsamkeiten können natürlich auch tatsächlich vorhanden sein, doch relativ häufig handelt es sich dabei um Spiegelung.

Auch wenn Spiegelung also etwas ist, auf das jeder Mensch in gewisser Weise zurückgreift, hat sie bei Borderlinern eine besondere Bedeutung. Aufgrund der brüchigen „Ich-Struktur“ von Borderline-Betroffenen haben Borderliner häufig eine gestörte Selbstwahrnehmung. Sie sind nicht fähig eigene Anteile in sich wahr zu nehmen. Darum sind sie auf andere Menschen angewiesen die sie spiegeln. Durch die Spiegelung erreichen sie also einen Bezug zu sich selbst.

Aus diesem Grund kann Gruppentherapie für Borderline-Betroffene äußerst wirkungsvoll sein, auch wenn man sich vielleicht aufgrund einer vorhandenen Sozialphobie vor Gruppenarbeit scheut.

Gerade zu Beginn meiner Therapie war Gruppen-Therapie für mich wichtig um verstehen zu können was in mir vor sich geht. Mir hat Gruppenarbeit also sehr geholfen, was jedoch nicht auf jeden Betroffenen zutreffen muss.

Ein Borderliner, der von seinem Gegenüber die Dinge gespiegelt bekommt, die seine eigenen Wünsche und Bedürfnisse entspricht, wird diese Person anziehend finden. Anders herum kann sich der Betroffene, aufgrund seiner fehlenden Ich-Struktur, perfekt auf sein Gegenüber einstellen und bietet sich somit seinem Gegenüber als perfekter Spiegel an. Dieser Umstand sorgt dafür das die Partner auf den ersten Blick perfekt zueinander passen scheinen.

Was es schwierig macht Spiegelung verstehen zu können, hängt zu einem großen Teil damit zusammen, dass es verschiedene andere Mechanismen gibt, die dem Spiegeln sehr ähneln.

Es könnte sich um Übertragung handeln.

Von Übertragung spricht man, wenn ich in meinem Gegenüber alte Muster aus meiner Kindheit erkenne und somit Gefühle oder Erwartungen in mir ausgelöst werden, die nichts mit meinem Gegenüber zu tun haben. Vielmehr erkenne ich dabei meine Eltern wieder und reagiere unbewusst mit meinem Verhalten auch so, wie ich auf meine Eltern reagieren würde. Man spricht entweder von positiver, oder negativer Übertragung, je nachdem wie ich die Situation mit Kindheitserinnerungen in Verbindung bringe.

Beispiel:

Ich erkenne unbewusst bei meinem autoritären Vorgesetzten wenn er mich kritisiert meine Mutter wieder und reagiere deswegen mit kindlichem, überzogenem Autonomieverhalten. Oder mit Unterwürfigkeit.

Oder:

Ich habe in meiner Kindheit von meinem Vater wenig Aufmerksamkeit erhalten und suche deswegen in meinem Partner nach der Anerkennung die er mir verweigerte.

 

Während es bei der Übertragung immer um Erfahrungen aus der Kindheit handelt, gibt es noch die Möglichkeit, Verhalten oder Persönlichkeitsmerkmale anderer Personen im Gegenüber wahrzunehmen. In diesem Fall sprachen meine Therapeuten von Verwechslung. Verwechslung kann sowohl durch äußere Reize, als auch durch Verhalten ausgelöst werden. Je nachdem wie ich die andere Person in Erinnerung habe, löst die Verwechslung entweder gute, oder negative Emotionen in mir aus. Diese Emotionen stehen jedoch nicht unmittelbar mit meinem Gegenüber im Zusammenhang, sondern entsprechen meiner vorbelasteten Erinnerung.

Beispiel:

Jemand mit einer auffallenden Brille hat mich schlecht behandelt. Wenn ich auf eine andere Person treffe die eine ähnliche Brille trägt, reagiere ich abwehrend oder aggressiv.

Oder:

Ich wurde in Vergangenheit von einer Ex-Partnerin betrogen. Wenn ich eine neue Beziehung eingehe unterstelle ich meiner neuen Partnerin, dass sie mich betrügt, obwohl es dafür keine erkennbaren Anzeichen gibt.

Oder im positiven Sinne:

Ich treffe auf eine Frau die mich an eine Ex-Partnerin erinnert, die ich sehr geliebt habe.

Neben Spiegelung, Übertragung und Verwechslung können noch andere Mechanismen die Wahrnehmung beeinflussen. Zum Beispiel die Abwehrmechanismen Projektion und projektive Identifikation.

Häufig glaubt man, wenn sich die Spiegelung als unzutreffend erweist, getäuscht worden zu sein. Dies muss jedoch nicht immer der Realität entsprechen, da ich durch Spiegelung mit meinen eigenen Anteilen konfrontiert werde.

Aldo Berti hat das, was bei der Spieglung tatsächlich passiert in seinen Spiegelgesetzen schön zusammengefasst:

1. Spiegel-Gesetz
Alles was mich am anderen stört, ärgert, aufregt oder in Wut geraten lässt und ich anders haben will, habe ich selbst in mir. Alles, was ich am anderen kritisiere oder sogar bekämpfe und verändern will, kritisiere, bekämpfe oder unterdrücke ich in Wahrheit in mir und hätte es gerne anders.

2. Spiegel-Gesetz
Alles, was der andere an mir kritisiert, bekämpft und verändern will und ich mich deswegen verletzt fühle, so betrifft es mich – ist dies in mir noch nicht erlöst. Meine gegenwärtige Persönlichkeit fühlt sich beleidigt – der Egoismus ist noch stark.

3. Spiegel-Gesetz
Alles was der andere an mir kritisiert und mir vorwirft oder anders haben will und bekämpft und mich dies nicht berührt, ist es sein eigenes Bild, sein eigener Charakter, seine eigenen Unzulänglichkeiten, die er auf mich projiziert.

4. Spiegel-Gesetz
Alles, was mir am anderen gefällt, was ich an ihm liebe, bin ich selbst, habe ich selbst in mir und liebe dies im anderen. Ich erkenne mich selbst im anderen – in diesen Angelegenheiten sind wir eins.

 

Was sie noch interessieren könnte:

Warum habe ich mich ausgerechnet in einen Borderliner verliebt?

Borderline und Beziehung

Probleme in einer Borderlinebeziehung

Weitere Links zum Thema (ausserhalb von Grenzwandler.org):

Borderline-Spiegel: Spiegeln in einer Beziehung

Borderline-Spiegel: Spiegelgesetze

Borderline-Spiegel: Der Schmerz

 

Borderline: Unterschied männlich – weiblich

Ein Leser hat über die Feedbackseite den Wunsch geäußert, dass ich einmal auf die geschlechtsspezifischen Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Borderlinern eingehe. Darüber wollte ich schon lange schreiben, der Hinweis gab mir den nötigen Antrieb dafür mich mit dem Thema mehr zu beschäftigen.

Der Unterschied zwischen männlichen und weiblichen Borderlinern.
Der Unterschied zwischen männlichen und weiblichen Borderlinern.

Nachtrag: Beim jährlich stattfindenden bundesweiten Borderline-Trialog in Ansbach war diesmal das Thema: Borderline bei Männern & Jungs – ein kleiner aber feiner Unterschied. Ich habe das erste mal dort teilgenommen und habe deswegen neue Informationen die ich nun auf diese Seite einfließen lassen werde. Dr. Stefan Röpke, Leiter des Bereichs Persönlichkeitsstörungen bei der Charité Berlin referierte zu dem Thema und brachte für mich teilweise neue Erkenntnisse mit.

Wenn man die nackten Zahlen der Statistiken betrachtet, dann könnte man den Eindruck gewinnen, Borderline sei eine Krankheit an der überwiegend Frauen leiden. Ein weibliches Phänomen also. Studien die bei klinischen Stichproben gewonnen wurden zeigen auch tatsächlich deutliche Geschlechtsunterschiede. Man geht lt. diesen Studien von einem deutlichen Übergewicht von 70% weiblichen Borderlinern aus.

Eine andere Studie von Grant zeigte jedoch keine wesentlichen Unterschiede. Prof. Dr. Faust schreibt von Studien die von einem Verhältnis 2:3 bezüglich Männer zu Frauen sprechen. Es gibt auch Meinungen die von einem Verhältnis 50:50 sprechen. Letztendlich ist keine diese Hochrechnungen repräsentativ.

Das einzige was sicher gesagt werden kann: In klinischer Behandlung sind Frauen mit fast ¾ der Betroffenen deutlich in der Überzahl. Die Ursachen dafür sind unklar. Häufig liest man den Satz:

Borderline-Patientinnen kommen eher in eine ambulante oder stationäre psychotherapeutische Betreuung, Borderline-Männer fallen häufiger juristisch auf und kommen eher ins Gefängnis oder in forensische Einrichtungen.

Jedoch gibt es auch für diese These keinen wirklich repräsentativen Beleg, was allein schon darauf zurückzuführen ist, dass man bei kleineren Straftaten selten nach psychischen Störungen sucht.

Dr. Röpke brachte jedoch Zahlen mit, die diese Aussage  jedoch zu bestätigen scheinen. Er stellte jedoch auch klar das es sich dabei jedoch meist nicht um Straftaten handelt, bei denen sich die Betroffenen einen Vorteil verschaffen wollen, sondern eher um Kollateralschäden bei selbstschädigendem Verhalten.

Fakt ist, das sich männliche Borderliner seltener in Behandlung begeben. Warum das so ist, lässt sich nur vermuten. Vielleicht hängt es mit einem veralteten Gesellschaftsbild zu tun, in dem ein Mann, als Versorger, es sich weniger leisten kann eine Schwäche einzugestehen.

Es ist nicht nur so das sie sich deutlich weniger in Behandlung begeben, die Abbruchrate von begonnenen Therapien ist im vergleich mit betroffenen Frauen auch wesentlich höher. Eine Ursache dafür könnte das relativ hohe Vorkommen narzisstischer und antisozialer Persönlichkeitsstörungen als Komorbidität bei Männern sein. Ausserdem haben Borderlinemänner häufiger komorbidie Suchterkrankungen, die Ursache für einen möglichen Therapieabbruch sein können.

In den Jahren habe ich die Bekanntschaft von vielen Borderlinern (sowohl männlich, als auch weiblich) gemacht. Jeder von ihnen ging individuell mit der Störung um. Es gibt den typischen Borderliner nicht. Aus diesem Grund kann es auch nicht den typischen männlichen, oder typisch weiblichen Borderliner geben. Es gibt jedoch kleine Auffälligkeiten.

Sowohl Mann als auch Frau kennen die frei flottierenden Ängste, die meist der Auslöser für dysfunktionales Verhalten sind. Es gibt jedoch auffallend geschlechtsspezifische Unterschiede wie die Betroffenen mit diesen Ängsten umgehen.

  •  Männliche Borderliner neigen eher zu Aggression, leben ihre Wutausbrüche deutlicher aus neigen häufiger zu Hochrisikoverhalten.
  • Männliche Borderliner zeigen eine deutlich höhere Impulsivität.
  •  Selbstverletzung kommt bei beiden etwa gleichhäufig vor, doch männliche Borderline achten mehr darauf ihre Verletzungen zu verbergen, während weibliche Betroffene sich häufig sichtbar verletzen.
  •  Sehr deutlich werden die Unterschiede bei dem Abwehrmechanismus Reaktionsbildung: Männer können mit Wut deutlich besser umgehen und wandeln Trauer häufig in Wut um, während Frauen sich deutlich häufiger in die Trauer flüchten und sich Wut nicht zugestehen.
  •  Meiner Einschätzung nach ist der Wunsch es allen Recht zu machen und sich anzupassen bei weiblichen Betroffenen spürbar häufiger wahr zu nehmen.
  •  Weibliche Betroffene haben häufiger Probleme mit ihrem Körper, Sexualität und Nähe, meist aufgrund sexueller Übergriffe in der Vergangenheit.
  •  Männliche Borderliner neigen häufiger dazu sich gegen Autoritäten aufzulehnen.
  • Weibliche Borderliner weisen lt. Dr. Röpke eine deutlich höhere Symptomausprägung auf.
  • Weibliche Borderliner zeigen wesentlich häufiger dissoziative Symptome.
  • Unterschiede auch bei Komorbiditäten: Borderlinerinnen leiden häufig zusätzlich an affektiven Störungen, wie Depressionen, erkranken häufiger an einer PTBS und neigen wesentlich häufiger dazu Essstörungen zu entwickeln. Männliche Borderliner habene eine wahrnehmbar höhere Komorbiditätsrate mit der Narzisstischen und Antisozialen Persönlichkeitsstörung und greifen häufiger auf Substanzmissbrauch zurück.

Diese Unterschiede sind jedoch nicht verbindlich auf die Geschlechter festzulegen. Es handelt sich lediglich um Tendenzen die geschlechtsspezifisch häufiger auftreten. Die Erziehung und das Umfeld in dem Borderliner aufwachsen hat darauf einen entscheidenden Einfluss.

Was eine wirkliche Unterscheidung zwischen männlichen und weiblichen Borderlinern nahezu unmöglich macht ist die Tatsache, dass die BPS selten alleine auftaucht. Meist tritt Borderline mit Komorbiditäten (Begleiterkrankungen), wie z.B. Depressionen auf, was natürlich das Verhalten ebenfalls stark beeinflusst. Dieser Umstand macht auch eine fundierte Borderlinediagnose schwierig.

Je länger Borderliner in Behandlung sind, umso schwieriger wird es Unterschiede festzustellen, da die oben genannten Auffälligkeiten weniger mit der Borderline-Störung selbst, sondern eher mit den verschiedenen Abwehrmechanismen, oder Konditionierungen zu tun haben. Es ist also leichter zwischen „reflektierten“ und „nicht reflektierten“ Borderlinern zu unterscheiden.

 

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Borderline: Was ist das?

Abwehrmechanismen von Borderlinern

Emotionales Gedächtnis

Therapieformen bei Borderline

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Prof.Dr.Faust: Die Borderlinepersönlichkeitsstörung (BPS)

Vortrag von Prof.Martin Bohus

 

Bücher zum Thema Borderline II

Borderline: Ein Jahr mit ohne Lola

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Autor: Agneta Melzer

Ein Interessantes Buch, dass sich mit der BPS in Freundschaften beschäftigt. Die Autorin Agneta Melzer erzählt darin aus ihren Erfahrungen mit einer Freundin die unter der Borderline Persönlichkeitssörung leidet. „Borderline – Ein Jahr mit ohne Lola“ ist die Geschichte einer besonderen Freundschaft, einer Borderlinerin und der Probleme, die diese Erkrankung mit sich bringen kann. Aufmerksam bin ich auf dieses Buch über einen Artikel bei fem.com geworden. Was mir besonders gut Gefallen hat ist, dass die Autorin sich bemüht Hilfreiche Tipps im Umgang mit einer Borderline-Persönlichkeit zu geben.

Was ich bisher gelesen habe gefällt mir sehr gut. Die Autorin geht sehr einfühlsam mit dem Thema und ihren eigenen Gefühlen in der Freundschaft um. Was sie beschreibt kann ich nachvollziehen und die Art wie sie es schafft mit dem teilwesie schwierigen Verhalten ihrer Freundin umzugehen beeindruckt mich. Auch die Betroffene Freundin schreibt in dem Buch wie sie bestimmte Situationen wahrnimmt.

Ich muss es selbst noch lesen, aber was ich bisher gesehen habe handelt es sich hier wirklich um ein gutes Buch. Das Thema Borderline und Freundschaft wurde so auf diese Art noch in keinem anderen Buch so ausfühlich behandelt. Zumindest in keinem das ich kenne.

Emotionale Erpressung: Wenn andere mit Gefühlen drohen.

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Autor: Susan Forward und Diane von Weltzien


„Ich will doch nur dein Bestes…“, „Wie kannst du nur so egoistisch sein?“, „Wir setzen große Stücke auf sie, aber…“ Sind Sätze die vermutlich jeder von uns schon einmal gehört haben. Emotionale Erpressung ist nicht nur in Liebesbeziehungen zu finden. Unter dem Tarnmantel von Sympathie und Zuneigung wird unsere Seele oft erpreßt. Und sie bezahlt auch noch dafür. Mit Angst, schlechtem Gewissen und schwindendem Selbstwertgefühl.

Susan Forward veranschaulicht mit zahlreichen Fallbeispielen, wie die emotionale Manipulation funktioniert und wie wir uns daraus befreien können. Ein unentbehrlicher Ratgeber für alle, die sich in Zukunft erfolgreich vor dem ’sanften‘ Druck von außen schützen wollen. Natürlich ist dieses Buch gerade für Angehörige und Partner von Borderlinern sehr zu empfehlen.

Liebe als Leid: Warum Männer ihre Frauen hassen und Frauen gerade diese Männer lieben.

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Autor: Susan Forward und Joan Torres

Dieses Buch geht auf das oft beobachtete Phänomen ein, warum Frauen sich scheinbar besonders oft in dominante Männer verlieben die emotional und psychisch unterdrücken. Des Weiteren zeigt das Buch das es sich dabei häufig um Verlustängste handelt. Ziel des Buches ist es das man dieses Muster erkennt und weiß wie sie einen beeinflussen können. Natürlich ist es besonders für Frauen interessant, die sich immer wieder in, für sie schädliche, Beziehungen wiederfinden. Aber auch für Männer kann das Buch hilfreich sein und Probleme in der Beziehung verständlicher machen. Man kann sich auch als Mann mit sicherheit in so manchem darin wiederfinden.

Leider ist das Buch im Handel nicht mehr erhältlich. Darum verlinke ich hier auf die wenigen Bücher die „gebraucht“ angeboten werden.

 

Die Zweierbeziehung: Das unbewusste Zusammenspiel von Partnern als Kollusion

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Autor: Jürg Willi

Jürg Willi geht hier auf  die Kollusion ein, das unbewusste Zusammenspiel von vorgegeben Rollen. Das Buch gilt als Meilenstein in der Paarliteratur. Wie beeinflussen sich Partner gegenseitig? Wie können Beziehungen die persönliche Entwicklung fördern, wie sie behindern? In diesem Buch entwickelt Jürg Willi das weltweit anerkannte Kollusionskonzept, das Konzept eines unbewusst abgestimmten Zusammenspiels der Partner.

 Der Fremde in uns

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Autor: Arno Gruen

Der Fremde in uns, das ist der uns eigene Teil, der uns abhanden kam und den wir zeit unseres Lebens, jeder auf seine Weise, wiederzufinden versuchen. Manche tun dies, indem sie mit sich selbst ringen, andere, indem sie andere Lebewesen zerstören. Der Widerstreit zwischen diesen zwei Ausrichtungen des Lebens, die beide von derselben Problematik bestimmt sind, wird über die Zukunft unseres Menschseins entscheiden.

Ziel ist es, dazu beizutragen, die zerstörerischen Anteile wie panische Angst, rastlose Leidenschaft, blinden Haß, besonders den Haß auf Fremde, zurückzudrängen, bevor sie übermächtig werden. Gruen macht Mut, den eigenen unbekannten Kontinent der Gefühle zu erforschen. Es gilt Einsichten zu gewinnen, die das eigene mitmenschliche Handeln leiten. Das Buch ermutigt, sich dafür täglich – privat und öffentlich – zu engagieren. Arno Gruen hat für sein Buch Der Fremde in uns den Geschwister-Scholl-Preis 2001 erhalten.

Angst – Ursprung und Überwindung

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Autor: Dr. med. Holger Bertrand Flöttmann


Sehr interessantes Buch das sich einerseits mit Ängsten und Verhalten bei Angststörungen beschäftigt. Aber vor allem die Kapitel über Symbiose und symbiotischem Verhalten sind für Borderliner und Menschen die sich über Borderliner informieren wollen äusserst hilfreich. Sehr detailiert werden die Bindungsmechanismen und die Symbiose sowohl im Kindesalter als auch bei Erwachsenen erklärt. Auf die Borderline-Problematik wird ebenfalls sehr intensiv eingegangen.

Es handelt sich um ein sehr umfassendes Werk, in dem Auch das Thema Bulimie, aufgegriffen wird. Hauptsächlich werden jedoch Ängste behandelt und sehr zielgerichtet findet man dort Erklärungen und Hilfe bei Ängsten, die bei Borderlinern mehr als häufig auftreten, zum Beispiel Angst und Ekel vor Sexualität und Nähe.

Dr. med. Holger Bertrand Flöttmann ist Facharzt für Psychotherapeutische Medizin, Psychiater, Neurologe und Leiter des Wilhelm-Griesinger-Instituts in Kiel, weiß also über was er schreibt und hat jahrelange Erfahrung mit den Themen. Er schreibt sehr sachlich, für Laien, die sich erst seit kurzem mit dem Thema beschäftigen ist das Werk teilweise vielleicht etwas schwierig, da sehr viele Fachbegriffe verwendet werden. Doch wenn man sich mit dem Thema auseinander setzen will, hat man mit diesem Buch eine sehr gute Möglichkeit borderlinetypisches Verhalten besser zu verstehen.

 

Weitere Bücher zum Thema Borderline, Beziehung oder Themen die im Umgang mit der Borderline-Persönlichkeitsstörung hilfreich sind. 

DBT Programm und andere Medien zum Thema Borderline

Borderline und ADHS

Die Abkürzung ADHS Aufmerksamkeitsdefizit/Hyperaktivitätsstörung, im Volksmund auch ADS genannt für Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom mit und ohne Hyperaktivität.

ADHS ist eine ernst zu nehmende Störung und ist mittlerweile die am häufigsten diagnostizierte psychiatrische Störung im Kindes- und Jugendalter. Man geht von ca. 3-10% von ADHS-Betroffenen mit oder ohne Hyperaktivität aus.

Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse weisen daraufhin, dass es sich bei ADHS um eine Funktionsstörung im Stirnhirnbereich und einiger Stammganglien handelt. Spezialuntersuchungen haben gezeigt, dass bei ADHS-Kindern das Stirnhirn weniger oder kaum Glucoseverbrauch zeigt (Unterfunktion der Arbeitsintensität). Die Funktionsstörung beruht auf der Ebene der Neurotransmitter (Botenstoffe z.B. Dopamin, Noradrenalin, Serotonin), die entscheiden, ob der Betroffene hypo- oder hyperaktiv ist. (wörtlich zitiert aus: ADHS Deutschland e.V.)

ADHS kommt selten allein.

65% von ADHS-Erkrankten erfüllen Kriterien einer Persönlichkeitsstörung. Erwachsene ADHS´ler  zeigen dabei am häufigsten (ca. 30%) Anzeichen einer Clusters-B Persönlichkeitsstörung (Barkley et al., 2008).

Mehr als auffallend häufig kommt die Antisoziale Persönlichkeitsstörung (auch Dissoziale PS oder veraltert auch Psychopathie genannt) als Komorbidität vor. Bis zu 25% der ADHS-Erkrankten leiden auch an dieser Störung (Quellen: Manuzza, 1997 und Biederman, 2004. J Clin Psychiatry)

Da sich die Symptome von Borderline und ADHS in vielen Punkten zu gleichen scheinen wird angenommen, dass viele ADHS-Betroffene fälschlicherweise eine Borderline-Diagnose aufweisen. Andersrum kommt dies seltener vor. Problematisch ist diese Fehldiagnose vor allem deswegen, da die Behandlungen der beiden Störungen äußerst unterschiedlich ist. Vor allem wenn Medikamente verabreicht werden ist dies gefährlich. (Quelle: Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie )

Geschätzte 15% aller ADHSler erfüllen Kriterien einer Borderline-PS, ähnlich hoch ist die Prävalenz einer ADHS bei Patienten mit Borderline-PS (Philipsen et al., 2008)

Um eine bessere Differenzialdiagnose für ADHS zu ermöglichen wird es in der geplanten Revision von DSM V (2013) und ICD11 (2015) zu deutlichen Änderungen der Diagnosekriterien kommen. (Quelle: Folien der ADHS-Messe Schön Kliniken Dr. R. Murphy)

Wie erwähnt gibt es viele Gemeinsamkeiten zwischen Borderline und ADHS. Im folgenden sind das:

  • Aufmerksamkeitsprobleme
  • Probleme in der Affektregulation
  • Probleme der Impulskontrolle
  • Substanzmissbrauch
  • Gestörte Beziehungsgestaltung
  • Geringes Selbstwertgefühl
  • aversive Spannungsgefühle

 Es gibt jedoch deutliche Unterschiede zwischen Borderline und ADHS, was eine Differenzialdiagnose (Unterschiedliche Diagnose) möglich macht:

Der ADHS-Erkrankte weißt zusätzlich noch folgende Symptome auf:

  • Das für ADHS charakteristische Aufmerksamkeitsdefizit.
  • Desorganisation
  • Hyperaktivität

Borderliner weisen diese Symptome meist nicht auf, es sei denn es liegt ADHS als Komorbidität vor.

Dafür leiden Borderliner noch an folgenden Symptomen die wiederum ADHS-Betroffene nicht aufweisen:

  • Selbstschädigendes, Selbstdestruktives Verhalten
  • Eine Hohe Suizidität (sowohl Ausführung als auch Androhung)
  • Eine deutlich wahrnehmbar gestörte Identität (Fehlendes ICH).

 Neurobiologisch/Psychopathologisch sind die Unterschiede noch deutlicher:

bei Borderlinern:

  • Störungen innerhalb des fronto-limbischen Netzwerks.
  • vermehrte Amygdalaaktivität.
  • verminderte präfrontale Hemmung
  • strukturelle ZNS-Veränderungen

bei ADHS:

  • Störungen in fronto-subkortikalen Systemen
  • Volumenreduktion im frontalen Kortex, Kleinhirn
  • Störungen der dopaminergen und serotonergen Signalübertragung

(Quelle: Folien der ADHS-Messe Schön Kliniken Dr. R. Murphy)

Da ich bei ADHS nicht auf eigene Erfahrungen zurückgreifen kann stammen die Ausführungen auf dieser Seite aus Recherchen und Fachliteratur. Bei widersprüchlichen Aussagen habe ich die am häufigsten vertretene Meinung verwendet. Um zu zeigen, dass die genannten Aussagen nicht von mir stammen, habe ich sie mit der jeweiligen Quellangabe versehen.

Da ich wie erwähnt wenig über ADHS weiß, verzichte ich auch auf eine Beschreibung wie sich die Störung als Komplementärstörung mit Borderline verhält, auch wenn ich sie, vollständigkeitshalber unter den Komplementärstörungen aufnehme. Es ist kein Anspruch keine eigenen Vermutungen als Fakten auszugeben.

 

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ADHS Deutschland e.V.

Borderline und Trennung: Das Ende einer Borderline-Beziehung

Das Ende einer Borderline-Beziehung ist mit einem gewöhnlichen Scheitern einer Liebesbeziehung nicht zu vergleichen. Borderline und Trennung bedeutet immer auch ungeahnter Schmerz, wie man ihn noch nie zuvor erlebt hat. Durch die symbiotische Verschmelzung entstand eine viel tiefere Bindung. Der Borderliner wurde für den Partner als Mittelpunkt im Leben empfunden. Je intensiver und inniger diese Verbindung wahrgenommen wurde, umso mehr verlor sich der Partner in der Beziehung.

Borderline - Beziehung - Trennung
Borderline – Beziehung – Trennung

Für gewöhnlich wird die Trennung durch den Borderliner, als plötzlich und vollkommen unerwartet wahrgenommen. Doch ist dieser plötzlichen Trennung einiger Streit und Abwehrverhalten des Borderliners vorausgegangen, das man als Partner durchaus hätte wahrnehmen können. Warum einen die Trennung trotzdem unvorbereitet trifft kann mehrere Gründe haben. Die Konflikte, die entstehen, haben oft so unbedeutend scheinende Auslöser, dass Angehörige nicht verstehen, warum man sich überhaupt über so lächerliche Lappalien streiten kann. Der Streit hat jedoch für den Borderliner wenig mit der Sache zu tun, über die gestritten wird. Es spiegelt vielmehr die Zerrissenheit wieder, die in ihm vor sich geht. Das unterschätzen die Partner, da sie es nicht erkennen können was wirklich hinter dem Konflikt steht. Auf den Streit folgt häufig eine sehr innige und tiefe Versöhnung, die dafür sorgt, dass der Angehörige den Eindruck gewinnt, alles sei wieder gut. Im Borderliner tobt der Konflikt jedoch unterschwellig weiter, da er nichts mit der Ursache zu tun hatte über die gestritten wurde, sondern aus der eigenen Zerrissenheit des Borderliners herrührt.

Ursache für die beschriebene Zerrissenheit ist vermutlich die Borderline-typische Nähe-Distanz Problematik. Einerseits wünscht sich der Betroffene innige Nähe, andererseits löst diese Nähe Panik aus, die in ihm den Wunsch weckt zu gehen.

Da der Partner diese Problematik nicht nachvollziehen kann, reagiert er häufig mit einem bestimmten Verhalten. Er versucht auf den Betroffenen einzugehen, sich anzupassen. Seine Liebe, bedingt durch die nie zuvor erlebte Innigkeit, weckt in ihm den Wunsch, alles für die Fortsetzung dieser Verbindung zu tun. Ähnlich wie der Borderliner im Beginn der Beziehung ist es nun der Partner der sich anpasst und sein Verhalten ändert. In ihm entsteht der Gedanke: „Wenn ich mich nur genug bemühe, mich anpasse, werde ich geliebt und die Beziehung hat eine Chance. Häufig liegt diesem Verhalten eine Komplementärstörung zugrunde. Der Partner verändert sich, teilweise bewusst, häufig jedoch unbewusst. Er greift auf Vermeidungsstrategien zurück um die Beziehung zu erhalten:

  • Genaues Beobachten und Scannen des Borderliners, um mögliche Stimmungsschwankungen und die damit verbundene Gefahr für die Beziehung rechtzeitig zu erkennen.
  • Der Versuch sich an den Borderliner anzupassen um Konflikte zu vermeiden. Es wird versucht der perfekte Partner zu sein. Man setzt sich dabei regelrecht unter Druck.
  • Unterdrückung eigener Wünsche, Bedürfnisse und Gefühle und stoisches Ertragen der impulsiven emotionalen Ausbrüche des Betroffenen, auch wenn es einen sehr verletzt.

Letztendlich sind diese Vermeidungsstrategien jedoch nicht wirklich zielführend und sorgen nur dafür, dass man seine eigene Identität verliert.

Wenn es dann, trotz alles Bemühens, zur Trennung kommt ist der Schmerz riesig und ungleich heftiger als man es von früheren Beziehungen kennt. Dies hängt nicht nur damit zusammen, dass die ehemals geliebte Person nicht mehr da ist, sondern vor allem auch damit, seine eigene Persönlichkeit verloren zu haben. Dies führt zu einem völligen emotionalen Zusammenbruch. Der verlassene Partner spürt intensive Leere, Scham und Selbstabwertung. Für Außenstehende ist dieser Schmerz nur schwer nachvollziehbar und das Unverständnis von Freunden und Familie verstärken diese qualvollen Gefühle.

Häufig zeigt ein Angehöriger nach einer Trennung ein Verhalten, das an die Struktur der Borderline-Störung erinnert:

  • Impulsive Stimmungsschwankungen und der ständige Wechsel zwischen Liebe und Hass dem Borderliner gegenüber.
  • Gefühl von Leere und totaler Hilflosigkeit.
  • Emotionale Überflutung
  • Ständiger Wechsel zwischen Schuldgefühlen und Opferhaltung.

Diese heftigen Auswirkungen sind beim Ende einer Borderline-Beziehung ein durchaus logischer Prozess, der mit dem Verlust der eigenen Identität zusammenhängt. Man muss erst wieder zu sich selbst finden. Angehörige sind, anders als Borderliner, jedoch in der Lage diese Phase zu überwinden, auch wenn es sich anfangs nicht so anfühlt.

Es gibt verschiedene Strategien zum verarbeiten gescheiterter Borderline-Beziehungen. Da eine Beziehung eine sehr individuelle Angelegenheit ist und es weder den typischen Borderliner noch den typischen Angehörigen gibt, muss man seinen eigenen Weg finden mit seinem Schmerz umzugehen. Die verlinkte Seite kann maximal eine Unterstützung bieten, den für sich besten Weg zu finden.

Es kann auch Helfen sich eine Selbsthilfegruppe zu suchen und sich mit anderen Angehörigen auszutauschen. Im Internet kann ich hierbei den Borderline-Spiegel empfehlen. Ich arbeite in diesem Forum selbst mit. Vorteil dieser Seite ist es, dass man dort die Möglichkeit hat sich nicht nur mit anderen Angehörigen und Partner auszutauschen, sondern auch von reflektierten Borderline-Betroffenen lesen kann. Neben der Hauptseite findet man dort auch ein gut besuchtes Forum und einen lebhaften Chat.

 

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Es gibt verschiedene Strategien gegen Trennungsschmerz und zum verarbeiten gescheiterter Borderline-Beziehungen. Da eine Beziehung eine sehr individuelle Angelegenheit ist und es weder den typischen Borderliner noch den typischen Angehörigen gibt, muss man seinen eigenen Weg finden mit seinem Schmerz umzugehen. Die unten aufgeführten Möglichkeiten haben sich bei verschiedenen Angehörigen bewährt. Es gibt sicherlich noch mehr Möglichkeiten mit Trennungen umzugehen, die ich vielleicht noch nicht kenne. Es gibt im Internet noch viele andere erfolgsversprechende Lösungen.

Die Null Kontakt-Strategie gegen Trennungsschmerz:

Die Betrachtung der Liebesbeziehung als süchtiges Verhalten.

Die Null-Kontakt-Strategie wird am häufigsten von Selbsthilfeforen und Experten als Strategie gegen Trennungsschmerz empfohlen. Muss deswegen jedoch nicht die sinnvollste Strategie sein. Sie ist durchaus effektiv, verursacht jedoch auch viel Schmerz.

Da man sich in Borderline-Beziehungen und der damit verbundenen, symbiotischen Verbindung sehr leicht selbst verliert, betrachtet man sich selbst bei dieser Trennungs-Strategie als süchtig nach der Beziehung. Durch die Trennung fühlt man sich wie ein Drogensüchtiger auf Entzug.

Wenn ein Süchtiger seine Sucht bekämpfen will, ist der erste und wichtigste Schritt, sich von der Droge zu befreien. Bei einer Beziehungssucht bedeutet das, ich muss jede Verbindung zum Betroffenen kappen. Wichtig ist alles, was einen an den Borderliner erinnert zu entfernen. Ebenso muss es unterbunden werden, dass es zu weiteren Kontakt mit ihm kommt. Dies kann erreicht werden indem man alle Kontaktdaten löscht, sich selbst neue Telefonnummern anschafft um auf Kontaktversuche des Betroffenen nicht mehr zu reagieren.

Dies wird anfangs sehr schwer fallen, doch wie bei jeder Sucht werden die Entzugserscheinungen mit der Zeit abnehmen.

Die Gefahr in dieser Strategie ist: Durch den heftigen Kontaktabbruch lässt man sein Gegenüber so schmerzhaft alleine, dass in ihm erst recht der Wunsch nach Kontaktaufnahme um sich zu erklären/rechtfertigen entsteht. Es kann also zu einer vermehrten Aufmerksamkeit durch den Borderliner kommen, obwohl man genau das Gegenteil erreichen will.

Zentrale Botschaft dieser Strategie ist: „Jeder Kontakt zum geliebten Borderliner ist verboten und schädlich. Wer auf Entzug ist, sollte sich von seiner berauschenden Droge fernhalten.“

Die kognitive Lösungs-Strategie gegen Trennungsschmerz:

Die rationale Erkenntnis, dass die Borderline-Persönlichkeitsstörung es den Partner unmöglich macht, mit dem Betroffenen, eine glückliche Beziehung zu führen.

Wenn wir uns in einen Menschen verlieben, werden in uns eigene Wünsche und Bedürfnisse erweckt. Wir träumen von einer gemeinsamen Zukunft, suchen im Gegenüber Verständnis, Nähe und Beständigkeit. Alles dies war jedoch in der Beziehung mit dem Borderliner nicht vorhanden.

Bei der kognitiven Lösungs-Strategie wird versucht sich mit der Borderline-Störung intensiv auseinander zu setzen. Dabei ist es wichtig die Auseinandersetzung von einer möglichst neutralen Warte aus zu betrachten. Es geht erst mal nicht um den geliebten Partner, sondern darum die Borderline-Persönlichkeitsstörung zu verstehen. Wie macht sich die Krankheit bemerkbar? Welchen Mechanismen sind Borderlinern unterworfen?

Je mehr man über die Borderline-Störung weiß, wird man erkennen, dass diese Störung eine Beziehung, wie man es sich von einem Partner wünscht, nicht möglich macht. Man wird erkennen, dass eine kurzfristige Lösung für die Probleme, die zum Scheitern der Beziehung führten, nicht möglich ist und man als Angehöriger/Partner an dieser Situation nichts ändern kann.

Durch dieses Verständnis ist es möglich den geliebten Betroffenen als Menschen zu sehen der zwar weiterhin liebenswert ist, aber dessen Krankheit es unmöglich macht eine glückliche Beziehung mit ihm zu führen.

Die Gefahr bei dieser Strategie ist, dass man es nicht einsehen will machtlos gegen diese Störung zu sein. Das man an einer Retterrolle festhalten will.

Zentrale Botschaft dieser Strategie ist: „Ich liebe mein Gegenüber als Menschen immer noch, aber eine Fortführung der Liebesbeziehung würde für beide Seiten nur unnötig Schmerz bedeuten.“

Die Anti-Idealisierungs -Strategie gegen Trennungsschmerz:

Gezielte Änderung des Idealbildes das man von der geliebten Person hat.

Wenn man verliebt ist, neigt man dazu, das Gegenüber als etwas Größeres, Besonderes wahrzunehmen als es eigentlich sein sollte. Wir stellen die geliebte Person auf einen Sockel und beten sie abgöttisch an. Die positiven Eigenschaften überwiegen in unserem Bewusstsein, wir idealisieren.  Genau das macht ein Borderliner im Übrigen in der danach benannten Idealisierungsphase ebenfalls.

Auf die Phase der Idealisierung folgt beim Borderliner häufig der Abwehrmechanismus Spaltung. Dies erreicht er, indem er sich die negativen Eigenschaften des Partners bewusst macht. In seiner Wahrnehmung besteht der Partner nun nur noch ausschließlich als „bösen“ Eigenschaften.

In der Anti-Idealisierungs-Strategie greift man auf genau diesen Mechanismus zurück. Borderliner haben darauf keinen Monopolanspruch. Während Borderliner diesem Abwehrmechanismus jedoch meist unbewusst und automatisch unterworfen sind, kann ein Angehöriger/Partner dies bewusst herbei führen.

Ziel dieser Strategie ist es sich der negativen Eigenschaften der Betroffenen bewusst zu machen und sich an die Schmerzen zu erinnern, die ihr Verhalten in einem selbst ausgelöst haben. Machen sie sich diesen Schmerz bewusst und machen sie sich klar, dass dies sicher nicht das ist, was sie von einer glücklichen Liebesbeziehung wünschen. Auf diese Weise können sie sich von der idealisierten Wahrnehmung des geliebten Menschen lösen.

Die Gefahr bei dieser Strategie ist: Man verliert sich leicht in Hass auf sein Gegenüber. Hass ist eine fast ebenso starke Emotion wie Liebe und bindet mindestens ebenso stark, was kontraproduktiv ist. Ziel ist es ja Loslassen zu können.

Zentrale Botschaft dieser Strategie ist:  „Es gibt wenig Liebenswertes in meinem Gegenüber und eine Fortführung der Beziehung bedeutet nur unnötigen Schmerz für mich!“

Die Scheibchenweise-Lösungs-Strategie gegen Trennungsschmerz:

Das langsame Auslaufenlassen der Beziehung durch sanfte Entwöhnung.

Diese Strategie kann dann sinnvoll sein wenn eine klare Trennung, bedingt durch äußere Umstände nicht möglich ist (z.B. bei gemeinsamen Kindern).

Bei dieser Strategie gibt es keinen klaren Schnitt in der Beziehung, sondern man distanziert sich langsam von seinem Gegenüber. Man trifft sich nicht mehr, unternimmt keine gemeinsamen Aktivitäten mehr, geht sich jedoch auch nicht aus dem Weg. Man telefoniert vielleicht miteinander, spricht wichtige Dinge ab, aber versucht die emotionale Verbindung dabei so gering wie möglich zu halten. Dazu gehört das man auf Liebesbekundungen wie „Ich liebe dich!“ oder „ich vermisse dich!“ verzichtet und ignoriert wenn sie einem entgegen gebracht werden. Wenn es zu emotionalen Momenten kommt, löst man sich aus der Situation. Wenn zum Beispiel ein Streit entsteht, sagt man: „So mag ich nicht weiter reden, ich beende für heute das Gespräch!“, steht jedoch weiteren, wohlwollenden Kontakt offen gegenüber.

Man erzählt sich alles was man erzählen will, lässt den geliebten Menschen weiter an seinem Leben teilhaben, verzichtet jedoch darauf die Beziehung als Liebesbeziehung fortzuführen. Diese Strategie ist mit einem Borderliner nur sehr schwer durchführbar, doch man ist dem Gegenüber weitaus weniger ausgeliefert als man glaubt.

Die Gefahr bei dieser Strategie ist: Man fällt leicht wieder in alte Muster zurück, da man die Vertrautheit der Verbindung noch sehr intensiv in sich trägt. Diese Strategie erfordert viel Selbstdisziplin und Willen.

Zentrale Botschaft dieser Strategie ist: „Mein Gegenüber bleibt eine wichtige Person in meinem Leben, aber eine Liebesbeziehung wünsche ich nicht mehr!“

Die radikales Akzeptieren-Strategie gegen Trennungsschmerz:

Das radikale Akzeptieren das die Liebesbeziehung zu Ende ist.

Diese Strategie ist vielleicht die vernünftigste und gesündeste für einen selbst. Doch ist sie auch sehr schwer umzusetzen und setzt ein hohes Maß an Selbstbewusstsein und Abgrenzungsfähigkeit voraus.

Zurückblickend kann man die Beziehung als etwas „Schönes“ betrachten, oder als einen wichtigen Abschnitt im Leben der im „Hier und Jetzt“ vorüber ist. Durch das radikale Akzeptieren, das im Übrigen auch ein Modul im DBT-Programm der dialektisch behavioralen Therapie ist, akzeptiere ich das Ende der Beziehung als Tatsache, die nicht zu ändern ist. Man lässt die Emotionen und schönen Erinnerungen in der Vergangenheit und richtet seine Aufmerksamkeit auf die Gegenwart. Es gab Gründe warum die Beziehung kaputt gegangen ist und diese Gründe lässt man im Raum stehen, ohne Analysen und Rechtfertigungen zu suchen, warum sie vielleicht nicht richtig sind. Man akzeptiert zusätzlich, dass man diese Gründe nicht beseitigen kann und versucht sie nicht in richtig oder falsch zu werten, oder sich selbst oder anderen zuzuschreiben. Durch diese Betrachtung richtet man seine Aufmerksamkeit nach vorne. Vielleicht sucht man sich eine Aufgabe, oder trifft sich mit Menschen mit denen man gerne zusammen ist. Die Aufmerksamkeit liegt nur in der Gegenwart. Gedanken an Vergangenes oder Zukünftiges sind nicht zielführend und werden deswegen bei Seite geschoben. Nur in der Gegenwart ist und bleibt man handlungsfähig.

Die Gefahr bei dieser Strategie ist: Radikales Akzeptieren ist für Menschen die sich bisher nie mit dieser Technik auseinander gesetzt haben sehr schwer umsetzbar und erfordert ein wenig Übung, ist dann jedoch in allen Lebensbereichen eine wirkungsvolle Hilfe.

Zentrale Botschaft dieser Strategie ist: „Es ist wie es ist! Ich bewerte nicht mehr sondern akzeptiere, dass etwas das schön war auch ein Ende finden kann!“

 

 

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Warum habe ich mich ausgerechnet in einen Borderliner verliebt?

Nach einer beendeten Borderline-Beziehung kommt es bei Partnern häufig zur Frage: „Warum habe ich mich ausgerechnet in einen Borderliner verliebt?“

Borderline: Spiegeln
Borderline: Spiegeln

Hinter dieser Phrase steckt meistens mehr als man auf den ersten Blick annimmt, denn vermutlich kam es nicht zufällig zu dieser Beziehung. Das Zauberwort hinter dem ganzen nennt sich „Spiegeln“.

Dieses Spiegeln kommt in fast jedem zwischenmenschlichen Kontakt vor, zumindest in solchen die auch die emotionale Ebene betreffen. Meist merkt man das nicht einmal, es geschieht unterbewusst und hängt mit eigenen Wünschen, Begierden und Hoffnungen zusammen.

Ein gutes Beispiel für Spiegelung, außerhalb einer Paarbeziehung, ist der aus der Psychologie bekannte „Versuchsleitereffekt“:

Ein Wissenschaftler der eine These aufgestellt, hat natürlich eine gewisse Erwartung, dass sich seine These in einer Versuchsreihe als wahr heraus stellt. Wenn der Urheber der These gleichzeitig auch der Leiter der Versuchsreihe ist, wird er unbewusst diese Grundhaltung an die Probanden vermitteln. Er spiegelt ihnen seine Erwartungen und gibt ihnen auf diese Weise das gewünschte Ergebnis des Versuchs mit. Aus diesem Grund wird in wissenschaftlichen Versuchsreihen darauf verzichtet, dass der Urheber eine These den Probanden die Versuchsvoraussetzungen erklärt. Meist übernimmt dies ein unabhängiger Moderator, oder man greift auf Datenerhebung durch selbsterklärende, in heutiger Zeit oft internetbasierte Umfragen zurück.

Wie oben beschrieben spiegeln wir alle, meist unbewusst. Bei Borderlinern ist dieses Spiegeln extrem ausgeprägt. Das hängt mit der fehlenden „Ich-Struktur“  zusammen. Es wird versucht auf Verhaltensweisen eines Partners so zu reagieren, dass sie seine Perspektive einnimmt und das Verstandene an ihn „zurückspiegelt“. Dies ist es auch was man als manipulatives Verhalten von Borderlinern wahrnimmt. Dies passiert auf beiden Seiten, doch dem Borderliner ist dieses Verhalten vertrauter, er hat einfach mehr Übung darin. Dabei kommt ihm seine früh erworbene, damals überlebenswichtige, Begabung zugute, Emotionen und Gefühle des Gegenübers zu „lesen“ und zu verstehen. Dies ist eine zwingende Voraussetzung, denn Spiegelung erfordert ein hohes Maß an empathischen Fähigkeiten.

Genau hier liegt der Reiz an einer Verbindung mit Borderlinern. Sie erkennen die Bedürfnisse ihres Partners ausgesprochen gut und versuchen, zumindest in der Idealisierungsphase, diese Bedürfnisse auch anzusprechen und zu bedienen. Dem Partner wird wiederum gespiegelt das seine Wünsche, Bedürfnisse und Hoffnungen mit denen des Betroffenen uneingeschränkt übereinstimmen. Diese Verbindung scheint so einmalig, so perfekt zu sein, dass die Beziehung eine nie gekannte emotionale Tiefe ermöglicht. Auf diese Weise entsteht eine symbiotische Verbindung, die Borderliner in Paarbeziehungen unbedingt anstreben. Doch auch wenn die Idealisierungsphase vorbei ist und die Symbiose wankt, kann es vorkommen das man erkennt, dass die jeweiligen Bedürfnisse, Wünsche, Ziele meilenweit auseinander liegen. Der Partner nimmt dies oft so wahr, als wäre der Borderliner, von einem Moment auf den anderen, ein anderer Mensch. Dem ist jedoch nicht so. Der Partner hat sich einfach im Beginn der Beziehung selbst im Borderliner erkannt, oder zumindest die Idealvorstellung seines Ichs.

Diese Wunschvorstellungen, kombiniert mit Spiegelung, machen Borderliner, auf den ersten Blick, als Partner für eine Beziehung ungemein attraktiv . Man sieht dabei jedoch nie die wirkliche Persönlichkeit des Betroffenen, sondern ein Abbild eben dieser eigenen Bedürfnisse.

So ist es nicht verwunderlich, dass ein Borderliner von anderen unterschiedlich wahrgenommen wird. Die einen sehen eine lebenslustige, unbeschwerte Person die scheinbar frei und kompromisslos ihr Leben lebt und damit glücklich zu sein scheint. Wieder andere sehen eine traurige, depressive, verletzte Persönlichkeit, die gerettet werden muss. Dies hängt auch damit zusammen das Borderliner ihre verletze Seele ungern zeigen. Sie leben hinter Masken, hinter Schutzmauern was oft damit zusammenhängt, dass sie i.d.R. verlassen werden wenn sie zeigen, wie zerbrochen sie in Wirklichkeit sind.

Wenn sich Angehörige/Partner in Therapie begeben, oder in Selbsthilfegruppen Hilfe suchen, werden sie relativ schnell mit der Frage konfrontiert werden: „Wo waren deine eigenen Anteile?“ oder „was sind deine Eigenanteile?“

Hinter dieser Frage steckt nicht die Herausforderung sich selbst die Schuld am Scheitern der Beziehung zu geben. Ebenso wenig beinhaltet diese Frage den Versuch einem eine Krankheit oder Störung einzureden, auch wenn diese natürlich vorliegen können (=Komplementärstörung).

Diese Frage ist einfach eine andere Bedeutung der eingangs erwähnten Frage: „Warum habe ich mich ausgerechnet in einen Borderliner verliebt?“ Hier könnte man sich zum Beispiel dahin gehend Hinterfragen:

  • Was spiegelte mir der Borderliner? Welche eigenen Wünsche, Hoffnungen, Bedürfnisse sprach er an und warum glaubte ich, dass der Partner dies mir geben kann?
  • Warum hielt/halte ich so intensiv an der Beziehung fest, wenn ich doch das Gefühl habe es tut mir nicht gut?
  • Liebte ich wirklich die Person? Oder liebte ich die Gefühle, Wünsche, Hoffnungen die mir durch den Borderliner gegeben wurde?

Eine Antwort dafür könnte zum Beispiel sein das man ein übersteigertes Bedürfnis hat, anderen zu helfen. Oft steckt hinter diesem Wunsch das Bedürfnis gebraucht zu werden, oder für etwas gut zu sein. Man kann jedoch ein wertvoller, liebenswerter Mensch sein ohne sofort eine Retter-Rolle zu übernehmen.

Eine Lösung könnte in dem Fall sein an seinem Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein zu arbeiten.

Ebenso häufig wie die Frage „Was sind deine Anteile?“ werden Angehörige/Partner oft mit der Aufforderung „Bleib bei Dir!“ konfrontiert.

Hinter diesem Satz steckt ebenfalls kein Vorwurf. Die Unterscheidung von und Eigen- und Fremdanteilen und Eigen- und Fremdverantwortung ist schwierig und man schenkt dem ganzen selten die Aufmerksamkeit, die es vielleicht verdient. Doch gerade in gescheiterten Beziehungen kann diese Betrachtung helfen um sich besser abgrenzen zu können.

Bei sich bleiben bedeutet, dass man Ursachen/Lösungen nicht im Gegenüber sucht, sondern bei sich selbst. Eben dafür kann eine gescheiterte Borderline-Beziehung auch eine große Hilfe sein. Schließlich wurden dort die eigenen Wünsche, Hoffnungen, Bedürfnisse gespiegelt.

 

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Die frei flottierende Angst von Borderlinern

Borderline: frei flottierende Angst
Borderline: frei flottierende Angst

Angst ist ein notwendiger und normaler Affekt. Sie hat die wichtige Aufgabe, als ein die Sinne schärfender Schutzmechanismus, bei tatsächlicher oder vermeintlicher Gefahrensituation eine angemessene Gegenreaktion (etwa Flucht) einzuleiten. Angst kann sowohl bewusst als auch unbewusst wirken und ist die gelernte Verbindung von spezifischen Hinweisreizen in Ereignissen und deren schädlichen Konsequenzen. Das emotionale Gedächtnis spielt hierbei eine wichtige Rolle.

In leichteren Graden tritt Angst als Gefühl, noch etwas tun zu müssen, etwas noch nicht fertig zu haben, als Gefühl des Suchens, des Klarwerden Mögens auf.

Jeder Mensch kennt Ängste, darum reagiert man auch oft überrascht auf die heftigen Angst-Reaktionen von Borderlinern, die extrem übersteigert scheinen. Von einem Moment auf den anderen reagiert der Borderliner extrem impulsiv, abweisend und panisch. Oft ist dafür kein, von aussen sichtbarer, Grund vorhanden.

Ursache für diese plötzlichen Stimmungswechsel sind die frei flottierenden Ängste, unter denen Borderliner leiden. Unter „Frei flottierende Angst“ wird jene Angst bezeichnet, die ohne erkennbaren Grund von einer Sekunde auf die andere eintritt.

 

Die (frei flottierende, diffuse) Angst ist der zentrale Affekt bei Borderline-Störungen.

Birger Dulz

 

Diese Ängste übersteigen „normale“ Angstzustände extrem und gehen eher in Richtung Panikattacken, vergleichbar mit dem Gefühl des Ertrinkens. Nach Volker Faust (1995) grenzt sich die heftige, frei flottierende Angst  gegen die „vielfältigen“ angemessenen „Ängste“ folgendermaßen ab:

  •  die „Unangemessenheit“ der Angstreaktion gegenüber den Bedrohungsquellen
  • die Symptomausprägung, wie Angstintensität, Angstpersistenz, abnorme Angstbewältigung und subjektiver und körperlicher Beeinträchtigungsgrad.

Die frei flottierende Angst wird als unvermeidbar, unkontrollierbar, von existentieller Bedrohlichkeit wahrgenommen und löst beim Betroffenen impulsive Abwehrmechanismen aus.

Angehörige und Partner nehmen sie bei Borderlinern i.d.R. als heftige unangemessene Wut wahr, die gegen sie gerichtet scheint. Otto Kernberg sah in dieser Wut sogar den zentralen Aspekt der Borderline Persönlichkeitsstörung. Birger Dulz hat 1999 in seiner Antithese für mich nachvollziehbar aufgezeigt das diese Wut jedoch erst durch die frei flottierende Angst ausgelöst wird.

Diese Ängste sind bereits in der frühsten Kindheit entstanden und haben im Laufe der Zeit durch re-traumatisierung an Intensität zugenommen. Sie lösen bei Betroffenen ein so hohes Stressniveau aus, dass ein „gesunder“ Umgang damit schier unmöglich scheint. Auch wenn der Auslöser, soweit er überhaupt wahrnehmbar ist, nichtig erscheint empfindet der Borderliner die Situation, bedingt durch seine Angst als existenzbedrohend und handelt dementsprechend heftig.

Partner von Borderlinern werden mit dieser frei flottierenden Angst besonders häufig in Beziehungen konfrontiert.

 

Wie oben beschrieben treten die Ängste spontan und nicht immer aus ersichtlichem Grund auf, darum gibt es die unterschiedlichsten Einstiegspunkte.

Beispiel:
Der Borderliner befindet sich in einer intensiven, symbiotischen Verbindung und fühlt sich mit seinem Partner emotional verbunden. Alles ist toll…:

  • …dann kommt plötzlich der Gedanke, was passiert wenn sich das nun ändert? Wenn der Partner plötzlich wieder geht und der Borderliner allein mit seinen ganzen Emotionen zurück bleibt? (=Angst vor dem Verlassenwerden)
  • … oder es kommt der Moment wo der Betroffene merkt das man sich so sehr mit dem anderen Menschen verschmolzen fühlt, dass man nicht mehr unterscheiden kann wo man selbst endet und der Partner anfängt (=Angst verschlungen zu werden)
  • …oder dem Partner wird die Intensivität zu viel, was anfangs noch schön war, wird viel zu fordernd und er wünscht etwas mehr Eigenständigkeit, was der Betroffene als Bedrohung wahrnimmt. (= Angst vor dem Verlassen werden)
  • … oder der Betroffene merkt, dass ihm die Nähe zu viel wird, dass er Abstand braucht und den Partner als klammernd wahrnimmt. (= Angst vor dem Verschlungen werden)
  • …oder der Partner konfrontiert den Betroffenen mit Dingen, die er an ihm wahrnimmt. (=Angst vor dem Verschlungen werden + Angst vor dem Verlassenwerden gleichzeitig)
  • … oder viele andere Gründe die diese, oder ähnliche Ängste auslösen.

Diese frei flottierende Angst kann leider nicht ausgeredet und somit beseitigt werden. Sie ist ständiger Begleiter des Borderliners und bleibt das auch.  Echtes Vertrauen wird in der Regel nicht da sein. Zumindest nicht in dem Maße wie andere Menschen das kennen. Dazu sind Borderliner aufgrund ihres bereits Früh entwickeltem Misstrauen nicht fähig. Sind die Ängste mal da, fressen sie sich tief in einen rein… hier kommt es nun darauf an, wie gut man mit ihnen umgehen kann. Manche Betroffene können diese Ängste besser aushalten, manche schlechter. Und die Reaktion darauf ist auch sehr unterschiedlich. Fast ebenso unterschiedlich wie die Gründe warum die Ängste kommen.

Ausgelöst durch diese frei flottierende Angst entsteht evtl. beim Betroffenen das Gefühl,  dass die Beziehung im Rückblick gar nicht so toll ist, wie zunächst angenommen, bzw. es fühlt sich auch nicht toller an als der Rest des Alltags. So gesehen gibt es dann für ihn auch keinen Grund, die Beziehung zu erhalten. Im Gegenteil, durch Trennung beseitigt der Borderliner scheinbar die Ursache für die in ihm entstandenen, existenzbedrohenden Ängste.

Meist geht dem aber ein großer Zwiespalt voraus. Eine extreme Zerrissenheit, wo der Betroffene zwischen dem Gefühl „ich muss weg“ und „ich muss bleiben“ hin und her gerissen wird. Dieser Zustand ist garstig. Dies ist der Moment wo man das Außenstehender das Gefühl hat, der Borderliner wechselt alle Minute seine Stimmung… das ist ja auch so.

Sehr häufig kommt es dann wirklich zur Trennung, weil dieses Gefühl der Zerrissenheit nicht auszuhalten ist und eine Trennung als einzige Möglichkeit erkannt wird, die er wirklich selbst beeinflussen kann.

 

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Borderline Fragen und Antworten Teil I.

1.)    Können Borderliner Lieben?

Ja, sie können! Sie lieben sogar mehr als es gut für sie ist. Wenn sich ein Borderliner emotional an einen Partner bindet wird er regelrecht von Gefühlen für diese Person überschwemmt. Der Partner wird zum Zentrum alles seins und der Betroffene wünscht sich die innigste Verbindung die möglich ist. Diese Liebe ist jedoch für ihn auch seine größte Gefahr, denn nach kurzer Zeit stellen sich unglaubliche Ängste ein, die der Borderliner als existenzbedrohend empfindet. (mehr dazu hier)

2.)    Verletzen Borderliner ihre Partner absichtlich?

Nein! Borderliner gehen aus genau den selben Gründen Beziehungen ein, wie jeder andere Mensch auch. Er sehnt sich nach Liebe, Zuneigung und Nähe. Bei jeder Beziehung ist er davon überzeugt, dass es sich um die eine echte Liebe handelt, die ein Leben lang hält und in der er Glücklich bis ans Lebensende sein kann. Leider stehen ihm in diesem Wunsch seine existenzbedrohenden Ängste im Wege, die nach kurzer Zeit während der Symbiose auf ihn einwirken.

  • Die Angst davor Verlassen zu werden.
  • Die Angst Verschlungen zu werden oder alleine nicht mehr existieren zu können.

… sind die häufigsten und mächtigsten Ängste, unter denen ein Borderliner leidet. Auch wenn der Borderliner weiter extrem liebt, lösen diese Ängste eine unglaubliche Zerrissenheit aus. Der Wunsch, die Symbiose weiter zu führen und Fluchtreflexe lösen sich ständig ab. Häufig kommt es aus diesem Grund zu Trennungen, weil es die einzig mögliche Lösung scheint diese Zerrissenheit zu beenden. Oft nehmen Partner diese Trennungen als Ende der Liebe wahr, was jedoch meist nicht stimmt. Der Borderliner versucht durch Abwertung eine Spaltung zu erreichen, in dem er sich emotional vom Partner löst. Diese Trennungen sind so hart und heftig, dass der verlassene Partner häufig annimmt, der Borderliner hätte ihnen die Liebe vorgetäuscht, ihn belogen. Wie bei jedem anderen Menschen auch gibt es auch unter Borderlinern „schwarze Schafe“, die das vielleicht wirklich tun. Dies ist jedoch nicht Teil der Borderlinestörung, sondern eine Frage des Charakters.

3.)    Gehen Borderliner immer Fremd? Gehen sie immer von einem Partner zum nächsten?

Auch hier kann man nicht ausschließen, dass dies passiert. Aber auch das kann man nicht über alle Borderliner stülpen. Es gibt gesunde Menschen die das tun, es gibt Borderliner die das tun. Promiskuität ist eine bekannte Form von selbstschädigendem Verhalten und somit eines der Symptome, das ist richtig. Aber erstens müssen Borderliner nicht alle Symptome der Krankheit aufweisen, zum zweiten bedeuten häufig wechselnde Beziehungen nicht automatisch, dass sie in Beziehungen fremd gehen. Da ein Borderliner auf der Suche nach der totalen Verschmelzung (Symbiose) mit dem Partner ist, ist es eher so, dass man sich einzig auf den Partner konzentriert. Es ist jedoch auf keinem Fall auszuschließen das Borderliner, wenn die Phase der Symbiose vorbei ist, auf der Suche nach neuen Partnern sind. Dies jedoch auf alle Borderliner zu übertragen ist genau so falsch wie die Aussage, alle Borderliner schneiden und ritzen sich.

Viele Betroffene versuchen es sogar zu vermeiden sich zu verlieben, oder Beziehungen einzugehen, da sie dann ihren schlimmsten Ängsten ausgeliefert sind. Zwischen Beziehungen können Jahre liegen.

Je nachdem was der Betroffener als schlimmer empfindet, das Gefühl der Leere oder die Ängste in Beziehungen, ist er offen für Partnerschaften oder eben nicht. Letztendlich kann sich ein Borderliner genau so wenig dagegen wehren sich zu verlieben wie andere Menschen auch. Aber wirklich danach suchen tun erstaunlich wenige.

4.)    Kann man von Borderline sprechen wenn kein selbstverletzendes Verhalten vorliegt?

Ja, selbstverletzendes Verhalten ist eines der Hauptsymptome die ein Borderliner haben kann, aber wie alle nicht zwingend haben muss. Es gibt erstaunlich viele Betroffene die nie auf selbstverletzendes Verhalten zurückgegriffen haben, oder dies Verhalten im Laufe der Zeit ablegen. Andersrum ist es wahrscheinlicher das Menschen die sich selbst verletzen an Borderline leiden. Jedoch gibt es in der Entwicklung eine Phase wo auch gesunde Menschen gelegentlich auf Selbstverletzung zurück greifen. Als einziges Symptom ist dies für eine gefestigte Borderline-Diagnose auf keinem Fall ausreichend. Genau so wenig kann man eine Borderlinestörung nicht ausschließen nur weil sich der Betroffene nie selbst verletzt hat.

5.)    Sind Borderliner immer auch Narzissten?

Nein, die Borderlinestörung ist unabhängig von pathologischem Narzissmus zu betrachten. Es gibt sogar etliche deutliche Unterschiede zwischen den beiden Persönlichkeitsstörungen.

Borderline kommt jedoch selten alleine vor. Meist gibt es sogenannte Komorbiditäten (Begleiterkrankungen) zu denen auch Narzissmus zählt. Narzissmus ist häufig eine Komorbidität. Aber nicht mal DIE häufigste. Meiner Meinung nach ist ein Borderliner der zusätzlich auch an Narzissmus leidet, stabiler als andere, da sie ein gefestigteres Selbstbild besitzen, selbst wenn dieses Selbstbild wenig mit der Realität zu tun haben muss. Ich behaupte z.B. Kurt Cobain würde noch Leben wenn er zu seiner Borderlinestörung noch an pathologischen Narzissmus gelitten hätte. Diese These von mir begründe ich mit seinem Abschiedsbrief, den er hinterlassen hat. Er geht darin genau auf diese Problematik ein.

6.)    Sind Borderliner immer auch depressiv oder leiden an Essstörungen?

Nein, eben so wie bei Narzissmus bei Punkt 5.) handelt es sich dabei um eine häufig vorkommende Komorbidität, nicht um ein Symptom von Borderline.

7.)    Vergessen Borderliner wirklich alles, was sie in einer Beziehung erlebt haben?

Nein, im Gegenteil! Borderliner haben i.d.R. sogar ein Elefantengedächtnis. Es kommt häufig vor, dass sie sich noch an Sätze erinnern können, die vor Jahren mal gefallen sind. Negative Erinnerungen werden jedoch gerne verdrängt, oder durch andere Abwehrmechanismen aus dem Bewusstsein gestrichen, doch können sie sich sehr genau an Momente, oder Situationen erinnern.

Was ihnen jedoch meist fehlt, ist das Emotionale Gedächtnis. Das ist ein großer Unterschied. Gedächtnis und Erinnerung ist eine rein kognitive Fähigkeit, die geistige Fähigkeiten voraussetzt. Das Emotionale Gedächtnis betrifft die emotionale Ebene und darauf haben Borderliner häufig keinen Zugriff.

8.)    Sind Borderliner Psychopathen?

Nein. Es handelt sich dabei um vollkommen unterschiedliche Störungsbilder.

9.)    Haben Cluster-B Störungen alle die selben auswirkungen?

Nein. Es kommt zwar evtl zu Überschneidungen bei den Symptomen, aber es handelt sich um sehr individuelle Störungen, die sich schwer miteinander vergleichen lassen. Unter Cluster B – Störungen fasst man schlicht Persönlichkeitsstörungen zusammen die dramatisches, emotionales oder launenhaftes Verhalten aufweisen und unterscheiden sich hauptsächlich in ihrem Strukturniveau von Cluster A und C. Die Einteilung in Cluster wurde von der amerikanischen Psychologie übernommen und gilt als umstritten. Die Trennung der Cluster lassen sich empirisch nicht bestätigen (Livesley et. al., 1989). Außerdem fanden sich bei verschiedenen Studien (Loranger et al. 1994; Bronisch und Mombour 1994) häufige Mehrfachdiagnosen einzelner Persönlichkeitsstörungen, die die Clustereinteilungen überschreiten (Bronisch 1992) während andere Persönlichkeitsstörungen des selben Clusters deutlische Unterschiede zeigen. Ein gutes Beispiel für Clusterübergreifende Komorbidität ist die Kombination Borderline – abhänige/dependente Persönlichkeitssörung die relativ häufig auftritt.

10.) Wollen Borderliner ihre Partner finanziell ausnehmen oder sich aushalten lassen?

Nein! Meist ist das Gegenteil der Fall. Eine der Grundängste, die in der Borderlinestörung auftritt, ist die Angst vor Kontrollverlust. Was bedroht meine Autonomie mehr als finanzielle Abhängigkeit? Im Gegenteil sind Borderliner häufig äußerst erfolgreich in ihrem Beruf und versuchen eher ihre Partner von sich finanziell, existenziell Abhängig zu machen. Neben der Angst vor Kontrollverlust wird so auch die Angst vor dem Verlassenwerden gemindert. Es gibt sicher auch Ausnahmen, die sich wirklich finanziell aushalten lassen, doch handelt es sich dabei aus oben genannten Gründen eher um die deutliche Minderheit. Das kommt sogar bei „Gesunden“, bedingt durch das immer noch weit verbreitete gesellschaftliche Rollenmodell des Mannes als Versorger, häufiger vor.

 

Borderline Fragen und Antworten Teil II

Borderline Fragen und Antworten Teil III