Komorbidität bei Borderline

Die Borderline Persönlichkeitsstörung hat, wie die meisten Persönlichkeitsstörungen, eine sehr hohe Komorbiditätsrate. Borderline kommt selten (bis gar nicht) alleine vor. Mit der „Emotional instabilen Persönlichkeitsstörung vom Typ Borderline“ wird in der Regel mindestens eine weitere, häufig mehrere, komorbide Störung diagnostiziert. Die durch Empirie am meisten festgestellten Komorbiditäten sind:

 

Entscheidend ist, dass bei der Behandlung das Vorliegen anderer Erkrankungen mit berücksichtigt wird, da diese den Therapieerfolg entscheidend beeinflussen können. So kann es zum Beispiel beim Vorhandensein einer schweren Abhängigkeitserkrankung wichtig sein, als erstes die Suchtproblematik zu behandeln, auch wenn sie vielleicht (nur) die Folge der Primärstörung ist.

Das gleichzeitige Vorkommen von körperlichen und psychischen Erkrankungen kann zu schlechteren Behandlungsergebnissen führen und verschlechtert nachweislich die Prognose der jeweils einzelnen Erkrankungen.

Das Komorbiditätsmodell ist, besonders im Bezug auf die Borderline-Persönlichkeitsstörung, umstritten. Die Komorbiditätsraten weichen in verschiedenen Studien stark voneinander ab. Das hängt damit zusammen, dass viele Symptome der möglichen Begleiterkrankungen für Borderliner so charakteristisch sind, dass viele Experten sie nicht als eigenständige, zusätzliche Erkrankungen sehen, sondern eher als zusätzliches Symptom. Einige Experten bevorzugen deshalb den Begriff „Kosymptomatik“ (Dulz, Schneider). Dies gilt insbesondere für Drogenabhängigkeit, Essstörungen, Depressionen und psychotischen Symptome (Birger Dulz und Angela Schneider, 2004, S. 58). Auch Angststörungen fallen unter diese charakteristischen Begleiterkrankungen, da die frei-flottierende-Angst typisch für Borderliner ist.

Andere Experten glauben wiederum deutliche Unterschiede in den Symptomen erkennen zu können, die eine klare Abgrenzung zwischen Borderline-typisch und abgrenzbare zusätzliche Erkrankung ermöglichen. So kann ein Borderliner zum Beispiel auch andere Angststörungen aufweisen, die nicht im direkten Zusammenhang mit der Borderline Persönlichkeitsstörung stehen. Ähnlich ist es bei der „Major-Depression“.

Dafür spricht, dass nicht jeder Betroffene Suchtkrank ist, an Depressionen leidet oder eine Essstörung aufweisen muss. Da manche Störungen jedoch so häufig zusammen mit Borderline zusammen auftreten, könnte sich der Begriff der Kosymptomatik durchaus durchsetzen, ohne zusätzliche Komorbiditäten auszuschließen.

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Borderline: Komorbidität – Essstörungen

Nach einer Studie (Zanarini et al., 1998b) leiden ca 53% der an Borderline erkrankten Menschen auch an einer Essstörung. Die Dunkelziffer ist vermutlich noch wesentlich höher. Ich habe in meinen Klinikaufenthalten und den Gruppen die ich besuchte, noch keinen Borderliner getroffen der nicht zumindest ein gestörtes Essverhalten aufgewiesen hat. Essstörungen sind damit neben Depressionen die am häufigsten auftretende Komorbidität.

Borderline - Selbstschädigendes Verhalten - Essstörungen
Borderline – Selbstschädigendes Verhalten – Essstörungen

Nahrungsaufnahme ist ein Grundbedürfnis, das unser Überleben sichern soll. Dies ist der Hauptzweck des Essens. Durch Essen und schlafen sichern wir unseren Energiehaushalt.

In unserer heutigen Überflussgesellschaft ist Essen jedoch wesentlich mehr. Essen ist Ausdruck der Persönlichkeit und kulturelles Gut. Der im Sprachgebrauch gängige Satz „Liebe geht durch den Magen“ oder der Begriff „Kummerspeck“ zeigt, wie stark das Essen zudem mit unseren Gefühlen verbunden ist.

Bei Essstörungen ist das Essverhalten gestört. Aber ein gestörtes Essverhalten (allein) muss noch nicht auf eine Essstörung hinweisen. Der Übergang von auffällig zu krankhaft ist fließend. Wenn die Verweigerung von Nahrung, oder zügellose Essattacken jedoch zum wichtigsten Mittel wird um Stress und Kummer zu bewältigen, wenn Essen zur Lösung seelischer Probleme oder als Ausweg, Flucht oder Ersatz für verdrängte Gefühle und Bedürfnisse funktionalisiert wird, hat man in der Regel ein ernstzunehmendes, psychisches Problem.

Maßgebliche Ursachen von Essstörungen sind die Folgen des in der Gesellschaft so bedeutsam gewordenen Schlankheitsideals sowie individuelle Faktoren. Risikofaktoren für Essstörungen sind ein geringes Selbstwertgefühl und eine gestörte Körperwahrnehmung.

„Magersüchtige essen zu wenig“, „Übergewichtige essen zu viel“. Das sind einige der gängigen Vorurteile, die essgestörten Menschen entgegengebracht werden. So einfach funktioniert das ganze jedoch nicht. An einer Essstörung zu leiden bedeutet, unter einer psychosomatischen Erkrankung mit Suchtcharakter zu leiden. Essstörungen können einen verzweifelten Lösungsversuch darstellen mit seelischem Druck zurecht zu kommen. Bei Borderlinern kann es sich zudem, z.B. bei Nahrungsverweigerung, um Selbstbestrafung oder Selbstschädigens Verhalten handeln.

Es sind viele verschiedene Formen von Essstörungen bekannt. Die am meisten verbreiteten und bekanntesten sind:

Alle Essstörungen haben eines gemeinsam:

  • Das Essen ist keine Selbstverständlichkeit mehr, die sich nach Hunger und Appetit richtet, sondern geht mit dauernder Planung und Überlegung einher.
  • Das Essen erzeugt Gefühle von Scham und Schuld.
  • Der gestörte Umgang mit dem Essen erzeugt Folgeerkrankungen und Begleiterscheinungen, die sich negativ auf die Lebensführung des/der Betroffenen auswirken, wie Depressionen, sozialer Rückzug oder körperliche Einschränkungen.

Das stände Gedankenkreisen um Essen oder Nichtessen bestimmen mit Fortschreiten der Essstörung immer mehr den Tagesablauf. Diese suchtartige Fixierung hat nicht nur Auswirkungen auf das alltägliche Leben der Betroffenen, sondern führt häufig auch zu schweren körperlichen Erkrankungen die bleibende Schäden verursachen können. Essstörungen können auch tötlich Enden, darum sollte man sie durchaus ernst nehmen. Ein gestörtes Essverhalten allein ist noch keine Krankheit. Aber es kann auf eine Essstörung hinweisen. Deshalb sollte man bei Auffälligkeiten, wachsam zu sein und bei Verdacht einen Arzt, Psychologen oder Therapeuten aufsuchen. Die Diagnose „Essstörung“ können nur Fachleute stellen.

 

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Magersucht (Anorexia nervosa)

Die Magersucht (Anorexia nervosa) ist eine psychisch bedingte Esstörung mit selbst herbeigeführter Gewichtsabnahme, durch Verminderung der Nahrungsaufnahme, als Leitmotiv. Die Magersucht ist im ICD10 unter F50.0 Anorexia nervosa klassifiziert. Magersucht ist eine häufig vorkommende Komorbidität zu Borderline. Bis zu 21% der an Borderline-Erkrankten weisen diese Essstörung auf.

Borderline: Esstörung: Magersucht
Borderline: Esstörung: Magersucht

Magersüchtige haben eine krankhafte Furcht, dick zu werden oder es zu sein. Die meisten Erkrankten leiden an einer Körperschemastörung, aufgrund derer sie sich, trotz Untergewichts, als zu dick wahrnehmen. Ihr Selbstwertgefühl hängt stark von der Fähigkeit ab, das Körpergewicht kontrollieren zu können. Ähnlich wie bei Bulimikern kreisen ihre Gedanken stets um die Themen Ernährung, Gewicht und Figur.

Das Hauptunterscheidungsmerkmal (Differentialdiagnose) zur Bulimie ist das Körpergewicht. Eine Magersucht wird diagnostiziert, wenn ein selbst herbeigeführtes Untergewicht besteht und der Body-Mass-Index (BMI) unter 17,5 liegt. Es liegt meist Unterernährung unterschiedlichen Schweregrades vor, was die Magersucht zu einer schweren, unter Umständen tödlichen Erkrankung macht. Das extreme Untergewicht kann zu schweren körperlichen Funktionsstörungen führen. Unter anderem zu:

  • Niedriger Blutdruck und Herzrhythmusstörungen, woraus ein plötzlicher Herztod folgen kann.
  • Störungen der Elektrolyte (besonders gefährlich: Hypokaliämie mit Herzrhythmusstörungen), Unterzuckerung, Blutarmut, Leukozytopenie und Thrombozytopenie.
  • Zahnausfall
  • Osteoporose mit erhöhtem Risiko Knochenbrüche zu erleiden.
  • Nierenversagen
  • Blasenschwäche

Bis zu 15 % der Betroffenen sterben. Entweder durch Komplikationen wie Herzstillstand oder Infektionen, oder aber durch Suizid. Ein Teil der überlebenden Patienten leidet zeitlebens an Langzeitfolgen wie Osteoporose oder Niereninsuffizienz.

Bei Beginn der Erkrankung vor der Pubertät ist die Abfolge der pubertären Entwicklung gestört. Es kann dazu kommen, dass die Geschlechtsreife verzögert wird, oder ganz ausbleibt. Bei jungen Mädchen bleibt dann die Entwicklung der weiblichen Brust aus, bei Jungen ist die Entwicklung von Penis und Hoden gestört.

Bei magersüchtigen Frauen bleibt häufig die Periode aus (Amenorrhoe). Dies kann in manchen Fällen durch die Einnahme der Antibabypille verdeckt werden, doch kann dies den gestörten Hormonhaushalt in Ordnung bringen.

Es wird bei der Magersucht unterschieden zwischen dem sogenannten „restriktiven Typus“, bei dem (nur) die Nahrungsaufnahme verringert wird, wobei besonders Nahrungsmittel, die als „fett machend“ angesehen werden, weggelassen werden und einem der Bulimie ähnlichen „Purging-Typus“ (engl. to purge = abführen), bei dem ähnlich wie bei der Bulimie außerdem die Gewichtsreduktion, beispielsweise durch selbst ausgelöstes Erbrechen, missbräuchliches Einnehmen von Appetitzüglern, Laxantien (Abführmitteln) oder Diuretika, Verwendung von Klistieren oder exzessive sportliche Betätigung, beschleunigt werden soll.

Magersüchtige sind häufig extrem kälteempfindlich und ihre Körpertemperatur kann erniedrigt sein. Das kommt daher das durch das starke Untergewicht ihr Stoffwechsel gestört ist und ihnen das benötigte subkutane (unter der Bindehaut) liegende Fettgewebe fehlt.

Krankheitsverleugnung ist charakteristisch für die Magersucht. Macht man Magersüchtige auf ihre Störung aufmerksam reagieren sie häufig gereizt bis aggressiv und versuchen Ausreden für ihr Untergewicht vorzubringen. Dies hängt zu einem großen Teil mit der meist vorhandenen Körperschemastörung zusammen. Die Betroffenen nehmen sich selbst nicht als übergewichtig war, selbst wenn sie stark untergewichtig sind und neigen dazu andere für ihre gute Figur zu beneiden, obwohl sie viel dünner sind.

Ähnlich wie bei der Bulimie gibt es auch bei der Magersucht eine atypische Form der Erkrankung. Sie ist im ICD10 unter F50.1 Atypische Anorexia nervosa klassifiziert.

Es handelt sich dabei um ein Störungsbild, das einige Kriterien der Anorexia nervosa erfüllt, das gesamte klinische Bild jedoch die Diagnose Anorexia nervosa nicht rechtfertigt. Es kann zum Beispiel das Schlüsselsymptom, die deutliche Angst vor dem zu Dicksein, trotz eines erheblichen Gewichtsverlustes und gewichtsreduzierendem Verhalten fehlen. Die Diagnose ist bei einer bekannten körperlichen Krankheit, die ebenfalls zu Gewichtsverlust führt (z.B. Schilddrüsenerkrankungen), nicht zu stellen.

Aufgrund der schweren Folgen die eine längere Unterernährung mit sich bringt ist eine Psychotherapeutische Behandlung bei Magersucht dringend nötig. Je nach Schwere der Erkrankung kann eine stationäre Behandlung in einer entsprechenden Fachklinik nötig werden. Grundlage für eine erfolgreiche Therapie der Magersucht ist die Krankheitseinsicht des Betroffenen und der Wille etwas daran zu ändern. Ohne diesen Willen ist die Prognose äußerst ungünstig und ein Therapieerfolg kaum zu erwarten.

Oberstes Ziel der Therapie ist:

  • Normalisierung des Körpergewichts
  • Abbau von gegensteuernden Maßnahmen wie etwa das Erbrechen

Desweiteren:

  • Normalisierung des Essverhaltens
  • Normalisierung der Einstellung zu Lebensmitteln
  • Behandlung der verzerrten Körperwahrnehmung
  • Verbesserung der persönlichen Einstellung zur eigenen Person und zum eigenen Körper

In besonders schweren Fällen kann zunächst eine künstliche Ernährung erforderlich sein. Wichtig ist anschließend eine langsame Steigerung der Nahrungsaufnahme, um Unverträglichkeiten zu vermeiden.

 

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Bulimie

Der Begriff Bulimie (Bulimia nervosa – aus dem altgriech. Bouilimia = „Ochsenhunger“), bezeichnet allein streng genommen lediglich das Symptom des Heißhungers und wird dann auch als Hyperorexie (aus dem altgriech. Hyper =„über-“ und orexis =„Appetit“) bezeichnet. Häufig verwendet man auch den Begriff Ess-Brechsucht, was jedoch nur eine bestimmte (gängige Form) der Bulimie beschreibt.

Bei Borderlinern gilt die Bulimie als die am häufigsten auftretende komorbide Essstörung. Ca. 26% der an Borderline-Erkrankten erfüllen die Kriterien dieser Essstörung (Zanarini et al.,  1998b).

Borderline: Esstörung: Bulimie
Borderline: Esstörung: Bulimie

Wenn man von Bulimie spricht, hat man automatisch das Bild einer jungen Frau im Kopf die sich nach dem Essen übergibt. Dies ist jedoch eine stark beschränkte Vorstellung der Störung. Bulimie ist wesentlich mehr und es gibt unter den Betroffenen auch viele Männer.

Es handelt sich dabei um ein Syndrom, dass durch wiederholte Anfälle von Heißhunger und eine übertriebene Beschäftigung mit der Kontrolle des Körpergewichts charakterisiert ist.

Dabei ähneln viele psychische Merkmale der Magersucht (Anorexia nervosa), besonders die übertriebene Sorge um Figur und Gewicht. Anders als bei der Magersucht leiden die Betroffenen jedoch an heftigen Essanfällen die sie hinterher durch verschiedene Gegenmaßnahmen ungeschehen machen wollen. Anders als allgemein angenommen handelt es sich dabei nicht nur um absichtlich herbeigeführtes Erbrechen.

Man unterscheiden zwischen „Purging-Typ“ (engl. für „abführen, säubern, entfernen) charakterisiert durch:

  • selbst herbeigeführtes Erbrechen
  • Benutzung von Abführmitteln (Laxanzien), Harntreibenden Mitteln (Diuretika), Einläufen (Klistieren), Appetitzügler (Anorektika)  oder andere Medikamente die eine Gewichtsreduktion bewirken sollen.

Und dem „Non-Purging-Typ“ charakterisiert durch:

  • Extremes Fasten oder Diäten
  • Übermäßig viel Sport

Bulimiker haben eine krankhafte Furcht, dick zu werden. Häufig lässt sich bei Betroffenen eine frühere Episode einer Magersucht, mit einem Intervall von einigen Monaten bis zu mehreren Jahren nachweisen. Die Betroffenen sind sich ihrer Erkrankung häufig selbst nicht bewusst. Die oben angeführten Gegenmaßnahmen werden von ihnen als alternative Diätmethode gesehen, die Essanfälle sind zu Beginn meist unauffällig.

Bulimiker sind auf den Körper und das Essen fixiert. Für ihre Essanfälle schämen sie sich und ekeln sich vor sich selbst. Dies fällt Angehörigen häufig nicht auf, denn aus Scham werden die oben genannten Gegenmaßnahmen meist verborgen oder getarnt. So kann es z.B. vorkommen, dass ein Betroffener vorgibt an diverse Nahrungsmittelunverträglichkeiten zu leiden, um sein extremes Fasten zu verstecken. Dies muss nicht unbedingt vorsätzlich geschehen, es kann gut sein das die Betroffenen davon wirklich überzeugt sind und es selbst so wahrnehmen.

Da Bulimiker vom Gewicht her nicht auffallen, für gewöhnlich normalgewichtig, sportlich und schlank sind und nach außen hin ein normales Essverhalten zeigen (so sie denn in der Öffentlichkeit essen), können sie die Störung lange verbergen. Ihre Essattacken, die kennzeichnend für die Bulimie sind, erfolgen meist in aller Heimlichkeit, wenn sie alleine sind. Sollten sie in der Öffentlichkeit essen greifen sie häufig auf vegetarische, fettarme oder kalorienreduzierte Lebensmittel zurück.

Im ICD10 ist die Bulimie als F50.2 Bulimia nervosa klassifiziert.

Es gibt auch eine atypische Form der Bulimie (ICD10 – F50.3 atypische Bulimia nervosa).

Es handelt sich dabei um eine Störung, die im wesentlichen die Kriterien der Bulimia nervosa erfüllt, jedoch nicht alle, für die Diagnose Bulimia nervosa, benötigten Symptome aufweist. Zum Beispiel können wiederholte Essanfälle und übermäßiger Gebrauch von Abführmitteln auftreten ohne signifikante Gewichtsveränderungen zu bewirken, oder es fehlt die typische übertriebene Sorge um Körperform und Gewicht.

Bulimie wird in der Regel psychotherapeutisch behandelt. Je nach Schwere kann eine stationäre Behandlung in einer Klinik sinnvoll sein. Zu den Zielen einer Therapie gegen Bulimie gehört:

  • Normalisierung des Essverhaltens
  • Abbau von gegensteuernden Maßnahmen wie etwa das Erbrechen
  • Normalisierung der Einstellung zu Lebensmitteln
  • Verbesserung der persönlichen Einstellung zur eigenen Person und zum eigenen Körper

Da Sport bei Bulimie häufig als Gegenmaßnahme verwendet wird, sollte man darauf achten die Bewegung auf ein vernünftiges Maß zu reduzieren. Auch wenn Sport grundsätzlich gesund ist, kann es für Bulimiker, auch wenn sie bisher nicht auf diese Form der Kompensation zurück gegriffen haben, zu Suchtverlagerungen kommen. Betroffene versuchen häufig ihren Kompensationsdrang durch die gesunden Aspekte sportlicher Betätigung zu rechtfertigen. Gefahr ist auf jedenfall geboten wenn ein Bulimiker täglich Sport machen „muss“ und unruhig wird, wenn er mal einen Tag aussetzten muss.

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Binge-Eating

Bei der  Binge-Eating-Störung (BES, engl. Binge Eating Disorder, vom engl. Binge = Gelage) handelt es sich um eine Essstörung, bei der es zu periodischen Heißhungeranfällen (Fressanfällen) mit Verlust der bewussten Kontrolle über das Essverhalten kommt. Bei den charakteristischen Essanfällen werden in der Regel viel zu große Portionen auffallend schnell herunter geschlungen. Meist greifen die Betroffenen dabei auf äußerst fettreiche und süße Lebensmittel zurück, die viele Kalorien enthalten.

Borderline: Esstörung: Binge Eating
Borderline: Essstörung: Binge Eating

Im Gegensatz zu Bulimikern versuchen Binge Eater nach dem Essen jedoch nicht, die übermäßige Kalorienzufuhr durch Gegenmaßnahmen zu kompensieren. Die Betroffenen erbrechen danach nicht und nehmen auch keine Medikamente (z.B. Abführmittel) ein, um ihr Gewicht zu halten. Sie verfallen nach dem Essanfall auch nicht in extreme Diäten, oder versuchen durch sehr viel Sport den Anfall „ungeschehen“ zu machen, wie es bei Bulimikern häufig der Fall ist. Im Gegenteil, es ist bei Menschen mit einer Binge-Eating-Störung durchaus häufig zu beobachten, dass sie körperlich weniger aktiv sind und wenig Sport betreiben. In ihrer Freizeit gehen sie lieber andern bewegungsarmen Hobbys und Freizeitbeschäftigungen,  wie z.B. Computerspielen, Fernsehen nach.

Da während des Essanfalls viel zu viele Kalorien aufgenommen werden, ist bei den Betroffenen das Risiko übergewichtig zu werden sehr groß. Ein vorausgesetztes Diagnosekriterium für die Krankheit ist Übergewicht jedoch nicht. Binge Eating kann auch bei Menschen mit Normalgewicht auftreten. Im Umkehrschluss hat auch nicht jeder Mensch der Übergewichtig ist, automatisch diese Essstörung.

Von allen bekannten Essstörungen ist die Binge-Eating-Störung die noch am wenigsten erforschte. Obwohl das Störungsbild bereits 1959 erstmals beschrieben wurde (Stunkard, 1959), ist die Binge-Eating-Störung bisher nicht mit eigenen diagnostischen Leitlinien in der ICD-10 aufgeführt und wird deshalb unter F 50.9: „Nicht näher bezeichnete Essstörungen“ oder unter F 50.4 „Essattacken bei sonstigen psychischen Störungen“ subsumiert. Auch wenn die Störung bisher keine Erwähnung im DSM-IV  findet, wurde 1994 erstmals Forschungskriterien für die BES formuliert. Für die diagnostischen Kriterien der Binge-Eating-Störung wurden dort folgende Symptome aufgestellt:

  • mindestens zwei Essanfälle pro Woche über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten
  • Kontrollverlust während der Nahrungsaufnahme mit Verlust des Sättigungsgefühls
  • sehr hohe Kalorienzufuhr bei einem Essanfall
  • extrem hastiges Essen („schlingen“)
  • Essen bis zu einem starken Völlegefühl
  • der Essanfall wird nicht durch starken Hunger ausgelöst
  • nach dem Essanfall treten Schuld- und Schamgefühle auf, teilweise bis zur Depression
  • die Betroffenen leiden unter den Essanfällen

Menschen, die an einer Binge-Eating-Störung leiden, sind häufig extrem auf das Essen fixiert. Während des Essanfalls verlieren sie das Gefühl und die Kontrolle. Sie essen, ohne hungrig zu sein, und essen weiter, auch wenn sie eigentlich satt sein müssten. Hinterher schämen sich die Betroffenen für die Anfälle, fühlen sich schuldig, verachten sich und lehnen sich und ihren Körper ab. Zwischen den Essanfällen gelingt es den Betroffenen meist ein völlig normales Essverhalten an den Tag zu legen. Sie essen mal sehr kontrolliert, dann jedoch wieder extrem viel und unkontrolliert.

Studien lassen den Schluss zu, dass die Essanfälle ausschließlich psychisch bedingt sind und überwiegend durch negative Gefühle, Stress oder quälende Langeweile ausgelöst werden. Experten vermuten, dass mit den Essanfällen unangenehme Situationen oder Emotionen unterdrückt werden sollen. In diesem Fall ist Binge Eating also eine Form von Abwehrmechanismus oder um eine behelfsmäßige Vermeidungsstrategie.

Binge Eating wird ähnlich wie die Bulimie mit einem psychotherapeutischen Ansatz behandelt. Je nach schwere kann eine stationäre Behandlung in einer Klinik sinnvoll sein. Bei der Behandlung hat sich vor allem die Verhaltenstherapie als hilfreiche Therapieform erwiesen. Die Therapie der Binge-Eating-Störung hat zwei Haupt-Behandlungsziele:

  1. Normalisierung des Essverhaltens und des Gewichts
  2. Behandlung der zugrunde liegenden psychischen Störung

Da es bei Binge Eating meist auch zu extremen Übergewicht kommt ist Sport und Bewegungstherapie ein wesentlicher Bestandteil einer erfolgsversprechenden Behandlung. Zum einen weil Sport und Bewegung sich als hilfreich bei Depressionen herausgestellt hat, aber auch weil dort eventuell vorhandenen körperlichen Schäden entgegengewirkt werden kann.

Hauptziel der Therapie ist jedoch die Behandlung von Selbstwertdefiziten, zwischenmenschlichen Problemen und die Normalisierung des Essverhaltens.

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Selbstschädigendes Verhalten

Potenziell selbstschädigende, häufig impulsive Handlungen wie zb: übermäßiges Geldausgeben, häufig wechselnde sexuelle Kontakte, Drogenmißbrauch, Diebstahl, rücksichtsloses Fahren & Eßstörungen.

Borderline: Selbstschädigendes Verhalten - Substanzmissbrauch
Borderline: Selbstschädigendes Verhalten – Substanzmissbrauch

Der Grund, warum Borderliner zu selbstschädigendem Verhalten zurückgreifen ist individuell sehr unterschiedlich. Manche Betroffene haben den Drang, fast allem aus dem Weg zu gehen. Dieser Mechanismus läßt sich mit Alkohol- und Drogenmißbrauch aufrechterhalten. Die Suchtanfälligkeit ist bei Borderlinern im Vergleich zu „Normalen“ Menschen ungleich höher. Meist führt dies zu einer Verschlechterung des Selbstwerterlebens, was letztendlich die anderen Symptome der Krankheit noch verstärkt.Es ist große Hilflosigkeit die Betroffene zu diesen Verhaltensmuster treibt, die ihnen langfristig mehr Schadet, als es ihnen kurzfristig helfen konnte. Selbstschädigendes Verhalten ist weit mehr als nur das berüchtigte Schneiden oder Ritzen, das in einem anderen Text genauer erklärt wird. Sehr häufig kommt es zu Essstörungen wie übertriebenes, absichtliches Hungern, oder Freßanfälle.

Borderline - Selbstschädigendes Verhalten - Essstörungen
Borderline – Selbstschädigendes Verhalten – Essstörungen

Durch impulsive Kaufräusche wird evtl. versucht sich kurzfristig Glücksgefühle zu verschaffen. Man kann auf fast alles eine Stoffliche – oder nichtstoffliche Sucht entwickeln.Was jedoch bei Borderlinern auffällig häufig vor kommt ist das „switchen“ zwischen den verschiedenen Methoden. Wenn sich der Betroffene z.B. bewusst wird das sein Alkoholkonsum Überhand nimmt, kann er den Alkohol jederzeit durch anderes ersetzen. Oft ist ihm dies nicht einmal bewusst. Es kommt auch häufig vor das man, je nach Ursache zu einer anderen Sucht zurückgreift.Die meisten Borderliner die ich kenne leiden an einer Essstörung. Eigentlich kenne ich genauer gesagt keinen Betroffenen der keine hat. – Es ist jedoch nicht als klassisches Symptom diagnostiziert, da Essstörungen auch ein Generationsproblem darstellen.

 

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