Borderline und Trennung: Das Ende einer Borderline-Beziehung

Das Ende einer Borderline-Beziehung ist mit einem gewöhnlichen Scheitern einer Liebesbeziehung nicht zu vergleichen. Borderline und Trennung bedeutet immer auch ungeahnter Schmerz, wie man ihn noch nie zuvor erlebt hat. Durch die symbiotische Verschmelzung entstand eine viel tiefere Bindung. Der Borderliner wurde für den Partner als Mittelpunkt im Leben empfunden. Je intensiver und inniger diese Verbindung wahrgenommen wurde, umso mehr verlor sich der Partner in der Beziehung.

Borderline - Beziehung - Trennung
Borderline – Beziehung – Trennung

Für gewöhnlich wird die Trennung durch den Borderliner, als plötzlich und vollkommen unerwartet wahrgenommen. Doch ist dieser plötzlichen Trennung einiger Streit und Abwehrverhalten des Borderliners vorausgegangen, das man als Partner durchaus hätte wahrnehmen können. Warum einen die Trennung trotzdem unvorbereitet trifft kann mehrere Gründe haben. Die Konflikte, die entstehen, haben oft so unbedeutend scheinende Auslöser, dass Angehörige nicht verstehen, warum man sich überhaupt über so lächerliche Lappalien streiten kann. Der Streit hat jedoch für den Borderliner wenig mit der Sache zu tun, über die gestritten wird. Es spiegelt vielmehr die Zerrissenheit wieder, die in ihm vor sich geht. Das unterschätzen die Partner, da sie es nicht erkennen können was wirklich hinter dem Konflikt steht. Auf den Streit folgt häufig eine sehr innige und tiefe Versöhnung, die dafür sorgt, dass der Angehörige den Eindruck gewinnt, alles sei wieder gut. Im Borderliner tobt der Konflikt jedoch unterschwellig weiter, da er nichts mit der Ursache zu tun hatte über die gestritten wurde, sondern aus der eigenen Zerrissenheit des Borderliners herrührt.

Ursache für die beschriebene Zerrissenheit ist vermutlich die Borderline-typische Nähe-Distanz Problematik. Einerseits wünscht sich der Betroffene innige Nähe, andererseits löst diese Nähe Panik aus, die in ihm den Wunsch weckt zu gehen.

Da der Partner diese Problematik nicht nachvollziehen kann, reagiert er häufig mit einem bestimmten Verhalten. Er versucht auf den Betroffenen einzugehen, sich anzupassen. Seine Liebe, bedingt durch die nie zuvor erlebte Innigkeit, weckt in ihm den Wunsch, alles für die Fortsetzung dieser Verbindung zu tun. Ähnlich wie der Borderliner im Beginn der Beziehung ist es nun der Partner der sich anpasst und sein Verhalten ändert. In ihm entsteht der Gedanke: „Wenn ich mich nur genug bemühe, mich anpasse, werde ich geliebt und die Beziehung hat eine Chance. Häufig liegt diesem Verhalten eine Komplementärstörung zugrunde. Der Partner verändert sich, teilweise bewusst, häufig jedoch unbewusst. Er greift auf Vermeidungsstrategien zurück um die Beziehung zu erhalten:

  • Genaues Beobachten und Scannen des Borderliners, um mögliche Stimmungsschwankungen und die damit verbundene Gefahr für die Beziehung rechtzeitig zu erkennen.
  • Der Versuch sich an den Borderliner anzupassen um Konflikte zu vermeiden. Es wird versucht der perfekte Partner zu sein. Man setzt sich dabei regelrecht unter Druck.
  • Unterdrückung eigener Wünsche, Bedürfnisse und Gefühle und stoisches Ertragen der impulsiven emotionalen Ausbrüche des Betroffenen, auch wenn es einen sehr verletzt.

Letztendlich sind diese Vermeidungsstrategien jedoch nicht wirklich zielführend und sorgen nur dafür, dass man seine eigene Identität verliert.

Wenn es dann, trotz alles Bemühens, zur Trennung kommt ist der Schmerz riesig und ungleich heftiger als man es von früheren Beziehungen kennt. Dies hängt nicht nur damit zusammen, dass die ehemals geliebte Person nicht mehr da ist, sondern vor allem auch damit, seine eigene Persönlichkeit verloren zu haben. Dies führt zu einem völligen emotionalen Zusammenbruch. Der verlassene Partner spürt intensive Leere, Scham und Selbstabwertung. Für Außenstehende ist dieser Schmerz nur schwer nachvollziehbar und das Unverständnis von Freunden und Familie verstärken diese qualvollen Gefühle.

Häufig zeigt ein Angehöriger nach einer Trennung ein Verhalten, das an die Struktur der Borderline-Störung erinnert:

  • Impulsive Stimmungsschwankungen und der ständige Wechsel zwischen Liebe und Hass dem Borderliner gegenüber.
  • Gefühl von Leere und totaler Hilflosigkeit.
  • Emotionale Überflutung
  • Ständiger Wechsel zwischen Schuldgefühlen und Opferhaltung.

Diese heftigen Auswirkungen sind beim Ende einer Borderline-Beziehung ein durchaus logischer Prozess, der mit dem Verlust der eigenen Identität zusammenhängt. Man muss erst wieder zu sich selbst finden. Angehörige sind, anders als Borderliner, jedoch in der Lage diese Phase zu überwinden, auch wenn es sich anfangs nicht so anfühlt.

Es gibt verschiedene Strategien zum verarbeiten gescheiterter Borderline-Beziehungen. Da eine Beziehung eine sehr individuelle Angelegenheit ist und es weder den typischen Borderliner noch den typischen Angehörigen gibt, muss man seinen eigenen Weg finden mit seinem Schmerz umzugehen. Die verlinkte Seite kann maximal eine Unterstützung bieten, den für sich besten Weg zu finden.

Es kann auch Helfen sich eine Selbsthilfegruppe zu suchen und sich mit anderen Angehörigen auszutauschen. Im Internet kann ich hierbei den Borderline-Spiegel empfehlen. Ich arbeite in diesem Forum selbst mit. Vorteil dieser Seite ist es, dass man dort die Möglichkeit hat sich nicht nur mit anderen Angehörigen und Partner auszutauschen, sondern auch von reflektierten Borderline-Betroffenen lesen kann. Neben der Hauptseite findet man dort auch ein gut besuchtes Forum und einen lebhaften Chat.

 

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Gefühlswelt in einer Borderlinebeziehung

Eigene Erfahrungen meiner Gefühle in Beziehungen:

Ich habe eine gestörte Wahrnehmung was mich selbst betrifft. Ich kann die meiste Zeit nichts in mir wahrnehmen. Gefühle sind nicht greifbar. Wenn andere Menschen beschreiben können was gerade in Ihnen vorgeht (z.B Müdigkeit, Freude, Lust), ist es für mich wie als würde ich ein leeres Blatt Papier anschauen. Es ist einfach NICHTS in mir was ich wahrnehmen kann.

Wenn ich jedoch in einer frischen Beziehung bin, dann werde ich überschwemmt von positiven Gefühlen. Bildlich gesehen erinnert es ein wenig an einen Ertrinkenden der plötzlich einen Baumstamm im Wasser findet an dem er sich klammern kann. Durch die starke Verbindung zu meiner Partnerin (Symbiose in der Idealisierung) ist es als würde ich durch sie die Möglichkeit haben Zugang zu mir selbst  finden. Ich empfinde Ihre Gefühle wie meine eigenen.

Borderline: Liebe – Gefühle spiegeln
Borderline: Liebe – Gefühle spiegeln

In dieser Phase der Beziehung klammere ich mich an diesen Gefühlen und ich mache alles damit ich dieses Empfinden aufrecht erhalten kann. Ich weiß sehr genau was meine Partnerin von mir erwartet. Wenn ich Zugang zu einer Person habe, was in einer Symbiose natürlich der Fall ist, dann weiß ich auch unbewusst Ihre Sehnsüchte und „füttere“ sie mit genau diesen Wünschen.  Auf diese Weise manipuliere ich sie, damit die Funktion die sie inne hat aufrecht erhalten werden kann. Ich mache dies nicht bewusst. Mein Handeln ist impulsiv und unterliegt einem gewissen Automatismus. Diese Phase in der Borderlinebeziehung ist der gewöhnlichen Phase des „Verliebtseins“ sehr ähnlich. Ich denke sie ist jedoch wesentlich intensiver und bedeutet weit mehr als das was man für gewöhnlich als „Schmetterlinge im Bauch“ kennt. In der Idealisierung und dem damit verbundenem Wunsch nach Symbiose fühle ich mich „Eins“ mit meiner Partnerin. Ich weiß wirklich nicht mehr wo ich aufhöre und sie anfängt. Ich fühle mich durch sie komplett und mit ihr zusammen als eine Identität.

Diese Verbindung ist jedoch nicht dauerhaft aufrecht zu erhalten. Wenn das Bild des Eins sein zu bröckeln beginnt, dann greifen die anderen Muster in mir. Es stellt sich die Angst ein Verschlungen zu werden. Es entsteht die Panik mich selbst zu verlieren und keine Kontrolle mehr über mich zu besitzen. Ich erkenne, dass meine Partnerin nur ein Mensch ist und dass ich es nicht ertragen kann wenn mir ein Mensch zu Nahe ist.  Die Mauern die ich im laufe der Zeit um mich herum errichtet habe dienen meinem Schutz. Menschen können mich für gewöhnlich nicht verletzen. In  einer Beziehung werde ich jedoch angreifbar, da Nähe und Verbundenheit etwas ist was man mir auch wieder entziehen kann. In dieser Phase entstehen die panischen Ängste verlassen zu werden. Um diese Panik in Griff zu bekommen, beginne ich meine Partnerin abzuwerten. Die positiven Gefühle die ich zuvor hatte sind auf einen Schlag weg und an ihrer Stelle ist wieder dieses unerträgliche Gefühl der Leere. Egal was meine Partnerin nun auch unternimmt um mich zu unterstützen, sie wird mich nicht mehr erreichen, denn ich kann nichts mehr fühlen. Diese Leere ist so schrecklich, dass ich nun versuche Gefühle in mir zu erzwingen. Am liebsten wären mir natürlich schöne Gefühle, wie sie zu Beginn der Beziehung existierten, aber ich kann mir diese postiven Gefühle leider nicht erzwingen. Negative Gefühle kann ich jedoch nach belieben hervorrufen. Also beginne ich Streit zu provozieren. Ärger, Wut und Trauer sind Empfindungen die diese innere Leere für kurze Zeit auffüllen können. Meine Partnerin muss mir keinen sichtlichen Grund liefern um abgewertet zu werden. Ich suche solange bis ich etwas finde, egal wie gering der Auslöser zu sein scheint. Sollte wirklich nichts da sein, dann bringe ich sie dazu, dass sie die Beziehung beendet. Wichtig ist für mich, dass ich mich selbst nicht in der „Schuld“ sehen muss. Schuldgefühle kann ich ebenso wie die Leere nicht ertragen und so projektiere ich meine Wut, die ich mir selbst gegenüber empfinde in sie. Egal was sie auch unternimmt, sie wird für mich immer die Schuldige sein warum die Beziehung nicht funktionierte.

Es kommt nun zur Trennung. Anfangs sind noch negative Gefühle da, die ich wahrnehmen kann. Alles was schön war in der Beziehung ist für mich nicht mehr vorhanden. Trauer, Wut, Schmerz ist auch für mich etwas das ich nicht gerne erleide, aber alles ist besser als diese Leere zu spüren. Darum klammere ich mich an den Schmerz genauso intensiv wie zuvor an den positiven Gefühlen. Meine Partnerin ist nun eine Person die nur mein schlechtestes will und dadurch das ich sie hassen kann gewinne ich an Stabilität. Wenn diese Gefühle jedoch auch verschwinden stellt sich wieder dieses schreckliche Gefühl der Leere ein. Wieder bin ich in der Situation diese Leere aufzufüllen. Bevorzugter weise natürlich mit positiven Gefühlen aus einer erfüllenden Beziehung. Falls dieses Gefühl jedoch mit der Partnerin wieder hergestellt werden kann, so werden ab jetzt die Abstände zwischen Idealisierung und Abwertung immer kürzer. Eine wirklich perfekte Symbiose wie zum Beginn der Beziehung ist nicht mehr herstellbar auch wenn ich es immer wieder versuche bis ich es wirklich als Gescheitert ansehe. Irgendwann versuche ich nur noch den Hass möglichst lange aufrecht zu erhalten. Nur das ist der Grund warum ich auch nach einer gescheiterten Beziehung gerne noch hin und wieder den Kontakt zu meiner Ex-Beziehung suche.

Erst wenn ich in einer neuen Partnerschaft bin, oder wenn ich keine Möglichkeit habe meine Ex-Partnerin zu erreichen, ist meine vorhergegangene Beziehung wirklich für mich abgeschlossen. Ihre Funktion ist dann für mich nicht mehr erforderlich.

 

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