Ich habe mich bisher geweigert über Pharmakotherapie zu schreiben, da ich die Entscheidung Pro-Contra Medikamente den Fachärzten überlassen will. Ich werde deswegen auch keine Empfehlungen aussprechen sondern mich rein auf die mir vorliegenden Unterlagen (Prof. Lieb/Stoffers 2011) einlassen.
Der Grund warum ich nun trotzdem über Medikamente schreibe ist, weil ich immer häufiger deswegen gefragt werde und weil ich teilweise Erschreckende Geschichten von anderen Betroffenen höre.
Um eins vorweg zu nehmen: Es gibt keine Pille gegen Borderline!
Das ist insofern verwunderlich, da trotzdem die meisten Borderline-Patienten medikamentös behandelt werden. Die überwiegende Mehrheit davon mit Antidepressiva. Ich höre jedoch auch von vielen Borderlinern, die sich weigern Medikamente zu nehmen und deswegen eine Pharmakotherapie ablehnen.
Egal ob man sich für oder gegen Tabletten entscheidet, eine Psychotherapeutische Behandlung ist dadurch nicht zu ersetzen.
Da es wie gesagt keine Medikamente für BPS gibt, stellt sich natürlich die berechtigte Frage, macht es denn dann überhaupt Sinn Tabletten zu nehmen?
Diese Frage kann so allgemein nicht beantwortet werden, denn zum einen tritt Borderline i.d.R. mit anderen komorbiden Störungen gemeinsam auf, zum anderen können Medikamente bestimmte Borderline-Symptome abschwächen.
Obwohl die meisten BPS-Patienten medikamentös versorgt werden, zeichnet sich ab, dass es keine Therapie gibt, um eine Borderline-Persönlichkeitsstörung per se zu behandeln. Nach den neuesten Forschungsergebnissen haben Therapien vielmehr nur Effekte auf bestimmte Symptome, sodass sie in Zukunft symptomorientiert ausgewählt und eingesetzt werden können. KLAUS LIEB UND JUTTA STOFFERS
In folgenden Fällen kommt eine Pharmakotherapie in Betracht:
Zur Krisenintervention zur Behandlung akuter Anspannungszustände oder Erregungszustände: Hier kommen beispielsweise Benzo-diazepine oder Antipsychotika zum Einsatz. –Und hier wird auch gleich das größte Problem bei der medikamentösen Behandlung offensichtlich. Besonders Hausärzte sind sehr schnell bereit Benzo-diazepine zu verschreiben, obwohl sie ein extrem hohes Suchtpotenzial aufweisen. Gerade bei Borderlinern, die symptombedingt Suchtgefährdend sind, könnte das mehr Schaden als nutzen.
Zur Behandlung komorbider Erkrankungen: Wie gesagt, Borderline wird fast immer von komorbiden Störungen begleitet. Im Besonderen sind hier Depressionen, Angsterkrankungen, und Zwangsstörungen zu nennen. Hier kann eine Behandlung mit Antidepressivas, oder anderen Medikamenten durchaus Sinn ergeben.
Zur Behandlung spezifischer Symptome: Für einige Medikamente konnten sehr gute Resultate bei einigen Symptomen beobachtet werden. Hier können Medikamente zielgerichtet eingesetzt werden. Besonders gute Ergebnisse zeigten Stimmungsstabilisierer.
Alle Medikamente die bei Borderline eingesetzt werden, sind verschreibungspflichtig – und das sind sie nicht ohne Grund. Denn sie weisen eine Vielzahl von teilweise heftigen Neben- und Wechselwirkungen auf. Deswegen sollte immer ein Facharzt entscheiden, welches Medikament das Mittel der Wahl ist.
Bei den von Prof. Dr Lieb und Frau Stoffers durchgeführten Studie zeigte sich außerdem, dass Omega-3-Fettsäuren einen positiven Effekt auf depressive Grundstimmungen und impulsives, destruktives Verhalten (wie Selbstverletzung) haben. Da Omega-3-Fettsäuren besonders gut verträglich sind, auch andere positive Eigenschaften aufweist (z.B. Herz-Kreislaufsystem) und auch auf natürlichem Wege (z.B. durch fischreiche Ernährung) gewonnen werden, könnte es durchaus Sinn ergeben darauf vermehrt zu achten.
Da bei Borderline übermäßig häufig komorbide Depressionen festgestellt werden, wird bei der medikamentösen Behandlung gerne auf Antidepressiva zurück gegriffen.
Studien belegen jedoch, dass bei Borderlinern durch das Verabreichen von Antidepressiva keine signifikanten Verbesserungen der depressiven Stimmungen nachgewiesen werden können (Lieb/Stoffers 2011).
Das könnt ein zusätzlicher Beleg für die Theorie sein, dass sich die Borderline-typische Depression entscheidend von der Major-Depression unterscheidet. (Schwermut als Objekt/Rohde-Dachser)
Es kann jedoch trotzdem Sinn machen auf Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) und andere Antidepressiva zurückzugreifen. Nämlich dann, wenn komorbide Erkrankungen wie Depressionen, Zwangsstörungen oder ähnliche Störungen auftreten. Dabei sollte jedoch beachtet werden, dass sich viele Borderline-Symptome mit den üblichen Symptomen der Major-Depression, oder anderer Störungen gleichen. Es besteht also die Gefahr die Symptome fehlzuinterpretieren.
Bei Borderline-Patienten sollte wenn möglich auf die Verabreichung von Trizyklischen Antidepressiva (TZA) verzichtet werden. Es gab für diese Medikamente zwar durchaus nachgewiesene Wirksamkeit, es besteht jedoch eine besonders hohe Toxizität bei Überdosierung.
Studien bescheinigen Stimmungsstabilisierern bei Borderline gute Ergebnisse. (Lieb/Stoffers 2011)
Stimmungsstabilisierer haben sich bei der Reduktion von Impulsivität und Wut bewährt und konnten eine Verbesserung interpersoneller Schwierigkeiten belegen. Außerdem wurden positive Effekte für Depressivität und Angst und die generelle psychopathologische Belastetheit gefunden.
„Signifikante Wirksamkeitsbefunde ergeben sich mit großen Effekten besonders für affektive Symptome, das heißt unangemessener Wut (Topiramat, Lamotrigin, Valproinsäure), assoziierte Depressivität (Valproinsäure) und Angst (Topiramat). Für Topiramat wird zudem ein signifikanter Effekt hinsichtlich der Reduktion der allgemeinen psychopathologischen Belastung berichtet.“ (Lieb/Stoffers 2011)
Erstaunlicherweise werden den wenigsten mir bekannten Borderlinern Stimmungsstabilisierer verschrieben. Die am meisten verschriebenen Medikamente bei Borderline sind immer noch Antidepressiva der SSRI Gruppe, die nach der Studio keinerlei nennenswerte Besserungen bringen.
Schon seit einiger Zeit wird bei Borderline häufiger auf Antipsychotika, auch Neuroleptika zurück gegriffen. Antipsychotika werden zwar hauptsächlich für die Bekämpfung schwerer Psychosen verwendet, doch aufgrund ihrer sedierenden Wirkung können sie auch hilfreich bei der Beahndlung von Borderline-Symptomen sein.
Eingige ältere Studien für Neuroleptika der ersten Generation haben bereits signifikante Effekte in der Reduktion unangemessener Wut und impulsiven selbstverletzenden Verhaltens gezeigt.
Antipsychotika der zweiten Generation haben diese durchaus positiven Ergebnisse noch übertroffen und sind zudem deutlich verträglicher. Nach der Verabreichung neuerer Antipsychotika konnten Verbesserungen in allen Symptombereichen (Störungen der Emotionsregulation, Störung des Denkens, Störungen der Identität, Störungen im zwischenmenschlichen Bereich und Störung in der Verhaltensebene) erziehlt werden.
Antipsychotika haben jedoch neben der stark sedierenden Wirkung (die Depressionen und Antriebslosigkeit noch verstärken können) jedoch je nach Wirkstoff noch weitere zahlreiche Nebenwirkungen, die man auf keinem Fall außer Acht lassen sollte.
Es gibt verschiedene Strategien gegen Trennungsschmerz und zum verarbeiten gescheiterter Borderline-Beziehungen. Da eine Beziehung eine sehr individuelle Angelegenheit ist und es weder den typischen Borderliner noch den typischen Angehörigen gibt, muss man seinen eigenen Weg finden mit seinem Schmerz umzugehen. Die unten aufgeführten Möglichkeiten haben sich bei verschiedenen Angehörigen bewährt. Es gibt sicherlich noch mehr Möglichkeiten mit Trennungen umzugehen, die ich vielleicht noch nicht kenne. Es gibt im Internet noch viele andere erfolgsversprechende Lösungen.
Die Null Kontakt-Strategie gegen Trennungsschmerz:
Die Betrachtung der Liebesbeziehung als süchtiges Verhalten.
Die Null-Kontakt-Strategie wird am häufigsten von Selbsthilfeforen und Experten als Strategie gegen Trennungsschmerz empfohlen. Muss deswegen jedoch nicht die sinnvollste Strategie sein. Sie ist durchaus effektiv, verursacht jedoch auch viel Schmerz.
Da man sich in Borderline-Beziehungen und der damit verbundenen, symbiotischen Verbindung sehr leicht selbst verliert, betrachtet man sich selbst bei dieser Trennungs-Strategie als süchtig nach der Beziehung. Durch die Trennung fühlt man sich wie ein Drogensüchtiger auf Entzug.
Wenn ein Süchtiger seine Sucht bekämpfen will, ist der erste und wichtigste Schritt, sich von der Droge zu befreien. Bei einer Beziehungssucht bedeutet das, ich muss jede Verbindung zum Betroffenen kappen. Wichtig ist alles, was einen an den Borderliner erinnert zu entfernen. Ebenso muss es unterbunden werden, dass es zu weiteren Kontakt mit ihm kommt. Dies kann erreicht werden indem man alle Kontaktdaten löscht, sich selbst neue Telefonnummern anschafft um auf Kontaktversuche des Betroffenen nicht mehr zu reagieren.
Dies wird anfangs sehr schwer fallen, doch wie bei jeder Sucht werden die Entzugserscheinungen mit der Zeit abnehmen.
Die Gefahr in dieser Strategie ist: Durch den heftigen Kontaktabbruch lässt man sein Gegenüber so schmerzhaft alleine, dass in ihm erst recht der Wunsch nach Kontaktaufnahme um sich zu erklären/rechtfertigen entsteht. Es kann also zu einer vermehrten Aufmerksamkeit durch den Borderliner kommen, obwohl man genau das Gegenteil erreichen will.
Zentrale Botschaft dieser Strategie ist: „Jeder Kontakt zum geliebten Borderliner ist verboten und schädlich. Wer auf Entzug ist, sollte sich von seiner berauschenden Droge fernhalten.“
Die kognitive Lösungs-Strategie gegen Trennungsschmerz:
Die rationale Erkenntnis, dass die Borderline-Persönlichkeitsstörung es den Partner unmöglich macht, mit dem Betroffenen, eine glückliche Beziehung zu führen.
Wenn wir uns in einen Menschen verlieben, werden in uns eigene Wünsche und Bedürfnisse erweckt. Wir träumen von einer gemeinsamen Zukunft, suchen im Gegenüber Verständnis, Nähe und Beständigkeit. Alles dies war jedoch in der Beziehung mit dem Borderliner nicht vorhanden.
Bei der kognitiven Lösungs-Strategie wird versucht sich mit der Borderline-Störung intensiv auseinander zu setzen. Dabei ist es wichtig die Auseinandersetzung von einer möglichst neutralen Warte aus zu betrachten. Es geht erst mal nicht um den geliebten Partner, sondern darum die Borderline-Persönlichkeitsstörung zu verstehen. Wie macht sich die Krankheit bemerkbar? Welchen Mechanismen sind Borderlinern unterworfen?
Je mehr man über die Borderline-Störung weiß, wird man erkennen, dass diese Störung eine Beziehung, wie man es sich von einem Partner wünscht, nicht möglich macht. Man wird erkennen, dass eine kurzfristige Lösung für die Probleme, die zum Scheitern der Beziehung führten, nicht möglich ist und man als Angehöriger/Partner an dieser Situation nichts ändern kann.
Durch dieses Verständnis ist es möglich den geliebten Betroffenen als Menschen zu sehen der zwar weiterhin liebenswert ist, aber dessen Krankheit es unmöglich macht eine glückliche Beziehung mit ihm zu führen.
Die Gefahr bei dieser Strategie ist, dass man es nicht einsehen will machtlos gegen diese Störung zu sein. Das man an einer Retterrolle festhalten will.
Zentrale Botschaft dieser Strategie ist: „Ich liebe mein Gegenüber als Menschen immer noch, aber eine Fortführung der Liebesbeziehung würde für beide Seiten nur unnötig Schmerz bedeuten.“
Die Anti-Idealisierungs -Strategie gegen Trennungsschmerz:
Gezielte Änderung des Idealbildes das man von der geliebten Person hat.
Wenn man verliebt ist, neigt man dazu, das Gegenüber als etwas Größeres, Besonderes wahrzunehmen als es eigentlich sein sollte. Wir stellen die geliebte Person auf einen Sockel und beten sie abgöttisch an. Die positiven Eigenschaften überwiegen in unserem Bewusstsein, wir idealisieren. Genau das macht ein Borderliner im Übrigen in der danach benannten Idealisierungsphase ebenfalls.
Auf die Phase der Idealisierung folgt beim Borderliner häufig der Abwehrmechanismus Spaltung. Dies erreicht er, indem er sich die negativen Eigenschaften des Partners bewusst macht. In seiner Wahrnehmung besteht der Partner nun nur noch ausschließlich als „bösen“ Eigenschaften.
In der Anti-Idealisierungs-Strategie greift man auf genau diesen Mechanismus zurück. Borderliner haben darauf keinen Monopolanspruch. Während Borderliner diesem Abwehrmechanismus jedoch meist unbewusst und automatisch unterworfen sind, kann ein Angehöriger/Partner dies bewusst herbei führen.
Ziel dieser Strategie ist es sich der negativen Eigenschaften der Betroffenen bewusst zu machen und sich an die Schmerzen zu erinnern, die ihr Verhalten in einem selbst ausgelöst haben. Machen sie sich diesen Schmerz bewusst und machen sie sich klar, dass dies sicher nicht das ist, was sie von einer glücklichen Liebesbeziehung wünschen. Auf diese Weise können sie sich von der idealisierten Wahrnehmung des geliebten Menschen lösen.
Die Gefahr bei dieser Strategie ist: Man verliert sich leicht in Hass auf sein Gegenüber. Hass ist eine fast ebenso starke Emotion wie Liebe und bindet mindestens ebenso stark, was kontraproduktiv ist. Ziel ist es ja Loslassen zu können.
Zentrale Botschaft dieser Strategie ist: „Es gibt wenig Liebenswertes in meinem Gegenüber und eine Fortführung der Beziehung bedeutet nur unnötigen Schmerz für mich!“
Die Scheibchenweise-Lösungs-Strategie gegen Trennungsschmerz:
Das langsame Auslaufenlassen der Beziehung durch sanfte Entwöhnung.
Diese Strategie kann dann sinnvoll sein wenn eine klare Trennung, bedingt durch äußere Umstände nicht möglich ist (z.B. bei gemeinsamen Kindern).
Bei dieser Strategie gibt es keinen klaren Schnitt in der Beziehung, sondern man distanziert sich langsam von seinem Gegenüber. Man trifft sich nicht mehr, unternimmt keine gemeinsamen Aktivitäten mehr, geht sich jedoch auch nicht aus dem Weg. Man telefoniert vielleicht miteinander, spricht wichtige Dinge ab, aber versucht die emotionale Verbindung dabei so gering wie möglich zu halten. Dazu gehört das man auf Liebesbekundungen wie „Ich liebe dich!“ oder „ich vermisse dich!“ verzichtet und ignoriert wenn sie einem entgegen gebracht werden. Wenn es zu emotionalen Momenten kommt, löst man sich aus der Situation. Wenn zum Beispiel ein Streit entsteht, sagt man: „So mag ich nicht weiter reden, ich beende für heute das Gespräch!“, steht jedoch weiteren, wohlwollenden Kontakt offen gegenüber.
Man erzählt sich alles was man erzählen will, lässt den geliebten Menschen weiter an seinem Leben teilhaben, verzichtet jedoch darauf die Beziehung als Liebesbeziehung fortzuführen. Diese Strategie ist mit einem Borderliner nur sehr schwer durchführbar, doch man ist dem Gegenüber weitaus weniger ausgeliefert als man glaubt.
Die Gefahr bei dieser Strategie ist: Man fällt leicht wieder in alte Muster zurück, da man die Vertrautheit der Verbindung noch sehr intensiv in sich trägt. Diese Strategie erfordert viel Selbstdisziplin und Willen.
Zentrale Botschaft dieser Strategie ist: „Mein Gegenüber bleibt eine wichtige Person in meinem Leben, aber eine Liebesbeziehung wünsche ich nicht mehr!“
Die radikales Akzeptieren-Strategie gegen Trennungsschmerz:
Das radikale Akzeptieren das die Liebesbeziehung zu Ende ist.
Diese Strategie ist vielleicht die vernünftigste und gesündeste für einen selbst. Doch ist sie auch sehr schwer umzusetzen und setzt ein hohes Maß an Selbstbewusstsein und Abgrenzungsfähigkeit voraus.
Zurückblickend kann man die Beziehung als etwas „Schönes“ betrachten, oder als einen wichtigen Abschnitt im Leben der im „Hier und Jetzt“ vorüber ist. Durch das radikale Akzeptieren, das im Übrigen auch ein Modul im DBT-Programm der dialektisch behavioralen Therapie ist, akzeptiere ich das Ende der Beziehung als Tatsache, die nicht zu ändern ist. Man lässt die Emotionen und schönen Erinnerungen in der Vergangenheit und richtet seine Aufmerksamkeit auf die Gegenwart. Es gab Gründe warum die Beziehung kaputt gegangen ist und diese Gründe lässt man im Raum stehen, ohne Analysen und Rechtfertigungen zu suchen, warum sie vielleicht nicht richtig sind. Man akzeptiert zusätzlich, dass man diese Gründe nicht beseitigen kann und versucht sie nicht in richtig oder falsch zu werten, oder sich selbst oder anderen zuzuschreiben. Durch diese Betrachtung richtet man seine Aufmerksamkeit nach vorne. Vielleicht sucht man sich eine Aufgabe, oder trifft sich mit Menschen mit denen man gerne zusammen ist. Die Aufmerksamkeit liegt nur in der Gegenwart. Gedanken an Vergangenes oder Zukünftiges sind nicht zielführend und werden deswegen bei Seite geschoben. Nur in der Gegenwart ist und bleibt man handlungsfähig.
Die Gefahr bei dieser Strategie ist: Radikales Akzeptieren ist für Menschen die sich bisher nie mit dieser Technik auseinander gesetzt haben sehr schwer umsetzbar und erfordert ein wenig Übung, ist dann jedoch in allen Lebensbereichen eine wirkungsvolle Hilfe.
Zentrale Botschaft dieser Strategie ist: „Es ist wie es ist! Ich bewerte nicht mehr sondern akzeptiere, dass etwas das schön war auch ein Ende finden kann!“
Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie ist die, in der Praxis die am häufigsten durchgeführte Form der Psychotherapie. Es handelt sich dabei um eine Abwandlung der klassischen Psychoanalyse, denn sie basiert auf einen gemeinsamen theoretischen Hintergrund, nämlich die von Sigmund Freud entwickelte Psychoanalyse. Die beiden Therapieformen haben also die selben Wurzeln, unterscheiden sich aber in Form, Dauer und Ziel der Behandlung.
Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie findet, anders als die Psychoanalyse immer im Sitzen statt. Dies ist wichtig da bei dieser Behandlungsform für den Betroffenen wichtig ist die Mimik und Gestik des Therapeuten sehen und deuten. Es soll so eine mehr alltägliche Gesprächssituation zwischen Therapeut und Klient geschaffen werden.
Ein weiterer wesentlicher Unterschied ist, dass der tiefenpsychologische Ansatz immer von aktuellen psychischen Konflikten ausgeht. Das „Hier und Jetzt“ ist wichtig. Von dieser Position aus werden dann Erinnerungen an Kindheits- und Jugenderlebnisse aufgegriffen. Dahinter steht jedoch immer das Ziel, die aktuellen Lebenseinstellungen zu verändern.
Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie kann in Einzel- oder in Gruppensitzungen durchgeführt werden. Die Sitzungen finden dabei meistens einmal, seltener zweimal wöchentlich statt.
Besonders in Kliniken und Reha-Einrichtungen wird dieses Konzept gerne angewandt, was zum Teil auch daran liegt das sie, wie die Verhaltenstherapie von den Krankenkassen gezahlt werden.
Ich fand die Kombination zwischen tiefenpsychologisch fundierter Psychotherapie und Verhaltenstherapie als sehr ansprechend.
Bei der Verhaltenstherapie handelt es sich um eine erkenntnisbasierte (Kognitive) Therapieformen. Es wird dabei davon ausgegangen das Gefühle und Verhalten durch Wahrnehmung entstehen. Bei der Verhaltenstherapie wird deswegen Untersucht welche Mechanismen angewendet werden und was Betroffene dazu bringt in diesem Verhalten zu verharren. Sie bietet praktische Hilfe zur Selbsthilfe.
Bei der Verhaltenstherapie geht es nicht darum aufzuklären woher der innere Konflikt entsteht der die Betroffenen zu ihrem Handeln treibt, es wird vielmehr versucht, durch Aneignung neuer Sichtweisen und Einstellungen die alten (gestörten) Muster zu verändern oder zu verlernen. Der Ansatz der Verhaltenstherapie ist es also schadhaftes Verhalten durch sinnvolle Konfliktbewältigung zu ersetzen.
Voraussetzung für diese Therapieform ist eine gewisse Selbstkontrolle und Stabilität, die es dem Betroffenen ermöglicht, sein altes Verhalten durch positive Handlungsalternativen zu ersetzen.
Da es sich bei Borderline um eine „frühe Störung“ handelt, ist auch in der Verhaltenstherapie eine längerfristige Behandlung nötig. Durchgeführt werden kann die Verhaltenstherapie in Einzel- oder Gruppensitzungen, in denen problem- und zielorientiert gearbeitet wird.
[aartikel]3794551419:left[/aartikel]Die Dialektisch Behaviorale Therapie wurde in den 80er Jahren von Prof Marsha M. Linehan entwickelt. Ursprünglich war sie für Patienten mit hochsuizidalem Verhalten gedacht, aber schon bald stellte sich heraus, dass sie gerade für Borderliner besonders geeignet ist. In den 90er Jahren wurde die Therapieform weiter verfeinert und speziell für Borderlinepatienten angepasst.
Der Ansatz hinter der dialektisch behavioralen Therapie ist in der kognetiven Verhaltenstherapie angesiedelt. Da DBT jedoch inzwischen so speziell der Linderung von Borderlinesymptomen angepasst wurde, kann man sie auch als eigenständige Therapieform betrachten in der auch andere Therapieansätze Anwendung finden.
Die Idee hinter der dialektischen Strategie ist, scheinbare Gegensätze in der Betrachtungsweise des Patienten aufzulösen und schrittweise zu integrieren. Es wird also versucht die kognitiven Fähigkeiten und emotionale Ebene in Einklang zu bringen. Diese
Therapieform ist störungsspezifisch, integriert verschiedene Methoden und Ihre
Wirksamkeit ist in mehreren Studien nachgewiesen. Die DBT kann speziell an den Patienten angepasst werden.[aartikel]3794525698:right[/aartikel]
Die Arbeit mit der DBT beinhaltet folgende Module:
Achtsamkeit
Stresstoleranz
Bewusster Umgang mit Gefühlen
Selbstwert
Zwischenmenschliche Fertigkeiten
Die DBT wurde zunächst als ambulante Therapieform entwickelt und umfasst die Behandlungsmethoden:
Einzeltherapie
Fertigkeitentraining in der Gruppe
Telefonkontakt im Notfall/Krisenintervention
regelmäßige Intervision und Erfolgsüberprüfung durch Therapeuten.
Die DBT wird inzwischen auch erfolgreich im stationären Bereich angewandt und wurde in ihrer Ausführung zusätzlich auf verschiedene Patientengruppen (Jugendliche, Patienten mit Essstörungen, im Strafvollzug etc) erweitert.
Die Chance Die Borderline-Persönlichkeitsstörung völlig zu heilen ist äußerst gering, sie ist umso geringer, je früher und je intensiver die Störung ausbricht. Derzeit geht man davon aus, dass bei ca. 10% der Borderlinepersönlichkeiten die Störung im Laufe der Zeit so weit in den Griff bekommen werden kann, dass die Diagnose Borderlinestörung nicht mehr zutrifft. Die Betroffenen weisen dann zwar weiterhin Symptome einer leichten Persönlichkeitsstörung auf, sind jedoch fähig größtenteils ein „normales“ Leben zu führen. Studien haben gezeigt, dass mit fortgeschrittenem Alter die bekannten Symptome nachlassen. Selbst wenn Borderline grundsätzlich eher als unheilbar gilt, kann eine Therapie eine deutliche Linderung schaffen und somit die Lebensqualität deutlich steigern. Allerdings sollte man bedenken, dass es sich bei Borderline um eine Frühkindliche Störung handelt. Über die Jahre haben sich die bekannten Muster so in der eigenen Persönlichkeit verankert, dass man nicht „geheilt ist“ nur weil man eine Therapie besucht hat. Die Behandlung von Borderline ist eine langwierige Angelegenheit die mehrere Jahre Arbeit an sich selbst bedeutet. Man ist nicht plötzlich wieder gesund, weil man eine Therapie macht, vielmehr ist die Therapie selbst ein langer Weg zur Besserung.
Es gibt verschiedene Therapieansätze bei denen Betroffenen geholfen werden konnte. Allerdings gibt es nicht „DIE“ Borderline Therapie, die für alle Betroffene gleich gut wirkt. Vor allem hängt eine erfolgreiche Borderline Therapie davon ab wie gut sich der Betroffene mit der Therapieform und natürlich auch dem behandelnden Therapeuten anfreunden kann.
Stationäre Klinikaufenthalte können erforderlich werden und zeigen oft auch zumindest vorübergehende Linderung der Symptome.
Auf dieser Seite wollen wir die verschiedenen Therapieformen nennen und den Ansatz näher erklären. Je nach Erfahrungen werden wir die Liste weiter Vervollständigen.
Egal wie reflektiert man mit seiner Erkrankung umgeht, es kann immer wieder zu einem Rückfall in alte Verhaltensmuster kommen. Auch wenn man versteht, warum man in bestimmten Grenzsituationen destruktiv handelt, heißt das nicht, dass man in der Lange ist Rückfälle immer zu vermeiden.
Der wichtigste Schritt auf dem Weg, besser mit Borderline umzugehen, ist der Wunsch, wirklich etwas verändern zu wollen. Meist muss man dafür sehr hart fallen um diesen Wunsch für sich entwickeln zu können. Wenn dieser Wunsch wirklich in einem selbst manifestiert werden konnte, ist ein Rückfall nicht größer zu bewerten als er wirklich ist. Wichtig ist das man nicht beginnt sich vor sich selbst zu rechtfertigen. z.B.: „Ich weiß das ich gerade extrem im alten Muster lebe, aber es geht mir auf diese Weise gut und das ist doch das wichtigste!“ – Wenn es jemanden wirklich mit dem alten Verhalten gut gegangen wäre, hätte man wohl nicht einen solchen Absturz erlebt der es nötig machte an sich zu arbeiten. Wer aufhört an sich zu arbeiten gibt sich selbst auf. In diesem Fall kann man nicht mehr von einem Rückfall sprechen, sondern man hat sich dafür entschieden sich seiner Erkrankung zu ergeben und weiter an destruktivem Verhalten fest zu halten.
Wie gehe ich nun am besten mit einem Rückfall um? – Ein Kind das Laufen lernt ist ein gutes Beispiel dafür wie man am besten damit umgehen sollte:
„Hinfallen – Aufstehen – Weitermachen!“
Ohne einen Rückfall bagatellisieren zu wollen handelt es sich dabei sicher nicht um das Ende. Nach jedem Rückfall bleibt die Möglichkeit, seinen Entschluss, in Zukunft ohne Destruktivität zu leben, neu zu treffen. Wenn man seine Abstürze dafür nutzt um daraus zu lernen, wenn man nach einem Rückfall erkennt wie es dazu kommen konnte, besteht die Möglichkeit, zukünftig in diesen Situationen anders für sich zu Sorgen.
Ich habe für mich klar erkannt, dass mein dysfunktionales Verhalten mich nicht wirklich weiterbringt. Ich löse damit meine Probleme nicht, sondern schaffe mir nur zusätzlich neue. Also geht der Kampf für mich wieder von neuem los. Ich freu mich darauf sogar irgendwie, denn wer aufhört zu kämpfen hat bereits verloren und ich sehe mich ungern als Opfer!