„schwierige Kinder“ Online-Kongress 2016

Online Kongress zum Thema ADHS. Nicole Lehner begibt sich in über 20 Video-Interviews mit inspirierenden, internationalen Experten auf die Suche nach Lösungen um unser Familienleben wieder in Balance zu bringen.

"Schwierige Kinder" Online-Kongress 2016
„Schwierige Kinder“ Online-Kongress 2016

Es gibt immer wieder Interviewanfragen, oder ob ich auf andere Weise bereit bin in anderen Projekten mitzuwirken.
Bisher war mir dies zeitlich nicht möglich.

Umso mehr freue ich mich, nun bei Nicole Lehners “schwierige” Kinder Online Kongress  “AufDecken HinSpüren” 2016 mitwirken zu können.

Nicole Lehner begibt sich in über 20 Video-Interviews mit inspirierenden, internationalen Experten auf die Suche nach Lösungen um unser Familienleben wieder in Balance zu bringen:

  •  Warum ist mein Kind so “schwierig”?
  •  Wie war ich selbst als Kind?
  •  Wie gehe ich um mit Aggression & Hyperaktivität?
  •  Wie bringe ich wieder Harmonie in unser Familienleben?
  •  Kann die Ernährung uns dabei unterstützen?
  •  Was ist das Wichtigste damit unsere Kinder sich entfalten und erblühen können?
  •  Wie kann ich (wieder) beginnen die Potentiale meiner Kinder zu entdecken?

 Einer dieser „Experten“ werde ich sein und ich freue mich dort den interssierten Teilnehmern Borderline ein bisschen näher bringen zu können.

 Vom 18. Juli bis 28. Juli 2016 kannst du dir alle Video-Interviews online ansehen und das völlig KOSTENFREI.

 Danach gibt es hier das gesamte Paket zu kaufen.

 

 

 

Ist es Borderline?

Ist es Borderline? Warum ist meine Beziehung plötzlich und unerwartet gescheichtert? allgemeine Voraussetzungen einer Persönlichkeitsstörung

Wenn man sich lange mit der Borderline-Erkrankung beschäftigt, wird man immer wieder auf verzweifelte Angehörige, Partner und Ex-Partner von vermeintlich Betroffenen treffen, die sich die Frage stellen: „Ist es Borderline?“

Es ist natürlich verständlich, dass man Antworten für das Verhalten seines Gegenübers sucht, vor allem wenn eine offene Aussprache nicht möglich ist. Wenn man plötzlich vor dem Scherbenhaufen einer gescheiterten Beziehung steht, will man verstehen warum das Schöne was man geneinsam erlebt hat plötzlich nicht mehr da ist. Borderline scheint dabei für viele eine logische Erklärung dafür zu sein.

Entgegen anderslautender Meinung einiger Laien-Experten ist die Diagnose Borderline jedoch bei weitem nicht so einfach zu stellen wie man glaubt. Auch Fachpersonal wie Psychologen, Psychiater, Therapeuten oder Pflegekräfte können das nicht sofort auf den ersten Blick erkennen.

Es reicht nicht aufgrund Diagnosekriterien nach ICD10 oder DSM IV Ähnlichkeiten festzustellen, denn wenn man sich die verschiedenen Persönlichkeitsstörungen anschaut wird man schnell feststellen, dass sie sich in vielem sehr ähnlich sind und sich teilweise auch in ihren Symptomen überschneiden.

Grundsätzlich muss ein Betroffener zuerst einmal die Diagnosekriterien einer Persönlichkeitsstörung aufweisen. Selbst das ist nicht so einfach zu erkennen, da es sich bei den Symptomen um Verhaltensmuster handelt, die absolut menschlich sind und die vermutlich jeder in irgendeiner Form kennt. Desweiteren kann es im Verlauf eines Lebens Situationen geben, wo bestimmte Verhaltensmuster akzentuierter auftreten und deutlich stärker in den Vordergrund treten. Zum Beispiel in bestimmten Lebenskrisen wie Jobverlust, das Ende einer Beziehung oder der Tod einer nahestehenden Person.

Wenn es sich wirklich um eine Persönlichkeitsstörung handelt, sind die Symptome nicht nur temporär vorhanden oder treten nach langer Zeit plötzlich auf, sondern begleiten einen das ganze Leben.

Beispiel:

Wir hatten über 10 Jahre eine harmonische Beziehung, lebten glücklich zusammen, plötzlich wurde der Partner/die Partnerin abweisend, veränderte sich und es kam unerwartet zur Trennung. Vermutlich hat sie plötzlich Borderline bekommen.

Hier ist die Wahrscheinlichkeit das es sich tatsächlich um Borderline handelt eher gering. Eine Persönlichkeitsstörung entwickelt sich bereits in frühster Kindheit und bleibt ab da beständig vorhanden.

Ein weiterer wichtiger Punkt der für eine Persönlichkeitsstörung spricht ist der Leidensdruck. Betroffene Borderliner leiden selbst am meisten unter ihrer Störung. Auch wenn durch Abwehrmechanismen versucht wird dieses Leid zu bekämpfen macht sich dieses Leid bei Betroffenen (Borderlinern) spürbar bemerkbar.

Beispiel:

Der Borderliner lief immer glücklich und zufrieden durchs Leben, Probleme konnten problemlos beseitigt werden und danach lebte er genau so fröhlich weiter wie zuvor. Auch bei der Trennung war es so. Nach der Trennung lebte der Borderliner glücklich weiter, scheinbar ohne darunter zu Leiden.

Es kann sein das hier das tatsächliche Leid des Borderliners nicht gesehen wird, vielleicht auch weil der Betroffene versucht es nicht zu zeigen. Es ist auch entscheidend von welcher Seite die Trennung ausging. Wenn man (egal ob begründet oder unbegründet) das Gefühl hatte unter einer Beziehung zu leiden, wird eine Trennung zu Beginn erst mal als Befreiend wahrgenommen.

Persönlichkeitsstörungen wirken sich nicht ausschließlich zielgerichtet auf einen Lebensbereich oder Person aus. Eine Person die unter einer Persönlichkeitsstörung leidet hat diese Probleme in allen Bereichen ihres Lebens und Personenunabhängig, auch wenn es nahestehende Personen vielleicht deutlicher spüren.

Beispiel:

In der Beziehung war es nie möglich den Borderliner zu umarmen und zu küssen, da er Nähe nicht ertragen konnte. Nun ist ein neuer Partner da und da geht es.

Dies spricht definitiv nicht für Borderline. Wenn ich Probleme mit Nähe habe, habe ich Probleme mit Nähe. Das liegt nicht an mein Gegenüber, sondern an mir. Eine so heftige Wesensänderung ist für Borderline uncharakteristisch.

Wie beschrieben sind Gefühle und Verhaltensweisen die für eine Borderline-Störung sprechen können menschlich und auch bei nicht Betroffenen Menschen vorhanden. Deswegen ist auch die Intensität und Akzentuierung der Symptome ausschlaggebend für den begründeten Verdacht einer Persönlichkeitsstörung. Die Probleme müssen so stark ausgeprägt sein das sie sich weitreichend in die Lebensgestaltung auswirken.

Beispiel:

Die Verlustangst ist so extrem, dass ich an nichts mehr anderes denken kann als das ich verlassen werde und der geliebte Mensch nicht mehr wieder kommt. Alles andere ist unbedeutend, diese Angst liegt über allem. Ich kann nicht arbeiten deswegen, kann mich nicht mehr um meinen Haushalt kümmern sonder bin nur noch am Leiden.

Hier ist die Panik die durch die Verlustangst ausgelöst so heftig, dass sie sich im gesamten Leben bemerkbar macht. Es muss keine bestimmte Situation vorliegen die diese Verlustangst begründen würde, sondern sie ist einfach da, obwohl eigentlich alles in Ordnung ist.

Die charakteristischen Merkmale einer Persönlichkeitsstörung sind also:

  • Die Probleme sind beständig.
  • Es gibt einen Leidesdruck wegen der Probleme.
  • Die Probleme wirken sich auf alle Lebensbereiche aus.
  • Die Probleme übersteigen die übliche Norm bei weitem.

Wenn diese Kriterien nicht zutreffend sind, liegt sehr wahrscheinlich keine Persönlichkeitsstörung – und somit auch keine Borderline-Störung vor.

Erst wenn diese allgemeinen Kriterien vorliegen macht eine weitere Beachtung der typischen Symptome einer spezifischen Persönlichkeitsstörung Sinn.

Wie erwähnt sind sich die einzelnen verschiedenen Persönlichkeitsstörungen auf dem ersten Blick, wenn man nur die Symptome betrachtet sehr ähnlich. Häufig ist es nur eine Akzentuierung die letztendlich eine bestimmte Diagnose ausmacht. Wenn man sich nur die Diagnosepunkte, oder typische Verhaltensweisen einer bestimmten Störung betrachtet, wird man schnell glauben eine bestimmte Person darin wieder zu finden, doch vieles was man glaubt einer bestimmten Krankheit zuordnen zu können wird man auch in anderen Störungen wiederfinden.

Beispiel:

Eine Person isoliert sich, verlässt das Haus ungern und mag nicht unter Menschen.

Dies könnte für einige unterschiedliche Phobien sprechen, aber auch für Depressionen, die meisten unterschiedlichen Persönlichkeitsstörungen, Zwangsstörungen und sogar für einige körperliche Erkrankungen.

Aus diesem Grund wird bei der Diagnosestellung der Blick nicht nur auf eine spezifische Störung gerichtet, sondern man betrachtet sich alle möglichen Ursachen und sucht nach Ausschlusskriterien.

Beispiel:

Eine Person begegnet seinem Gegenüber aggressiv, gefühlskalt und Rücksichtslos. Wenn das auftritt kann man nicht mit der Person reden, eine Aussprache oder Klärung einer Situation ist nicht möglich. Man empfindet sich im Kontakt abgewertet und persönlichen Angriffen ausgesetzt.

All das könnte für eine dissoziale Persönlichkeitsstörung sprechen. Charakteristisch für eine Dissoziale PS ist jedoch auch keine Schuld empfinden zu können und ein gestörtes Rechtsempfinden aufzuweisen. Wenn die oben beschriebene Person also trotzdem auch Schuld empfinden kann und sich an Bestehende Ordnung und Recht hält, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit keine dissoziale Persönlichkeitsstörung vorliegen.

Allein schon aufgrund dieser Komplexität ist es verständlich das Laien dies nicht wirklich Beurteilen können. Erschwerend kommt noch hinzu das Borderline so gut wie nie allein auftritt. Die Tendenz geht dahin überhaupt erst von Borderline zu sprechen, wenn mindestens noch eine weitere Persönlichkeitsstörung und weitere Begleiterkrankungen vorliegen.

Menschen die sich die Frage stellen ob ihr Gegenüber an Borderline leiden suchen häufig Therapeuten auf um dort eine Antwort auf diese Frage zu erhalten. Meist werden ihre Erwartungen dabei enttäuscht, weil ein guter Therapeut keine Diagnosen über nicht anwesende Dritte stellen wird. In seltenen Fällen lassen sich Therapeuten vielleicht zu vorsichtigen Meinungen hinreißen, wobei das sehr fraglich zu betrachten ist.

Zum einen, weil das was man über Verhaltensweisen anderer erzählt immer auch von der eigenen subjektiven Wahrnehmung geprägt ist, aber auch weil zur tatsächlichen Bewertung eines Menschen dazugehört auch selbst mit ihm in Kontakt zu stehen. Auch die beste Beschreibung einer Person kann den persönlich gewonnenen Eindruck nicht ersetzen.

Ist die betroffene Person gepflegt, oder lässt sie sich eher gehen? Wirkt sie eher extrovertiert oder introvertiert? Kann sich das Gegenüber klar und verständlich äußern, oder ist sie im Kontakt eher fahrig und springt beim Erzählen von einem Thema zum anderen… Dies und noch vieles mehr ist für eine tatsächliche Einschätzung eines Menschen, neben all den beschriebenen Symptomen sehr wichtig und nur im Ganzen Betrachtet ergibt sich ein einigermaßen objektives Bild.

Wenn man sich laienhaft mit dem Krankheitsbild Borderline beschäftigt, kann es schnell passieren, dass man seinem Gegenüber den Stempel Borderline aufdrückt. Mehr als häufig unbegründet, da entscheidende Diagnosekriterien fehlen. Man sollte nicht vergessen, dass es sich bei Borderlinern um eine eher überschaubare Menge von Personen handelt. Neuste Erkenntnisse gehen von ca. 3% der Bevölkerung aus. Es ist also tendenziell eher selten auf jemanden zu treffen der diese Diagnose aufweist, selbst wenn man eine undefinierte Dunkelziffer eventuell unerkannter Betroffener mit berücksichtigt.

Es liegt in der Natur des Menschen Antworten auf ungeklärte Fragen finden zu wollen. Somit ist es durchaus verständlich wissen zu wollen warum eine Beziehung scheiterte. Dabei ist man jedoch leider auch der Bereitschaft des Gegenübers angewiesen, sonst wird man über den Status der Vermutung nicht hinwegkommen.  So sehr der Wunsch nach Antworten verständlich ist, so selten ist es Zielführend sich mit einer eventuellen Störung eines vermeintlich Borderline-Erkrankten auseinander zu setzen und darin die Lösung für seine Beziehungsprobleme zu suchen. Das kann nur dann funktionieren, wenn beim Betroffenen die Bereitschaft vorhanden ist darüber zu sprechen. Dies setzt jedoch voraus das sich der Betroffene Einsichtig gegenüber seiner Probleme zeigt, was häufig nicht der Fall ist, schon gar nicht nach gescheiterten Beziehungen.

Was sie noch interessieren könnte:

Borderline – Was ist das?

Borderline und Beziehung

Probleme in Borderlinebeziehungen

Warum habe ich mich ausgerechnet in einen Borderliner verliebt?

 

Borderline + Medikamente

Borderline + Medikamente

 

Borderline + Medikamente
Borderline + Medikamente

Ich habe mich bisher geweigert über Pharmakotherapie zu schreiben, da ich die Entscheidung Pro-Contra Medikamente den Fachärzten überlassen will. Ich werde deswegen auch keine Empfehlungen aussprechen sondern mich rein auf die mir vorliegenden Unterlagen (Prof. Lieb/Stoffers 2011) einlassen.

Der Grund warum ich nun trotzdem über Medikamente schreibe ist, weil ich immer häufiger deswegen gefragt werde und weil ich teilweise Erschreckende Geschichten von anderen Betroffenen höre.

Um eins vorweg zu nehmen:  Es gibt keine Pille gegen Borderline!

Das ist insofern verwunderlich, da trotzdem die meisten Borderline-Patienten medikamentös behandelt werden. Die überwiegende Mehrheit davon mit Antidepressiva. Ich höre jedoch auch von vielen Borderlinern, die sich weigern Medikamente zu nehmen und deswegen eine Pharmakotherapie ablehnen.

Egal ob man sich für oder gegen Tabletten entscheidet, eine Psychotherapeutische Behandlung ist dadurch nicht zu ersetzen.

Da es wie gesagt keine Medikamente für BPS gibt, stellt sich natürlich die berechtigte Frage, macht es denn dann überhaupt Sinn Tabletten zu nehmen?

Diese Frage kann so allgemein nicht beantwortet werden, denn zum einen tritt Borderline i.d.R. mit anderen komorbiden Störungen gemeinsam auf, zum anderen können Medikamente bestimmte Borderline-Symptome abschwächen.

 

Obwohl die meisten BPS-Patienten medikamentös versorgt werden, zeichnet sich ab, dass es keine Therapie gibt, um eine Borderline-Persönlichkeitsstörung per se zu behandeln. Nach den neuesten Forschungsergebnissen haben Therapien vielmehr nur Effekte auf bestimmte Symptome, sodass sie in Zukunft symptomorientiert ausgewählt und eingesetzt werden können. KLAUS LIEB UND JUTTA STOFFERS

 

In folgenden Fällen kommt eine Pharmakotherapie in Betracht:

  • Zur Krisenintervention zur Behandlung akuter An­spannungszustände oder Erregungszustände: Hier kommen beispielsweise Benzo-diazepine oder Antipsychotika zum Einsatz.  –Und hier wird auch gleich das größte Problem bei der medikamentösen Behandlung offensichtlich. Besonders Hausärzte sind sehr schnell bereit Benzo-diazepine zu verschreiben, obwohl sie ein extrem hohes Suchtpotenzial aufweisen. Gerade bei Borderlinern, die symptombedingt Suchtgefährdend sind, könnte das mehr Schaden als nutzen.
  • Zur Behandlung komorbider Erkrankungen:  Wie gesagt, Borderline wird fast immer von komorbiden Störungen begleitet. Im Besonderen sind hier Depressionen, Angsterkrankungen, und Zwangsstörungen zu nennen. Hier kann eine Behandlung mit Antidepressivas, oder anderen Medikamenten durchaus Sinn ergeben.
  • Zur Behandlung spezifischer Symptome:  Für einige Medikamente konnten sehr gute Resultate bei einigen Symptomen beobachtet werden. Hier können Medikamente zielgerichtet eingesetzt werden. Besonders gute Ergebnisse zeigten Stimmungsstabilisierer.

Alle Medikamente die bei Borderline eingesetzt werden, sind verschreibungspflichtig – und das sind sie nicht ohne Grund. Denn sie weisen eine Vielzahl von teilweise heftigen Neben- und Wechselwirkungen auf. Deswegen sollte immer ein Facharzt entscheiden, welches Medikament das Mittel der Wahl ist.

Bei den von Prof. Dr Lieb und Frau Stoffers durchgeführten Studie zeigte sich außerdem, dass Omega-3-Fettsäuren einen positiven Effekt auf depressive Grundstimmungen und impulsives, destruktives Verhalten (wie Selbstverletzung) haben. Da Omega-3-Fettsäuren besonders gut verträglich sind, auch andere positive Eigenschaften aufweist (z.B. Herz-Kreislaufsystem) und auch auf natürlichem Wege (z.B. durch fischreiche Ernährung) gewonnen werden, könnte es durchaus Sinn ergeben darauf vermehrt zu achten.

 

Was sie noch interessieren könnte:

Borderline und Antipsychotika

Borderline und Antidepressiva

Borderline und Stimmungsstabilisierer

Borderline – Therapieformen

Weitere Links zum Thema (ausserhalb von Grenzwandler.org):

 Borderline-Persönlichkeitsstörung:  Störungsspezifische Pharmakotherapie ( KLAUS LIEB UND JUTTA STOFFERS/2011)

 

Borderline + Antidepressiva

Borderline + Antidepressiva

Borderline + Antidepressiva
Borderline + Antidepressiva

Da bei Borderline übermäßig häufig komorbide Depressionen festgestellt werden, wird bei der medikamentösen Behandlung gerne auf Antidepressiva zurück gegriffen.

Studien belegen jedoch, dass bei Borderlinern durch das Verabreichen von Antidepressiva keine signifikanten Verbesserungen der depressiven Stimmungen nachgewiesen werden können (Lieb/Stoffers 2011).

Das könnt ein zusätzlicher Beleg für die Theorie sein, dass sich die Borderline-typische Depression entscheidend von der Major-Depression unterscheidet. (Schwermut als Objekt/Rohde-Dachser)

Es kann jedoch trotzdem Sinn machen auf  Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) und andere Antidepressiva zurückzugreifen. Nämlich dann, wenn komorbide Erkrankungen wie Depressionen, Zwangsstörungen oder ähnliche Störungen auftreten.  Dabei sollte jedoch beachtet werden, dass sich viele Borderline-Symptome mit den üblichen Symptomen der Major-Depression, oder anderer Störungen gleichen. Es besteht also die Gefahr die Symptome fehlzuinterpretieren.

Bei Borderline-Patienten sollte wenn möglich auf die Verabreichung von Trizyklischen Antidepressiva (TZA) verzichtet werden. Es gab für diese Medikamente zwar durchaus nachgewiesene Wirksamkeit, es besteht jedoch eine besonders hohe Toxizität bei Überdosierung.

 

Was sie noch interessieren könnte:

Borderline und Medikamente

Borderline und Antipsychotika

Borderline und Stimmungsstabilisierer

Borderline – Therapieformen

Weitere Links zum Thema (ausserhalb von Grenzwandler.org):

 Borderline-Persönlichkeitsstörung:  Störungsspezifische Pharmakotherapie ( KLAUS LIEB UND JUTTA STOFFERS/2011)

Borderline + Stimmungsstabilisierer

Borderline + Stimmungsstabilisierer:

Borderline+Stimmungsstabilisierer
Borderline+Stimmungsstabilisierer

Studien bescheinigen  Stimmungsstabilisierern bei Borderline gute Ergebnisse. (Lieb/Stoffers 2011)

Stimmungsstabilisierer haben sich bei der Reduktion von Impulsivität und Wut bewährt und konnten eine Verbesserung interpersoneller Schwierigkeiten belegen. Außerdem wurden positive Effekte für Depressivität und Angst und die generelle psychopa­thologische Belastetheit gefunden.

„Signifikante Wirksamkeitsbefunde ergeben sich mit großen Effekten besonders für affektive Symptome, das heißt unange­messener Wut (Topiramat, Lamotrigin, Valproinsäure), assozi­ierte Depressivität (Valproinsäure) und Angst (Topiramat). Für Topiramat wird zudem ein signifikanter Effekt hinsichtlich der Reduktion der allgemeinen psychopathologischen Belastung berichtet.“ (Lieb/Stoffers 2011)

Erstaunlicherweise werden den wenigsten mir bekannten Borderlinern Stimmungsstabilisierer verschrieben. Die am meisten verschriebenen Medikamente bei Borderline sind immer noch Antidepressiva der SSRI Gruppe, die nach der Studio keinerlei nennenswerte Besserungen bringen.

 

Was sie noch interessieren könnte:

Borderline und Medikamente

Borderline und Antipsychotika

Borderline und Antidepressiva

Borderline – Therapieformen

Weitere Links zum Thema (ausserhalb von Grenzwandler.org):

 Borderline-Persönlichkeitsstörung:  Störungsspezifische Pharmakotherapie ( KLAUS LIEB UND JUTTA STOFFERS/2011)

Borderline + Antipsychotika

Borderline + Antipsychotika (Neuroleptika)

Borderline + Antipsychotika (Neuroleptika)
Borderline + Antipsychotika (Neuroleptika)

Schon seit einiger Zeit wird bei Borderline häufiger auf Antipsychotika, auch Neuroleptika zurück gegriffen. Antipsychotika werden zwar hauptsächlich für die Bekämpfung schwerer Psychosen verwendet, doch aufgrund ihrer sedierenden Wirkung können sie auch hilfreich bei der Beahndlung von Borderline-Symptomen sein.

Eingige ältere Studien für Neuroleptika der ersten Generation haben bereits signifikante Effekte in der Reduktion unangemessener Wut und impulsiven selbstverletzenden Verhaltens gezeigt.

Antipsychotika der zweiten Generation haben diese durchaus positiven Ergebnisse noch übertroffen und sind zudem deutlich verträglicher. Nach der Verabreichung neuerer Antipsychotika konnten Verbesserungen in allen Symptombereichen (Störungen der Emotionsregulation, Störung des Denkens, Störungen der Identität, Störungen im zwischenmenschlichen Bereich und Störung in der Verhaltensebene) erziehlt werden.

Antipsychotika haben jedoch neben der stark sedierenden Wirkung (die Depressionen und Antriebslosigkeit noch verstärken können) jedoch je nach Wirkstoff noch weitere zahlreiche Nebenwirkungen, die man auf keinem Fall außer Acht lassen sollte.

Was sie noch interessieren könnte:

Borderline und Medikamente

Borderline und Antidepressiva

Borderline und Stimmungsstabilisierer

Borderline – Therapieformen

Weitere Links zum Thema (ausserhalb von Grenzwandler.org):

  Borderline-Persönlichkeitsstörung:  Störungsspezifische Pharmakotherapie ( KLAUS LIEB UND JUTTA STOFFERS/2011)

 

 

 

Komorbidität bei Borderline

Die Borderline Persönlichkeitsstörung hat, wie die meisten Persönlichkeitsstörungen, eine sehr hohe Komorbiditätsrate. Borderline kommt selten (bis gar nicht) alleine vor. Mit der „Emotional instabilen Persönlichkeitsstörung vom Typ Borderline“ wird in der Regel mindestens eine weitere, häufig mehrere, komorbide Störung diagnostiziert. Die durch Empirie am meisten festgestellten Komorbiditäten sind:

 

Entscheidend ist, dass bei der Behandlung das Vorliegen anderer Erkrankungen mit berücksichtigt wird, da diese den Therapieerfolg entscheidend beeinflussen können. So kann es zum Beispiel beim Vorhandensein einer schweren Abhängigkeitserkrankung wichtig sein, als erstes die Suchtproblematik zu behandeln, auch wenn sie vielleicht (nur) die Folge der Primärstörung ist.

Das gleichzeitige Vorkommen von körperlichen und psychischen Erkrankungen kann zu schlechteren Behandlungsergebnissen führen und verschlechtert nachweislich die Prognose der jeweils einzelnen Erkrankungen.

Das Komorbiditätsmodell ist, besonders im Bezug auf die Borderline-Persönlichkeitsstörung, umstritten. Die Komorbiditätsraten weichen in verschiedenen Studien stark voneinander ab. Das hängt damit zusammen, dass viele Symptome der möglichen Begleiterkrankungen für Borderliner so charakteristisch sind, dass viele Experten sie nicht als eigenständige, zusätzliche Erkrankungen sehen, sondern eher als zusätzliches Symptom. Einige Experten bevorzugen deshalb den Begriff „Kosymptomatik“ (Dulz, Schneider). Dies gilt insbesondere für Drogenabhängigkeit, Essstörungen, Depressionen und psychotischen Symptome (Birger Dulz und Angela Schneider, 2004, S. 58). Auch Angststörungen fallen unter diese charakteristischen Begleiterkrankungen, da die frei-flottierende-Angst typisch für Borderliner ist.

Andere Experten glauben wiederum deutliche Unterschiede in den Symptomen erkennen zu können, die eine klare Abgrenzung zwischen Borderline-typisch und abgrenzbare zusätzliche Erkrankung ermöglichen. So kann ein Borderliner zum Beispiel auch andere Angststörungen aufweisen, die nicht im direkten Zusammenhang mit der Borderline Persönlichkeitsstörung stehen. Ähnlich ist es bei der „Major-Depression“.

Dafür spricht, dass nicht jeder Betroffene Suchtkrank ist, an Depressionen leidet oder eine Essstörung aufweisen muss. Da manche Störungen jedoch so häufig zusammen mit Borderline zusammen auftreten, könnte sich der Begriff der Kosymptomatik durchaus durchsetzen, ohne zusätzliche Komorbiditäten auszuschließen.

Was sie noch interessieren könnte:

Borderline – Was ist das?

Wie entsteht eine Borderline Persönlichkeitsstörung?

Borderline: Statistik, Fakten und Zahlen.

Weitere Links zum Thema (ausserhalb von Grenzwandler.org):

Prof. Dr. Faust: Die Borderline Persönlichkeitsstörung (BPS)

Dr. Birger Dulz: Wut oder Angst – welcher Affekt ist bei Borderline-Störungen der zentrale?

Borderline: Komorbidität mit anderen Persönlichkeitsstörungen

Unter dem Begriff Persönlichkeitsstörung versteht man, wie der Name schon sagt, eine Störung der Persönlichkeit bezeichnet. Sie werden im ICD10 im Kapitel F60 Persönlichkeitsstörungen klassifiziert. Es liegt ein eingewurzeltes Fehlverhalten vor, dass in Intensität, Dauer und Inhalt deutlich von der Norm abweicht und besonders in zwischenmenschlichen und gesellschaftlichen Konflikten auffällig wird.

Borderline: Komorbidität: Persönlichkeitsstörungen
Borderline: Komorbidität: Persönlichkeitsstörungen

Wenn eine Persönlichkeitsstörung vorliegt, sind bestimmte Merkmale der Persönlichkeitsstruktur so stark akzentuiert, dass beim Betroffenen hoher Leidensdruck, Probleme im zwischenmenschlichen und sozialen Bereich und die Ausprägung anderer psychischer und körperlicher Krankheiten entstehen können. Die persönliche und soziale Funktions- und Leistungsfähigkeit ist meistens beeinträchtigt.

Häufig wird auch das engere Umfeld durch die  entsprechenden Krankheitssymptome beeinträchtigt.

Studien belegen, dass ca. 10% aller Menschen die Kriterien für eine Persönlichkeitsstörung erfüllen. Grundsätzlich haben Persönlichkeitsstörungen einen chronischen Verlauf und beginnen schon in der Kind- bzw. Jugendzeit.

Persönlichkeitsstörungen werden nach charakteristischen Merkmalen unterteilt, wobei jedoch häufig Überschneidungen vorkommen. Die Grenze zwischen einer „normalen“ Persönlichkeit und einer Persönlichkeitsstörung ist natürlich fließend und deshalb Anlass für vielfältige Diskussionen. Es ist deswegen besonders wichtig, dass man zwischen einem Persönlichkeitsstil und einer Persönlichkeitsstörung unterscheidet. Grundsätzlich muss man bei dieser wichtigen Unterscheidung darauf achten, ob ein Mensch durch seine Persönlichkeit deutlich in seiner sozialen Stabilität und Wohlbefinden gestört ist und seine Umgebung durch seinen Persönlichkeitsstil massiv beeinträchtigt. Erst wenn dies gegeben ist, darf man von einer Persönlichkeitsstörung sprechen.

Ein Mensch, der trotz eines sehr ausgeprägten, vielleicht sogar auffälligen Persönlichkeitsstils sozial stabil, nicht leidend und im sozialen Umgang für seine Mitmenschen nicht ausgeprägt belastend ist, hat keine Persönlichkeitsstörung.

Zu jeder Persönlichkeitsstörung gehört deshalb die anhaltend „übersteigerte“ Ausprägung einer normalen menschlichen Eigenschaft, die chronisch zu individuellen bzw. sozialen Konflikten führt:

Persönlicher Stil

Persönlichkeitsstörung

gewissenhaft, sorgfältig

zwanghaft

ehrgeizig, selbstbewusst

narzistisch

expressiv, emotional

histrionisch

wachsam, misstrauisch

paranoid

sprunghaft, spontan

borderline

anhänglich, loyal

dependent

zurückhaltend, einsam

schizoid

selbstkritisch, vorsichtig

ängstlich-selbstunsicher

ahnungsvoll, sensibel

schizotypisch

abenteuerlich, risikofreudig

Dissozial

 (Quelle: Berliner Charité)

Da sich die einzelnen Persönlichkeitsstörungen schwer voneinander unterscheiden lassen und sich viele Symptome gleichen, ist eine gesicherte Diagnose nur von entsprechenden Experten (Psychiater, Psychologen und Therapeuten) zu stellen.

Persönlichkeitsstörungen haben eine hohe Komorbiditätsrate untereinander. So wird von einigen Experten davon ausgegangen, dass bei Borderline fast immer noch mindestens eine weitere Persönlichkeitsstörung vorliegt (B.Dulz: Vortrag vor der Norddeutschen Gesellschaft für angewandte Psychotherapie am 12.01.2008 in der Curtiusklinik Bad Malente-Gremsmühlen).

Bei der Borderline Persönlichkeitsstörung kommt es häufig zu einer Komorbidität zu folgenden Persönlichkeitsstörungen:

  • Ängstlich vermeidende Persönlichkeitsstörung
  • Dependente (abhängige) Persönlichkeitsstörung
  • Paranoide Persönlichkeitsstörung
  • Narzisstische Persönlichkeitsstörung
  • Histrionische Persönlichkeitsstörung

Ja nachdem welche Komorbidität mit der Borderline Persönlichkeitsstörung zusammen Auftritt hat individuellen Einfluss auf das Verhalten des Betroffenen. Da bei Borderlinern fast immer Komorbiditäten auftreten, gibt es den „Muster-Borderliner“, aus dessen Verhalten man eindeutige Rückschlüsse ziehen kann nicht. Es handelt sich dabei am ehesten um akzentuiert vorhandene Tendenzen die den Charakter des Betroffenen zwar beeinflussen, jedoch nicht ausschließlich ausmachen. Hinzu kommt das auch bei einer diagnostizierten Persönlichkeitsstörung alle Symptome der Krankheit vorhanden sein müssen.

 

Was sie noch interessieren könnte:

Borderline – Komorbiditäten

Borderline – Was ist das?

Wie entsteht eine Borderline Persönlichkeitsstörung?

Borderline: Statistik, Fakten und Zahlen.

Weitere Links zum Thema (ausserhalb von Grenzwandler.org):

Gesellschaft zur Erforschung und Therapie von Persönlichkeitsstörungen (GePs) e.V.

Charité Berlin: Persönlichkeitsstörungen

 

Borderline und Zwangsstörungen

Die Zwangsstörung zählt zu den psychischen Störungen und ist im ICD10 unter dem Kapitel F42 Zwangsstörungen klassifiziert. Betroffene unterliegen dem inneren Drang, bestimmte Dinge zu denken oder zu tun. Auch wenn der Betroffene bemerkt, dass er unter Zwängen leidet, ist er in der Regel außer Stande sie zu ändern.

Borderline: Komorbidität: Zwangsstörung
Borderline: Komorbidität: Zwangsstörung

Fast jeder kennt harmlose Zwänge aus dem Alltag für gewöhnlich ist jeder Mensch bestimmten Alltagszwängen unterworfen. Zum Beispiel wenn man unter der Woche zu einer bestimmten Zeit aufstehen muss, um rechtzeitig zur Arbeit oder in die Schule gehen zu können. Körperhygiene – wie regelmäßiges Duschen und Kleider wechseln – ist eine wichtige Voraussetzung für ein ungetrübtes Sozialleben. Diese „normalen“ Zwänge sind für die Bewältigung des täglichen Lebens erforderlich und werden auch entsprechend anerzogen und gefördert.

Generell gilt:

Je stärker das zwanghafte Verhalten von dem sonst üblichen Verhalten abweicht und je mehr es den Betroffenen in seinem alltäglichen Leben behindert und einengt, um so eher wird man von einer Störung oder Erkrankung sprechen.

Unter „zwanghaftes Verhalten“ versteht man ein relativ breites Spektrum an Verhaltensweisen. Der Übergang von „normalem“ zu „zwanghaftem“ Verhalten verläuft in der Regel fließend und ist von außen entsprechend schwer zu erkennen. Ihre ersten Ängste und Zwänge betrachten die Betroffenen oft als eine Art persönlichen Aberglaube. In diesem Stadium empfinden sie ihre Symptome auch noch nicht als besonders belastend. Manchmal sind sie sogar nützlich. Zum Beispiel wenn man einer Arbeit nachgeht bei der es auf „Perfektion“ oder kontrollierter Genauigkeit ankommt. Aus diesem Grund fallen Zwangskranke zu Beginn nicht auf. Lange Zeit bemerkt nicht mal der engste Freundeskreis den Leidensdruck der Betroffenen.

Zwangsstörungen entwickeln sich manchmal aufgrund eines bestimmten Auslösers, zum Beispiel nach einem Wohnungsbrand, in dessen Folge man zwanghaft kontrolliert ob der Herd, oder andere elektrische Geräte aus sind. Voraussetzung zum entstehen einer Zwangsstörung sind diese Auslöser jedoch nicht.

Mit zunehmender Ausdehnung des Zwangs beginnen die ersten wahrnehmbaren Beeinträchtigungen. Viele Betroffene versuchen dem wahrgenommenen Zwang anfangs zu widerstehen. Sie unterdrücken beispielsweise so gut es geht das Bedürfnis, sich ständig die Hände zu waschen oder dauernd die elektrischen Geräte in der Wohnung zu kontrollieren. Ein solcher Kampf gegen seinen Zwang kostet jedoch viel Energie und führt häufig zu einer totalen Erschöpfung.

Die Zwänge werden nach und nach immer mehr zum alles beherrschende Thema. Sie werden vom Betroffenen zwar häufig als unsinnig oder zumindest unangemessen erkannt, trotzdem ist der Betroffene machtlos gegen sie.

Die Folge ist, dass die Betroffenen immer mehr Probleme haben ihren Alltag zu bewältigen. Sie fühlen sich häufig niedergeschlagen, mut- und hoffnungslos. Mit zunehmender Intesität unterlassen Zwangskranke alle Aktivitäten, die ihre Zwänge möglicherweise verstärken könnten. Sie ziehen sich häufig immer weiter aus ihrem sozialen Umfeld zurück. Die Zwänge erzeugen wachsenden Leidensdruck, sind zeitraubend, zermürbend, beschämend, seelisch beeinträchtigend und schließlich sogar körperlich belastend. Sie können ein Leben vor allem zwischenmenschlich und beruflich ruinieren. Zuerst wird die Lebensqualität beeinträchtigt, dann folgen Probleme in Partnerschaft, Familie, Beruf; zuletzt drohen vollständiger Rückzug und Isolation.

Zwangsstörungen äußern sich in Zwangsgedanken oder Zwangsvorstellungen und Zwangshandlungen. Wobei Zwangshandlungen häufig die Folge von Zwangsvorstellungen sind.

Zwangsgedanken drehen sich am häufigsten um Umfälle, Erkrankungen, Katastrophen oder Gewalttaten die der Zwangskranke entweder für sich selbst, oder nahestehende Personen befürchtet. Die zwanghaften Befürchtungen werden dabei als fast bildhaft-realistisch empfunden.

Zu den Zwangsgedanken zählen:

  • extremes Zweifeln oder Befürchten: z.B. die Haustür nicht abgeschlossen zu haben, etwas nicht „richtig“ getan zu haben oder etwas Peinliches zu tun.
  • endloses Grübeln: oder Zögern vor trivialen Entscheidungen, um etwas immer wieder zu durchdenken.
  • unerwünschte Vorstellungen: z.B. jemanden überfahren zu haben.
  • unerwünschte Impulse oft aggressiver oder sexueller Art: z.B. Gedanken an perverse oder verbotene sexuelle Handlungen.

Zwangshandlungen dienen häufig dazu Zwangsvorstellungen zu neutralisieren. In der Regel nimmt man sie nach außen als der Situation unangemessen oder überzogen wahr und fallen durch ihren fast automatisierten Ablauf auf.

Die bekanntesten Zwangshandlungen sind:

  • Kontrollzwänge: z.B. das mehrmalige überprüfen ob man wirklich alle Türen und Fenster verschlossen hat.
  • Reinigungs- bzw. Waschzwänge: z.B. die unablässige Beschäftigung mit der Reinigung von Haushalts- oder anderen Gegenständen; exzessives und ritualisiertes Händewaschen, Duschen, Baden, Zähne putzen oder sonstige Körperpflege.
  • Wiederholungszwänge: z.B. mehrmaliges Lesen, Rechnen, Schreiben oder mehrmaliges Handeln: durch die Tür hinein- und hinausgehen, sich auf den Stuhl setzen und wieder aufstehen.
  • Zähl-, Ordnungs-, Sammel- oder Aufbewahrungszwänge: z.B. der Zwang alles nach Größe oder alphabetisch zu sortieren oder der Zwang alles Aufzubewahren.

Je stärker die Zwangsstörung ausgeprägt ist, nehmen die Zwangshandlungen immer groteskere Formen an, was ein „normales“ Leben immer unmöglicher macht.

Zwangsstörungen sind von der zwanghaften (anankastischen) Persönlichkeitsstörung zu unterscheiden.

Die zwanghafte oder anankastische Persönlichkeitsstörung ist weiter verbreitet als man denkt. Die Betroffenen leben in der Vorstellung, vollständig im Recht zu sein. Charakteristisch für die zwanghafte Persönlichkeitsstörung ist Unentschlossenheit, Zweifel, übermäßige Vorsicht als Ausdruck einer tiefen persönlichen Unsicherheit. Extremer Perfektionismus. Bedürfnis nach ständiger Kontrolle und peinlich genauer Sorgfalt, was zur Bedeutung der Aufgabe aber in keinem Verhältnis steht und bis zum Verlust des Überblicks führt. Übermäßige Gewissenhaftigkeit, Skrupelhaftigkeit und unverhältnismäßige Leistungsbezogenheit, dabei Vergnügen und zwischenmenschliche Beziehungen vernachlässigend. Unfähig oder nur mangelhaft befähigt, warmherzige Gefühle zu zeigen. Starrheit und Eigensinn, wobei sich die anderen den eigenen Gewohnheiten unterordnen sollen. Beharrliche und unerwünschte Gedanken und Impulse, die allerdings nicht den Schweregrad einer Zwangsstörung erreichen. Schließlich das Bedürfnis, alles frühzeitig, detailliert und dann auch unveränderbar vorauszuplanen.

Der größte Unterschied zur Zwangsstörung besteht darin, dass die Betroffenen nur selten einen ausgeprägten Leidensdruck aufgrund der Zwänge verspüren.

Zwangsstörung galten lange als unheilbar, was inzwischen zum Glück nicht mehr gilt. Trotzdem suchen Menschen nur selten therapeutische Hilfe auf. Zwangsstörungen können sich nachweislich gut durch eine Kombination aus Psychotherapie (besonders Verhaltenstherapeutisch) und medikamentöser Behandlung relativ gut behandeln. Außerdem gibt es gute Selbsthilfegruppen zu dem Thema.

 

Was sie noch interessieren könnte:

Borderline – Komorbiditäten (Begleiterkrankungen)

Angststörungen, Angstneurosen und Phobien

Weitere Links zum Thema (ausserhalb von Grenzwandler.org):

Deutschen Gesellschaft Zwangserkrankungen e.V.

Christoph-Dornier-Stiftung für klinische Psychologie: Therapie von Zwangserkrankungen

 

 

Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) und Borderline

Die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) ist eine mögliche Folgereaktion eines oder mehrerer traumatischer Ereignisse. Es handelt es sich um eine psychische Erkrankung, die infolge einer extrem belastenden Situation kürzerer oder längerer Dauer, mit außergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophenartigem Ausmaß (z.B. das Erleben von körperlicher und sexualisierter Gewalt, auch in der Kindheit, Vergewaltigung, gewalttätige Angriffe auf die eigene Person, Entführung, Geiselnahme, Terroranschlag, Krieg, Kriegsgefangenschaft, politische Haft, Folterung, Gefangenschaft in einem Konzentrationslager, Natur- oder durch Menschen verursachte Katastrophen, Unfälle oder die Diagnose einer lebensbedrohlichen Krankheit) entstehen kann. Dabei muss die Bedrohung nicht unbedingt die eigene Person betreffen, sondern kann auch bei anderen erlebt werden (z. B. wenn man Zeuge eines schweren Unfalls oder einer Gewalttat wird).

Borderline Komorbidität PTBS
Borderline Komorbidität PTBS

Charakteristisch für die Posttraumatische Belastungsstörung ist das wiederkehrende, belastende, sich aufdrängende Erinnern an das traumatische Ereignis (Flashbacks, Intrusionen), oft auch in Form von Alpträumen. Dabei erleben die Betroffenen die Aspekten des Traumas so intensiv, als wären sie der Situation erneut ausgesetzt und weisen dabei dieselben sensorischen Reaktionen (z.B. Körperempfindungen, Emotionen) auf wie während des traumatischen Erlebnisses. Situationen oder Personen, die an das traumatisierende Ereignis erinnern, lösen bei den Betroffenen starke körperliche und gefühlsmäßige Reaktionen hervor. Die Betroffenen versuchen, diese Erinnerungen zu vermeiden, indem sie nicht darüber sprechen, Erinnerungen an das Erlebnis aus dem Kopf drängen und Personen und Orte sowie Reize meiden, die sie an das Trauma erinnern könnten. Häufig leiden sie an Erinnerungslücken. Durch die erlebte Hilflosigkeit kann es durch das traumatische Erleben zu einer Erschütterung des Selbst- Weltverständnisses kommen. Häufig bleibt ein tiefes Misstrauen anderen Menschen gegenüber zurück, auch wenn sie nichts mit dem traumatisierenden Erlebnis zu tun hatten. Viele Betroffene geben Kontakte auf, die ihnen in Vergangenheit wichtig waren.

Betroffene einer PTBS weisen meist mehrere Symptome autonomer Übererregung, z.B. eine erhöhte Reaktionsbereitschaft, starke Schreckreaktionen, Reizbarkeit, Konzentrationsprobleme und Schlafstörungen auf. Es kann auch dazu kommen das sie sich selbst abwerten, sich die Schuld an dem erlebten Trauma geben und aus Schuldgefühlen extremen Selbsthass entwickeln.

Eine Posttraumatische Belastungsstörung entsteht weder aufgrund einer erhöhten psychischen Labilität, noch ist sie Ausdruck einer (psychischen) Erkrankung. Auch psychisch gesunde und gefestigte Menschen können eine PTBS entwickeln. Auch wenn die Bezeichnung Posttraumatische Belastungsstörung relativ neu ist, gab es dieses Krankheitsbild unter anderen Namen schon immer.

Eine besonders schwere Form einer PTBS ist zum Beispiel das sogenannte KZ-Syndrom oder auch die „Bomb-Shell-Happiness“, die ein weit verbreitetes Phänomen während der Bombenangriffe des II. Weltkrieg darstellte. Benannt nach einem Symptom des hysterischen Lachens, obwohl man Todesangst erlebte.

Es kommt häufig vor das sich Menschen die Diagnose Posttraumatische Belastungsstörung selbst geben, wenn sie belastenden Ereignissen ausgesetzt waren. Dies ist jedoch kritisch zu betrachten. Grundsätzlich sollte man sich psychische Erkrankungen nur von Fachleuten diagnostizieren lassen. Häufig handelt es sich bei diesen selbst gestellten Diagnosen nicht um eine Posttraumatische Belastungsstörung, sondern um eine akute Belastungsreaktion, oder Anpassungsstörungen, die der PTBS zwar in einigen Symptomen ähneln, jedoch deutliche Unterschiede aufweisen.

Bei der akuten Belastungsreaktion handelt es sich um keine Störung, sondern um eine normale Reaktion auf eine extreme psychische Belastung, für die ein Betroffener keine geeignete Bewältigungsstrategie besitzt. Obwohl sie im ICD10 als F43.0 klassifiziert ist, handelt es sich dabei um keine Krankheit, sondern um eine normale Reaktion der menschlichen Psyche, außergewöhnlich belastende Erfahrungen zu verarbeiten.

Häufige Auslöser einer akuten Belastungsreaktion sind der Tod eines Angehörigen, das Erleben von Unfällen oder das Erfahren von Gewalt (häufig innerhalb einer Beziehung). In sehr seltenen Fällen kann sich aus einer akuten Belastungsreaktion eine PTBS entwickeln, doch charakteristisch für die akute Belastungsreaktion ist, dass sie temporär auftritt. Die Symptome gleichen der PTBS, klingen dann jedoch rasch und spontan ab.

Anpassungsstörungen sind nach heutiger Definition das, was man früher eine depressive Reaktion oder reaktive Depression nannte, eine Trauerreaktion, einen Kulturschock u.a. Oder kurz: belastende Lebensereignisse oder einschneidende Lebensveränderungen einschließlich schwerer körperlicher Erkrankungen, mit denen der Betreffende nicht fertig wird. Beispiele: Partner- und Familienprobleme, Liebesenttäuschungen, Schwierigkeiten im Beruf, finanzielle Einbußen, gesundheitliche oder sonstige Bedrohungen. Meist handelt es sich um eine kurze bis mittelfristige Reaktion, überwiegend resigniert-depressiv, ängstlich-furchtsam, frustriert, gedemütigt, besorgt, angespannt, aber auch reizbar, aggressiv u.a. Das Leid geht entweder von selber zurück oder kann therapeutisch gemildert bzw. abgekürzt werden, insbesondere durch eine sogenannte Krisenintervention. (Quelle: Prof. Dr. Faust: Anpassungsstörungen)

Manche Angehörige und Ex-Partner von Borderlinern weisen nach der Trennung Anzeichen einer Anpassungsstörung auf. Wenn es zu gewalttätigen Handlungen innerhalb der Beziehung kam, kann es auch zu einer akuten Belastungsreaktion kommen. Auch hier ist zu erwähnen, dass nur Fachleute eine entsprechende Diagnose stellen können.

In letzter Zeit wird immer häufiger über eine chronifizierte oder komplexe Form der PTBS gesprochen. Der Begriff wurde 1992 erstmals von der amerikanischen Psychiaterin Judith Herman eingeführt und beschreibt ein Störungsbild, dass starke Überschneidungen mit der Borderline Persönlichkeitsstörung aufweist. Es gibt Bestrebungen einiger weniger Ärzte, Borderline als komplexe PTBS anzusehen. Empirische Befunde konnten diese These bisher jedoch nicht nachweisen. Trotzdem kommt es häufig vor das Borderliner eine Komplexe PTBS diagnostiziert bekommen. Hintergrund ist, dass dieser Begriff weniger stigmatisierend und negativ behaftet ist.

Die derzeit vorherrschende Meinung der überwiegenden Mehrzahl der Experten ist, dass trotz einiger dahingehender Bemühungen seitens der Traumaforschung bisher kein bezeichnender und ein eindeutiger Zusammenhang zwischen PTBS und Borderline nachgewiesen werden kann.

 

Was sie noch interessieren könnte:

Borderline – Komorbiditäten (Begleiterkrankungen)

Angststörungen, Angstneurosen und Phobien

Die frei flottierende Angst bei Borderline

Weitere Links zum Thema (ausserhalb von Grenzwandler.org):

Charité Berlin: Klinik für Psychatire und Psychotherapie – Posttraumatische Belastungsstörung

PTBS-Selbsthilfe

Quelle: Prof. Dr. Faust: Anpassungsstörungen