Die Borderline Persönlichkeitsstörung hat, wie die meisten Persönlichkeitsstörungen, eine sehr hohe Komorbiditätsrate. Borderline kommt selten (bis gar nicht) alleine vor. Mit der „Emotional instabilen Persönlichkeitsstörung vom Typ Borderline“ wird in der Regel mindestens eine weitere, häufig mehrere, komorbide Störung diagnostiziert. Die durch Empirie am meisten festgestellten Komorbiditäten sind:
Entscheidend ist, dass bei der Behandlung das Vorliegen anderer Erkrankungen mit berücksichtigt wird, da diese den Therapieerfolg entscheidend beeinflussen können. So kann es zum Beispiel beim Vorhandensein einer schweren Abhängigkeitserkrankung wichtig sein, als erstes die Suchtproblematik zu behandeln, auch wenn sie vielleicht (nur) die Folge der Primärstörung ist.
Das gleichzeitige Vorkommen von körperlichen und psychischen Erkrankungen kann zu schlechteren Behandlungsergebnissen führen und verschlechtert nachweislich die Prognose der jeweils einzelnen Erkrankungen.
Das Komorbiditätsmodell ist, besonders im Bezug auf die Borderline-Persönlichkeitsstörung, umstritten. Die Komorbiditätsraten weichen in verschiedenen Studien stark voneinander ab. Das hängt damit zusammen, dass viele Symptome der möglichen Begleiterkrankungen für Borderliner so charakteristisch sind, dass viele Experten sie nicht als eigenständige, zusätzliche Erkrankungen sehen, sondern eher als zusätzliches Symptom. Einige Experten bevorzugen deshalb den Begriff „Kosymptomatik“ (Dulz, Schneider). Dies gilt insbesondere für Drogenabhängigkeit, Essstörungen, Depressionen und psychotischen Symptome (Birger Dulz und Angela Schneider, 2004, S. 58). Auch Angststörungen fallen unter diese charakteristischen Begleiterkrankungen, da die frei-flottierende-Angst typisch für Borderliner ist.
Andere Experten glauben wiederum deutliche Unterschiede in den Symptomen erkennen zu können, die eine klare Abgrenzung zwischen Borderline-typisch und abgrenzbare zusätzliche Erkrankung ermöglichen. So kann ein Borderliner zum Beispiel auch andere Angststörungen aufweisen, die nicht im direkten Zusammenhang mit der Borderline Persönlichkeitsstörung stehen. Ähnlich ist es bei der „Major-Depression“.
Dafür spricht, dass nicht jeder Betroffene Suchtkrank ist, an Depressionen leidet oder eine Essstörung aufweisen muss. Da manche Störungen jedoch so häufig zusammen mit Borderline zusammen auftreten, könnte sich der Begriff der Kosymptomatik durchaus durchsetzen, ohne zusätzliche Komorbiditäten auszuschließen.
Unter dem Begriff Persönlichkeitsstörung versteht man, wie der Name schon sagt, eine Störung der Persönlichkeit bezeichnet. Sie werden im ICD10 im Kapitel F60 Persönlichkeitsstörungen klassifiziert. Es liegt ein eingewurzeltes Fehlverhalten vor, dass in Intensität, Dauer und Inhalt deutlich von der Norm abweicht und besonders in zwischenmenschlichen und gesellschaftlichen Konflikten auffällig wird.
Wenn eine Persönlichkeitsstörung vorliegt, sind bestimmte Merkmale der Persönlichkeitsstruktur so stark akzentuiert, dass beim Betroffenen hoher Leidensdruck, Probleme im zwischenmenschlichen und sozialen Bereich und die Ausprägung anderer psychischer und körperlicher Krankheiten entstehen können. Die persönliche und soziale Funktions- und Leistungsfähigkeit ist meistens beeinträchtigt.
Häufig wird auch das engere Umfeld durch die entsprechenden Krankheitssymptome beeinträchtigt.
Studien belegen, dass ca. 10% aller Menschen die Kriterien für eine Persönlichkeitsstörung erfüllen. Grundsätzlich haben Persönlichkeitsstörungen einen chronischen Verlauf und beginnen schon in der Kind- bzw. Jugendzeit.
Persönlichkeitsstörungen werden nach charakteristischen Merkmalen unterteilt, wobei jedoch häufig Überschneidungen vorkommen. Die Grenze zwischen einer „normalen“ Persönlichkeit und einer Persönlichkeitsstörung ist natürlich fließend und deshalb Anlass für vielfältige Diskussionen. Es ist deswegen besonders wichtig, dass man zwischen einem Persönlichkeitsstil und einer Persönlichkeitsstörung unterscheidet. Grundsätzlich muss man bei dieser wichtigen Unterscheidung darauf achten, ob ein Mensch durch seine Persönlichkeit deutlich in seiner sozialen Stabilität und Wohlbefinden gestört ist und seine Umgebung durch seinen Persönlichkeitsstil massiv beeinträchtigt. Erst wenn dies gegeben ist, darf man von einer Persönlichkeitsstörung sprechen.
Ein Mensch, der trotz eines sehr ausgeprägten, vielleicht sogar auffälligen Persönlichkeitsstils sozial stabil, nicht leidend und im sozialen Umgang für seine Mitmenschen nicht ausgeprägt belastend ist, hat keine Persönlichkeitsstörung.
Zu jeder Persönlichkeitsstörung gehört deshalb die anhaltend „übersteigerte“ Ausprägung einer normalen menschlichen Eigenschaft, die chronisch zu individuellen bzw. sozialen Konflikten führt:
Persönlicher Stil
Persönlichkeitsstörung
gewissenhaft, sorgfältig
zwanghaft
ehrgeizig, selbstbewusst
narzistisch
expressiv, emotional
histrionisch
wachsam, misstrauisch
paranoid
sprunghaft, spontan
borderline
anhänglich, loyal
dependent
zurückhaltend, einsam
schizoid
selbstkritisch, vorsichtig
ängstlich-selbstunsicher
ahnungsvoll, sensibel
schizotypisch
abenteuerlich, risikofreudig
Dissozial
(Quelle: Berliner Charité)
Da sich die einzelnen Persönlichkeitsstörungen schwer voneinander unterscheiden lassen und sich viele Symptome gleichen, ist eine gesicherte Diagnose nur von entsprechenden Experten (Psychiater, Psychologen und Therapeuten) zu stellen.
Persönlichkeitsstörungen haben eine hohe Komorbiditätsrate untereinander. So wird von einigen Experten davon ausgegangen, dass bei Borderline fast immer noch mindestens eine weitere Persönlichkeitsstörung vorliegt (B.Dulz: Vortrag vor der Norddeutschen Gesellschaft für angewandte Psychotherapie am 12.01.2008 in der Curtiusklinik Bad Malente-Gremsmühlen).
Bei der Borderline Persönlichkeitsstörung kommt es häufig zu einer Komorbidität zu folgenden Persönlichkeitsstörungen:
Ängstlich vermeidende Persönlichkeitsstörung
Dependente (abhängige) Persönlichkeitsstörung
Paranoide Persönlichkeitsstörung
Narzisstische Persönlichkeitsstörung
Histrionische Persönlichkeitsstörung
Ja nachdem welche Komorbidität mit der Borderline Persönlichkeitsstörung zusammen Auftritt hat individuellen Einfluss auf das Verhalten des Betroffenen. Da bei Borderlinern fast immer Komorbiditäten auftreten, gibt es den „Muster-Borderliner“, aus dessen Verhalten man eindeutige Rückschlüsse ziehen kann nicht. Es handelt sich dabei am ehesten um akzentuiert vorhandene Tendenzen die den Charakter des Betroffenen zwar beeinflussen, jedoch nicht ausschließlich ausmachen. Hinzu kommt das auch bei einer diagnostizierten Persönlichkeitsstörung alle Symptome der Krankheit vorhanden sein müssen.
Die Zwangsstörung zählt zu den psychischen Störungen und ist im ICD10 unter dem Kapitel F42 Zwangsstörungen klassifiziert. Betroffene unterliegen dem inneren Drang, bestimmte Dinge zu denken oder zu tun. Auch wenn der Betroffene bemerkt, dass er unter Zwängen leidet, ist er in der Regel außer Stande sie zu ändern.
Fast jeder kennt harmlose Zwänge aus dem Alltag für gewöhnlich ist jeder Mensch bestimmten Alltagszwängen unterworfen. Zum Beispiel wenn man unter der Woche zu einer bestimmten Zeit aufstehen muss, um rechtzeitig zur Arbeit oder in die Schule gehen zu können. Körperhygiene – wie regelmäßiges Duschen und Kleider wechseln – ist eine wichtige Voraussetzung für ein ungetrübtes Sozialleben. Diese „normalen“ Zwänge sind für die Bewältigung des täglichen Lebens erforderlich und werden auch entsprechend anerzogen und gefördert.
Generell gilt:
Je stärker das zwanghafte Verhalten von dem sonst üblichen Verhalten abweicht und je mehr es den Betroffenen in seinem alltäglichen Leben behindert und einengt, um so eher wird man von einer Störung oder Erkrankung sprechen.
Unter „zwanghaftes Verhalten“ versteht man ein relativ breites Spektrum an Verhaltensweisen. Der Übergang von „normalem“ zu „zwanghaftem“ Verhalten verläuft in der Regel fließend und ist von außen entsprechend schwer zu erkennen. Ihre ersten Ängste und Zwänge betrachten die Betroffenen oft als eine Art persönlichen Aberglaube. In diesem Stadium empfinden sie ihre Symptome auch noch nicht als besonders belastend. Manchmal sind sie sogar nützlich. Zum Beispiel wenn man einer Arbeit nachgeht bei der es auf „Perfektion“ oder kontrollierter Genauigkeit ankommt. Aus diesem Grund fallen Zwangskranke zu Beginn nicht auf. Lange Zeit bemerkt nicht mal der engste Freundeskreis den Leidensdruck der Betroffenen.
Zwangsstörungen entwickeln sich manchmal aufgrund eines bestimmten Auslösers, zum Beispiel nach einem Wohnungsbrand, in dessen Folge man zwanghaft kontrolliert ob der Herd, oder andere elektrische Geräte aus sind. Voraussetzung zum entstehen einer Zwangsstörung sind diese Auslöser jedoch nicht.
Mit zunehmender Ausdehnung des Zwangs beginnen die ersten wahrnehmbaren Beeinträchtigungen. Viele Betroffene versuchen dem wahrgenommenen Zwang anfangs zu widerstehen. Sie unterdrücken beispielsweise so gut es geht das Bedürfnis, sich ständig die Hände zu waschen oder dauernd die elektrischen Geräte in der Wohnung zu kontrollieren. Ein solcher Kampf gegen seinen Zwang kostet jedoch viel Energie und führt häufig zu einer totalen Erschöpfung.
Die Zwänge werden nach und nach immer mehr zum alles beherrschende Thema. Sie werden vom Betroffenen zwar häufig als unsinnig oder zumindest unangemessen erkannt, trotzdem ist der Betroffene machtlos gegen sie.
Die Folge ist, dass die Betroffenen immer mehr Probleme haben ihren Alltag zu bewältigen. Sie fühlen sich häufig niedergeschlagen, mut- und hoffnungslos. Mit zunehmender Intesität unterlassen Zwangskranke alle Aktivitäten, die ihre Zwänge möglicherweise verstärken könnten. Sie ziehen sich häufig immer weiter aus ihrem sozialen Umfeld zurück. Die Zwänge erzeugen wachsenden Leidensdruck, sind zeitraubend, zermürbend, beschämend, seelisch beeinträchtigend und schließlich sogar körperlich belastend. Sie können ein Leben vor allem zwischenmenschlich und beruflich ruinieren. Zuerst wird die Lebensqualität beeinträchtigt, dann folgen Probleme in Partnerschaft, Familie, Beruf; zuletzt drohen vollständiger Rückzug und Isolation.
Zwangsstörungen äußern sich in Zwangsgedanken oder Zwangsvorstellungen und Zwangshandlungen. Wobei Zwangshandlungen häufig die Folge von Zwangsvorstellungen sind.
Zwangsgedanken drehen sich am häufigsten um Umfälle, Erkrankungen, Katastrophen oder Gewalttaten die der Zwangskranke entweder für sich selbst, oder nahestehende Personen befürchtet. Die zwanghaften Befürchtungen werden dabei als fast bildhaft-realistisch empfunden.
Zu den Zwangsgedanken zählen:
extremes Zweifeln oder Befürchten: z.B. die Haustür nicht abgeschlossen zu haben, etwas nicht „richtig“ getan zu haben oder etwas Peinliches zu tun.
endloses Grübeln: oder Zögern vor trivialen Entscheidungen, um etwas immer wieder zu durchdenken.
unerwünschte Vorstellungen: z.B. jemanden überfahren zu haben.
unerwünschte Impulse oft aggressiver oder sexueller Art: z.B. Gedanken an perverse oder verbotene sexuelle Handlungen.
Zwangshandlungen dienen häufig dazu Zwangsvorstellungen zu neutralisieren. In der Regel nimmt man sie nach außen als der Situation unangemessen oder überzogen wahr und fallen durch ihren fast automatisierten Ablauf auf.
Die bekanntesten Zwangshandlungen sind:
Kontrollzwänge: z.B. das mehrmalige überprüfen ob man wirklich alle Türen und Fenster verschlossen hat.
Reinigungs- bzw. Waschzwänge: z.B. die unablässige Beschäftigung mit der Reinigung von Haushalts- oder anderen Gegenständen; exzessives und ritualisiertes Händewaschen, Duschen, Baden, Zähne putzen oder sonstige Körperpflege.
Wiederholungszwänge: z.B. mehrmaliges Lesen, Rechnen, Schreiben oder mehrmaliges Handeln: durch die Tür hinein- und hinausgehen, sich auf den Stuhl setzen und wieder aufstehen.
Zähl-, Ordnungs-, Sammel- oder Aufbewahrungszwänge: z.B. der Zwang alles nach Größe oder alphabetisch zu sortieren oder der Zwang alles Aufzubewahren.
Je stärker die Zwangsstörung ausgeprägt ist, nehmen die Zwangshandlungen immer groteskere Formen an, was ein „normales“ Leben immer unmöglicher macht.
Zwangsstörungen sind von der zwanghaften (anankastischen) Persönlichkeitsstörung zu unterscheiden.
Die zwanghafte oder anankastische Persönlichkeitsstörung ist weiter verbreitet als man denkt. Die Betroffenen leben in der Vorstellung, vollständig im Recht zu sein. Charakteristisch für die zwanghafte Persönlichkeitsstörung ist Unentschlossenheit, Zweifel, übermäßige Vorsicht als Ausdruck einer tiefen persönlichen Unsicherheit. Extremer Perfektionismus. Bedürfnis nach ständiger Kontrolle und peinlich genauer Sorgfalt, was zur Bedeutung der Aufgabe aber in keinem Verhältnis steht und bis zum Verlust des Überblicks führt. Übermäßige Gewissenhaftigkeit, Skrupelhaftigkeit und unverhältnismäßige Leistungsbezogenheit, dabei Vergnügen und zwischenmenschliche Beziehungen vernachlässigend. Unfähig oder nur mangelhaft befähigt, warmherzige Gefühle zu zeigen. Starrheit und Eigensinn, wobei sich die anderen den eigenen Gewohnheiten unterordnen sollen. Beharrliche und unerwünschte Gedanken und Impulse, die allerdings nicht den Schweregrad einer Zwangsstörung erreichen. Schließlich das Bedürfnis, alles frühzeitig, detailliert und dann auch unveränderbar vorauszuplanen.
Der größte Unterschied zur Zwangsstörung besteht darin, dass die Betroffenen nur selten einen ausgeprägten Leidensdruck aufgrund der Zwänge verspüren.
Zwangsstörung galten lange als unheilbar, was inzwischen zum Glück nicht mehr gilt. Trotzdem suchen Menschen nur selten therapeutische Hilfe auf. Zwangsstörungen können sich nachweislich gut durch eine Kombination aus Psychotherapie (besonders Verhaltenstherapeutisch) und medikamentöser Behandlung relativ gut behandeln. Außerdem gibt es gute Selbsthilfegruppen zu dem Thema.
Die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) ist eine mögliche Folgereaktion eines oder mehrerer traumatischer Ereignisse. Es handelt es sich um eine psychische Erkrankung, die infolge einer extrem belastenden Situation kürzerer oder längerer Dauer, mit außergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophenartigem Ausmaß (z.B. das Erleben von körperlicher und sexualisierter Gewalt, auch in der Kindheit, Vergewaltigung, gewalttätige Angriffe auf die eigene Person, Entführung, Geiselnahme, Terroranschlag, Krieg, Kriegsgefangenschaft, politische Haft, Folterung, Gefangenschaft in einem Konzentrationslager, Natur- oder durch Menschen verursachte Katastrophen, Unfälle oder die Diagnose einer lebensbedrohlichen Krankheit) entstehen kann. Dabei muss die Bedrohung nicht unbedingt die eigene Person betreffen, sondern kann auch bei anderen erlebt werden (z. B. wenn man Zeuge eines schweren Unfalls oder einer Gewalttat wird).
Charakteristisch für die Posttraumatische Belastungsstörung ist das wiederkehrende, belastende, sich aufdrängende Erinnern an das traumatische Ereignis (Flashbacks, Intrusionen), oft auch in Form von Alpträumen. Dabei erleben die Betroffenen die Aspekten des Traumas so intensiv, als wären sie der Situation erneut ausgesetzt und weisen dabei dieselben sensorischen Reaktionen (z.B. Körperempfindungen, Emotionen) auf wie während des traumatischen Erlebnisses. Situationen oder Personen, die an das traumatisierende Ereignis erinnern, lösen bei den Betroffenen starke körperliche und gefühlsmäßige Reaktionen hervor. Die Betroffenen versuchen, diese Erinnerungen zu vermeiden, indem sie nicht darüber sprechen, Erinnerungen an das Erlebnis aus dem Kopf drängen und Personen und Orte sowie Reize meiden, die sie an das Trauma erinnern könnten. Häufig leiden sie an Erinnerungslücken. Durch die erlebte Hilflosigkeit kann es durch das traumatische Erleben zu einer Erschütterung des Selbst- Weltverständnisses kommen. Häufig bleibt ein tiefes Misstrauen anderen Menschen gegenüber zurück, auch wenn sie nichts mit dem traumatisierenden Erlebnis zu tun hatten. Viele Betroffene geben Kontakte auf, die ihnen in Vergangenheit wichtig waren.
Betroffene einer PTBS weisen meist mehrere Symptome autonomer Übererregung, z.B. eine erhöhte Reaktionsbereitschaft, starke Schreckreaktionen, Reizbarkeit, Konzentrationsprobleme und Schlafstörungen auf. Es kann auch dazu kommen das sie sich selbst abwerten, sich die Schuld an dem erlebten Trauma geben und aus Schuldgefühlen extremen Selbsthass entwickeln.
Eine Posttraumatische Belastungsstörung entsteht weder aufgrund einer erhöhten psychischen Labilität, noch ist sie Ausdruck einer (psychischen) Erkrankung. Auch psychisch gesunde und gefestigte Menschen können eine PTBS entwickeln. Auch wenn die Bezeichnung Posttraumatische Belastungsstörung relativ neu ist, gab es dieses Krankheitsbild unter anderen Namen schon immer.
Eine besonders schwere Form einer PTBS ist zum Beispiel das sogenannte KZ-Syndrom oder auch die „Bomb-Shell-Happiness“, die ein weit verbreitetes Phänomen während der Bombenangriffe des II. Weltkrieg darstellte. Benannt nach einem Symptom des hysterischen Lachens, obwohl man Todesangst erlebte.
Es kommt häufig vor das sich Menschen die Diagnose Posttraumatische Belastungsstörung selbst geben, wenn sie belastenden Ereignissen ausgesetzt waren. Dies ist jedoch kritisch zu betrachten. Grundsätzlich sollte man sich psychische Erkrankungen nur von Fachleuten diagnostizieren lassen. Häufig handelt es sich bei diesen selbst gestellten Diagnosen nicht um eine Posttraumatische Belastungsstörung, sondern um eine akute Belastungsreaktion, oder Anpassungsstörungen, die der PTBS zwar in einigen Symptomen ähneln, jedoch deutliche Unterschiede aufweisen.
Bei der akuten Belastungsreaktion handelt es sich um keine Störung, sondern um eine normale Reaktion auf eine extreme psychische Belastung, für die ein Betroffener keine geeignete Bewältigungsstrategie besitzt. Obwohl sie im ICD10 als F43.0 klassifiziert ist, handelt es sich dabei um keine Krankheit, sondern um eine normale Reaktion der menschlichen Psyche, außergewöhnlich belastende Erfahrungen zu verarbeiten.
Häufige Auslöser einer akuten Belastungsreaktion sind der Tod eines Angehörigen, das Erleben von Unfällen oder das Erfahren von Gewalt (häufig innerhalb einer Beziehung). In sehr seltenen Fällen kann sich aus einer akuten Belastungsreaktion eine PTBS entwickeln, doch charakteristisch für die akute Belastungsreaktion ist, dass sie temporär auftritt. Die Symptome gleichen der PTBS, klingen dann jedoch rasch und spontan ab.
Anpassungsstörungen sind nach heutiger Definition das, was man früher eine depressive Reaktion oder reaktive Depression nannte, eine Trauerreaktion, einen Kulturschock u.a. Oder kurz: belastende Lebensereignisse oder einschneidende Lebensveränderungen einschließlich schwerer körperlicher Erkrankungen, mit denen der Betreffende nicht fertig wird. Beispiele: Partner- und Familienprobleme, Liebesenttäuschungen, Schwierigkeiten im Beruf, finanzielle Einbußen, gesundheitliche oder sonstige Bedrohungen. Meist handelt es sich um eine kurze bis mittelfristige Reaktion, überwiegend resigniert-depressiv, ängstlich-furchtsam, frustriert, gedemütigt, besorgt, angespannt, aber auch reizbar, aggressiv u.a. Das Leid geht entweder von selber zurück oder kann therapeutisch gemildert bzw. abgekürzt werden, insbesondere durch eine sogenannte Krisenintervention. (Quelle: Prof. Dr. Faust: Anpassungsstörungen)
Manche Angehörige und Ex-Partner von Borderlinern weisen nach der Trennung Anzeichen einer Anpassungsstörung auf. Wenn es zu gewalttätigen Handlungen innerhalb der Beziehung kam, kann es auch zu einer akuten Belastungsreaktion kommen. Auch hier ist zu erwähnen, dass nur Fachleute eine entsprechende Diagnose stellen können.
In letzter Zeit wird immer häufiger über eine chronifizierte oder komplexe Form der PTBS gesprochen. Der Begriff wurde 1992 erstmals von der amerikanischen Psychiaterin Judith Herman eingeführt und beschreibt ein Störungsbild, dass starke Überschneidungen mit der Borderline Persönlichkeitsstörung aufweist. Es gibt Bestrebungen einiger weniger Ärzte, Borderline als komplexe PTBS anzusehen. Empirische Befunde konnten diese These bisher jedoch nicht nachweisen. Trotzdem kommt es häufig vor das Borderliner eine Komplexe PTBS diagnostiziert bekommen. Hintergrund ist, dass dieser Begriff weniger stigmatisierend und negativ behaftet ist.
Die derzeit vorherrschende Meinung der überwiegenden Mehrzahl der Experten ist, dass trotz einiger dahingehender Bemühungen seitens der Traumaforschung bisher kein bezeichnender und ein eindeutiger Zusammenhang zwischen PTBS und Borderline nachgewiesen werden kann.
Substanzmissbrauch ist ein weit gefasster Begriff, der eine schädliche oder unangepasste Verwendungsweise von Substanzen beschreibt, die sich körperlich, psychisch oder sozial schädlich auf den Konsumenten auswirkt. Unter Substanzen versteht man dabei alle Mittel, die in den natürlichen Ablauf des Körpers eingreifen und Stimmungen, Gefühle und Wahrnehmungen beeinflussen. Als Droge bezeichnet man jede Substanz, die in einem lebenden Organismus Funktionen zu verändern vermag. Dieser erweiterte Drogenbegriff erfasst nicht nur Cannabisprodukte, Halluzinogene, Stimmulanzien, Schnüffelstoffe, Schlaf- und Beruhigungsmittel, Alkohol, Tabakerzeugnisse, Schmerzmittel und Opiate. Er bezieht sich auch auf Alltagsdrogen wie z. B. Kaffee und Tee und grenzt Drogen einerseits sowie Genuss- und Lebensmittel andererseits nicht mehr trennscharf voneinander ab (DHS 2003). Allgemein versteht man unter dem Begriff „Drogen“ „illegale Drogen“.
Man unterscheidet zwischen Genuss, Missbrauch und Abhängigkeit.
Kennzeichnend für den Genuss ist, dass man die Substanz nicht unbedingt braucht, es aber gerne mal konsumiert, weil es uns aufgrund seiner angenehmen Wirkung eine kurzfristige Befriedigung gibt.
Bei einer körperlich, psychisch oder sozial schädlichen Verwendungsweise von Substanzen oder bei einem selbstschädigenden Gebrauch, spricht man von Missbrauch. Häufiger Missbrauch ist fast immer Ausdruck einer Anzahl ungelöster Probleme, von denen abgelenkt oder ausgewichen werden soll. Wenn sich der Substanzmissbrauch als vorrangige Vermeidungsstrategie einschleift, kommt es zur Gewöhnung. Die psychische und/oder körperliche Bindung zur Substanz wird fester. Es muss dabei aber noch keine Abhängigkeit vorliegen.
„Sucht ist ein unabweisbares Verlangen nach einem bestimmten Erlebniszustand. Diesem Verlangen werden die Kräfte des Verstandes untergeordnet. Es beeinträchtigt die freie Entfaltung einer Persönlichkeit und zerstört die sozialen Bindungen und die sozialen Chancen des Individuums“ (K. Wanke, in Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (Hrsg.), Süchtiges Verhalten, 1985, S. 20). Der Begriff „Sucht“ wurde von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) durch den Begriff der „Abhängigkeit“ ersetzt, die bekanntesten sind Alkohol- , Medikamenten- und Drogenabhängigkeit.
Die Borderline-Persönlichkeitsstörung wird als eine der wichtigsten komorbiden Störung von Abhängigkeitserkrankungen angesehen. Umgekehrt ist die Suchterkrankung neben zahlreichen anderen psychischen Störungen eine bei einem Borderline-Syndrom häufig diagnostizierte komorbide Störung. Die Komorbidität ist so hoch, dass Substanzmissbrauch, in der Internationalen Klassifikation nach DSM IV, als potenziell selbstschädigende Impulshandlung bei den diagnostischen Kriterien für eine Borderline-Persönlichkeitsstörung erwähnt wird.
Man kann auf fast alles eine Abhängigkeit entwickeln. Wenn man von Sucht spricht, meint man meist die Abhängigkeit nach stofflichen Substanzen, für gewöhnlich Drogen oder Alkohol. Man kann jedoch auch eine „nichtstoffliche Sucht“ entwickeln. Die stoffungebundenen oder nichtstofflichen Süchte werden auch Verhaltenssüchte genannt.
Hier äußert sich die Abhängigkeit in bestimmten Verhaltensweisen, die ebenfalls die Gesundheit schädigen oder schwer wiegende soziale Folgen haben können. Man spricht auch von den neuen Süchten im Alltag. Die bekanntesten sind: Spielsucht, Kaufsucht, Arbeitssucht, online Sucht. Auch Essstörungen werden häufig bei den nichtstofflichen Süchten genannt, was jedoch nicht korrekt ist, da es sich dabei um eigenständige psychische Störungen handelt.
Bei Borderlinern fällt auf, dass sie häufig zwischen den verschiedenen Süchten wechseln. Unterstützt wird diese These durch Erfahrungen, die zeigen, dass im Verlauf der Therapie bei Borderline patienten die Drogenprobleme mal mehr mal weniger im Vordergrund stehen können.
Borderliner weisen eine erhöhte Suchtanfälligkeit auf, was sich nicht nur auf stoffliche Substanzen beschränkt. Sie zeigen bei oft ein sehr auffälliges Suchtverhalten, mit abwechselnden Phasen von exzessivem selbstzerstörerischen Substanzmissbrauch und Phasen von Abstinenz. Dieser Substanzmissbrauch kann bei Borderlinern als eine Art „Selbstheilungsversuch“ angesehen werden.
Mit dieser „Selbstmedikation “versuchen Betroffene die schwer aushaltbaren Symptome wie das Gefühl der Leere, die frei flottierenden Ängste, Dissoziationen zu kompensieren. Es kommt beispielsweise häufig zu Missbrauch von Cannabis als Mittel gegen depressive Zustände, Angst und Schlaflosigkeit. Diese Vermeidungsstrategie ist jedoch ebenso dysfunktional wie die anderen Selbstschädigenden oder selbstverletzenden Methoden des Druckabbaus. Kurzfristig kann es zwar zu einer Linderung des als bedrohlich erlebten Spannungszustandes kommen, doch langfristig gesehen ist der Schaden der bei entsteht, bis hin zu einem sich entwickelnden Abhängigkeitssyndroms.
Die schwache „Ich-Struktur“, die bei der Borderline Persönlichkeitsstörung charakteristisch ist, kann bei Rauschzuständen, insbesondere bei Halluzinogenen wie LSD, zu negativen Erinnerungen (Flashbacks) oder Phantasien kommen und abgewehrtes, verdrängtes ins Bewusstsein gelangen. Dies kann schwere psychische Kriesen (ähnlich einer Psychose) beim Betroffenen verursachen.
Wer regelmäßig Suchtmittel einsetzt um Probleme, oder innere Spannungszustände besser aushalten zu können, wird früher oder später nicht mehr in der Lage sein sie „ohne sie“ zu bewältigen. Dies führt unweigerlich in die Abhängigkeit. Der Übergang zwischen Genuss, Missbrauch und Abhängigkeit ist fließend und findet meist unbewusst statt. Es ist typisch für Abhängige als Letzter die eigene Sucht zu bemerken. Der Weg zur Abhängigkeit ist ein schleichender Prozess und entwickelt sich manchmal über Jahrzehnte. Ob stoffliche oder nichtstoffliche Süchte – der Beginn einer Abhängigkeit ist fast immer unspektakulär.
Auch wenn Borderline die vorrangige Störung ist und es sich beim Substanzmissbrauch häufig um eine Folge der Persönlichkeitsstörung handelt, steht bei schwerer Suchtproblematik mit schädlichen körperlichen, sozialen oder psychischen Folgen eine Suchttherapie im Vordergrund. Bei Komorbidität von Drogenabusus mit weiterer Psychopathologie ist eine schlechtere Prognose bei der Therapie nachgewiesen worden (O´Neill et a. 2003). Erst nach erfolgreicher psychischer Stabilisierung nach dem Drogenentzug ist es sinnvoll, mit einer spezifischen, systematischen Borderline-Therapie zu beginnen.
Nach einer Studie (Zanarini et al., 1998b) leiden ca 53% der an Borderline erkrankten Menschen auch an einer Essstörung. Die Dunkelziffer ist vermutlich noch wesentlich höher. Ich habe in meinen Klinikaufenthalten und den Gruppen die ich besuchte, noch keinen Borderliner getroffen der nicht zumindest ein gestörtes Essverhalten aufgewiesen hat. Essstörungen sind damit neben Depressionen die am häufigsten auftretende Komorbidität.
Nahrungsaufnahme ist ein Grundbedürfnis, das unser Überleben sichern soll. Dies ist der Hauptzweck des Essens. Durch Essen und schlafen sichern wir unseren Energiehaushalt.
In unserer heutigen Überflussgesellschaft ist Essen jedoch wesentlich mehr. Essen ist Ausdruck der Persönlichkeit und kulturelles Gut. Der im Sprachgebrauch gängige Satz „Liebe geht durch den Magen“ oder der Begriff „Kummerspeck“ zeigt, wie stark das Essen zudem mit unseren Gefühlen verbunden ist.
Bei Essstörungen ist das Essverhalten gestört. Aber ein gestörtes Essverhalten (allein) muss noch nicht auf eine Essstörung hinweisen. Der Übergang von auffällig zu krankhaft ist fließend. Wenn die Verweigerung von Nahrung, oder zügellose Essattacken jedoch zum wichtigsten Mittel wird um Stress und Kummer zu bewältigen, wenn Essen zur Lösung seelischer Probleme oder als Ausweg, Flucht oder Ersatz für verdrängte Gefühle und Bedürfnisse funktionalisiert wird, hat man in der Regel ein ernstzunehmendes, psychisches Problem.
Maßgebliche Ursachen von Essstörungen sind die Folgen des in der Gesellschaft so bedeutsam gewordenen Schlankheitsideals sowie individuelle Faktoren. Risikofaktoren für Essstörungen sind ein geringes Selbstwertgefühl und eine gestörte Körperwahrnehmung.
„Magersüchtige essen zu wenig“, „Übergewichtige essen zu viel“. Das sind einige der gängigen Vorurteile, die essgestörten Menschen entgegengebracht werden. So einfach funktioniert das ganze jedoch nicht. An einer Essstörung zu leiden bedeutet, unter einer psychosomatischen Erkrankung mit Suchtcharakter zu leiden. Essstörungen können einen verzweifelten Lösungsversuch darstellen mit seelischem Druck zurecht zu kommen. Bei Borderlinern kann es sich zudem, z.B. bei Nahrungsverweigerung, um Selbstbestrafung oder Selbstschädigens Verhalten handeln.
Es sind viele verschiedene Formen von Essstörungen bekannt. Die am meisten verbreiteten und bekanntesten sind:
Das Essen ist keine Selbstverständlichkeit mehr, die sich nach Hunger und Appetit richtet, sondern geht mit dauernder Planung und Überlegung einher.
Das Essen erzeugt Gefühle von Scham und Schuld.
Der gestörte Umgang mit dem Essen erzeugt Folgeerkrankungen und Begleiterscheinungen, die sich negativ auf die Lebensführung des/der Betroffenen auswirken, wie Depressionen, sozialer Rückzug oder körperliche Einschränkungen.
Das stände Gedankenkreisen um Essen oder Nichtessen bestimmen mit Fortschreiten der Essstörung immer mehr den Tagesablauf. Diese suchtartige Fixierung hat nicht nur Auswirkungen auf das alltägliche Leben der Betroffenen, sondern führt häufig auch zu schweren körperlichen Erkrankungen die bleibende Schäden verursachen können. Essstörungen können auch tötlich Enden, darum sollte man sie durchaus ernst nehmen. Ein gestörtes Essverhalten allein ist noch keine Krankheit. Aber es kann auf eine Essstörung hinweisen. Deshalb sollte man bei Auffälligkeiten, wachsam zu sein und bei Verdacht einen Arzt, Psychologen oder Therapeuten aufsuchen. Die Diagnose „Essstörung“ können nur Fachleute stellen.
Die Magersucht (Anorexia nervosa) ist eine psychisch bedingte Esstörung mit selbst herbeigeführter Gewichtsabnahme, durch Verminderung der Nahrungsaufnahme, als Leitmotiv. Die Magersucht ist im ICD10 unter F50.0 Anorexia nervosa klassifiziert. Magersucht ist eine häufig vorkommende Komorbidität zu Borderline. Bis zu 21% der an Borderline-Erkrankten weisen diese Essstörung auf.
Magersüchtige haben eine krankhafte Furcht, dick zu werden oder es zu sein. Die meisten Erkrankten leiden an einer Körperschemastörung, aufgrund derer sie sich, trotz Untergewichts, als zu dick wahrnehmen. Ihr Selbstwertgefühl hängt stark von der Fähigkeit ab, das Körpergewicht kontrollieren zu können. Ähnlich wie bei Bulimikern kreisen ihre Gedanken stets um die Themen Ernährung, Gewicht und Figur.
Das Hauptunterscheidungsmerkmal (Differentialdiagnose) zur Bulimie ist das Körpergewicht. Eine Magersucht wird diagnostiziert, wenn ein selbst herbeigeführtes Untergewicht besteht und der Body-Mass-Index (BMI) unter 17,5 liegt. Es liegt meist Unterernährung unterschiedlichen Schweregrades vor, was die Magersucht zu einer schweren, unter Umständen tödlichen Erkrankung macht. Das extreme Untergewicht kann zu schweren körperlichen Funktionsstörungen führen. Unter anderem zu:
Niedriger Blutdruck und Herzrhythmusstörungen, woraus ein plötzlicher Herztod folgen kann.
Störungen der Elektrolyte (besonders gefährlich: Hypokaliämie mit Herzrhythmusstörungen), Unterzuckerung, Blutarmut, Leukozytopenie und Thrombozytopenie.
Zahnausfall
Osteoporose mit erhöhtem Risiko Knochenbrüche zu erleiden.
Nierenversagen
Blasenschwäche
Bis zu 15 % der Betroffenen sterben. Entweder durch Komplikationen wie Herzstillstand oder Infektionen, oder aber durch Suizid. Ein Teil der überlebenden Patienten leidet zeitlebens an Langzeitfolgen wie Osteoporose oder Niereninsuffizienz.
Bei Beginn der Erkrankung vor der Pubertät ist die Abfolge der pubertären Entwicklung gestört. Es kann dazu kommen, dass die Geschlechtsreife verzögert wird, oder ganz ausbleibt. Bei jungen Mädchen bleibt dann die Entwicklung der weiblichen Brust aus, bei Jungen ist die Entwicklung von Penis und Hoden gestört.
Bei magersüchtigen Frauen bleibt häufig die Periode aus (Amenorrhoe). Dies kann in manchen Fällen durch die Einnahme der Antibabypille verdeckt werden, doch kann dies den gestörten Hormonhaushalt in Ordnung bringen.
Es wird bei der Magersucht unterschieden zwischen dem sogenannten „restriktiven Typus“, bei dem (nur) die Nahrungsaufnahme verringert wird, wobei besonders Nahrungsmittel, die als „fett machend“ angesehen werden, weggelassen werden und einem der Bulimie ähnlichen „Purging-Typus“ (engl. to purge = abführen), bei dem ähnlich wie bei der Bulimie außerdem die Gewichtsreduktion, beispielsweise durch selbst ausgelöstes Erbrechen, missbräuchliches Einnehmen von Appetitzüglern, Laxantien (Abführmitteln) oder Diuretika, Verwendung von Klistieren oder exzessive sportliche Betätigung, beschleunigt werden soll.
Magersüchtige sind häufig extrem kälteempfindlich und ihre Körpertemperatur kann erniedrigt sein. Das kommt daher das durch das starke Untergewicht ihr Stoffwechsel gestört ist und ihnen das benötigte subkutane (unter der Bindehaut) liegende Fettgewebe fehlt.
Krankheitsverleugnung ist charakteristisch für die Magersucht. Macht man Magersüchtige auf ihre Störung aufmerksam reagieren sie häufig gereizt bis aggressiv und versuchen Ausreden für ihr Untergewicht vorzubringen. Dies hängt zu einem großen Teil mit der meist vorhandenen Körperschemastörung zusammen. Die Betroffenen nehmen sich selbst nicht als übergewichtig war, selbst wenn sie stark untergewichtig sind und neigen dazu andere für ihre gute Figur zu beneiden, obwohl sie viel dünner sind.
Ähnlich wie bei der Bulimie gibt es auch bei der Magersucht eine atypische Form der Erkrankung. Sie ist im ICD10 unter F50.1 Atypische Anorexia nervosa klassifiziert.
Es handelt sich dabei um ein Störungsbild, das einige Kriterien der Anorexia nervosa erfüllt, das gesamte klinische Bild jedoch die Diagnose Anorexia nervosa nicht rechtfertigt. Es kann zum Beispiel das Schlüsselsymptom, die deutliche Angst vor dem zu Dicksein, trotz eines erheblichen Gewichtsverlustes und gewichtsreduzierendem Verhalten fehlen. Die Diagnose ist bei einer bekannten körperlichen Krankheit, die ebenfalls zu Gewichtsverlust führt (z.B. Schilddrüsenerkrankungen), nicht zu stellen.
Aufgrund der schweren Folgen die eine längere Unterernährung mit sich bringt ist eine Psychotherapeutische Behandlung bei Magersucht dringend nötig. Je nach Schwere der Erkrankung kann eine stationäre Behandlung in einer entsprechenden Fachklinik nötig werden. Grundlage für eine erfolgreiche Therapie der Magersucht ist die Krankheitseinsicht des Betroffenen und der Wille etwas daran zu ändern. Ohne diesen Willen ist die Prognose äußerst ungünstig und ein Therapieerfolg kaum zu erwarten.
Oberstes Ziel der Therapie ist:
Normalisierung des Körpergewichts
Abbau von gegensteuernden Maßnahmen wie etwa das Erbrechen
Desweiteren:
Normalisierung des Essverhaltens
Normalisierung der Einstellung zu Lebensmitteln
Behandlung der verzerrten Körperwahrnehmung
Verbesserung der persönlichen Einstellung zur eigenen Person und zum eigenen Körper
In besonders schweren Fällen kann zunächst eine künstliche Ernährung erforderlich sein. Wichtig ist anschließend eine langsame Steigerung der Nahrungsaufnahme, um Unverträglichkeiten zu vermeiden.
Der Begriff Bulimie (Bulimia nervosa – aus dem altgriech. Bouilimia = „Ochsenhunger“), bezeichnet allein streng genommen lediglich das Symptom des Heißhungers und wird dann auch als Hyperorexie (aus dem altgriech. Hyper =„über-“ und orexis =„Appetit“) bezeichnet. Häufig verwendet man auch den Begriff Ess-Brechsucht, was jedoch nur eine bestimmte (gängige Form) der Bulimie beschreibt.
Bei Borderlinern gilt die Bulimie als die am häufigsten auftretende komorbide Essstörung. Ca. 26% der an Borderline-Erkrankten erfüllen die Kriterien dieser Essstörung (Zanarini et al., 1998b).
Wenn man von Bulimie spricht, hat man automatisch das Bild einer jungen Frau im Kopf die sich nach dem Essen übergibt. Dies ist jedoch eine stark beschränkte Vorstellung der Störung. Bulimie ist wesentlich mehr und es gibt unter den Betroffenen auch viele Männer.
Es handelt sich dabei um ein Syndrom, dass durch wiederholte Anfälle von Heißhunger und eine übertriebene Beschäftigung mit der Kontrolle des Körpergewichts charakterisiert ist.
Dabei ähneln viele psychische Merkmale der Magersucht (Anorexia nervosa), besonders die übertriebene Sorge um Figur und Gewicht. Anders als bei der Magersucht leiden die Betroffenen jedoch an heftigen Essanfällen die sie hinterher durch verschiedene Gegenmaßnahmen ungeschehen machen wollen. Anders als allgemein angenommen handelt es sich dabei nicht nur um absichtlich herbeigeführtes Erbrechen.
Man unterscheiden zwischen „Purging-Typ“ (engl. für „abführen, säubern, entfernen) charakterisiert durch:
selbst herbeigeführtes Erbrechen
Benutzung von Abführmitteln (Laxanzien), Harntreibenden Mitteln (Diuretika), Einläufen (Klistieren), Appetitzügler (Anorektika) oder andere Medikamente die eine Gewichtsreduktion bewirken sollen.
Und dem „Non-Purging-Typ“ charakterisiert durch:
Extremes Fasten oder Diäten
Übermäßig viel Sport
Bulimiker haben eine krankhafte Furcht, dick zu werden. Häufig lässt sich bei Betroffenen eine frühere Episode einer Magersucht, mit einem Intervall von einigen Monaten bis zu mehreren Jahren nachweisen. Die Betroffenen sind sich ihrer Erkrankung häufig selbst nicht bewusst. Die oben angeführten Gegenmaßnahmen werden von ihnen als alternative Diätmethode gesehen, die Essanfälle sind zu Beginn meist unauffällig.
Bulimiker sind auf den Körper und das Essen fixiert. Für ihre Essanfälle schämen sie sich und ekeln sich vor sich selbst. Dies fällt Angehörigen häufig nicht auf, denn aus Scham werden die oben genannten Gegenmaßnahmen meist verborgen oder getarnt. So kann es z.B. vorkommen, dass ein Betroffener vorgibt an diverse Nahrungsmittelunverträglichkeiten zu leiden, um sein extremes Fasten zu verstecken. Dies muss nicht unbedingt vorsätzlich geschehen, es kann gut sein das die Betroffenen davon wirklich überzeugt sind und es selbst so wahrnehmen.
Da Bulimiker vom Gewicht her nicht auffallen, für gewöhnlich normalgewichtig, sportlich und schlank sind und nach außen hin ein normales Essverhalten zeigen (so sie denn in der Öffentlichkeit essen), können sie die Störung lange verbergen. Ihre Essattacken, die kennzeichnend für die Bulimie sind, erfolgen meist in aller Heimlichkeit, wenn sie alleine sind. Sollten sie in der Öffentlichkeit essen greifen sie häufig auf vegetarische, fettarme oder kalorienreduzierte Lebensmittel zurück.
Im ICD10 ist die Bulimie als F50.2 Bulimia nervosa klassifiziert.
Es gibt auch eine atypische Form der Bulimie (ICD10 – F50.3 atypische Bulimia nervosa).
Es handelt sich dabei um eine Störung, die im wesentlichen die Kriterien der Bulimia nervosa erfüllt, jedoch nicht alle, für die Diagnose Bulimia nervosa, benötigten Symptome aufweist. Zum Beispiel können wiederholte Essanfälle und übermäßiger Gebrauch von Abführmitteln auftreten ohne signifikante Gewichtsveränderungen zu bewirken, oder es fehlt die typische übertriebene Sorge um Körperform und Gewicht.
Bulimie wird in der Regel psychotherapeutisch behandelt. Je nach Schwere kann eine stationäre Behandlung in einer Klinik sinnvoll sein. Zu den Zielen einer Therapie gegen Bulimie gehört:
Normalisierung des Essverhaltens
Abbau von gegensteuernden Maßnahmen wie etwa das Erbrechen
Normalisierung der Einstellung zu Lebensmitteln
Verbesserung der persönlichen Einstellung zur eigenen Person und zum eigenen Körper
Da Sport bei Bulimie häufig als Gegenmaßnahme verwendet wird, sollte man darauf achten die Bewegung auf ein vernünftiges Maß zu reduzieren. Auch wenn Sport grundsätzlich gesund ist, kann es für Bulimiker, auch wenn sie bisher nicht auf diese Form der Kompensation zurück gegriffen haben, zu Suchtverlagerungen kommen. Betroffene versuchen häufig ihren Kompensationsdrang durch die gesunden Aspekte sportlicher Betätigung zu rechtfertigen. Gefahr ist auf jedenfall geboten wenn ein Bulimiker täglich Sport machen „muss“ und unruhig wird, wenn er mal einen Tag aussetzten muss.
Bei der Binge-Eating-Störung (BES, engl. Binge Eating Disorder, vom engl. Binge = Gelage) handelt es sich um eine Essstörung, bei der es zu periodischen Heißhungeranfällen (Fressanfällen) mit Verlust der bewussten Kontrolle über das Essverhalten kommt. Bei den charakteristischen Essanfällen werden in der Regel viel zu große Portionen auffallend schnell herunter geschlungen. Meist greifen die Betroffenen dabei auf äußerst fettreiche und süße Lebensmittel zurück, die viele Kalorien enthalten.
Im Gegensatz zu Bulimikern versuchen Binge Eater nach dem Essen jedoch nicht, die übermäßige Kalorienzufuhr durch Gegenmaßnahmen zu kompensieren. Die Betroffenen erbrechen danach nicht und nehmen auch keine Medikamente (z.B. Abführmittel) ein, um ihr Gewicht zu halten. Sie verfallen nach dem Essanfall auch nicht in extreme Diäten, oder versuchen durch sehr viel Sport den Anfall „ungeschehen“ zu machen, wie es bei Bulimikern häufig der Fall ist. Im Gegenteil, es ist bei Menschen mit einer Binge-Eating-Störung durchaus häufig zu beobachten, dass sie körperlich weniger aktiv sind und wenig Sport betreiben. In ihrer Freizeit gehen sie lieber andern bewegungsarmen Hobbys und Freizeitbeschäftigungen, wie z.B. Computerspielen, Fernsehen nach.
Da während des Essanfalls viel zu viele Kalorien aufgenommen werden, ist bei den Betroffenen das Risiko übergewichtig zu werden sehr groß. Ein vorausgesetztes Diagnosekriterium für die Krankheit ist Übergewicht jedoch nicht. Binge Eating kann auch bei Menschen mit Normalgewicht auftreten. Im Umkehrschluss hat auch nicht jeder Mensch der Übergewichtig ist, automatisch diese Essstörung.
Von allen bekannten Essstörungen ist die Binge-Eating-Störung die noch am wenigsten erforschte. Obwohl das Störungsbild bereits 1959 erstmals beschrieben wurde (Stunkard, 1959), ist die Binge-Eating-Störung bisher nicht mit eigenen diagnostischen Leitlinien in der ICD-10 aufgeführt und wird deshalb unter F 50.9: „Nicht näher bezeichnete Essstörungen“ oder unter F 50.4 „Essattacken bei sonstigen psychischen Störungen“ subsumiert. Auch wenn die Störung bisher keine Erwähnung im DSM-IV findet, wurde 1994 erstmals Forschungskriterien für die BES formuliert. Für die diagnostischen Kriterien der Binge-Eating-Störung wurden dort folgende Symptome aufgestellt:
mindestens zwei Essanfälle pro Woche über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten
Kontrollverlust während der Nahrungsaufnahme mit Verlust des Sättigungsgefühls
sehr hohe Kalorienzufuhr bei einem Essanfall
extrem hastiges Essen („schlingen“)
Essen bis zu einem starken Völlegefühl
der Essanfall wird nicht durch starken Hunger ausgelöst
nach dem Essanfall treten Schuld- und Schamgefühle auf, teilweise bis zur Depression
die Betroffenen leiden unter den Essanfällen
Menschen, die an einer Binge-Eating-Störung leiden, sind häufig extrem auf das Essen fixiert. Während des Essanfalls verlieren sie das Gefühl und die Kontrolle. Sie essen, ohne hungrig zu sein, und essen weiter, auch wenn sie eigentlich satt sein müssten. Hinterher schämen sich die Betroffenen für die Anfälle, fühlen sich schuldig, verachten sich und lehnen sich und ihren Körper ab. Zwischen den Essanfällen gelingt es den Betroffenen meist ein völlig normales Essverhalten an den Tag zu legen. Sie essen mal sehr kontrolliert, dann jedoch wieder extrem viel und unkontrolliert.
Studien lassen den Schluss zu, dass die Essanfälle ausschließlich psychisch bedingt sind und überwiegend durch negative Gefühle, Stress oder quälende Langeweile ausgelöst werden. Experten vermuten, dass mit den Essanfällen unangenehme Situationen oder Emotionen unterdrückt werden sollen. In diesem Fall ist Binge Eating also eine Form von Abwehrmechanismus oder um eine behelfsmäßige Vermeidungsstrategie.
Binge Eating wird ähnlich wie die Bulimie mit einem psychotherapeutischen Ansatz behandelt. Je nach schwere kann eine stationäre Behandlung in einer Klinik sinnvoll sein. Bei der Behandlung hat sich vor allem die Verhaltenstherapie als hilfreiche Therapieform erwiesen. Die Therapie der Binge-Eating-Störung hat zwei Haupt-Behandlungsziele:
Normalisierung des Essverhaltens und des Gewichts
Behandlung der zugrunde liegenden psychischen Störung
Da es bei Binge Eating meist auch zu extremen Übergewicht kommt ist Sport und Bewegungstherapie ein wesentlicher Bestandteil einer erfolgsversprechenden Behandlung. Zum einen weil Sport und Bewegung sich als hilfreich bei Depressionen herausgestellt hat, aber auch weil dort eventuell vorhandenen körperlichen Schäden entgegengewirkt werden kann.
Hauptziel der Therapie ist jedoch die Behandlung von Selbstwertdefiziten, zwischenmenschlichen Problemen und die Normalisierung des Essverhaltens.
Hinter dem Begriff Depression (leitet sich vom lateinischen deprimere = „niederdrücken“ ab) verbirgt sich eine affektive psychische Störung mit Zuständen psychischer Niedergeschlagenheit als Leitsymptom. In der aktuellen Revision des ICD10 lautet die genaue Bezeichnung depressive Episode oder rezidivierende (wiederkehrende) depressive Störung.
Kurze depressive Verstimmungen, die meist einige Stunden oder einzelne Tage andauern, kennt vermutlich jeder. Von Depression, im Sinne einer psychischen Störung oder psychischen Erkrankung, spricht man erst, wenn depressive Verstimmung und andere Symptome einer Depression über mindestens 14 Tage anhalten und mit einer deutlichen Beeinträchtigung verbunden sind.
Man unterscheidet zwischen Unipolare (monopolare) Depression (Major Depression – Endogene Depression ) und Bipolare Depression (besser bekannt unter dem Begriff manisch-depressive Erkrankung).
Wenn man allgemein von Depression spricht, meint man die unipolare Form (Major Depression) von der zwei Drittel aller Erkrankten betroffen sind.
Symptome:
Eine Depression zeichnet sich durch folgende Symptome aus:
Niedergeschlagenheit
Antriebsverlust
Interessensverlust
Konzentrationsprobleme
Gedanken und Gefühle, wertlos zu sein
Wiederkehrende Suizidgedanken
Appetitlosigkeit
Schlafstörungen
Müdigkeit und Energielosigkeit
starke Verminderung sexueller Lust
Schuldgefühle
Unfähigkeit Entscheidungen zu treffen
Vor allem die drei erstgenannten Hauptsymptome der Depression wirken sich schwerwiegend auf den Betroffenen aus. Es fehlt an Antrieb alltägliche Dinge zu verrichten. Der Betroffene verliert das Interesse an allem was einen sonst Freude machte oder was einem ansonsten wichtig war im Leben. Man isoliert sich zusehends und nimmt am gesellschaftlichen Leben nicht mehr teil.
Verbreitung:
Obwohl sich diese Krankheit, in ihren unterschiedlichen Erscheinungsformen, zu einer der am weitesten verbreiteten Krankheiten in den Industriestaaten entwickelt (Im Jahr 2010 belegte die Diagnose „Depressive Episode“ (F32) erstmals den traurigen Spitzenplatz bei den Fehltagen, noch vor Rückenschmerzen und Erkältungen (Quelle: Techniker Krankenkasse).), blieb sie lange ein Tabuthema. Depressionen passen einfach nicht zu den Anforderungen der modernen Gesellschaft, reibungslos zu funktionieren. Depressionen gehören zu den häufigsten und hinsichtlich ihrer Schwere am meisten unterschätzten Erkrankungen. Jeder fünfte Bundesbürger erkrankt ein Mal im Leben an einer Depression. Andere Quellen gehen sogar von einer deutlich höheren Zahl aus (bis zu jeder 3.).
Seit dem krankheitsbedingten Suizid des Fußball-Nationaltorhüters Robert Enke rückte die Krankheit erstmalig in das breite Interesse der Öffentlichkeit. Durch das tragische Schicksal Robert Enkes erhielt das Störungsbild Depression endlich die Aufmerksamkeit das ihr, aufgrund ihrer Schwere und weiten Verbreitung, dringend zustehen sollte.
Besonderheiten bei der Manisch-depressiven Variante:
Die bipolare (manisch-depressiven) Form der Erkrankung zeichnet sich durch einen häufigen und ständigen Wechsel zwischen depressiven Phasen (wie bei der Major-Depression beschrieben) und einer manischen (aus dem altgriechischen maníā = „Raserei“, „Wut“, „Wahnsinn“) Phase aus.
Die manischen Phasen wirken sich dabei konträr zur eigentlichen Depression aus. Der Betroffene zeigt in der Manie folgende Symptome:
Euphorie (Hochgestimmtheit): er wirkt aufgekratzt Fröhlich und scheint eine unendliche Energie zu haben.
Kontrollverlust bis hin zum blinden Aktionismus.
Selbstüberschätzung was die eigene Leistungskraft betrifft, bis hin zum Größenwahn.
Häufig kommt es auch zu einer übersteigerten Aggressivität und einer erhöhten Gereiztheit, vor allem wenn man sie in ihrem Bewegungsdrang bremsen will.
Der Übergang zwischen depressiven und manischen Phasen geschieht in der Regel schleichend. Die depressiven Phasen sind dabei idR. Andauernder als die manischen. Manisch-Depressive Erkrankte weisen ein deutlich höheres Suizidrisiko auf als Betroffene einer Major-Depression. Darum ist es für sie umso wichtiger sich in therapeutische Behandlung zu begeben.
Was kann man gegen Depressionen tun?
Depressionen können behandelt werden. Allerdings ist die Situation im Moment die, daß weniger als die Hälfte der erkrankten Personen auch wirklich Hilfe bekommt. Dies ist um so trauriger, weil eine Depression, wenn sie fachgerecht behandelt wird, vollkommen geheilt werden kann.
Vor der Behandlung einer Depression muß eine körperliche Untersuchung durchgeführt werden. Dies hat zwei Gründe: Manche Depressionen haben die gleichen Symptome wie andere Krankheiten. Deswegen muß erst sichergestellt sein, daß keine andere Krankheiten vorliegt. Der zweite Grund ist, daß vor einer Behandlung mit Medikamenten erst die Risiken von Unverträglichkeiten geklärt werden müssen.
Nach einer Diagnose sollte ein Behandlungsplan vom Arzt erstellt werden. Dazu gehört auch die Entscheidung, ob die Behandlung ambulant oder stationär in einer Klinik durchgeführt werden soll.
In diesem Behandlungsplan muß auch festgelegt sein, ob Sie eine Psychotherapie durchführen und ob Sie Medikamente nehmen sollten. Falls Sie Medikamente einnehmen sollen, klären Sie eventuelle Nebenwirkungen mit anderen Medikamenten ab, die Sie einnehmen.
Bei der Einnahme von Medikamenten müssen Sie geduldig sein, denn sie wirken nicht von heute auf morgen. Viele Antidepressiva benötigen bis zu mehrere Wochen, bis sie vollständig wirken.
Mit einer Prävalenz von 80-100% gilt die Depression als die am häufigsten auftretende Komorbidität zur Borderline-Persönlichkeitsstörung. Dabei tritt sie idR in der monopolaren Form als rezidivierende depressive Störung auf.
Verschiedene Experten (unter anderem Prof. Dr. Christa Rohde-Dachser) haben jedoch deutliche Unterschiede zwischen der bekannten Major-Depression und der Borderline-Depression ausgemacht. Depressive Episoden haben demnach darüber hinaus vor allem auch die Funktion, den Borderliner vor dem befürchteten Sturz in das Gefühl der Leere zu bewahren. Prof. Dr. Rohde-Dachser hat es in ihrer publizierten Arbeit: Schwermut als Objekt lesenswert zusammengefasst. Sie beschreibt darin für mich verständlich die Struktur und den Inhalt der Borderline-Depression und weist auf die Besonderheiten hin.