Ist es Borderline?

Ist es Borderline? Warum ist meine Beziehung plötzlich und unerwartet gescheichtert? allgemeine Voraussetzungen einer Persönlichkeitsstörung

Wenn man sich lange mit der Borderline-Erkrankung beschäftigt, wird man immer wieder auf verzweifelte Angehörige, Partner und Ex-Partner von vermeintlich Betroffenen treffen, die sich die Frage stellen: „Ist es Borderline?“

Es ist natürlich verständlich, dass man Antworten für das Verhalten seines Gegenübers sucht, vor allem wenn eine offene Aussprache nicht möglich ist. Wenn man plötzlich vor dem Scherbenhaufen einer gescheiterten Beziehung steht, will man verstehen warum das Schöne was man geneinsam erlebt hat plötzlich nicht mehr da ist. Borderline scheint dabei für viele eine logische Erklärung dafür zu sein.

Entgegen anderslautender Meinung einiger Laien-Experten ist die Diagnose Borderline jedoch bei weitem nicht so einfach zu stellen wie man glaubt. Auch Fachpersonal wie Psychologen, Psychiater, Therapeuten oder Pflegekräfte können das nicht sofort auf den ersten Blick erkennen.

Es reicht nicht aufgrund Diagnosekriterien nach ICD10 oder DSM IV Ähnlichkeiten festzustellen, denn wenn man sich die verschiedenen Persönlichkeitsstörungen anschaut wird man schnell feststellen, dass sie sich in vielem sehr ähnlich sind und sich teilweise auch in ihren Symptomen überschneiden.

Grundsätzlich muss ein Betroffener zuerst einmal die Diagnosekriterien einer Persönlichkeitsstörung aufweisen. Selbst das ist nicht so einfach zu erkennen, da es sich bei den Symptomen um Verhaltensmuster handelt, die absolut menschlich sind und die vermutlich jeder in irgendeiner Form kennt. Desweiteren kann es im Verlauf eines Lebens Situationen geben, wo bestimmte Verhaltensmuster akzentuierter auftreten und deutlich stärker in den Vordergrund treten. Zum Beispiel in bestimmten Lebenskrisen wie Jobverlust, das Ende einer Beziehung oder der Tod einer nahestehenden Person.

Wenn es sich wirklich um eine Persönlichkeitsstörung handelt, sind die Symptome nicht nur temporär vorhanden oder treten nach langer Zeit plötzlich auf, sondern begleiten einen das ganze Leben.

Beispiel:

Wir hatten über 10 Jahre eine harmonische Beziehung, lebten glücklich zusammen, plötzlich wurde der Partner/die Partnerin abweisend, veränderte sich und es kam unerwartet zur Trennung. Vermutlich hat sie plötzlich Borderline bekommen.

Hier ist die Wahrscheinlichkeit das es sich tatsächlich um Borderline handelt eher gering. Eine Persönlichkeitsstörung entwickelt sich bereits in frühster Kindheit und bleibt ab da beständig vorhanden.

Ein weiterer wichtiger Punkt der für eine Persönlichkeitsstörung spricht ist der Leidensdruck. Betroffene Borderliner leiden selbst am meisten unter ihrer Störung. Auch wenn durch Abwehrmechanismen versucht wird dieses Leid zu bekämpfen macht sich dieses Leid bei Betroffenen (Borderlinern) spürbar bemerkbar.

Beispiel:

Der Borderliner lief immer glücklich und zufrieden durchs Leben, Probleme konnten problemlos beseitigt werden und danach lebte er genau so fröhlich weiter wie zuvor. Auch bei der Trennung war es so. Nach der Trennung lebte der Borderliner glücklich weiter, scheinbar ohne darunter zu Leiden.

Es kann sein das hier das tatsächliche Leid des Borderliners nicht gesehen wird, vielleicht auch weil der Betroffene versucht es nicht zu zeigen. Es ist auch entscheidend von welcher Seite die Trennung ausging. Wenn man (egal ob begründet oder unbegründet) das Gefühl hatte unter einer Beziehung zu leiden, wird eine Trennung zu Beginn erst mal als Befreiend wahrgenommen.

Persönlichkeitsstörungen wirken sich nicht ausschließlich zielgerichtet auf einen Lebensbereich oder Person aus. Eine Person die unter einer Persönlichkeitsstörung leidet hat diese Probleme in allen Bereichen ihres Lebens und Personenunabhängig, auch wenn es nahestehende Personen vielleicht deutlicher spüren.

Beispiel:

In der Beziehung war es nie möglich den Borderliner zu umarmen und zu küssen, da er Nähe nicht ertragen konnte. Nun ist ein neuer Partner da und da geht es.

Dies spricht definitiv nicht für Borderline. Wenn ich Probleme mit Nähe habe, habe ich Probleme mit Nähe. Das liegt nicht an mein Gegenüber, sondern an mir. Eine so heftige Wesensänderung ist für Borderline uncharakteristisch.

Wie beschrieben sind Gefühle und Verhaltensweisen die für eine Borderline-Störung sprechen können menschlich und auch bei nicht Betroffenen Menschen vorhanden. Deswegen ist auch die Intensität und Akzentuierung der Symptome ausschlaggebend für den begründeten Verdacht einer Persönlichkeitsstörung. Die Probleme müssen so stark ausgeprägt sein das sie sich weitreichend in die Lebensgestaltung auswirken.

Beispiel:

Die Verlustangst ist so extrem, dass ich an nichts mehr anderes denken kann als das ich verlassen werde und der geliebte Mensch nicht mehr wieder kommt. Alles andere ist unbedeutend, diese Angst liegt über allem. Ich kann nicht arbeiten deswegen, kann mich nicht mehr um meinen Haushalt kümmern sonder bin nur noch am Leiden.

Hier ist die Panik die durch die Verlustangst ausgelöst so heftig, dass sie sich im gesamten Leben bemerkbar macht. Es muss keine bestimmte Situation vorliegen die diese Verlustangst begründen würde, sondern sie ist einfach da, obwohl eigentlich alles in Ordnung ist.

Die charakteristischen Merkmale einer Persönlichkeitsstörung sind also:

  • Die Probleme sind beständig.
  • Es gibt einen Leidesdruck wegen der Probleme.
  • Die Probleme wirken sich auf alle Lebensbereiche aus.
  • Die Probleme übersteigen die übliche Norm bei weitem.

Wenn diese Kriterien nicht zutreffend sind, liegt sehr wahrscheinlich keine Persönlichkeitsstörung – und somit auch keine Borderline-Störung vor.

Erst wenn diese allgemeinen Kriterien vorliegen macht eine weitere Beachtung der typischen Symptome einer spezifischen Persönlichkeitsstörung Sinn.

Wie erwähnt sind sich die einzelnen verschiedenen Persönlichkeitsstörungen auf dem ersten Blick, wenn man nur die Symptome betrachtet sehr ähnlich. Häufig ist es nur eine Akzentuierung die letztendlich eine bestimmte Diagnose ausmacht. Wenn man sich nur die Diagnosepunkte, oder typische Verhaltensweisen einer bestimmten Störung betrachtet, wird man schnell glauben eine bestimmte Person darin wieder zu finden, doch vieles was man glaubt einer bestimmten Krankheit zuordnen zu können wird man auch in anderen Störungen wiederfinden.

Beispiel:

Eine Person isoliert sich, verlässt das Haus ungern und mag nicht unter Menschen.

Dies könnte für einige unterschiedliche Phobien sprechen, aber auch für Depressionen, die meisten unterschiedlichen Persönlichkeitsstörungen, Zwangsstörungen und sogar für einige körperliche Erkrankungen.

Aus diesem Grund wird bei der Diagnosestellung der Blick nicht nur auf eine spezifische Störung gerichtet, sondern man betrachtet sich alle möglichen Ursachen und sucht nach Ausschlusskriterien.

Beispiel:

Eine Person begegnet seinem Gegenüber aggressiv, gefühlskalt und Rücksichtslos. Wenn das auftritt kann man nicht mit der Person reden, eine Aussprache oder Klärung einer Situation ist nicht möglich. Man empfindet sich im Kontakt abgewertet und persönlichen Angriffen ausgesetzt.

All das könnte für eine dissoziale Persönlichkeitsstörung sprechen. Charakteristisch für eine Dissoziale PS ist jedoch auch keine Schuld empfinden zu können und ein gestörtes Rechtsempfinden aufzuweisen. Wenn die oben beschriebene Person also trotzdem auch Schuld empfinden kann und sich an Bestehende Ordnung und Recht hält, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit keine dissoziale Persönlichkeitsstörung vorliegen.

Allein schon aufgrund dieser Komplexität ist es verständlich das Laien dies nicht wirklich Beurteilen können. Erschwerend kommt noch hinzu das Borderline so gut wie nie allein auftritt. Die Tendenz geht dahin überhaupt erst von Borderline zu sprechen, wenn mindestens noch eine weitere Persönlichkeitsstörung und weitere Begleiterkrankungen vorliegen.

Menschen die sich die Frage stellen ob ihr Gegenüber an Borderline leiden suchen häufig Therapeuten auf um dort eine Antwort auf diese Frage zu erhalten. Meist werden ihre Erwartungen dabei enttäuscht, weil ein guter Therapeut keine Diagnosen über nicht anwesende Dritte stellen wird. In seltenen Fällen lassen sich Therapeuten vielleicht zu vorsichtigen Meinungen hinreißen, wobei das sehr fraglich zu betrachten ist.

Zum einen, weil das was man über Verhaltensweisen anderer erzählt immer auch von der eigenen subjektiven Wahrnehmung geprägt ist, aber auch weil zur tatsächlichen Bewertung eines Menschen dazugehört auch selbst mit ihm in Kontakt zu stehen. Auch die beste Beschreibung einer Person kann den persönlich gewonnenen Eindruck nicht ersetzen.

Ist die betroffene Person gepflegt, oder lässt sie sich eher gehen? Wirkt sie eher extrovertiert oder introvertiert? Kann sich das Gegenüber klar und verständlich äußern, oder ist sie im Kontakt eher fahrig und springt beim Erzählen von einem Thema zum anderen… Dies und noch vieles mehr ist für eine tatsächliche Einschätzung eines Menschen, neben all den beschriebenen Symptomen sehr wichtig und nur im Ganzen Betrachtet ergibt sich ein einigermaßen objektives Bild.

Wenn man sich laienhaft mit dem Krankheitsbild Borderline beschäftigt, kann es schnell passieren, dass man seinem Gegenüber den Stempel Borderline aufdrückt. Mehr als häufig unbegründet, da entscheidende Diagnosekriterien fehlen. Man sollte nicht vergessen, dass es sich bei Borderlinern um eine eher überschaubare Menge von Personen handelt. Neuste Erkenntnisse gehen von ca. 3% der Bevölkerung aus. Es ist also tendenziell eher selten auf jemanden zu treffen der diese Diagnose aufweist, selbst wenn man eine undefinierte Dunkelziffer eventuell unerkannter Betroffener mit berücksichtigt.

Es liegt in der Natur des Menschen Antworten auf ungeklärte Fragen finden zu wollen. Somit ist es durchaus verständlich wissen zu wollen warum eine Beziehung scheiterte. Dabei ist man jedoch leider auch der Bereitschaft des Gegenübers angewiesen, sonst wird man über den Status der Vermutung nicht hinwegkommen.  So sehr der Wunsch nach Antworten verständlich ist, so selten ist es Zielführend sich mit einer eventuellen Störung eines vermeintlich Borderline-Erkrankten auseinander zu setzen und darin die Lösung für seine Beziehungsprobleme zu suchen. Das kann nur dann funktionieren, wenn beim Betroffenen die Bereitschaft vorhanden ist darüber zu sprechen. Dies setzt jedoch voraus das sich der Betroffene Einsichtig gegenüber seiner Probleme zeigt, was häufig nicht der Fall ist, schon gar nicht nach gescheiterten Beziehungen.

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Borderline: Spiegelung – was ist dieses „spiegeln“ bei Borderline

Wenn man über Borderline liest wird man unweigerlich irgendwann auf den Begriff „Spiegeln“ stoßen. Häufig bleibt man jedoch dabei im Unklaren was sich hinter dem Begriff verbirgt. Das hat zum einen damit zu tun, dass Spiegeln ein Begriff ist, der in vielerlei Hinsicht verwendet wird. So wird der Begriff Spiegeln  in der Psychologie, laut Wikipedia, in mindestens vier Bereichen in jeweils eigenem Sinn gebraucht:

  • in der psychoanalytisch orientierten Gruppenanalyse und Supervision
  • in der Humanistischen Psychologie von Carl Rogers
  • in der Theorie des Narzissmus von Heinz Kohut
  • in der psychologisch-spirituellen Transformationslehre
Borderline: Spiegelung
Borderline: Spiegelung, Verwechslung, Übertragung

Spiegeln beschreibt aber auch einen Effekt, der mit Wahrnehmung zu tun hat. Wenn man mit einem Menschen in Kontakt tritt, erhält man eine Vielzahl von Botschaften, die wir bewusst oder unbewusst wahrnehmen können. Teilweise handelt es sich dabei um Dinge, die uns aktiv vom Gegenüber mitgeteilt werden. Zu einem anderen Teil handelt es sich um Eindrücke die wir selbst wahrnehmen. Genau hier greift das Spiegeln, wie es im Zusammenhang mit Borderline häufig verwendet wird.

Dabei beschreibt Spiegeln das Phänomen, dass wir in unserem Gegenüber eigene Anteile erkennen. Je nachdem wie die Person auf uns wirkt, nehmen wir dabei unsere eigenen Defizite, oder eigene Wünsche/Bedürfnisse wahr.

Beispiel:

Wenn ich ein eher schüchterner Mensch bin und nehme eine Person wahr, die sich sehr offen und Kontaktfreudig zeigt, erkenne ich dabei mein eigenes  „Über-Ich“. In meiner Idealvorstellung hätte ich gerne die Offenheit und Kontaktfreude meines Gegenübers. Es wird mir also meine Idealvorstellung von mir selbst gespiegelt und macht mir dabei mein eigenes Defizit in dem Bereich bewusst.

Anderes Beispiel:

Wenn ich mich unbewusst hilflos fühle und mich nach Geborgenheit sehne, kann es durch Spiegelung passieren, dass ich dies auch verstärkt in meinem Gegenüber wahrnehme. Wenn ich dann meinem Gegenüber Hilfe und Geborgenheit biete, kann es also sein, dass ich meine eigene Hilfsbedürftigkeit und den Wunsch nach Geborgenheit bedienen will.

Von Spiegeln spricht man in dem Zusammenhang, wenn ich eigene Anteile in meinem Gegenüber erkenne, ohne dass mir dies aktiv vermittelt wird. Spiegelung hat also immer mit der eigenen Wahrnehmung zu tun.

Gerade wenn man sich zu verlieben beginnt, kommt es häufig zu Spiegelung. Dies bewirkt zum Beispiel, dass man so viele Gemeinsamkeiten mit dem Gegenüber zu erkennen glaubt. Diese Gemeinsamkeiten können natürlich auch tatsächlich vorhanden sein, doch relativ häufig handelt es sich dabei um Spiegelung.

Auch wenn Spiegelung also etwas ist, auf das jeder Mensch in gewisser Weise zurückgreift, hat sie bei Borderlinern eine besondere Bedeutung. Aufgrund der brüchigen „Ich-Struktur“ von Borderline-Betroffenen haben Borderliner häufig eine gestörte Selbstwahrnehmung. Sie sind nicht fähig eigene Anteile in sich wahr zu nehmen. Darum sind sie auf andere Menschen angewiesen die sie spiegeln. Durch die Spiegelung erreichen sie also einen Bezug zu sich selbst.

Aus diesem Grund kann Gruppentherapie für Borderline-Betroffene äußerst wirkungsvoll sein, auch wenn man sich vielleicht aufgrund einer vorhandenen Sozialphobie vor Gruppenarbeit scheut.

Gerade zu Beginn meiner Therapie war Gruppen-Therapie für mich wichtig um verstehen zu können was in mir vor sich geht. Mir hat Gruppenarbeit also sehr geholfen, was jedoch nicht auf jeden Betroffenen zutreffen muss.

Ein Borderliner, der von seinem Gegenüber die Dinge gespiegelt bekommt, die seine eigenen Wünsche und Bedürfnisse entspricht, wird diese Person anziehend finden. Anders herum kann sich der Betroffene, aufgrund seiner fehlenden Ich-Struktur, perfekt auf sein Gegenüber einstellen und bietet sich somit seinem Gegenüber als perfekter Spiegel an. Dieser Umstand sorgt dafür das die Partner auf den ersten Blick perfekt zueinander passen scheinen.

Was es schwierig macht Spiegelung verstehen zu können, hängt zu einem großen Teil damit zusammen, dass es verschiedene andere Mechanismen gibt, die dem Spiegeln sehr ähneln.

Es könnte sich um Übertragung handeln.

Von Übertragung spricht man, wenn ich in meinem Gegenüber alte Muster aus meiner Kindheit erkenne und somit Gefühle oder Erwartungen in mir ausgelöst werden, die nichts mit meinem Gegenüber zu tun haben. Vielmehr erkenne ich dabei meine Eltern wieder und reagiere unbewusst mit meinem Verhalten auch so, wie ich auf meine Eltern reagieren würde. Man spricht entweder von positiver, oder negativer Übertragung, je nachdem wie ich die Situation mit Kindheitserinnerungen in Verbindung bringe.

Beispiel:

Ich erkenne unbewusst bei meinem autoritären Vorgesetzten wenn er mich kritisiert meine Mutter wieder und reagiere deswegen mit kindlichem, überzogenem Autonomieverhalten. Oder mit Unterwürfigkeit.

Oder:

Ich habe in meiner Kindheit von meinem Vater wenig Aufmerksamkeit erhalten und suche deswegen in meinem Partner nach der Anerkennung die er mir verweigerte.

 

Während es bei der Übertragung immer um Erfahrungen aus der Kindheit handelt, gibt es noch die Möglichkeit, Verhalten oder Persönlichkeitsmerkmale anderer Personen im Gegenüber wahrzunehmen. In diesem Fall sprachen meine Therapeuten von Verwechslung. Verwechslung kann sowohl durch äußere Reize, als auch durch Verhalten ausgelöst werden. Je nachdem wie ich die andere Person in Erinnerung habe, löst die Verwechslung entweder gute, oder negative Emotionen in mir aus. Diese Emotionen stehen jedoch nicht unmittelbar mit meinem Gegenüber im Zusammenhang, sondern entsprechen meiner vorbelasteten Erinnerung.

Beispiel:

Jemand mit einer auffallenden Brille hat mich schlecht behandelt. Wenn ich auf eine andere Person treffe die eine ähnliche Brille trägt, reagiere ich abwehrend oder aggressiv.

Oder:

Ich wurde in Vergangenheit von einer Ex-Partnerin betrogen. Wenn ich eine neue Beziehung eingehe unterstelle ich meiner neuen Partnerin, dass sie mich betrügt, obwohl es dafür keine erkennbaren Anzeichen gibt.

Oder im positiven Sinne:

Ich treffe auf eine Frau die mich an eine Ex-Partnerin erinnert, die ich sehr geliebt habe.

Neben Spiegelung, Übertragung und Verwechslung können noch andere Mechanismen die Wahrnehmung beeinflussen. Zum Beispiel die Abwehrmechanismen Projektion und projektive Identifikation.

Häufig glaubt man, wenn sich die Spiegelung als unzutreffend erweist, getäuscht worden zu sein. Dies muss jedoch nicht immer der Realität entsprechen, da ich durch Spiegelung mit meinen eigenen Anteilen konfrontiert werde.

Aldo Berti hat das, was bei der Spieglung tatsächlich passiert in seinen Spiegelgesetzen schön zusammengefasst:

1. Spiegel-Gesetz
Alles was mich am anderen stört, ärgert, aufregt oder in Wut geraten lässt und ich anders haben will, habe ich selbst in mir. Alles, was ich am anderen kritisiere oder sogar bekämpfe und verändern will, kritisiere, bekämpfe oder unterdrücke ich in Wahrheit in mir und hätte es gerne anders.

2. Spiegel-Gesetz
Alles, was der andere an mir kritisiert, bekämpft und verändern will und ich mich deswegen verletzt fühle, so betrifft es mich – ist dies in mir noch nicht erlöst. Meine gegenwärtige Persönlichkeit fühlt sich beleidigt – der Egoismus ist noch stark.

3. Spiegel-Gesetz
Alles was der andere an mir kritisiert und mir vorwirft oder anders haben will und bekämpft und mich dies nicht berührt, ist es sein eigenes Bild, sein eigener Charakter, seine eigenen Unzulänglichkeiten, die er auf mich projiziert.

4. Spiegel-Gesetz
Alles, was mir am anderen gefällt, was ich an ihm liebe, bin ich selbst, habe ich selbst in mir und liebe dies im anderen. Ich erkenne mich selbst im anderen – in diesen Angelegenheiten sind wir eins.

 

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Borderline und Trennung: Das Ende einer Borderline-Beziehung

Das Ende einer Borderline-Beziehung ist mit einem gewöhnlichen Scheitern einer Liebesbeziehung nicht zu vergleichen. Borderline und Trennung bedeutet immer auch ungeahnter Schmerz, wie man ihn noch nie zuvor erlebt hat. Durch die symbiotische Verschmelzung entstand eine viel tiefere Bindung. Der Borderliner wurde für den Partner als Mittelpunkt im Leben empfunden. Je intensiver und inniger diese Verbindung wahrgenommen wurde, umso mehr verlor sich der Partner in der Beziehung.

Borderline - Beziehung - Trennung
Borderline – Beziehung – Trennung

Für gewöhnlich wird die Trennung durch den Borderliner, als plötzlich und vollkommen unerwartet wahrgenommen. Doch ist dieser plötzlichen Trennung einiger Streit und Abwehrverhalten des Borderliners vorausgegangen, das man als Partner durchaus hätte wahrnehmen können. Warum einen die Trennung trotzdem unvorbereitet trifft kann mehrere Gründe haben. Die Konflikte, die entstehen, haben oft so unbedeutend scheinende Auslöser, dass Angehörige nicht verstehen, warum man sich überhaupt über so lächerliche Lappalien streiten kann. Der Streit hat jedoch für den Borderliner wenig mit der Sache zu tun, über die gestritten wird. Es spiegelt vielmehr die Zerrissenheit wieder, die in ihm vor sich geht. Das unterschätzen die Partner, da sie es nicht erkennen können was wirklich hinter dem Konflikt steht. Auf den Streit folgt häufig eine sehr innige und tiefe Versöhnung, die dafür sorgt, dass der Angehörige den Eindruck gewinnt, alles sei wieder gut. Im Borderliner tobt der Konflikt jedoch unterschwellig weiter, da er nichts mit der Ursache zu tun hatte über die gestritten wurde, sondern aus der eigenen Zerrissenheit des Borderliners herrührt.

Ursache für die beschriebene Zerrissenheit ist vermutlich die Borderline-typische Nähe-Distanz Problematik. Einerseits wünscht sich der Betroffene innige Nähe, andererseits löst diese Nähe Panik aus, die in ihm den Wunsch weckt zu gehen.

Da der Partner diese Problematik nicht nachvollziehen kann, reagiert er häufig mit einem bestimmten Verhalten. Er versucht auf den Betroffenen einzugehen, sich anzupassen. Seine Liebe, bedingt durch die nie zuvor erlebte Innigkeit, weckt in ihm den Wunsch, alles für die Fortsetzung dieser Verbindung zu tun. Ähnlich wie der Borderliner im Beginn der Beziehung ist es nun der Partner der sich anpasst und sein Verhalten ändert. In ihm entsteht der Gedanke: „Wenn ich mich nur genug bemühe, mich anpasse, werde ich geliebt und die Beziehung hat eine Chance. Häufig liegt diesem Verhalten eine Komplementärstörung zugrunde. Der Partner verändert sich, teilweise bewusst, häufig jedoch unbewusst. Er greift auf Vermeidungsstrategien zurück um die Beziehung zu erhalten:

  • Genaues Beobachten und Scannen des Borderliners, um mögliche Stimmungsschwankungen und die damit verbundene Gefahr für die Beziehung rechtzeitig zu erkennen.
  • Der Versuch sich an den Borderliner anzupassen um Konflikte zu vermeiden. Es wird versucht der perfekte Partner zu sein. Man setzt sich dabei regelrecht unter Druck.
  • Unterdrückung eigener Wünsche, Bedürfnisse und Gefühle und stoisches Ertragen der impulsiven emotionalen Ausbrüche des Betroffenen, auch wenn es einen sehr verletzt.

Letztendlich sind diese Vermeidungsstrategien jedoch nicht wirklich zielführend und sorgen nur dafür, dass man seine eigene Identität verliert.

Wenn es dann, trotz alles Bemühens, zur Trennung kommt ist der Schmerz riesig und ungleich heftiger als man es von früheren Beziehungen kennt. Dies hängt nicht nur damit zusammen, dass die ehemals geliebte Person nicht mehr da ist, sondern vor allem auch damit, seine eigene Persönlichkeit verloren zu haben. Dies führt zu einem völligen emotionalen Zusammenbruch. Der verlassene Partner spürt intensive Leere, Scham und Selbstabwertung. Für Außenstehende ist dieser Schmerz nur schwer nachvollziehbar und das Unverständnis von Freunden und Familie verstärken diese qualvollen Gefühle.

Häufig zeigt ein Angehöriger nach einer Trennung ein Verhalten, das an die Struktur der Borderline-Störung erinnert:

  • Impulsive Stimmungsschwankungen und der ständige Wechsel zwischen Liebe und Hass dem Borderliner gegenüber.
  • Gefühl von Leere und totaler Hilflosigkeit.
  • Emotionale Überflutung
  • Ständiger Wechsel zwischen Schuldgefühlen und Opferhaltung.

Diese heftigen Auswirkungen sind beim Ende einer Borderline-Beziehung ein durchaus logischer Prozess, der mit dem Verlust der eigenen Identität zusammenhängt. Man muss erst wieder zu sich selbst finden. Angehörige sind, anders als Borderliner, jedoch in der Lage diese Phase zu überwinden, auch wenn es sich anfangs nicht so anfühlt.

Es gibt verschiedene Strategien zum verarbeiten gescheiterter Borderline-Beziehungen. Da eine Beziehung eine sehr individuelle Angelegenheit ist und es weder den typischen Borderliner noch den typischen Angehörigen gibt, muss man seinen eigenen Weg finden mit seinem Schmerz umzugehen. Die verlinkte Seite kann maximal eine Unterstützung bieten, den für sich besten Weg zu finden.

Es kann auch Helfen sich eine Selbsthilfegruppe zu suchen und sich mit anderen Angehörigen auszutauschen. Im Internet kann ich hierbei den Borderline-Spiegel empfehlen. Ich arbeite in diesem Forum selbst mit. Vorteil dieser Seite ist es, dass man dort die Möglichkeit hat sich nicht nur mit anderen Angehörigen und Partner auszutauschen, sondern auch von reflektierten Borderline-Betroffenen lesen kann. Neben der Hauptseite findet man dort auch ein gut besuchtes Forum und einen lebhaften Chat.

 

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Es gibt verschiedene Strategien gegen Trennungsschmerz und zum verarbeiten gescheiterter Borderline-Beziehungen. Da eine Beziehung eine sehr individuelle Angelegenheit ist und es weder den typischen Borderliner noch den typischen Angehörigen gibt, muss man seinen eigenen Weg finden mit seinem Schmerz umzugehen. Die unten aufgeführten Möglichkeiten haben sich bei verschiedenen Angehörigen bewährt. Es gibt sicherlich noch mehr Möglichkeiten mit Trennungen umzugehen, die ich vielleicht noch nicht kenne. Es gibt im Internet noch viele andere erfolgsversprechende Lösungen.

Die Null Kontakt-Strategie gegen Trennungsschmerz:

Die Betrachtung der Liebesbeziehung als süchtiges Verhalten.

Die Null-Kontakt-Strategie wird am häufigsten von Selbsthilfeforen und Experten als Strategie gegen Trennungsschmerz empfohlen. Muss deswegen jedoch nicht die sinnvollste Strategie sein. Sie ist durchaus effektiv, verursacht jedoch auch viel Schmerz.

Da man sich in Borderline-Beziehungen und der damit verbundenen, symbiotischen Verbindung sehr leicht selbst verliert, betrachtet man sich selbst bei dieser Trennungs-Strategie als süchtig nach der Beziehung. Durch die Trennung fühlt man sich wie ein Drogensüchtiger auf Entzug.

Wenn ein Süchtiger seine Sucht bekämpfen will, ist der erste und wichtigste Schritt, sich von der Droge zu befreien. Bei einer Beziehungssucht bedeutet das, ich muss jede Verbindung zum Betroffenen kappen. Wichtig ist alles, was einen an den Borderliner erinnert zu entfernen. Ebenso muss es unterbunden werden, dass es zu weiteren Kontakt mit ihm kommt. Dies kann erreicht werden indem man alle Kontaktdaten löscht, sich selbst neue Telefonnummern anschafft um auf Kontaktversuche des Betroffenen nicht mehr zu reagieren.

Dies wird anfangs sehr schwer fallen, doch wie bei jeder Sucht werden die Entzugserscheinungen mit der Zeit abnehmen.

Die Gefahr in dieser Strategie ist: Durch den heftigen Kontaktabbruch lässt man sein Gegenüber so schmerzhaft alleine, dass in ihm erst recht der Wunsch nach Kontaktaufnahme um sich zu erklären/rechtfertigen entsteht. Es kann also zu einer vermehrten Aufmerksamkeit durch den Borderliner kommen, obwohl man genau das Gegenteil erreichen will.

Zentrale Botschaft dieser Strategie ist: „Jeder Kontakt zum geliebten Borderliner ist verboten und schädlich. Wer auf Entzug ist, sollte sich von seiner berauschenden Droge fernhalten.“

Die kognitive Lösungs-Strategie gegen Trennungsschmerz:

Die rationale Erkenntnis, dass die Borderline-Persönlichkeitsstörung es den Partner unmöglich macht, mit dem Betroffenen, eine glückliche Beziehung zu führen.

Wenn wir uns in einen Menschen verlieben, werden in uns eigene Wünsche und Bedürfnisse erweckt. Wir träumen von einer gemeinsamen Zukunft, suchen im Gegenüber Verständnis, Nähe und Beständigkeit. Alles dies war jedoch in der Beziehung mit dem Borderliner nicht vorhanden.

Bei der kognitiven Lösungs-Strategie wird versucht sich mit der Borderline-Störung intensiv auseinander zu setzen. Dabei ist es wichtig die Auseinandersetzung von einer möglichst neutralen Warte aus zu betrachten. Es geht erst mal nicht um den geliebten Partner, sondern darum die Borderline-Persönlichkeitsstörung zu verstehen. Wie macht sich die Krankheit bemerkbar? Welchen Mechanismen sind Borderlinern unterworfen?

Je mehr man über die Borderline-Störung weiß, wird man erkennen, dass diese Störung eine Beziehung, wie man es sich von einem Partner wünscht, nicht möglich macht. Man wird erkennen, dass eine kurzfristige Lösung für die Probleme, die zum Scheitern der Beziehung führten, nicht möglich ist und man als Angehöriger/Partner an dieser Situation nichts ändern kann.

Durch dieses Verständnis ist es möglich den geliebten Betroffenen als Menschen zu sehen der zwar weiterhin liebenswert ist, aber dessen Krankheit es unmöglich macht eine glückliche Beziehung mit ihm zu führen.

Die Gefahr bei dieser Strategie ist, dass man es nicht einsehen will machtlos gegen diese Störung zu sein. Das man an einer Retterrolle festhalten will.

Zentrale Botschaft dieser Strategie ist: „Ich liebe mein Gegenüber als Menschen immer noch, aber eine Fortführung der Liebesbeziehung würde für beide Seiten nur unnötig Schmerz bedeuten.“

Die Anti-Idealisierungs -Strategie gegen Trennungsschmerz:

Gezielte Änderung des Idealbildes das man von der geliebten Person hat.

Wenn man verliebt ist, neigt man dazu, das Gegenüber als etwas Größeres, Besonderes wahrzunehmen als es eigentlich sein sollte. Wir stellen die geliebte Person auf einen Sockel und beten sie abgöttisch an. Die positiven Eigenschaften überwiegen in unserem Bewusstsein, wir idealisieren.  Genau das macht ein Borderliner im Übrigen in der danach benannten Idealisierungsphase ebenfalls.

Auf die Phase der Idealisierung folgt beim Borderliner häufig der Abwehrmechanismus Spaltung. Dies erreicht er, indem er sich die negativen Eigenschaften des Partners bewusst macht. In seiner Wahrnehmung besteht der Partner nun nur noch ausschließlich als „bösen“ Eigenschaften.

In der Anti-Idealisierungs-Strategie greift man auf genau diesen Mechanismus zurück. Borderliner haben darauf keinen Monopolanspruch. Während Borderliner diesem Abwehrmechanismus jedoch meist unbewusst und automatisch unterworfen sind, kann ein Angehöriger/Partner dies bewusst herbei führen.

Ziel dieser Strategie ist es sich der negativen Eigenschaften der Betroffenen bewusst zu machen und sich an die Schmerzen zu erinnern, die ihr Verhalten in einem selbst ausgelöst haben. Machen sie sich diesen Schmerz bewusst und machen sie sich klar, dass dies sicher nicht das ist, was sie von einer glücklichen Liebesbeziehung wünschen. Auf diese Weise können sie sich von der idealisierten Wahrnehmung des geliebten Menschen lösen.

Die Gefahr bei dieser Strategie ist: Man verliert sich leicht in Hass auf sein Gegenüber. Hass ist eine fast ebenso starke Emotion wie Liebe und bindet mindestens ebenso stark, was kontraproduktiv ist. Ziel ist es ja Loslassen zu können.

Zentrale Botschaft dieser Strategie ist:  „Es gibt wenig Liebenswertes in meinem Gegenüber und eine Fortführung der Beziehung bedeutet nur unnötigen Schmerz für mich!“

Die Scheibchenweise-Lösungs-Strategie gegen Trennungsschmerz:

Das langsame Auslaufenlassen der Beziehung durch sanfte Entwöhnung.

Diese Strategie kann dann sinnvoll sein wenn eine klare Trennung, bedingt durch äußere Umstände nicht möglich ist (z.B. bei gemeinsamen Kindern).

Bei dieser Strategie gibt es keinen klaren Schnitt in der Beziehung, sondern man distanziert sich langsam von seinem Gegenüber. Man trifft sich nicht mehr, unternimmt keine gemeinsamen Aktivitäten mehr, geht sich jedoch auch nicht aus dem Weg. Man telefoniert vielleicht miteinander, spricht wichtige Dinge ab, aber versucht die emotionale Verbindung dabei so gering wie möglich zu halten. Dazu gehört das man auf Liebesbekundungen wie „Ich liebe dich!“ oder „ich vermisse dich!“ verzichtet und ignoriert wenn sie einem entgegen gebracht werden. Wenn es zu emotionalen Momenten kommt, löst man sich aus der Situation. Wenn zum Beispiel ein Streit entsteht, sagt man: „So mag ich nicht weiter reden, ich beende für heute das Gespräch!“, steht jedoch weiteren, wohlwollenden Kontakt offen gegenüber.

Man erzählt sich alles was man erzählen will, lässt den geliebten Menschen weiter an seinem Leben teilhaben, verzichtet jedoch darauf die Beziehung als Liebesbeziehung fortzuführen. Diese Strategie ist mit einem Borderliner nur sehr schwer durchführbar, doch man ist dem Gegenüber weitaus weniger ausgeliefert als man glaubt.

Die Gefahr bei dieser Strategie ist: Man fällt leicht wieder in alte Muster zurück, da man die Vertrautheit der Verbindung noch sehr intensiv in sich trägt. Diese Strategie erfordert viel Selbstdisziplin und Willen.

Zentrale Botschaft dieser Strategie ist: „Mein Gegenüber bleibt eine wichtige Person in meinem Leben, aber eine Liebesbeziehung wünsche ich nicht mehr!“

Die radikales Akzeptieren-Strategie gegen Trennungsschmerz:

Das radikale Akzeptieren das die Liebesbeziehung zu Ende ist.

Diese Strategie ist vielleicht die vernünftigste und gesündeste für einen selbst. Doch ist sie auch sehr schwer umzusetzen und setzt ein hohes Maß an Selbstbewusstsein und Abgrenzungsfähigkeit voraus.

Zurückblickend kann man die Beziehung als etwas „Schönes“ betrachten, oder als einen wichtigen Abschnitt im Leben der im „Hier und Jetzt“ vorüber ist. Durch das radikale Akzeptieren, das im Übrigen auch ein Modul im DBT-Programm der dialektisch behavioralen Therapie ist, akzeptiere ich das Ende der Beziehung als Tatsache, die nicht zu ändern ist. Man lässt die Emotionen und schönen Erinnerungen in der Vergangenheit und richtet seine Aufmerksamkeit auf die Gegenwart. Es gab Gründe warum die Beziehung kaputt gegangen ist und diese Gründe lässt man im Raum stehen, ohne Analysen und Rechtfertigungen zu suchen, warum sie vielleicht nicht richtig sind. Man akzeptiert zusätzlich, dass man diese Gründe nicht beseitigen kann und versucht sie nicht in richtig oder falsch zu werten, oder sich selbst oder anderen zuzuschreiben. Durch diese Betrachtung richtet man seine Aufmerksamkeit nach vorne. Vielleicht sucht man sich eine Aufgabe, oder trifft sich mit Menschen mit denen man gerne zusammen ist. Die Aufmerksamkeit liegt nur in der Gegenwart. Gedanken an Vergangenes oder Zukünftiges sind nicht zielführend und werden deswegen bei Seite geschoben. Nur in der Gegenwart ist und bleibt man handlungsfähig.

Die Gefahr bei dieser Strategie ist: Radikales Akzeptieren ist für Menschen die sich bisher nie mit dieser Technik auseinander gesetzt haben sehr schwer umsetzbar und erfordert ein wenig Übung, ist dann jedoch in allen Lebensbereichen eine wirkungsvolle Hilfe.

Zentrale Botschaft dieser Strategie ist: „Es ist wie es ist! Ich bewerte nicht mehr sondern akzeptiere, dass etwas das schön war auch ein Ende finden kann!“

 

 

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Nach einer beendeten Borderline-Beziehung kommt es bei Partnern häufig zur Frage: „Warum habe ich mich ausgerechnet in einen Borderliner verliebt?“

Borderline: Spiegeln
Borderline: Spiegeln

Hinter dieser Phrase steckt meistens mehr als man auf den ersten Blick annimmt, denn vermutlich kam es nicht zufällig zu dieser Beziehung. Das Zauberwort hinter dem ganzen nennt sich „Spiegeln“.

Dieses Spiegeln kommt in fast jedem zwischenmenschlichen Kontakt vor, zumindest in solchen die auch die emotionale Ebene betreffen. Meist merkt man das nicht einmal, es geschieht unterbewusst und hängt mit eigenen Wünschen, Begierden und Hoffnungen zusammen.

Ein gutes Beispiel für Spiegelung, außerhalb einer Paarbeziehung, ist der aus der Psychologie bekannte „Versuchsleitereffekt“:

Ein Wissenschaftler der eine These aufgestellt, hat natürlich eine gewisse Erwartung, dass sich seine These in einer Versuchsreihe als wahr heraus stellt. Wenn der Urheber der These gleichzeitig auch der Leiter der Versuchsreihe ist, wird er unbewusst diese Grundhaltung an die Probanden vermitteln. Er spiegelt ihnen seine Erwartungen und gibt ihnen auf diese Weise das gewünschte Ergebnis des Versuchs mit. Aus diesem Grund wird in wissenschaftlichen Versuchsreihen darauf verzichtet, dass der Urheber eine These den Probanden die Versuchsvoraussetzungen erklärt. Meist übernimmt dies ein unabhängiger Moderator, oder man greift auf Datenerhebung durch selbsterklärende, in heutiger Zeit oft internetbasierte Umfragen zurück.

Wie oben beschrieben spiegeln wir alle, meist unbewusst. Bei Borderlinern ist dieses Spiegeln extrem ausgeprägt. Das hängt mit der fehlenden „Ich-Struktur“  zusammen. Es wird versucht auf Verhaltensweisen eines Partners so zu reagieren, dass sie seine Perspektive einnimmt und das Verstandene an ihn „zurückspiegelt“. Dies ist es auch was man als manipulatives Verhalten von Borderlinern wahrnimmt. Dies passiert auf beiden Seiten, doch dem Borderliner ist dieses Verhalten vertrauter, er hat einfach mehr Übung darin. Dabei kommt ihm seine früh erworbene, damals überlebenswichtige, Begabung zugute, Emotionen und Gefühle des Gegenübers zu „lesen“ und zu verstehen. Dies ist eine zwingende Voraussetzung, denn Spiegelung erfordert ein hohes Maß an empathischen Fähigkeiten.

Genau hier liegt der Reiz an einer Verbindung mit Borderlinern. Sie erkennen die Bedürfnisse ihres Partners ausgesprochen gut und versuchen, zumindest in der Idealisierungsphase, diese Bedürfnisse auch anzusprechen und zu bedienen. Dem Partner wird wiederum gespiegelt das seine Wünsche, Bedürfnisse und Hoffnungen mit denen des Betroffenen uneingeschränkt übereinstimmen. Diese Verbindung scheint so einmalig, so perfekt zu sein, dass die Beziehung eine nie gekannte emotionale Tiefe ermöglicht. Auf diese Weise entsteht eine symbiotische Verbindung, die Borderliner in Paarbeziehungen unbedingt anstreben. Doch auch wenn die Idealisierungsphase vorbei ist und die Symbiose wankt, kann es vorkommen das man erkennt, dass die jeweiligen Bedürfnisse, Wünsche, Ziele meilenweit auseinander liegen. Der Partner nimmt dies oft so wahr, als wäre der Borderliner, von einem Moment auf den anderen, ein anderer Mensch. Dem ist jedoch nicht so. Der Partner hat sich einfach im Beginn der Beziehung selbst im Borderliner erkannt, oder zumindest die Idealvorstellung seines Ichs.

Diese Wunschvorstellungen, kombiniert mit Spiegelung, machen Borderliner, auf den ersten Blick, als Partner für eine Beziehung ungemein attraktiv . Man sieht dabei jedoch nie die wirkliche Persönlichkeit des Betroffenen, sondern ein Abbild eben dieser eigenen Bedürfnisse.

So ist es nicht verwunderlich, dass ein Borderliner von anderen unterschiedlich wahrgenommen wird. Die einen sehen eine lebenslustige, unbeschwerte Person die scheinbar frei und kompromisslos ihr Leben lebt und damit glücklich zu sein scheint. Wieder andere sehen eine traurige, depressive, verletzte Persönlichkeit, die gerettet werden muss. Dies hängt auch damit zusammen das Borderliner ihre verletze Seele ungern zeigen. Sie leben hinter Masken, hinter Schutzmauern was oft damit zusammenhängt, dass sie i.d.R. verlassen werden wenn sie zeigen, wie zerbrochen sie in Wirklichkeit sind.

Wenn sich Angehörige/Partner in Therapie begeben, oder in Selbsthilfegruppen Hilfe suchen, werden sie relativ schnell mit der Frage konfrontiert werden: „Wo waren deine eigenen Anteile?“ oder „was sind deine Eigenanteile?“

Hinter dieser Frage steckt nicht die Herausforderung sich selbst die Schuld am Scheitern der Beziehung zu geben. Ebenso wenig beinhaltet diese Frage den Versuch einem eine Krankheit oder Störung einzureden, auch wenn diese natürlich vorliegen können (=Komplementärstörung).

Diese Frage ist einfach eine andere Bedeutung der eingangs erwähnten Frage: „Warum habe ich mich ausgerechnet in einen Borderliner verliebt?“ Hier könnte man sich zum Beispiel dahin gehend Hinterfragen:

  • Was spiegelte mir der Borderliner? Welche eigenen Wünsche, Hoffnungen, Bedürfnisse sprach er an und warum glaubte ich, dass der Partner dies mir geben kann?
  • Warum hielt/halte ich so intensiv an der Beziehung fest, wenn ich doch das Gefühl habe es tut mir nicht gut?
  • Liebte ich wirklich die Person? Oder liebte ich die Gefühle, Wünsche, Hoffnungen die mir durch den Borderliner gegeben wurde?

Eine Antwort dafür könnte zum Beispiel sein das man ein übersteigertes Bedürfnis hat, anderen zu helfen. Oft steckt hinter diesem Wunsch das Bedürfnis gebraucht zu werden, oder für etwas gut zu sein. Man kann jedoch ein wertvoller, liebenswerter Mensch sein ohne sofort eine Retter-Rolle zu übernehmen.

Eine Lösung könnte in dem Fall sein an seinem Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein zu arbeiten.

Ebenso häufig wie die Frage „Was sind deine Anteile?“ werden Angehörige/Partner oft mit der Aufforderung „Bleib bei Dir!“ konfrontiert.

Hinter diesem Satz steckt ebenfalls kein Vorwurf. Die Unterscheidung von und Eigen- und Fremdanteilen und Eigen- und Fremdverantwortung ist schwierig und man schenkt dem ganzen selten die Aufmerksamkeit, die es vielleicht verdient. Doch gerade in gescheiterten Beziehungen kann diese Betrachtung helfen um sich besser abgrenzen zu können.

Bei sich bleiben bedeutet, dass man Ursachen/Lösungen nicht im Gegenüber sucht, sondern bei sich selbst. Eben dafür kann eine gescheiterte Borderline-Beziehung auch eine große Hilfe sein. Schließlich wurden dort die eigenen Wünsche, Hoffnungen, Bedürfnisse gespiegelt.

 

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Probleme in Borderlinebeziehungen

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Man liest viel von Angehörigen, dass Borderliner nicht nur unerklärlich bis unfassbar, sondern auch „gezielt manipulierend“, und damit grob, herzlos, „eiskalt“, auf jeden Fall egoistisch beeinflussend bis täuschend handeln. Es ist jedoch definitiv nicht so, dass Borderliner die Vernichtung ihrer Partner als erklärtes, bewusstes Ziel haben. Im Gegenteil, sie sehnen sich wie jeder Mensch nach Liebe und Zuneigung. Wenn also beide Seiten die selben Wünsche haben, warum klappt es nicht? Warum gibt es immer wieder Probleme in Borderlinebeziehungen?

An erster Stelle steht die fehlende Kontrolle der Gemütsregungen, oder das, was Experten affektive Instabilität nennen. Die Reizschwelle Ereignisse, die Emotionen hervorrufen, ist niedrig, das Erregungsniveau ausgesprochen hoch. Nur verzögert erreichen sie wieder das emotionale Ausgangsniveau“ (nach M. Bohus u. C. Schmahl).

Auf gut Deutsch bedeutet das: „Borderliner gehen schnell hoch, und das aus, zumindest für Angehörige, offensichtlich nichtigem Anlass. Auf hohem emotionalem Level kommen sie nur schwer wieder auf den Boden zurück.“ In der Fachsprache nennt man das „schwere episodische Dysphorie“ und beschreibt eine Kombination aus Angst, Deprimiertheit, leichter Erregbarkeit, und Wut oder Hass, sowohl auf andere oder/auch sich selbst gegenüber. Dieser Zustand dauert in der Regel einige Stunden, selten länger als einige Tage.

Neben diesen eher explosionsartig impulsiven Regungen gibt es auch eine dysphorische Grundstimmung, also eine zumindest langwierige bis Dauer-Verstimmung, die sich ebenfalls zu allseits belastenden Perioden von Wut, Angst oder Verzweiflung aufschaukeln, bisweilen (leider nur selten) aber durch Phasen gehobener Stimmung, von Wohlbefinden oder Zufriedenheit abgelöst werden können.

Das vermutlich auffälligste Verhaltensmuster im zwischenmenschlichen Bereich ist die Nähe- Distanzproblematik. Dieses typische Borderline-Phänomen führt zu einer intensiven Angst vor dem Alleinsein (obgleich sie es selber sind, die befriedigende und insbesondere langfristige Kontakte auf Dauer unmöglich machen) und damit zur ständigen Auslösung von Beziehungsstörungen im zwischenmenschlichen Bereich.

Dabei bemühen sich Borderliner geradezu verzweifelt tatsächliches oder erwartetes Verlassenwerden zu vermeiden. Das liegt nicht zuletzt daran, dass sie häufig vorübergehende Abwesenheit mit offenkundiger Verlassenheit verwechseln. Eine Trennung oder der Verlust gewohnter zwischenmenschlicher Beziehungen bedroht sie mit einer grundlegenden Veränderung ihres Selbstbildes (was bin ich), der Affekte (Gemütsregungen), des Denkens und gesamten Verhaltens.

Das Verlassenwerden wird dabei häufig/meist zur „selbst erfüllenden Prophezeiung“, nämlich dann, wenn der Partner diese furcht-gesteuerte Spannung nicht mehr aushalten, von Frustrationen, Demütigungen, Kränkungen oder regelrechten Attacken durch Borderline-Betroffene ganz zu schweigen. Deshalb versuchen Borderliner wichtige Bezugspersonen dauerhaft an sich zu binden, können aber auch die dann drohende Nähe, ja Geborgenheit nur mit zwiespältigen Empfindungen ertragen. Auch das löst bei Ihnen Angst oder Scham aus.

Das geht u. a. darauf zurück, dass dieses „Verlassen-Werden“ für sie bedeutet, „unwert“ oder gar „böse“ zu sein. Das haben Borderliner in frühster Kindheit gelernt und können es nicht ertragen.

Diese borderline-typische Über-Sensibilität (krankhaft ausgeprägte Empfindlichkeit) bzw. Über-Ängstlichkeit vor dem Verlassenwerden äußert sich nicht nur in den erwähnten Reaktionen, sie kann sich bis zu unangemessener Wut steigern und damit „alles zertrümmern“, selbst wenn es dafür keinen Nachvollziehbaren Grund gibt.

Diese unterschiedlichen, für Außenstehende kaum verstehbar und in Einklang zu bringenden Gefühle werden aber von Borderlinern oft gar nicht konkret wahrgenommen, sondern meist als äußerst quälende, diffuse, Spannungszustände erlebt, die „einfach kommen und gehen“, ohne dass man darauf einen nachhaltigen Einfluss ausüben kann.

Die Folge sind intenisve, instabile Beziehungen mit häufigen Trennungen und Wiederannäherungen. Eine häufige Ursache solcher „emotionaler Achterbahnfahrten“ ist die ausgeprägte heftige Impulsivität, die Borderlinern zu Eigen ist, von ihnen jedoch nicht verarbeitet werden kann. Deshalb können sie auch nicht „aus Erfahrung klug werden“, wie man ihnen gerne und oft genug vorwirft. Borderline verschwindet nicht wenn sich die Betroffenen nur intensiv genug bemühen.

So sind Beziehungen, wie erwähnt, (über-)intensiv und instabil. Borderliner neigen dazu, mögliche Bezugspersonen, vom Partner bis zum guten Bekannten, schon sehr früh zu idealisieren. Eine solche Verklärung ist aber für den anderen nicht unbedingt einfach und schon gar kein Vorteil. Im Gegenteil kostet die Beziehung schon zu Beginn viel Zeit und Kraft, was jedoch in der Symbiose gerne als wunderschön empfunden wird. Diese Idealisierung kann auch plötzlich kippen. Aus der  Idealisierung wird Abwertung, wenn der Borderliner meint, der andere sei nicht genügend für ihn da, gebe nicht genug, würde sich nicht ausreichend um ihn kümmern, vielleicht gar verlassen wollen, ein in den Augen des Borderliners geradezu „feindseiliges“ Verhalten.

Zum Beginn einer Beziehung erleben Angehörige Borderliner durchaus einfühlsam und fürsorglich, jedoch nur in der Erwartung, dass der andere ihnen dann auch zur Erfüllung ihrer Wünsche und Bedürfnisse zur Verfügung steht – und zwar dauerhaft. Hier wird dann auch deutlich, warum Borderliner häufig so unangemessen heftig reagieren, Schwierigkeiten haben, ihre Wutanfälle zu kontrollieren und warum sie zu verbalen Attacken und extremen Sarkasmus neigen. Denn diese Wut bricht dann aus, wenn eine Bezugsperson oder gar ein Partner als vernachlässigend, verweigernd, oder gar als zurückweisend erlebt wird – erlebt, wohlgemerkt, nicht wirklich vom Partner angestrebt oder gar praktiziert.

Grund ist eine komplizierte innerseelische Störung die durch die Borderline-Erkrankung ausgelöst wird (Fachausdruck: „frühe Störung“, d. h. schon in den ersten Lebensmonaten belastend). Dabei bleiben „gute“ und „böse“ Aspekte zwischen der eigenen Person und den Beziehungspersonen gleichsam unverbunden nebeneinander bestehen. Der Borderliner erlebt sich ständig schwankend zwischen gut und böse und spaltet auch seine zwischenmenschlichen Beziehungen in gute und böse auf, ohne zu brauchbaren Integrationslösungen zu kommen (Stichwort: Schwarz-weiß-Malerei).

Nach den explosiven Zorn-Reaktionen, aber auch sonst fast durchgängig, zumindest unterschwellig belastend, kommt es auch zu Scham- und Schuldgefühlen, was ihrerseits das Gefühl verstärkt, ein schlechter Mensch zu sein. Dies unterscheidet die BPS deutlich von der Antisozialen Persönlichkeitsstörung.

Das bedeutet, dass ein Betroffener selbst unter seinem Verhalten leidet und nicht absichtlich, oder bewusst seine Partner verletzt, auch wenn das von Angehörigen oft so wahrgenommen wird.

Quelle: Frei nach Prof.Dr. Fausts Abhandlung Borderline-Persönlichkeitsstörung aus Psychatrie Heute
 

 

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Der Frühling kommt. Zeit sich mit Fragen zu beschäftigen die mir von Angehörigen sehr oft gestellt werden. Borderline und Beziehung, geht das?

Können Borderliner lieben?

Borderline: Intensive Beziehungen
Borderline: Intensive Beziehungen

Ohja, sie können! – Vermutlich sogar viel zu intensiv als es gut für sie ist. Normalerweise bin ich von meinen Gefühlen soweit abgeschirmt, dass ich nichts wirklich fühlen kann. Emotionen die für andere vollkommen normal sind kann ich nicht wahrnehmen. Das ändert sich jedoch schlagartig wenn ich mich verliebe. Es ist als wäre ich auf einen Schlag komplett. Meine Partnerin ist der zentrale Punkt meines Lebens und alles um uns herum verliert an Bedeutung. Borderliner lieben so sehr das sie die totale Verschmelzung, die Symbiose, suchen. Dies ist für Angehörige oft sehr verwirrend, denn so eine intensive Liebe haben sie vermutlich zuvor noch nie wahrgenommen. Wenn die Beziehung irgendwann endet, wird diese unglaubliche Liebe oft als Lüge empfunden, was jedoch meistens nicht der Wahrheit entspricht. In dieser Phase der Beziehung war sie wirklich so intensiv vorhanden.

Borderliner können also sehr intensiv lieben. Aber was lieben sie? Lieben sie wirklich den Partner? – oder lieben sie einfach die Gefühle die durch ihn bei sich erweckt werden? Borderliner neigen dazu Ihre Partner zu funktionalisieren. Das bedeutet, dass man eben nicht den Partner liebt, sondern die Liebe ansich liebt. Eine wirkliche Grenze ist aufgrund der innigen Verbundenheit aber eigentlich nicht spürbar, denn es ist ja auch nicht jeder Mensch in der Lage dieses Gefühl zu erzeugen.  Meiner persönlichen Meinung trifft es die Aussage: „Borderliner lieben ihre Partner, weil sie ihnen die Gefühle geben die sie selbst nicht imstande sind zu empfinden“ am ehesten.

Ist eine dauerhafte Beziehung mit Borderlinern möglich?

Als erstes die gute Nachricht. Ja, es ist möglich! In meinem Bekanntenkreis gibt es genug Borderliner die seit 20 Jahren in einer festen Beziehung leben. Allerdings . – und jetzt kommt das große ABER, es ist schwierig und setzt harte Arbeit an sich voraus. Erste Voraussetzung ist, dass der Borderliner reflektiert genug ist sein Verhalten zu verstehen und es auch kommunizieren zu können. Bei Partnern ist es wichtig das sie die Krankheit kennen und verstehen welche Mechanismen beim gegenüber wirken. Beziehungen mit unreflektierten Borderlinern sind meiner Meinung nach nicht möglich. Sie sind zu sehr in ihren destruktiven Mustern gefangen um sich wirklich auf eine beständige Beziehung einzulassen. Selbst wenn sich ein Betroffener in Behandlung begibt sollte beachtet werden, dass eine Therapie von Borderline viele Jahre harte Arbeit voraussetzt. Eine kurzfristige Besserung kann nicht erwartet werden.

Was kann man machen um mit einem Borderliner eine beständige Beziehung zu führen?

Nichts! – Auch wenn es weh tut, Anghörige können Borderliner weder „retten“ noch „ändern“

Es gibt jedoch einige Tipps, die das Zusammenleben einfacher machen:

  • Wenn Ihr Partner ausrastet, lassen Sie ihn. Bleiben Sie ruhig, gehen Sie nicht darauf ein. Es kann helfen zu verstehen, dass sein Ausrasten vermutlich nichts mit ihnen zu tun hat. Auch wenn er ihnen schwere Vorwürfe entgegenbringt handelt es sich vermutlich eher um Dinge die in IHM vorgehen. Auch wenn er sie beleidigt, gehen sie nicht darauf ein. Sollten Sie versuchen zu kontern, oder selbst in Rage geraten hat er das erreicht was er damit bezweckte. Das ist Verhalten das er seit seiner Kindheit kennt. Er kann gut damit umgehen, das ist sein Revier. Auf diesem Niveau können      sie nicht gegen ihn bestehen. Verfallen sie niemals in ähnliche Verhaltensweisen wie er. Gehen sie besser weg und warten sie bis er sich wieder beruhigt hat. Teilen Sie ihm danach mit, dass Sie es nicht gut finden, wie er sich verhält,  dass Sie immer wieder weggehen werden, wenn sich das wiederholt. Sagen Sie aber auch, dass Sie wieder zurückkommen, weil Sie ihn lieben.
  • Vermeiden sie es Ihren Partner zu kritisieren. Das bedeutet nun nicht, dass Sie sein Verhalten, egal was er macht, akzeptieren müssen. Sie sollten es nur vermeiden Ihm Schuldgefühle zu erzeugen, oder belehrend zu wirken. Das kennen Betroffene aus ihrer Vergangenheit und deswegen reagieren sie sehr heftig darauf. Weisen sie ihn niemals darauf hin das sein Verhalten typisch für Borderliner ist. Er fühlt sich dadurch abgestempelt und das sie ihn für krank halten. Auch wenn sie von seiner Diagnose wissen, konfrontieren Sie ihn nicht damit. Wenn er darüber reden will wird es von Ihm kommen.
  • Wenn der Borderliner weg läuft, sollten Sie Ihrem Partner nicht hinterherlaufen. Er      ist in dieser Situation nicht zugänglich für konstruktive Gespräche und selbst ein anflehen zu bleiben sieht er in diesen Phasen als Angriff. Außerdem kann der Borderliner dieses Verhalten benutzen um sie zu manipulieren. Wenn er Sie jedoch braucht, seien sie für Ihn da. Zeigen sie Ihrem Partner regelmäßig Ihre Liebe, denn er lebt in ständiger Angst sie zu verlieren. Machen sie das allerdings nie wenn er es fordert, sonst benutzt er es um Macht über sie zu bekommen.
  • Borderliner brauchen Struktur. Es bringt jedoch nichts ihn diese Strukturen aufzuzwingen. Es funktioniert am besten wenn sie Ihm Struktur vorleben, ihm also ein gutes Beispiel sind und sie ihn teilweise in ihren Tagesablauf einbinden. Kann Ihr Partner machen, was er will, dann tut er es auch und verliert sich darin.  Vergessen Sie es jedoch, mehrere Tage im Voraus zu planen. Wer weiß, wie es Ihrem Partner in ein paar Tagen geht? – Er weiß es auch nicht und Termine erzeugen in Ihm Druck.
  • Vermeiden Sie es belehrend oder authoritär  zu wirken. Reden Sie mit Ihrem Partner wie mit einem „normalen“ Menschen, nicht wie mit einem Kind oder wie ein Lehrer. Dieses Verhalten erinnert ihn an seine Kindheit und löst Abwehr in ihm aus. Wenn er das Gefühl bekommt sie nehmen ihn nicht für voll, oder das sie ihn dominieren wollen wird er sehr ungehalten und wenig zugänglich reagieren.
  • Verurteilen Sie ihn nicht wegen seiner möglicherweise umtriebigen Vergangenheit. Machen sie ihm deutlich das sie ihn lieben für das was er jetzt ist und nicht was er früher war und das sie ihn auch nicht wegen vergangenes verurteilen. Sagen sie ihm das sie es gut finden das er an sich arbeitet. Lassen Sie sich nicht auf Diskussionen über vorhergehende Partner ein. Sie kennen nur seine Sicht der Dinge und seine Wahrnehmung muss nicht der Realität entsprechen. Wenn sie sich auf diese Diskussion einlassen unterstützen sie ihn nur in seinem Abwertungs- und Spaltungsverhalten.
  • Versuchen Sie nicht, sein selbstverletzendes Verhalten zu unterbinden oder zu ändern. Sie schaffen es sowieso nicht und erzeugen bei ihm nur Schuldgefühle.

 

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