Probleme in Borderlinebeziehungen

Probleme in Borderline-Beziehungen
Probleme in Borderline-Beziehungen

Man liest viel von Angehörigen, dass Borderliner nicht nur unerklärlich bis unfassbar, sondern auch „gezielt manipulierend“, und damit grob, herzlos, „eiskalt“, auf jeden Fall egoistisch beeinflussend bis täuschend handeln. Es ist jedoch definitiv nicht so, dass Borderliner die Vernichtung ihrer Partner als erklärtes, bewusstes Ziel haben. Im Gegenteil, sie sehnen sich wie jeder Mensch nach Liebe und Zuneigung. Wenn also beide Seiten die selben Wünsche haben, warum klappt es nicht? Warum gibt es immer wieder Probleme in Borderlinebeziehungen?

An erster Stelle steht die fehlende Kontrolle der Gemütsregungen, oder das, was Experten affektive Instabilität nennen. Die Reizschwelle Ereignisse, die Emotionen hervorrufen, ist niedrig, das Erregungsniveau ausgesprochen hoch. Nur verzögert erreichen sie wieder das emotionale Ausgangsniveau“ (nach M. Bohus u. C. Schmahl).

Auf gut Deutsch bedeutet das: „Borderliner gehen schnell hoch, und das aus, zumindest für Angehörige, offensichtlich nichtigem Anlass. Auf hohem emotionalem Level kommen sie nur schwer wieder auf den Boden zurück.“ In der Fachsprache nennt man das „schwere episodische Dysphorie“ und beschreibt eine Kombination aus Angst, Deprimiertheit, leichter Erregbarkeit, und Wut oder Hass, sowohl auf andere oder/auch sich selbst gegenüber. Dieser Zustand dauert in der Regel einige Stunden, selten länger als einige Tage.

Neben diesen eher explosionsartig impulsiven Regungen gibt es auch eine dysphorische Grundstimmung, also eine zumindest langwierige bis Dauer-Verstimmung, die sich ebenfalls zu allseits belastenden Perioden von Wut, Angst oder Verzweiflung aufschaukeln, bisweilen (leider nur selten) aber durch Phasen gehobener Stimmung, von Wohlbefinden oder Zufriedenheit abgelöst werden können.

Das vermutlich auffälligste Verhaltensmuster im zwischenmenschlichen Bereich ist die Nähe- Distanzproblematik. Dieses typische Borderline-Phänomen führt zu einer intensiven Angst vor dem Alleinsein (obgleich sie es selber sind, die befriedigende und insbesondere langfristige Kontakte auf Dauer unmöglich machen) und damit zur ständigen Auslösung von Beziehungsstörungen im zwischenmenschlichen Bereich.

Dabei bemühen sich Borderliner geradezu verzweifelt tatsächliches oder erwartetes Verlassenwerden zu vermeiden. Das liegt nicht zuletzt daran, dass sie häufig vorübergehende Abwesenheit mit offenkundiger Verlassenheit verwechseln. Eine Trennung oder der Verlust gewohnter zwischenmenschlicher Beziehungen bedroht sie mit einer grundlegenden Veränderung ihres Selbstbildes (was bin ich), der Affekte (Gemütsregungen), des Denkens und gesamten Verhaltens.

Das Verlassenwerden wird dabei häufig/meist zur „selbst erfüllenden Prophezeiung“, nämlich dann, wenn der Partner diese furcht-gesteuerte Spannung nicht mehr aushalten, von Frustrationen, Demütigungen, Kränkungen oder regelrechten Attacken durch Borderline-Betroffene ganz zu schweigen. Deshalb versuchen Borderliner wichtige Bezugspersonen dauerhaft an sich zu binden, können aber auch die dann drohende Nähe, ja Geborgenheit nur mit zwiespältigen Empfindungen ertragen. Auch das löst bei Ihnen Angst oder Scham aus.

Das geht u. a. darauf zurück, dass dieses „Verlassen-Werden“ für sie bedeutet, „unwert“ oder gar „böse“ zu sein. Das haben Borderliner in frühster Kindheit gelernt und können es nicht ertragen.

Diese borderline-typische Über-Sensibilität (krankhaft ausgeprägte Empfindlichkeit) bzw. Über-Ängstlichkeit vor dem Verlassenwerden äußert sich nicht nur in den erwähnten Reaktionen, sie kann sich bis zu unangemessener Wut steigern und damit „alles zertrümmern“, selbst wenn es dafür keinen Nachvollziehbaren Grund gibt.

Diese unterschiedlichen, für Außenstehende kaum verstehbar und in Einklang zu bringenden Gefühle werden aber von Borderlinern oft gar nicht konkret wahrgenommen, sondern meist als äußerst quälende, diffuse, Spannungszustände erlebt, die „einfach kommen und gehen“, ohne dass man darauf einen nachhaltigen Einfluss ausüben kann.

Die Folge sind intenisve, instabile Beziehungen mit häufigen Trennungen und Wiederannäherungen. Eine häufige Ursache solcher „emotionaler Achterbahnfahrten“ ist die ausgeprägte heftige Impulsivität, die Borderlinern zu Eigen ist, von ihnen jedoch nicht verarbeitet werden kann. Deshalb können sie auch nicht „aus Erfahrung klug werden“, wie man ihnen gerne und oft genug vorwirft. Borderline verschwindet nicht wenn sich die Betroffenen nur intensiv genug bemühen.

So sind Beziehungen, wie erwähnt, (über-)intensiv und instabil. Borderliner neigen dazu, mögliche Bezugspersonen, vom Partner bis zum guten Bekannten, schon sehr früh zu idealisieren. Eine solche Verklärung ist aber für den anderen nicht unbedingt einfach und schon gar kein Vorteil. Im Gegenteil kostet die Beziehung schon zu Beginn viel Zeit und Kraft, was jedoch in der Symbiose gerne als wunderschön empfunden wird. Diese Idealisierung kann auch plötzlich kippen. Aus der  Idealisierung wird Abwertung, wenn der Borderliner meint, der andere sei nicht genügend für ihn da, gebe nicht genug, würde sich nicht ausreichend um ihn kümmern, vielleicht gar verlassen wollen, ein in den Augen des Borderliners geradezu „feindseiliges“ Verhalten.

Zum Beginn einer Beziehung erleben Angehörige Borderliner durchaus einfühlsam und fürsorglich, jedoch nur in der Erwartung, dass der andere ihnen dann auch zur Erfüllung ihrer Wünsche und Bedürfnisse zur Verfügung steht – und zwar dauerhaft. Hier wird dann auch deutlich, warum Borderliner häufig so unangemessen heftig reagieren, Schwierigkeiten haben, ihre Wutanfälle zu kontrollieren und warum sie zu verbalen Attacken und extremen Sarkasmus neigen. Denn diese Wut bricht dann aus, wenn eine Bezugsperson oder gar ein Partner als vernachlässigend, verweigernd, oder gar als zurückweisend erlebt wird – erlebt, wohlgemerkt, nicht wirklich vom Partner angestrebt oder gar praktiziert.

Grund ist eine komplizierte innerseelische Störung die durch die Borderline-Erkrankung ausgelöst wird (Fachausdruck: „frühe Störung“, d. h. schon in den ersten Lebensmonaten belastend). Dabei bleiben „gute“ und „böse“ Aspekte zwischen der eigenen Person und den Beziehungspersonen gleichsam unverbunden nebeneinander bestehen. Der Borderliner erlebt sich ständig schwankend zwischen gut und böse und spaltet auch seine zwischenmenschlichen Beziehungen in gute und böse auf, ohne zu brauchbaren Integrationslösungen zu kommen (Stichwort: Schwarz-weiß-Malerei).

Nach den explosiven Zorn-Reaktionen, aber auch sonst fast durchgängig, zumindest unterschwellig belastend, kommt es auch zu Scham- und Schuldgefühlen, was ihrerseits das Gefühl verstärkt, ein schlechter Mensch zu sein. Dies unterscheidet die BPS deutlich von der Antisozialen Persönlichkeitsstörung.

Das bedeutet, dass ein Betroffener selbst unter seinem Verhalten leidet und nicht absichtlich, oder bewusst seine Partner verletzt, auch wenn das von Angehörigen oft so wahrgenommen wird.

Quelle: Frei nach Prof.Dr. Fausts Abhandlung Borderline-Persönlichkeitsstörung aus Psychatrie Heute
 

 

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Borderline und Beziehung

Der Frühling kommt. Zeit sich mit Fragen zu beschäftigen die mir von Angehörigen sehr oft gestellt werden. Borderline und Beziehung, geht das?

Können Borderliner lieben?

Borderline: Intensive Beziehungen
Borderline: Intensive Beziehungen

Ohja, sie können! – Vermutlich sogar viel zu intensiv als es gut für sie ist. Normalerweise bin ich von meinen Gefühlen soweit abgeschirmt, dass ich nichts wirklich fühlen kann. Emotionen die für andere vollkommen normal sind kann ich nicht wahrnehmen. Das ändert sich jedoch schlagartig wenn ich mich verliebe. Es ist als wäre ich auf einen Schlag komplett. Meine Partnerin ist der zentrale Punkt meines Lebens und alles um uns herum verliert an Bedeutung. Borderliner lieben so sehr das sie die totale Verschmelzung, die Symbiose, suchen. Dies ist für Angehörige oft sehr verwirrend, denn so eine intensive Liebe haben sie vermutlich zuvor noch nie wahrgenommen. Wenn die Beziehung irgendwann endet, wird diese unglaubliche Liebe oft als Lüge empfunden, was jedoch meistens nicht der Wahrheit entspricht. In dieser Phase der Beziehung war sie wirklich so intensiv vorhanden.

Borderliner können also sehr intensiv lieben. Aber was lieben sie? Lieben sie wirklich den Partner? – oder lieben sie einfach die Gefühle die durch ihn bei sich erweckt werden? Borderliner neigen dazu Ihre Partner zu funktionalisieren. Das bedeutet, dass man eben nicht den Partner liebt, sondern die Liebe ansich liebt. Eine wirkliche Grenze ist aufgrund der innigen Verbundenheit aber eigentlich nicht spürbar, denn es ist ja auch nicht jeder Mensch in der Lage dieses Gefühl zu erzeugen.  Meiner persönlichen Meinung trifft es die Aussage: „Borderliner lieben ihre Partner, weil sie ihnen die Gefühle geben die sie selbst nicht imstande sind zu empfinden“ am ehesten.

Ist eine dauerhafte Beziehung mit Borderlinern möglich?

Als erstes die gute Nachricht. Ja, es ist möglich! In meinem Bekanntenkreis gibt es genug Borderliner die seit 20 Jahren in einer festen Beziehung leben. Allerdings . – und jetzt kommt das große ABER, es ist schwierig und setzt harte Arbeit an sich voraus. Erste Voraussetzung ist, dass der Borderliner reflektiert genug ist sein Verhalten zu verstehen und es auch kommunizieren zu können. Bei Partnern ist es wichtig das sie die Krankheit kennen und verstehen welche Mechanismen beim gegenüber wirken. Beziehungen mit unreflektierten Borderlinern sind meiner Meinung nach nicht möglich. Sie sind zu sehr in ihren destruktiven Mustern gefangen um sich wirklich auf eine beständige Beziehung einzulassen. Selbst wenn sich ein Betroffener in Behandlung begibt sollte beachtet werden, dass eine Therapie von Borderline viele Jahre harte Arbeit voraussetzt. Eine kurzfristige Besserung kann nicht erwartet werden.

Was kann man machen um mit einem Borderliner eine beständige Beziehung zu führen?

Nichts! – Auch wenn es weh tut, Anghörige können Borderliner weder „retten“ noch „ändern“

Es gibt jedoch einige Tipps, die das Zusammenleben einfacher machen:

  • Wenn Ihr Partner ausrastet, lassen Sie ihn. Bleiben Sie ruhig, gehen Sie nicht darauf ein. Es kann helfen zu verstehen, dass sein Ausrasten vermutlich nichts mit ihnen zu tun hat. Auch wenn er ihnen schwere Vorwürfe entgegenbringt handelt es sich vermutlich eher um Dinge die in IHM vorgehen. Auch wenn er sie beleidigt, gehen sie nicht darauf ein. Sollten Sie versuchen zu kontern, oder selbst in Rage geraten hat er das erreicht was er damit bezweckte. Das ist Verhalten das er seit seiner Kindheit kennt. Er kann gut damit umgehen, das ist sein Revier. Auf diesem Niveau können      sie nicht gegen ihn bestehen. Verfallen sie niemals in ähnliche Verhaltensweisen wie er. Gehen sie besser weg und warten sie bis er sich wieder beruhigt hat. Teilen Sie ihm danach mit, dass Sie es nicht gut finden, wie er sich verhält,  dass Sie immer wieder weggehen werden, wenn sich das wiederholt. Sagen Sie aber auch, dass Sie wieder zurückkommen, weil Sie ihn lieben.
  • Vermeiden sie es Ihren Partner zu kritisieren. Das bedeutet nun nicht, dass Sie sein Verhalten, egal was er macht, akzeptieren müssen. Sie sollten es nur vermeiden Ihm Schuldgefühle zu erzeugen, oder belehrend zu wirken. Das kennen Betroffene aus ihrer Vergangenheit und deswegen reagieren sie sehr heftig darauf. Weisen sie ihn niemals darauf hin das sein Verhalten typisch für Borderliner ist. Er fühlt sich dadurch abgestempelt und das sie ihn für krank halten. Auch wenn sie von seiner Diagnose wissen, konfrontieren Sie ihn nicht damit. Wenn er darüber reden will wird es von Ihm kommen.
  • Wenn der Borderliner weg läuft, sollten Sie Ihrem Partner nicht hinterherlaufen. Er      ist in dieser Situation nicht zugänglich für konstruktive Gespräche und selbst ein anflehen zu bleiben sieht er in diesen Phasen als Angriff. Außerdem kann der Borderliner dieses Verhalten benutzen um sie zu manipulieren. Wenn er Sie jedoch braucht, seien sie für Ihn da. Zeigen sie Ihrem Partner regelmäßig Ihre Liebe, denn er lebt in ständiger Angst sie zu verlieren. Machen sie das allerdings nie wenn er es fordert, sonst benutzt er es um Macht über sie zu bekommen.
  • Borderliner brauchen Struktur. Es bringt jedoch nichts ihn diese Strukturen aufzuzwingen. Es funktioniert am besten wenn sie Ihm Struktur vorleben, ihm also ein gutes Beispiel sind und sie ihn teilweise in ihren Tagesablauf einbinden. Kann Ihr Partner machen, was er will, dann tut er es auch und verliert sich darin.  Vergessen Sie es jedoch, mehrere Tage im Voraus zu planen. Wer weiß, wie es Ihrem Partner in ein paar Tagen geht? – Er weiß es auch nicht und Termine erzeugen in Ihm Druck.
  • Vermeiden Sie es belehrend oder authoritär  zu wirken. Reden Sie mit Ihrem Partner wie mit einem „normalen“ Menschen, nicht wie mit einem Kind oder wie ein Lehrer. Dieses Verhalten erinnert ihn an seine Kindheit und löst Abwehr in ihm aus. Wenn er das Gefühl bekommt sie nehmen ihn nicht für voll, oder das sie ihn dominieren wollen wird er sehr ungehalten und wenig zugänglich reagieren.
  • Verurteilen Sie ihn nicht wegen seiner möglicherweise umtriebigen Vergangenheit. Machen sie ihm deutlich das sie ihn lieben für das was er jetzt ist und nicht was er früher war und das sie ihn auch nicht wegen vergangenes verurteilen. Sagen sie ihm das sie es gut finden das er an sich arbeitet. Lassen Sie sich nicht auf Diskussionen über vorhergehende Partner ein. Sie kennen nur seine Sicht der Dinge und seine Wahrnehmung muss nicht der Realität entsprechen. Wenn sie sich auf diese Diskussion einlassen unterstützen sie ihn nur in seinem Abwertungs- und Spaltungsverhalten.
  • Versuchen Sie nicht, sein selbstverletzendes Verhalten zu unterbinden oder zu ändern. Sie schaffen es sowieso nicht und erzeugen bei ihm nur Schuldgefühle.

 

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instabile, Intensive Beziehungen

Ein Muster instabiler, aber intensiver zwischenmenschlicher Beziehungen, das durch einen Wechsel zwischen den Extremen der Idealisierung und Entwertung gekennzeichnet ist.

Borderline: Intensive Beziehungen
Borderline: Intensive Beziehungen

Betroffene zeigen manchmal einerseits eine überdimensionale Angst  vor Trennungen und andererseits Furcht, Intimität zuzulassen. Dies führt zu instabilen Beziehungen. Der permanente Wunsch nach Nähe, Geborgenheit und Versorgt werden, geht mit der Angst einher, völlig vereinahmt zu werden, was ein ständiges Tauziehen dieser beiden Seiten bedeutet. Borderline-Beziehungen folgen immer einer bestimmten Dialektik, also einer Abfolge von Wiedersprüchen. Häufig haben Betroffene einfach eine zu große Panik davor nahestehende Menschen an sich heran zu lassen, aus Angst sich so stark an andere Personen zu binden, dass eine Trennung neue seelische Narben hinterlassen könnte.Diese Probleme müssen sich nicht in allen Formen der zwischenmenschlichen Beziehungen auffällig werden. Borderliner sind i.d.R. nicht so stark sozial gestört das sie
nicht erfolgreich im Berufsleben sein können. Die Probleme entstehen nahezu ausschließlich in persönlichen, emotionalen Bindungen. Je intensiver oder intimer die Verbindung wahrgenommen wird, umso heftiger reagiert der Betroffene auch in seiner Zurückweisung. Für gewöhnlich nimmt die Borderlinepersönlichkeit diesen Widerspruch selbst war, was zusätzlich schwer für ihn zu ertragen ist. Auch für Partner ist dieser ständige Wechsel zwischen Wunsch nach Nähe und Distanz schwer zu ertragen. Werden die widersprüchlichen Bedürfnisse von der Umgebung nicht erfüllt, kommt es rasch zu einer Abwertung. Instabile, kurze Beziehungen sind die Folge. Kleinste Zurückweisungen werden als Enttäuschung erlebt und führen in Beziehungen schnell zu einem generellen Mißtrauen, das sich mit jedem Widerholen zu einem Menschenhass (Misanthropie) entwickeln kann.

Angehörige und Partner von Borderlinern wissen oft nicht mit diesem Ständigen wechsel von Idealisiert – und abgewertet werden umzugehen. Auch „normale“ Menschen gehen mit diesem Verhalten unterschiedlich um. Entweder sie ragieren mit übertriebener Anteilnahme und Rücksichtnahme, was der Borderliner ebenfalls nicht ertragen kann. Für sie ist die Fürsorge eine Gratwanderung zwischen zu viel und zu wenig. Eine Lösung dafür gibt es nicht wirklich.

Borderline - instabile Beziehung
Borderline – instabile Beziehung
Typische Muster in der Borderline-Beziehung:
  • Kontakte nicht zu pflegen, sich oft mehrere Tage, Wochen, Monate nicht bei angeblich Nahestehenden Personen zu melden.
  • Flucht, einfach die Beziehung, oder auch die nähere Umgebung zu verlassen, ohne eine Aussprache zu suchen. Sehr oft kommt der Wunsch vor, irgendwo ein neues Leben zu beginnen.
  • Manipulatives Verhalten aus Kontrollbedürfnis um den Partner bei sich zu halten, ohne ihn näher an sich heran zu lassen. Oft Verbunden mit Drohung von Trennung, Selbstverletzung oder Suizid.

Die Bindungen werden gerne auch unterschiedlich intensiv wahrgenommen. Sie sind abhängig davon, welche Funktion diese Bindung für den Betroffenen zu erfüllen hat. Die
Kontinuität von Bindungen ist von der grundsätzlichen Akzeptanz des Partners abhängig. In jeder Beziehung tauchen nach einiger Zeit Widersprüche und Störungen auf und können dann nur durch „Verhandlungen“ aufgelöst werden, womit die Beziehung dann immer wieder neu definiert werden muss.

Die Sprunghaftigkeit in engen Beziehungen wirkt sich sogar auf die Zusammenarbeit mit Therapeuten aus. Auch hier kann der Betroffene von anfänglicher Idealisierung bis hin zu Verachtung und totaler Ablehnung reagieren. Deshalb brechen viele Patienten die Therapie ab, oder können sich nicht erfolgreich auf die Bemühungen des Therapeuten
einlassen.

 

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Betrachtet man nur einmal die Definition des Wortes:

Symbiose (von altgriechisch σύν sýn ‚zusammen‘ sowie βίος bíos ‚Leben‘)bezeichnet in Europa die Vergesellschaftung von Individuen unterschiedlicher Arten, die für beide Partner vorteilhaft ist.“  – Quelle: Wikipedia

… erkennt man erst einmal nur das Positive an der Verbindung. Doch wie alles im Leben hat auch die Symbiose zwei Sichtweisen.

„Die Psychoanalyse betrachtete die Symbiose zwischen Mutter und Kind als eine normale Entwicklungsphase. Im Jahr 1945 beschreibt der österreichisch-amerikanische Psychoanalytiker und Säuglingsforscher René Arpad Spitz die Symbiose in der Mutter-Kind-Beziehung, ähnlich später auch z. B. Margaret Mahler. Sie definiert den Beginn der symbiotischen Phase etwa im zweiten Lebensmonat, innerhalb der oralen Phase. In dieser Zeit ist das Kind körperlich und seelisch von der Mutter abhängig. Es erlebt sich noch als mit der Welt verbunden. Es kann noch nicht zwischen Innen und Außen unterscheiden, zwischen sich und Gegenständen, zwischen sich und der Mutter. Es erlebt die Mutter noch als Teil seiner Person, sich als untrennbare, symbiotische Einheit mit ihr. Die Mutter muss sich in die Bedürfnisse des Kindes einfühlen, um für deren Befriedigung sorgen zu können, da sie dem Kind selbst noch nicht bewusst sind. Steht die Mutter dem Kind in der symbiotischen Phase angemessen zur Verfügung, kann es das grundlegende Sicherheitsgefühl und Urvertrauen entwickeln. Diese Beziehung zwischen Mutter und Kind bildet die Grundlage für spätere Beziehungen. Die symbiotische Phase löst sich bei gelungener Entwicklung im 5. bis 6. Monat. Das Kind tritt in die anschließende Phase der Loslösung und Individuation/Selbstwerdung ein, um zu einem eigenen, von der Mutter abgetrennten Individuum zu werden.“ – Quelle: Wikipedia

Borderline - Symbiose
Borderline – Symbiose

Wenn ein Kind diese Entwicklung nicht abschließen kann, sei es weil die Bindung zur Mutter fehlt, oder weil die Abtrennung nicht stattfindet kommt es zu einer Störung in der Entwicklung einer eigenen Persönlichkeit. In dieser Phase werden die Wurzeln für eine spätere Persönlichkeitsstörung gelegt. Eine Borderline-Persönlichkeit bleibt hier, in der Entwicklung eines eigenen Ich´s, stehen und sucht somit ein Leben lang nach Symbiose. Borderliner haben aufgrund dieser fehlenden, frühkindlichen Entwicklung kein selbstständiges „Ich“. Alleine empfindet er sich unkomplett, was sich oft in dem Gefühl der Leere ausdrückt. Nur in Symbiose kann sich der Borderliner komplett fühlen, da ihm
die fehlenden Fragmente durch den Partner gespiegelt werden. Eine Symbiose ist die Innigste und tiefste Form einer Paarbeziehung, da man sich darin durch die fehlenden Grenzen teilweise als eine Person sieht. Es ist dadurch auch schwierig sich selbst noch als eigenes Individuum war zu nehmen, was dazu führt das man schnell in eine Art Abhängigkeit  gerät.

Ein Kind das aus der Symbiose  zur Mutter „gerissen“ wird, versucht die Symbiose zu ersetzen. Es versucht eine Symbiose zur Welt zu schaffen, mit anderen Personen oder auch Dingen. Oft zieht sich dieses Verhalten bis ins Erwachsenenalter fort. Aus Angst die Person mit der man eine symbiotische Verbindung hat zu verlieren versucht man eine Symbiose zu vielem oder allem zu schaffen. Eine andere Form der Verdrängung ist, sich in eine Imagination zu flüchten. Nüchtern betrachtet ist auch die Weltverbundenheit eine Illusion. Für den Moment kann auf diese Weise eine gewisse tiefe erreicht werden,
aber da sie eine große Oberflächlichkeit  beinhaltet und nie die tiefe einer Symbiose
erreichen kann, bleibt hinterher ein unbefriedigendes Gefühl. Betroffene versuchen diesen Mangel durch möglichst viel Kontakt mit anderen Menschen zu kompensieren. So wird eine Abhängigkeit zu einer Person durch eine Abhängigkeit durch viele ersetzt. Vorteil dieser Form ist, dass der Verlust des Partners als nicht so schwer wahr genommen wird. Auf diese Weise bleibt jedoch das Gefühl der Abgetrenntheit bestehen, auch wenn sie kurzfristig durch den oberflächlichen Kontakt  erreicht werden kann. Dies erzeugt das Gefühl alleine zu sein, auch wenn man sich unter vielen Freunden aufhält.

Borderliner haben nur in Symbiose wirklich Zugriff auf ihre Emotionen – und auch wenn es sich wie ein Widerspruch anhört, nur in Symbiose können sie ein Ego entwickeln. Es handelt sich hierbei um eine These von mir, die ich auf folgende Weise versuche zu begründen.

  • Um ein Ego zu entwickeln brauche ich Zugriff auf meine Gefühle, muss meine Bedürfnisse spüren können. Was ich nur in Symbiose kann.
  • Nur in Symbiose spüre ich Glück, Frieden, Geborgenheit  oder Freude. Alles Gefühle die man meiner Meinung nach zur Entwicklung eines Egos benötigt.
  • In Symbiose habe ich Lebensfreude und entwickel das Interesse für mich wichtige Ziele zu setzen.

Natürlich wäre es schön das alles auch alleine zu erreichen. Realistisch ist das einem
Borderliner jedoch nicht möglich, da er diesen Prozess in der Entwicklung seiner Persönlichkeit nie erreichte. Mir ist kein Betroffener bekannt der das je ändern konnte. Bestenfalls arrangieren sie sich mit diesem Mangel und akzeptieren ihre Unvollkommenheit.

Sollte man nun den Wunsch nach Symbiose unterdrücken um nicht in Abhängigkeit zu geraten? – Meine persönliche Meinung ist sich nicht dagegen zu wehren und zu akzeptieren, dass man diese Verbundenheit braucht. – Die Kunst liegt darin sich nicht in den typischen Mustern wie Idealisierung und Abspaltung zu verlieren und sich selbst als Individuum bewusst zu werden, was trotz der Verschmelzung nicht unmöglich ist.

 

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Gefühlswelt in einer Borderlinebeziehung

Eigene Erfahrungen meiner Gefühle in Beziehungen:

Ich habe eine gestörte Wahrnehmung was mich selbst betrifft. Ich kann die meiste Zeit nichts in mir wahrnehmen. Gefühle sind nicht greifbar. Wenn andere Menschen beschreiben können was gerade in Ihnen vorgeht (z.B Müdigkeit, Freude, Lust), ist es für mich wie als würde ich ein leeres Blatt Papier anschauen. Es ist einfach NICHTS in mir was ich wahrnehmen kann.

Wenn ich jedoch in einer frischen Beziehung bin, dann werde ich überschwemmt von positiven Gefühlen. Bildlich gesehen erinnert es ein wenig an einen Ertrinkenden der plötzlich einen Baumstamm im Wasser findet an dem er sich klammern kann. Durch die starke Verbindung zu meiner Partnerin (Symbiose in der Idealisierung) ist es als würde ich durch sie die Möglichkeit haben Zugang zu mir selbst  finden. Ich empfinde Ihre Gefühle wie meine eigenen.

Borderline: Liebe – Gefühle spiegeln
Borderline: Liebe – Gefühle spiegeln

In dieser Phase der Beziehung klammere ich mich an diesen Gefühlen und ich mache alles damit ich dieses Empfinden aufrecht erhalten kann. Ich weiß sehr genau was meine Partnerin von mir erwartet. Wenn ich Zugang zu einer Person habe, was in einer Symbiose natürlich der Fall ist, dann weiß ich auch unbewusst Ihre Sehnsüchte und „füttere“ sie mit genau diesen Wünschen.  Auf diese Weise manipuliere ich sie, damit die Funktion die sie inne hat aufrecht erhalten werden kann. Ich mache dies nicht bewusst. Mein Handeln ist impulsiv und unterliegt einem gewissen Automatismus. Diese Phase in der Borderlinebeziehung ist der gewöhnlichen Phase des „Verliebtseins“ sehr ähnlich. Ich denke sie ist jedoch wesentlich intensiver und bedeutet weit mehr als das was man für gewöhnlich als „Schmetterlinge im Bauch“ kennt. In der Idealisierung und dem damit verbundenem Wunsch nach Symbiose fühle ich mich „Eins“ mit meiner Partnerin. Ich weiß wirklich nicht mehr wo ich aufhöre und sie anfängt. Ich fühle mich durch sie komplett und mit ihr zusammen als eine Identität.

Diese Verbindung ist jedoch nicht dauerhaft aufrecht zu erhalten. Wenn das Bild des Eins sein zu bröckeln beginnt, dann greifen die anderen Muster in mir. Es stellt sich die Angst ein Verschlungen zu werden. Es entsteht die Panik mich selbst zu verlieren und keine Kontrolle mehr über mich zu besitzen. Ich erkenne, dass meine Partnerin nur ein Mensch ist und dass ich es nicht ertragen kann wenn mir ein Mensch zu Nahe ist.  Die Mauern die ich im laufe der Zeit um mich herum errichtet habe dienen meinem Schutz. Menschen können mich für gewöhnlich nicht verletzen. In  einer Beziehung werde ich jedoch angreifbar, da Nähe und Verbundenheit etwas ist was man mir auch wieder entziehen kann. In dieser Phase entstehen die panischen Ängste verlassen zu werden. Um diese Panik in Griff zu bekommen, beginne ich meine Partnerin abzuwerten. Die positiven Gefühle die ich zuvor hatte sind auf einen Schlag weg und an ihrer Stelle ist wieder dieses unerträgliche Gefühl der Leere. Egal was meine Partnerin nun auch unternimmt um mich zu unterstützen, sie wird mich nicht mehr erreichen, denn ich kann nichts mehr fühlen. Diese Leere ist so schrecklich, dass ich nun versuche Gefühle in mir zu erzwingen. Am liebsten wären mir natürlich schöne Gefühle, wie sie zu Beginn der Beziehung existierten, aber ich kann mir diese postiven Gefühle leider nicht erzwingen. Negative Gefühle kann ich jedoch nach belieben hervorrufen. Also beginne ich Streit zu provozieren. Ärger, Wut und Trauer sind Empfindungen die diese innere Leere für kurze Zeit auffüllen können. Meine Partnerin muss mir keinen sichtlichen Grund liefern um abgewertet zu werden. Ich suche solange bis ich etwas finde, egal wie gering der Auslöser zu sein scheint. Sollte wirklich nichts da sein, dann bringe ich sie dazu, dass sie die Beziehung beendet. Wichtig ist für mich, dass ich mich selbst nicht in der „Schuld“ sehen muss. Schuldgefühle kann ich ebenso wie die Leere nicht ertragen und so projektiere ich meine Wut, die ich mir selbst gegenüber empfinde in sie. Egal was sie auch unternimmt, sie wird für mich immer die Schuldige sein warum die Beziehung nicht funktionierte.

Es kommt nun zur Trennung. Anfangs sind noch negative Gefühle da, die ich wahrnehmen kann. Alles was schön war in der Beziehung ist für mich nicht mehr vorhanden. Trauer, Wut, Schmerz ist auch für mich etwas das ich nicht gerne erleide, aber alles ist besser als diese Leere zu spüren. Darum klammere ich mich an den Schmerz genauso intensiv wie zuvor an den positiven Gefühlen. Meine Partnerin ist nun eine Person die nur mein schlechtestes will und dadurch das ich sie hassen kann gewinne ich an Stabilität. Wenn diese Gefühle jedoch auch verschwinden stellt sich wieder dieses schreckliche Gefühl der Leere ein. Wieder bin ich in der Situation diese Leere aufzufüllen. Bevorzugter weise natürlich mit positiven Gefühlen aus einer erfüllenden Beziehung. Falls dieses Gefühl jedoch mit der Partnerin wieder hergestellt werden kann, so werden ab jetzt die Abstände zwischen Idealisierung und Abwertung immer kürzer. Eine wirklich perfekte Symbiose wie zum Beginn der Beziehung ist nicht mehr herstellbar auch wenn ich es immer wieder versuche bis ich es wirklich als Gescheitert ansehe. Irgendwann versuche ich nur noch den Hass möglichst lange aufrecht zu erhalten. Nur das ist der Grund warum ich auch nach einer gescheiterten Beziehung gerne noch hin und wieder den Kontakt zu meiner Ex-Beziehung suche.

Erst wenn ich in einer neuen Partnerschaft bin, oder wenn ich keine Möglichkeit habe meine Ex-Partnerin zu erreichen, ist meine vorhergegangene Beziehung wirklich für mich abgeschlossen. Ihre Funktion ist dann für mich nicht mehr erforderlich.

 

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