Borderline + Medikamente

Borderline + Medikamente

 

Borderline + Medikamente
Borderline + Medikamente

Ich habe mich bisher geweigert über Pharmakotherapie zu schreiben, da ich die Entscheidung Pro-Contra Medikamente den Fachärzten überlassen will. Ich werde deswegen auch keine Empfehlungen aussprechen sondern mich rein auf die mir vorliegenden Unterlagen (Prof. Lieb/Stoffers 2011) einlassen.

Der Grund warum ich nun trotzdem über Medikamente schreibe ist, weil ich immer häufiger deswegen gefragt werde und weil ich teilweise Erschreckende Geschichten von anderen Betroffenen höre.

Um eins vorweg zu nehmen:  Es gibt keine Pille gegen Borderline!

Das ist insofern verwunderlich, da trotzdem die meisten Borderline-Patienten medikamentös behandelt werden. Die überwiegende Mehrheit davon mit Antidepressiva. Ich höre jedoch auch von vielen Borderlinern, die sich weigern Medikamente zu nehmen und deswegen eine Pharmakotherapie ablehnen.

Egal ob man sich für oder gegen Tabletten entscheidet, eine Psychotherapeutische Behandlung ist dadurch nicht zu ersetzen.

Da es wie gesagt keine Medikamente für BPS gibt, stellt sich natürlich die berechtigte Frage, macht es denn dann überhaupt Sinn Tabletten zu nehmen?

Diese Frage kann so allgemein nicht beantwortet werden, denn zum einen tritt Borderline i.d.R. mit anderen komorbiden Störungen gemeinsam auf, zum anderen können Medikamente bestimmte Borderline-Symptome abschwächen.

 

Obwohl die meisten BPS-Patienten medikamentös versorgt werden, zeichnet sich ab, dass es keine Therapie gibt, um eine Borderline-Persönlichkeitsstörung per se zu behandeln. Nach den neuesten Forschungsergebnissen haben Therapien vielmehr nur Effekte auf bestimmte Symptome, sodass sie in Zukunft symptomorientiert ausgewählt und eingesetzt werden können. KLAUS LIEB UND JUTTA STOFFERS

 

In folgenden Fällen kommt eine Pharmakotherapie in Betracht:

  • Zur Krisenintervention zur Behandlung akuter An­spannungszustände oder Erregungszustände: Hier kommen beispielsweise Benzo-diazepine oder Antipsychotika zum Einsatz.  –Und hier wird auch gleich das größte Problem bei der medikamentösen Behandlung offensichtlich. Besonders Hausärzte sind sehr schnell bereit Benzo-diazepine zu verschreiben, obwohl sie ein extrem hohes Suchtpotenzial aufweisen. Gerade bei Borderlinern, die symptombedingt Suchtgefährdend sind, könnte das mehr Schaden als nutzen.
  • Zur Behandlung komorbider Erkrankungen:  Wie gesagt, Borderline wird fast immer von komorbiden Störungen begleitet. Im Besonderen sind hier Depressionen, Angsterkrankungen, und Zwangsstörungen zu nennen. Hier kann eine Behandlung mit Antidepressivas, oder anderen Medikamenten durchaus Sinn ergeben.
  • Zur Behandlung spezifischer Symptome:  Für einige Medikamente konnten sehr gute Resultate bei einigen Symptomen beobachtet werden. Hier können Medikamente zielgerichtet eingesetzt werden. Besonders gute Ergebnisse zeigten Stimmungsstabilisierer.

Alle Medikamente die bei Borderline eingesetzt werden, sind verschreibungspflichtig – und das sind sie nicht ohne Grund. Denn sie weisen eine Vielzahl von teilweise heftigen Neben- und Wechselwirkungen auf. Deswegen sollte immer ein Facharzt entscheiden, welches Medikament das Mittel der Wahl ist.

Bei den von Prof. Dr Lieb und Frau Stoffers durchgeführten Studie zeigte sich außerdem, dass Omega-3-Fettsäuren einen positiven Effekt auf depressive Grundstimmungen und impulsives, destruktives Verhalten (wie Selbstverletzung) haben. Da Omega-3-Fettsäuren besonders gut verträglich sind, auch andere positive Eigenschaften aufweist (z.B. Herz-Kreislaufsystem) und auch auf natürlichem Wege (z.B. durch fischreiche Ernährung) gewonnen werden, könnte es durchaus Sinn ergeben darauf vermehrt zu achten.

 

Was sie noch interessieren könnte:

Borderline und Antipsychotika

Borderline und Antidepressiva

Borderline und Stimmungsstabilisierer

Borderline – Therapieformen

Weitere Links zum Thema (ausserhalb von Grenzwandler.org):

 Borderline-Persönlichkeitsstörung:  Störungsspezifische Pharmakotherapie ( KLAUS LIEB UND JUTTA STOFFERS/2011)