Verdrängung

 

Borderline: Abwehrmechanismus - Verdrängung
Borderline: Abwehrmechanismus – Verdrängung

Beim Abwehrmechanismus Verdrängung werden Konflikthafte Affekte, Kognitionen oder einfach nur tabuierte und bedrohliche Vorstellungen, also etwas ursprünglich Bewusstes, aktiv in das Unbewusste verschoben; Sozusagen aktiv aus der Wahrnehmung ausgeblendet und vom Bewusstsein fern gehalten. Es wird so vergessen, was wir nicht wahrhaben wollen, weil es unser Selbstgefühl stört.  Jedoch ist Verdrängung nicht wirklich Vergessen. Wenn ich etwas vergesse, dann ist alles weg. Die Ursachen sind weg, die Folgen und auch die Reaktionen. Denn ohne Ursprung gibt es keine Folgen. Bei der Verdrängung bleiben die Probleme und Konflikte jedoch ungelöst. Zwar beschäftigen sie uns nicht mehr bewusst, aber sie schwellen unkontrolliert weiter.  Einzelne Elemente des Verdrängten können darum immer wieder belastend auftreten, ohne dass der Symptomträger dies erklären oder verstehen könnte.

Beispiel: Ich lerne jemanden kennen und empfinde Zuneigung. Aus Angst sich in einer näheren Beziehung zu verlieren verdränge ich die Gefühle und streiche sie aus meiner Wahrnehmung. Mein Kopf ersetzt diese Gefühle, wenn ich darüber nachdenke finde ich viele Gründe warum ich keine Zuneigung empfinde, auch wenn sie tatsächlich da ist.

Ich gehe davon das das Verdrängung immer unbewusst entsteht. Wenn wir versuchen bewusst zu verdrängen handelt es sich meiner Meinung nach eher um den Abwehrmechanismus Verleugnung.

Es handelt sich bei der Verdrängung im Grunde immer um einen Konflikt zwischen unseren Triebwünschen und den Regeln, die uns die Gesellschaft, oder wir selbst uns auferlegen. Das Problem ist, dass der Widerstand dagegen in der Verdrängung erhalten bleibt. Im Unbewussten bleiben die Spuren des Kampfes für immer eingegraben. Das nichts wirklich vergessen worden ist, zeigen manchmal Träume und die Möglichkeit, durch sogenannte Flashbacks an die Situation erinnert zu werden. Die Verdrängung erhält nicht nur die Probleme, für die man eigentlich eine Lösung suchte, sie kostet auch  zusätzlich Kraft. Das Verdrängte versucht ständig seinen Weg zurück in unser Bewusstsein. Es muss also niedergehalten werden, damit es uns nicht erneut verstört. Die Anstrengung, die dies  erfordert ist manchmal so groß, dass man sich aus seinem gewohnten Lebensumfeld lösen muss. Verdrängung geht also oft einer Flucht voraus und wird von Borderlinern meist, wie die meisten Abwehrmechanismen, zusammen mit der Spaltung eingesetzt.

 

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Probleme in Borderline-Beziehungen

Man liest viel von Angehörigen, dass Borderliner nicht nur unerklärlich bis unfassbar, sondern auch „gezielt manipulierend“, und damit grob, herzlos, „eiskalt“, auf jeden Fall egoistisch beeinflussend bis täuschend handeln. Es ist jedoch definitiv nicht so, dass Borderliner die Vernichtung ihrer Partner als erklärtes, bewusstes Ziel haben. Im Gegenteil, sie sehnen sich wie jeder Mensch nach Liebe und Zuneigung. Wenn also beide Seiten die selben Wünsche haben, warum klappt es nicht? Warum gibt es immer wieder Probleme in Borderlinebeziehungen?

An erster Stelle steht die fehlende Kontrolle der Gemütsregungen, oder das, was Experten affektive Instabilität nennen. Die Reizschwelle Ereignisse, die Emotionen hervorrufen, ist niedrig, das Erregungsniveau ausgesprochen hoch. Nur verzögert erreichen sie wieder das emotionale Ausgangsniveau“ (nach M. Bohus u. C. Schmahl).

Auf gut Deutsch bedeutet das: „Borderliner gehen schnell hoch, und das aus, zumindest für Angehörige, offensichtlich nichtigem Anlass. Auf hohem emotionalem Level kommen sie nur schwer wieder auf den Boden zurück.“ In der Fachsprache nennt man das „schwere episodische Dysphorie“ und beschreibt eine Kombination aus Angst, Deprimiertheit, leichter Erregbarkeit, und Wut oder Hass, sowohl auf andere oder/auch sich selbst gegenüber. Dieser Zustand dauert in der Regel einige Stunden, selten länger als einige Tage.

Neben diesen eher explosionsartig impulsiven Regungen gibt es auch eine dysphorische Grundstimmung, also eine zumindest langwierige bis Dauer-Verstimmung, die sich ebenfalls zu allseits belastenden Perioden von Wut, Angst oder Verzweiflung aufschaukeln, bisweilen (leider nur selten) aber durch Phasen gehobener Stimmung, von Wohlbefinden oder Zufriedenheit abgelöst werden können.

Das vermutlich auffälligste Verhaltensmuster im zwischenmenschlichen Bereich ist die Nähe- Distanzproblematik. Dieses typische Borderline-Phänomen führt zu einer intensiven Angst vor dem Alleinsein (obgleich sie es selber sind, die befriedigende und insbesondere langfristige Kontakte auf Dauer unmöglich machen) und damit zur ständigen Auslösung von Beziehungsstörungen im zwischenmenschlichen Bereich.

Dabei bemühen sich Borderliner geradezu verzweifelt tatsächliches oder erwartetes Verlassenwerden zu vermeiden. Das liegt nicht zuletzt daran, dass sie häufig vorübergehende Abwesenheit mit offenkundiger Verlassenheit verwechseln. Eine Trennung oder der Verlust gewohnter zwischenmenschlicher Beziehungen bedroht sie mit einer grundlegenden Veränderung ihres Selbstbildes (was bin ich), der Affekte (Gemütsregungen), des Denkens und gesamten Verhaltens.

Das Verlassenwerden wird dabei häufig/meist zur „selbst erfüllenden Prophezeiung“, nämlich dann, wenn der Partner diese furcht-gesteuerte Spannung nicht mehr aushalten, von Frustrationen, Demütigungen, Kränkungen oder regelrechten Attacken durch Borderline-Betroffene ganz zu schweigen. Deshalb versuchen Borderliner wichtige Bezugspersonen dauerhaft an sich zu binden, können aber auch die dann drohende Nähe, ja Geborgenheit nur mit zwiespältigen Empfindungen ertragen. Auch das löst bei Ihnen Angst oder Scham aus.

Das geht u. a. darauf zurück, dass dieses „Verlassen-Werden“ für sie bedeutet, „unwert“ oder gar „böse“ zu sein. Das haben Borderliner in frühster Kindheit gelernt und können es nicht ertragen.

Diese borderline-typische Über-Sensibilität (krankhaft ausgeprägte Empfindlichkeit) bzw. Über-Ängstlichkeit vor dem Verlassenwerden äußert sich nicht nur in den erwähnten Reaktionen, sie kann sich bis zu unangemessener Wut steigern und damit „alles zertrümmern“, selbst wenn es dafür keinen Nachvollziehbaren Grund gibt.

Diese unterschiedlichen, für Außenstehende kaum verstehbar und in Einklang zu bringenden Gefühle werden aber von Borderlinern oft gar nicht konkret wahrgenommen, sondern meist als äußerst quälende, diffuse, Spannungszustände erlebt, die „einfach kommen und gehen“, ohne dass man darauf einen nachhaltigen Einfluss ausüben kann.

Die Folge sind intenisve, instabile Beziehungen mit häufigen Trennungen und Wiederannäherungen. Eine häufige Ursache solcher „emotionaler Achterbahnfahrten“ ist die ausgeprägte heftige Impulsivität, die Borderlinern zu Eigen ist, von ihnen jedoch nicht verarbeitet werden kann. Deshalb können sie auch nicht „aus Erfahrung klug werden“, wie man ihnen gerne und oft genug vorwirft. Borderline verschwindet nicht wenn sich die Betroffenen nur intensiv genug bemühen.

So sind Beziehungen, wie erwähnt, (über-)intensiv und instabil. Borderliner neigen dazu, mögliche Bezugspersonen, vom Partner bis zum guten Bekannten, schon sehr früh zu idealisieren. Eine solche Verklärung ist aber für den anderen nicht unbedingt einfach und schon gar kein Vorteil. Im Gegenteil kostet die Beziehung schon zu Beginn viel Zeit und Kraft, was jedoch in der Symbiose gerne als wunderschön empfunden wird. Diese Idealisierung kann auch plötzlich kippen. Aus der  Idealisierung wird Abwertung, wenn der Borderliner meint, der andere sei nicht genügend für ihn da, gebe nicht genug, würde sich nicht ausreichend um ihn kümmern, vielleicht gar verlassen wollen, ein in den Augen des Borderliners geradezu „feindseiliges“ Verhalten.

Zum Beginn einer Beziehung erleben Angehörige Borderliner durchaus einfühlsam und fürsorglich, jedoch nur in der Erwartung, dass der andere ihnen dann auch zur Erfüllung ihrer Wünsche und Bedürfnisse zur Verfügung steht – und zwar dauerhaft. Hier wird dann auch deutlich, warum Borderliner häufig so unangemessen heftig reagieren, Schwierigkeiten haben, ihre Wutanfälle zu kontrollieren und warum sie zu verbalen Attacken und extremen Sarkasmus neigen. Denn diese Wut bricht dann aus, wenn eine Bezugsperson oder gar ein Partner als vernachlässigend, verweigernd, oder gar als zurückweisend erlebt wird – erlebt, wohlgemerkt, nicht wirklich vom Partner angestrebt oder gar praktiziert.

Grund ist eine komplizierte innerseelische Störung die durch die Borderline-Erkrankung ausgelöst wird (Fachausdruck: „frühe Störung“, d. h. schon in den ersten Lebensmonaten belastend). Dabei bleiben „gute“ und „böse“ Aspekte zwischen der eigenen Person und den Beziehungspersonen gleichsam unverbunden nebeneinander bestehen. Der Borderliner erlebt sich ständig schwankend zwischen gut und böse und spaltet auch seine zwischenmenschlichen Beziehungen in gute und böse auf, ohne zu brauchbaren Integrationslösungen zu kommen (Stichwort: Schwarz-weiß-Malerei).

Nach den explosiven Zorn-Reaktionen, aber auch sonst fast durchgängig, zumindest unterschwellig belastend, kommt es auch zu Scham- und Schuldgefühlen, was ihrerseits das Gefühl verstärkt, ein schlechter Mensch zu sein. Dies unterscheidet die BPS deutlich von der Antisozialen Persönlichkeitsstörung.

Das bedeutet, dass ein Betroffener selbst unter seinem Verhalten leidet und nicht absichtlich, oder bewusst seine Partner verletzt, auch wenn das von Angehörigen oft so wahrgenommen wird.

Quelle: Frei nach Prof.Dr. Fausts Abhandlung Borderline-Persönlichkeitsstörung aus Psychatrie Heute
 

 

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Borderline und Beziehung

Der Frühling kommt. Zeit sich mit Fragen zu beschäftigen die mir von Angehörigen sehr oft gestellt werden. Borderline und Beziehung, geht das?

Können Borderliner lieben?

Borderline: Intensive Beziehungen
Borderline: Intensive Beziehungen

Ohja, sie können! – Vermutlich sogar viel zu intensiv als es gut für sie ist. Normalerweise bin ich von meinen Gefühlen soweit abgeschirmt, dass ich nichts wirklich fühlen kann. Emotionen die für andere vollkommen normal sind kann ich nicht wahrnehmen. Das ändert sich jedoch schlagartig wenn ich mich verliebe. Es ist als wäre ich auf einen Schlag komplett. Meine Partnerin ist der zentrale Punkt meines Lebens und alles um uns herum verliert an Bedeutung. Borderliner lieben so sehr das sie die totale Verschmelzung, die Symbiose, suchen. Dies ist für Angehörige oft sehr verwirrend, denn so eine intensive Liebe haben sie vermutlich zuvor noch nie wahrgenommen. Wenn die Beziehung irgendwann endet, wird diese unglaubliche Liebe oft als Lüge empfunden, was jedoch meistens nicht der Wahrheit entspricht. In dieser Phase der Beziehung war sie wirklich so intensiv vorhanden.

Borderliner können also sehr intensiv lieben. Aber was lieben sie? Lieben sie wirklich den Partner? – oder lieben sie einfach die Gefühle die durch ihn bei sich erweckt werden? Borderliner neigen dazu Ihre Partner zu funktionalisieren. Das bedeutet, dass man eben nicht den Partner liebt, sondern die Liebe ansich liebt. Eine wirkliche Grenze ist aufgrund der innigen Verbundenheit aber eigentlich nicht spürbar, denn es ist ja auch nicht jeder Mensch in der Lage dieses Gefühl zu erzeugen.  Meiner persönlichen Meinung trifft es die Aussage: „Borderliner lieben ihre Partner, weil sie ihnen die Gefühle geben die sie selbst nicht imstande sind zu empfinden“ am ehesten.

Ist eine dauerhafte Beziehung mit Borderlinern möglich?

Als erstes die gute Nachricht. Ja, es ist möglich! In meinem Bekanntenkreis gibt es genug Borderliner die seit 20 Jahren in einer festen Beziehung leben. Allerdings . – und jetzt kommt das große ABER, es ist schwierig und setzt harte Arbeit an sich voraus. Erste Voraussetzung ist, dass der Borderliner reflektiert genug ist sein Verhalten zu verstehen und es auch kommunizieren zu können. Bei Partnern ist es wichtig das sie die Krankheit kennen und verstehen welche Mechanismen beim gegenüber wirken. Beziehungen mit unreflektierten Borderlinern sind meiner Meinung nach nicht möglich. Sie sind zu sehr in ihren destruktiven Mustern gefangen um sich wirklich auf eine beständige Beziehung einzulassen. Selbst wenn sich ein Betroffener in Behandlung begibt sollte beachtet werden, dass eine Therapie von Borderline viele Jahre harte Arbeit voraussetzt. Eine kurzfristige Besserung kann nicht erwartet werden.

Was kann man machen um mit einem Borderliner eine beständige Beziehung zu führen?

Nichts! – Auch wenn es weh tut, Anghörige können Borderliner weder „retten“ noch „ändern“

Es gibt jedoch einige Tipps, die das Zusammenleben einfacher machen:

  • Wenn Ihr Partner ausrastet, lassen Sie ihn. Bleiben Sie ruhig, gehen Sie nicht darauf ein. Es kann helfen zu verstehen, dass sein Ausrasten vermutlich nichts mit ihnen zu tun hat. Auch wenn er ihnen schwere Vorwürfe entgegenbringt handelt es sich vermutlich eher um Dinge die in IHM vorgehen. Auch wenn er sie beleidigt, gehen sie nicht darauf ein. Sollten Sie versuchen zu kontern, oder selbst in Rage geraten hat er das erreicht was er damit bezweckte. Das ist Verhalten das er seit seiner Kindheit kennt. Er kann gut damit umgehen, das ist sein Revier. Auf diesem Niveau können      sie nicht gegen ihn bestehen. Verfallen sie niemals in ähnliche Verhaltensweisen wie er. Gehen sie besser weg und warten sie bis er sich wieder beruhigt hat. Teilen Sie ihm danach mit, dass Sie es nicht gut finden, wie er sich verhält,  dass Sie immer wieder weggehen werden, wenn sich das wiederholt. Sagen Sie aber auch, dass Sie wieder zurückkommen, weil Sie ihn lieben.
  • Vermeiden sie es Ihren Partner zu kritisieren. Das bedeutet nun nicht, dass Sie sein Verhalten, egal was er macht, akzeptieren müssen. Sie sollten es nur vermeiden Ihm Schuldgefühle zu erzeugen, oder belehrend zu wirken. Das kennen Betroffene aus ihrer Vergangenheit und deswegen reagieren sie sehr heftig darauf. Weisen sie ihn niemals darauf hin das sein Verhalten typisch für Borderliner ist. Er fühlt sich dadurch abgestempelt und das sie ihn für krank halten. Auch wenn sie von seiner Diagnose wissen, konfrontieren Sie ihn nicht damit. Wenn er darüber reden will wird es von Ihm kommen.
  • Wenn der Borderliner weg läuft, sollten Sie Ihrem Partner nicht hinterherlaufen. Er      ist in dieser Situation nicht zugänglich für konstruktive Gespräche und selbst ein anflehen zu bleiben sieht er in diesen Phasen als Angriff. Außerdem kann der Borderliner dieses Verhalten benutzen um sie zu manipulieren. Wenn er Sie jedoch braucht, seien sie für Ihn da. Zeigen sie Ihrem Partner regelmäßig Ihre Liebe, denn er lebt in ständiger Angst sie zu verlieren. Machen sie das allerdings nie wenn er es fordert, sonst benutzt er es um Macht über sie zu bekommen.
  • Borderliner brauchen Struktur. Es bringt jedoch nichts ihn diese Strukturen aufzuzwingen. Es funktioniert am besten wenn sie Ihm Struktur vorleben, ihm also ein gutes Beispiel sind und sie ihn teilweise in ihren Tagesablauf einbinden. Kann Ihr Partner machen, was er will, dann tut er es auch und verliert sich darin.  Vergessen Sie es jedoch, mehrere Tage im Voraus zu planen. Wer weiß, wie es Ihrem Partner in ein paar Tagen geht? – Er weiß es auch nicht und Termine erzeugen in Ihm Druck.
  • Vermeiden Sie es belehrend oder authoritär  zu wirken. Reden Sie mit Ihrem Partner wie mit einem „normalen“ Menschen, nicht wie mit einem Kind oder wie ein Lehrer. Dieses Verhalten erinnert ihn an seine Kindheit und löst Abwehr in ihm aus. Wenn er das Gefühl bekommt sie nehmen ihn nicht für voll, oder das sie ihn dominieren wollen wird er sehr ungehalten und wenig zugänglich reagieren.
  • Verurteilen Sie ihn nicht wegen seiner möglicherweise umtriebigen Vergangenheit. Machen sie ihm deutlich das sie ihn lieben für das was er jetzt ist und nicht was er früher war und das sie ihn auch nicht wegen vergangenes verurteilen. Sagen sie ihm das sie es gut finden das er an sich arbeitet. Lassen Sie sich nicht auf Diskussionen über vorhergehende Partner ein. Sie kennen nur seine Sicht der Dinge und seine Wahrnehmung muss nicht der Realität entsprechen. Wenn sie sich auf diese Diskussion einlassen unterstützen sie ihn nur in seinem Abwertungs- und Spaltungsverhalten.
  • Versuchen Sie nicht, sein selbstverletzendes Verhalten zu unterbinden oder zu ändern. Sie schaffen es sowieso nicht und erzeugen bei ihm nur Schuldgefühle.

 

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Das Dramadreieck: Opfer-Täter-Retter…

… warum dieses Rollenmodel Menschen nicht wirklich weiterbringt.

Menschen die in einer Borderlinebeziehung leben, oder eine Trennung hinter sich haben greifen gern auf das Opfer-Täter- Model zurück. Beim Begriff Opfer muss berücksichtigt werden, dass es sich dabei meist eher um eine Opferhaltung handelt. Der Unterschied besteht darin, dass man sich diese Rolle aus Hilflosigkeit selbst gibt. Das muss nicht immer bewusst geschehen und kann den eigenen Persönlichkeitsstil wiederspiegeln.

Das Problem des Opfer-Täter Bildes kann am besten mit dem Drama-Dreieck nach Stephan Karpmann erklären. Es beschreibt ein sozialpsychologisches Modell der Transaktionsanalyse, dass Konfliktsituationen einer Beziehung zwischen mindestens zwei Menschen wiederspiegelt.

Im klassischen Bild des Dramadreiecks kommt gerne noch die Funktion des Retters hinzu, eine ebenfalls wichtige Rolle die das „Spiel“ erst so richtig ins Drehen bringt.

Dramadreieck
Dramadreieck
 

Der Täter, im Dramadreieck gern Verfolger genannt, übernimmt die aggressive offensive Rolle. Er konfrontiert das Opfer und begibt sich dadurch in eine überlegene Position da es nun am Opfer ist sich zu rechtfertigen.

Das Opfer übernimmt die defensive Rolle und fühlt sich durch die Konfrontation angegriffen.

Der Retter übernimmt eine ebenfalls aggressive Rolle, indem er die Position des Opfers übernimmt und gegen den Täter verteidigt.

Im Dramadreieck sind die Rollen nicht fest vergeben und wechseln auch situationsbedingt ständig, was einen Teufelskreis darstellt.

Der Täter z.B. kann sein Verhalten überhaupt nicht aggressiv wahr genommen haben und durch die Reaktion des Opfers selbst die Opferrolle übernehmen. Ebenso kann er sich vom Retter angegriffen fühlen und die Opferrolle übernehmen. Er kann sich gegen die Einmischung des Retters wehren und gegen ihn zum Täter werden oder das Opfer gegen die Bevormundung des Retters verteidigen, was ihn zum Retter macht.

Das Opfer kann sich angegriffen fühlen, deswegen den Täter konfrontieren und damit die Täterrolle übernehmen. Ebenso kann er durch die ungewollte Hilfe des Retters bevormundet fühlen und sich  wieder in der Opferrolle finden oder durch seine Passivität die Verantwortung an den Retter übertragen und zu seinem Retter werden, da der Retter in dieser Rolle Bestätigung bekommt.

Der Retter kann zum Opfer werden da die Person der er helfen wollte die Hilfe nicht annimmt. Und zum Täter werden, indem er den Täter konfrontiert.

Einzig die Wahrnehmung entscheidet welche Rolle man im Dramadreieck übernimmt. Aus diesem Grund gibt es aus diesem Modell kein entkommen, da allein die Perspektive entscheidet wo man sich in diesem Modell wiederfindet.

In einer Borderlinebeziehung spiegelt sich dieses Dramadreieck deutlich wieder. Ohne Zuordnung bringe ich dafür als Beleg folgende Sätze:

„Obwohl ich alles für ihn getan habe, hat er mich verlassen!“

„ich wollte nur helfen, aber ich habe ihn einfach nicht erreicht!“

„einfach alles stört mich an ihm, ich kann es einfach nicht mehr ertragen“

„Ich bekomme keine Luft, habe überhaupt keinen Freiraum mehr“

„ständig sucht er Streit, greift mich ohne Grund an“

„ich kann es einfach nicht richtig machen“

Man könnte da noch viele weitere Beispiele nennen.

Eine Lösung diesen Kreislauf zu durchbrechen besteht darin die Position in der man sich wieder findet zu verlassen. Möglich ist das durch Akzeptanz des gegenüber und das bewusst werden der eigenen Anteile.

 

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Gute Krankheit, Böse Krankheit!

Auf der Suche nach dem „eigenen ICH“ kommt man unweigerlich auch an den Punkt seine Schattenseiten zu entdecken. Eigenschaften, die mit dem „Über-ICH“, also der Wunschvorstellung wie man eigentlich gerne sein will, nicht zusammen passen.

Es fällt schwer sich mit negativen Bildern von sich selbst zu identifizieren. Wer bezeichnet sich selbst schon gerne als „Anti-Sozial“, „Narzisstisch“ oder auch nur einfach als „Egoistisch“? Gesellschaftlich sind die Eigenschaften eher negativ besetzt und werden verachtet. An sich selbst diese Eigenschaften festzustellen wird deswegen gern verdrängt.

Andererseits gibt es aber auch Persönlichkeitsbilder, mit denen man sich gerne zeigt, da sie gesellschaftlich eher akzeptiert werden. Es wird allgemein positiv bewertet sich selbst für andere aufzuopfern. Auf der Suche nach sich selbst stolpert man auch auf Begriffe wie Co-Abhängig , Helfersyndrom und Hochsensibel. Auf den ersten Blick alles nette kleine
Krankheiten die eher sympathische kleine Schwächen sind.

Es gibt den bösen Borderliner, das Anti-Soziale Monster und den egoistischen Narzissten und im Gegenteil dazu den fürsorglichen Co-Abhängigen, den lieben Retter mit Helfersyndrom und den einfühlsamen Hochsensiblen. Zu dieser Einstellung kommt hinzu, dass man oft nicht wirklich weiß was sich hinter diesen Begriffen eigentlich wirklich verbirgt.

Hochsensibel bedeutet zum Beispiel bei weiten nicht nur, dass man sehr starkes Einfühlungsvermögen besitzt. Es kann zwar eine mögliche Eigenschaft davon sein,
aber unter hochsensiblen Personen versteht man vor allem Menschen, mit einem extrem empfindlichen Nervensystem, die sich in Alltagssituationen durch Reizüberflutung schnell überfordert fühlen. Kleinste Reize, zum Beispiel schreiende kleine Kinder in der U-Bahn werden als unerträgliche Belastung aufgenommen und erzeugt bei Betroffenen so großen Stress, dass sie mit Rückzug und Abwehr reagieren. Auch emotionaler Stress ist für sie eine große Belastung und man sollte sehr vorsichtig sein wenn man sie mit ihren negativen Eigenschaften konfrontiert. Sie erwarten mit Samthandschuhen angefasst zu werden und lieben die Illusion von Harmonie, anstatt sich einem eventuell notwendigen Konflikt zu stellen.

Es wird viele Angehörige überraschen zu lesen, dass viele Borderliner erfolgreich in sozialen Berufen arbeiten. Das liegt bei weiten nicht nur an den empathischen Fähigkeiten über die die meisten Betroffenen verfügen. (Vorsicht! Empathie bedeutet nicht Mitleid. Es bedeutet lediglich die Eigenschaft Stimmungen und Emotionen in anderen zu erkennen und zu verstehen).
In Gruppenarbeit zeigten viele Borderliner Symptome, die Co-Abhängigkeit zumindest sehr nahe kommt. Eben weil sie aus Angst vor Nähe oft Abweisend sind, können sie diese Eigenschaft nicht mit ihrem „Über-Ich“ vereinbaren. Durch soziales Engagement versuchen sie dann diese Schwäche wieder gut zu machen. Sie beruhigen damit ihr schlechtes Gewissen in dem sie sagen können: „Grundsätzlich bin ich ja immer für andere da!“. – Diese These muss nicht immer zutreffend sein, doch ich behaupte sie ist weit verbreitet.

Gerade die gesellschaftlich akzeptierten Persönlichkeitsbilder Co-Abhängig und das berüchtigte Helfersyndrom sind bei genauerer Betrachtung durchaus Aggressiv und Egoistisch. Man denkt das diese Eigenschaften nicht zu den Begriffen passen. Doch betrachten wir das mal genauer:

Menschen die an Co-Abhängigkeit leiden haben in der Regel ein so geringes Selbstwertgefühl, dass sie nur darin Bestätigung finden, wenn sie anderen helfen können. Es ist dabei vollkommen irrelevant ob das Gegenüber die Hilfe benötigt oder sucht, sie wird aufgedrängt. Nur wenn sie gebraucht werden, haben sie für sich eine Existenzberechtigung. Wenn diese Hilfe abgelehnt wird, oder sie dadurch nicht die Wertschätzung erhalten die sie sich wünschen, reagieren sie beleidigt oder werden wütend. „Ich war immer für dich Da und trotzdem verlässt Du mich!“ ist ein typischer Satz der diesen Konflikt sehr deutlich macht. Man denkt wenn man nur für den anderen da ist muss man dafür auch geliebt werden. Liebe hat jedoch nicht unbedingt etwas mit Dankbarkeit zu tun. Schon gar nicht wenn diese Rettung aufgedrängt wird.

Beim Helfersyndrom verhält es sich ähnlich. Meist liegen beiden Ängste aus der Kindheit zu Grunde. In der Kindheit haben diese Betroffenen verinnerlicht, dass sie nur Wertschätzung erfahren wenn sie für andere da sind. Das sie Ihrem Gegenüber damit bevormunden und die Möglichkeit nehmen selbst auf Situationen zu reagieren, können sie nicht Wahrnehmen. Wenn man sie darauf konfrontiert hört man oft: „Bitte, dann halt nicht. Ich wollte ja nur helfen!“ Letztendlich steckt hinter dieser Hilfe jedoch nicht wirklich der Wunsch für andere da zu sein, sondern eher rein egoistisch der Wunsch sich
selbst wichtig und gebraucht zu fühlen. Diese Tatsache wird jedoch gerne übersehen, oder verdrängt und unsere Gesellschaft unterstützt dieses Verhalten.

Wie gern man sich mit diesen positiven Krankheitsbildern identifiziert zeigt ein einfaches Beispiel. In Kliniken werden oft Selbsthilfegruppen angeboten. Während Gruppen, die sich mit eher negativ bewerteten Süchten und Krankheitsbildern beschäftigen (wie zum Beispiel BA (Borderliner Anonymus)), im Schnitt 15 Mitglieder hatten, war die Gruppe CoDa (Gruppe der Co-Abhängigen) mit über 40 Leuten regelmäßig überfüllt. Obwohl man ja eine Anonymus Gruppe besuchte, also etwas das man nicht unbedingt offen ausspricht wurde es gern erwähnt. Ein wenig erinnerte es mich daran wie man von seiner Arbeit spricht. „Ich bin Programmierer“ und „Ich bin Co-Abhängig“ sagten diese Leute gern mit dem selben Tonfall, etwas auf das man eventuell sogar Stolz ist. Spannend war auch das viele dieser Leute eigentlich eher extreme egoistische oder narzisstische Züge aufwiesen. Sie entschuldigten dieses Verhalten dann gern mit „Ich bin Co-Abhängig und muss ja schließlich lernen mehr auf mich zu schauen!“ Zu erwähnen ist noch das über die Hälfte der Betroffenen sich selbst mit der Co-Abhängigkeit diagnostiziert hatten. Es lag keinerlei therapeutische Diagnose hinter dieser Vermutung.

Ich will damit auf keinem Fall wirklich Betroffenen Co-Abhängigen absprechen, dass sie unter ihrer Abhänigkeit leiden. ich möchte damit nur klarstellen, dass man sich deutlich lieber mit einer Co-Abhängigkeit identifiziert als mit einer Borderline-Störung.

Bei Angehörigen von Borderlinern findet man erstaunlich viele Menschen, die sich selbst als Hochsensibel, Co-Abhängig oder vom Helfersyndrom betroffen bezeichnen. Das Leid das sie in einer Borderline-Beziehung erfahren haben bringt sie häufig zu der Vermutung. Zumindest bei den unzähligen Hochsensiblen  glaube ich, dass viele Hochsensibel mit „Ich bin überdurchschnittlich einfühlend und leide deswegen ganz besonders unter der Borderline-Beziehung“ verwechseln.

Problematisch ist, dass die Muster Helfersyndrom, Co-Abhängigkeit oder Dependente Persönlichkeitsstörung auf den ersten Blick eine perfekte Ergänzung zur Borderlinepersönlichkeit wiederspiegelt.

 

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Reaktionsbildung – Wandlung ins Gegenteil

Borderline: Abwehrmechanismus Reaktionsbildung
Borderline: Abwehrmechanismus Reaktionsbildung

Borderliner sind oft von Gefühlen überfordert. Sie können mit wahrgenommen Emotionen nicht umgehen oder empfinden sie als unangebracht. Bei der Reaktionsbildung werden diese nichtakzeptierten Impulse mit entgegengesetzten Gefühlen besetzt und somit niedergehalten.

Dieser Vorgang kann zum Teil bewusst eingesetzt werden und zwingend notwendig sein. Zum Beispiel wenn ein Arzt eine attraktive Patientin untersucht. Die entstehenden Triebimpulse werden bewusst umgewandelt, damit es einem sozial erwünschten Verhaltensmuster entspricht.

Borderliner setzten die Reaktionsbildung bevorzugt in zwischenmenschlichen Situationen bewusst ein. Wenn sie zum Beispiel mit entstandenen Liebesgefühlen überfordert sind, wandeln sie diese genau ins Gegenteil um. Aus Liebe wird Hass. Auf diese Weise kann
Reaktionsbildung perfekt zusammen mit dem Mechanismus Spaltung genutzt werden.
In oben genanntem Beispiel wird aus Liebe Hass und dieser Hass ermöglicht die
Abspaltung und Entwertung des Gegenüber.

Gerade wenn Emotionen existenziell bedrohlich erscheinen, wie es oft bei Trauer, Angst und Scham der Fall ist, wird oft unbewusst zum Mechanismus Reaktionsbildung zurückgegriffen. Bei unbewusster Reaktionsbildung werden ebenfalls die vorherrschenden Gefühle ins Gegenteil umgewandelt. Bevorzugt in Verhaltensmuster mit denen der Betroffene besser umgehen kann. Die neuen, ersetzten Gefühle müssen kognitiv nicht nachvollziehbar sein, denn es geht dabei lediglich darum, emotionalen Druck abzubauen. Sie wirken darum nach außen oft unangebracht.

Zum Beispiel kann ein Betroffener, bei dem eine nahestehende Person gestorben ist, die empfundene Trauer die ihn überfordert in Wut umwandeln. In Ihm entsteht Wut, von der verstorbenen Person verlassen worden zu sein.

Durch dieses Deckeln von Gefühlen entsteht ein problematischer Nebeneffekt. Wenn man versucht sich von den nun empfundenen Gefühlen Linderung zu verschaffen ist es meist nicht möglich, da die Situation nichts mit der wahrgenommenen Situation zu tun hat.
In dem Beispiel mit dem nahestehenden Verstorbenen ist es nicht hilfreich sich mit der Wut auseinander zu setzen, denn die tatsächlich vorherrschende Emotion ist die Trauer. Aus diesem Grund setzen Borderliner in der Regel nie nur den Schutz der Reaktionsbildung ein, sondern greifen auf mehrere Abwehrmechanismen gleichzeitig zurück.

 

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Doppelbindungstheorie (Double Bind Theory)

Borderline: Doppelbindungstheorie (Double Bind Theory)
Borderline: Doppelbindungstheorie (Double Bind Theory)

Double Bind ist eigentlich kein Abwehrmechanismus im psychodynamischen Sinn. Borderliner greifen jedoch gern auf diesen Schutz zurück um in Ihrer Zerrissenheit keine Entscheidung treffen zu müssen.

Die Double Bind Theorie setzt grundsätzlich ein Abhängigkeitsverhältnis voraus wie sie z.B. in „Eltern-Kind“ – oder symbiotischen Beziehungen vorzufinden sind. Es handelt sich um einen paradoxen Kommunikationsstil, in dem zwei widersprüchliche Botschaften in einer Interaktion übermittelt werden. Die Signale können sowohl Gestik, Mimik als auch der Inhalt der gesprochenen Worte sein. Der Empfänger steht dadurch vor der Wahl welcher Botschaft er Glauben schenken soll.

Als gutes und einfaches Beispiel kann die Antwort auf die Frage „Wie geht es Dir?“ genommen werden. Der Gefragte antwortet mit leidender, zittriger Stimme und mit verkrampfter Körperhaltung „Danke, sehr gut!“.

Nimmt man nun den gesprochenen Satz als Wahrheit und ignoriert die leidende Geste, könnte das der Andere übel nehmen. – Im anderen Fall könnte er jedoch ebenfalls empfindlich reagieren, da man seinen Worten keinen Glauben schenkt. Auf Double-Bind
Botschaften kann also nur falsch reagiert werden.

Wie oben gesagt setzen Borderliner diese Art der paradoxen Kommunikation gerne ein um der Zerrissenheit die in ihnen herrscht zu entgehen. Diese Zerrissenheit entsteht gerne wenn Logik und Gefühle nicht in Einklang zu bringen sind. Der Betroffene ist aufgrund dieser unterschiedlichen Wahrnehmungen zu keiner Entscheidung fähig und gibt durch das Double-Bind dieses für ihn unlösbare Problem weiter. Unter diesen Gesichtspunkten kann Double-Bind meiner Meinung nach sehr wohl als symptomatischer Schutzmechanismus bezeichnet werden.

Es kommt sehr häufig vor, dass Borderliner in der Kindheit Double-Bind Botschaften ausgesetzt waren. Gerade in Eltern-Kind Beziehungen wirkt sich diese Kommunikationsform verheerend aus. Das Kind ist existenziell auf die Eltern angewiesen. Wenn es nun ständig dieser Kommunikationsweise, in der zwei unterschiedliche Botschaften übermittelt werden, ausgeliefert ist, wird das Kind im Bezug auf die Beziehung zu den Eltern unsicher. Das kann dazu führen, dass das Kind der Liebe der Eltern unsicher wird, sich aber nicht traut es zu artikulieren. Um die Beziehung zu den existenziell wichtigen Eltern aufrecht zu erhalten ignoriert das Kind die eigenen Wahrnehmungen und Gefühle. Im Kind entsteht das Problem „Wenn ich die Bindung zu meiner Mutter behalten will, darf ich nicht zeigen das ich sie liebe. Aber wenn ich Ihr nicht zeige, dass ich sie liebe, wird sie mich verlassen.“ (frei interpretiert nach Bateson, Begründer der Double-Bind Theorie)

Ein gutes Beispiel bei Eltern-Kind Beziehungen:

„Ich schlage Dich nicht weil ich böse bin, sondern weil ich dich liebe!“

In Borderline-Beziehungen, bei der es häufig zu Nähe-Distanz Problemen kommt kann es zum Beispiel zu folgender paradoxen Situation kommen:

Der Betroffene sucht die Nähe des Partners, sucht Zärtlichkeit aber sagt: „Ich
hasse Dich, ich will nichts von Dir!“

 

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Modediagnose Borderline

Medizinisch wird davon ausgegangen das in Deutschland ca. 2% von BPS betroffen sind. Doch gerade in letzter Zeit trifft man immer häufiger auf mehr oder weniger diagnostizierte Borderliner, so dass man, wenn man sich durch diverse Foren liest den Eindruck gewinnt, die tatsächliche Anzahl der Betroffenen liegt bei etwa 30-50%. Jedes absonderliche Verhalten in einer Beziehung wird sofort mit Borderline erklärt. Sehr oft haben die beschrieben Partner nicht einmal eine Diagnose oder wissen selbst, dass ihr
Ex-Partner sie mit einer Persönlichkeitsstörung in Verbindung bringt.

Wir leben in einer Borderline-Gesellschaft. Damit meine ich dass wir von unserem Umfeld gezielt auf Borderline getrimmt werden. Wirklich enge Beziehungsmuster gibt es nicht mehr, da Eigenständigkeit immer mehr an Wert gewinnt. Die verschärfte Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt sorgt dafür, dass man sich mehr und mehr distanziert und einen stärkeren Egoismus entwickelt. Die Gesellschaft versucht immer mehr eine Konformität zu erreichen, in der jeder Mensch in egal welcher Situation austauschbar ist. Die Gesellschaft funktionalisiert – und das ist typisches Borderlineverhalten.

Da bei Persönlichkeitsstörungen eine große Wahrscheinlichkeit von Komorbidität (kann man am besten mit Begleiterkrankung erklären) besteht, ist eine gefestigte Diagnose schwer zu treffen. Hinzu kommt das die BPS eine noch junge anerkannte Krankheit ist, die noch einige Lücken in der Forschung aufweist. Inzwischen gibt es jedoch gerade in der medizinischen Diagnose immer bessere Möglichkeiten eine Borderline-Störung zu erkennen. Neben der sehr individuellen Begleiterscheinungen gibt es inzwischen eindeutige Haupt-Symptome die Borderline zugeschrieben werden können.

Es war für mich zuerst eine sehr erschreckende Tatsache, dass meine Individualität die ich immer glaubte zu besitzen in Wahrheit nur Muster einer Krankheit ist. Später beruhigte mich jedoch das Gefühl das andere in bestimmten Dingen genau so reagieren wie ich selbst. Ihre Lebensgeschichten glichen meinen teilweise bis ins kleinste Detail und am deutlichsten merkte ich das, wenn es um Situationen ging die den 9 Hauptkriterien nach ICD10 zugeschrieben werden.

Ich beschäftige mich nun schon einige Jahre mit der Krankheit und stelle immer mehr fest das ich auch auf diagnostizierte Borderliner treffe die mit mir absolut nichts gemeinsam haben. Ich habe mich genauer mit diesem Phänomen beschäftigt und stelle immer mehr fest, dass wir definitiv nicht an denselben Symptomen leiden.

Wie kommt es zu diesen Unterschieden? Als erstes stelle ich die Diagnose in Frage. Es kommt mir so vor als ob jeder Patient der Anzeichen einer Persönlichkeitsstörung aufweist eine Borderline-Diagnose erhält. Aber selbst wenn „nur“ Borderline-Symptome diagnostiziert wurden spricht man sofort von Borderline. Werden überhaupt noch andere Persönlichkeitsstörungen diagnostiziert?

Wenn man im Netz sucht, findet man unendlich viele Selbsthilfeforen oder Seiten die sich mit der BPS auseinander setzen. Andere PS wie die Histrionische PS oder Dependente PS findet man kaum. Und wer outet sich schon gern als Narzisst?

Ich habe auch immer mehr Menschen getroffen die Borderline auf ihre Weise heroisieren. Die Ihr verhalten auf diese Weise entschuldigen, oder sich auf die zugegeben vorhandenen Vorteile wie Kreativität und Empathie konzentrieren und sogar sagen, Borderliner sind die besseren Menschen. Manchmal habe ich auch das Gefühl das manche Menschen sich diese Diagnose überstülpen um zu einer ständig wachsenden Gemeinschaft zu gehören. Zugegeben, nichts verbindet mehr als sich über eine psychische Krankheit auszutauschen, doch halte ich es für gefährlich sich deswegen mit einer schwerwiegenden Krankheit zu identifizieren.

Sicher es gibt unterschiedliche Typen von Borderline die sich teilweise in der Methode unterscheiden. So gehen Betroffene sehr individuell mit ihren Symptomen um, aber wenn ich mich bei anderen Betroffenen in keinem der 9 Hauptkriterien wieder finde und nur einige der Begleiterscheinungen gleich sind, stelle ich die Diagnose in Frage. Nicht unbedingt die Diagnose der anderen, sondern meine.

Man könnte nun sagen es ist doch egal was für eine Diagnose man hat. – Aber ich sehe das sehr entschieden anders. Zum ersten würde ich gern wissen was genau mir mein Leben so schwer macht. Zum anderen halte ich es für „Sinnfrei“ mich mit einer Therapieform für Borderline zu beschäftigen wenn ich an einer Neurose leide. Die Therapieansätze sind extrem gegensätzlich und können evtl. Muster sogar verstärken.

Wie bei vielen Krankheiten macht es vielleicht Sinn sich eine zweite, unabhängige Diagnose von einem Psychologen einzuholen, der nachgewiesene Erfahrung mit Borderlinepatienten hat.

 

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Suzana Pavic: Borderline-Beratung

Dachverband Dialektisch Behaviorale Therapie e.V.

Borderline und DBT – Dialektisch-Behaviorale Therapie

[aartikel]3794551419:left[/aartikel]Die Dialektisch Behaviorale Therapie  wurde in den 80er Jahren von Prof Marsha M. Linehan entwickelt. Ursprünglich war sie für Patienten mit hochsuizidalem Verhalten gedacht, aber schon bald stellte sich heraus, dass sie gerade für Borderliner besonders geeignet ist. In den 90er Jahren wurde die Therapieform weiter verfeinert und speziell für Borderlinepatienten angepasst.

Der Ansatz hinter der dialektisch behavioralen Therapie ist in der kognetiven Verhaltenstherapie angesiedelt. Da DBT jedoch inzwischen so speziell der Linderung von Borderlinesymptomen angepasst wurde, kann man sie auch als eigenständige Therapieform betrachten in der auch andere Therapieansätze Anwendung finden.

Die Idee hinter der dialektischen Strategie ist, scheinbare Gegensätze in der Betrachtungsweise des Patienten aufzulösen und schrittweise zu integrieren. Es wird also versucht die kognitiven Fähigkeiten und emotionale Ebene in Einklang zu bringen. Diese
Therapieform ist störungsspezifisch, integriert verschiedene Methoden und Ihre
Wirksamkeit ist in mehreren Studien nachgewiesen. Die DBT kann speziell an den Patienten angepasst werden.[aartikel]3794525698:right[/aartikel]

Die Arbeit mit der DBT beinhaltet folgende Module:

  • Achtsamkeit
  • Stresstoleranz
  • Bewusster Umgang mit Gefühlen
  • Selbstwert
  • Zwischenmenschliche Fertigkeiten

Die DBT wurde zunächst als ambulante Therapieform entwickelt und umfasst die Behandlungsmethoden:

  • Einzeltherapie
  • Fertigkeitentraining in der Gruppe
  • Telefonkontakt im Notfall/Krisenintervention
  • regelmäßige Intervision und Erfolgsüberprüfung durch Therapeuten.

Die DBT wird inzwischen auch erfolgreich im stationären Bereich angewandt und wurde in ihrer Ausführung zusätzlich auf verschiedene Patientengruppen (Jugendliche, Patienten mit Essstörungen, im Strafvollzug etc) erweitert.

 

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Abwehrmechanismen von Borderlinern

Die frei flottierenden Ängste von Borderlinern

Therapieformen für Borderline

Weitere Links zum Thema (ausserhalb von Grenzwandler.org):

Deutscher Fachverband für Verhaltenstherapie e.V.: Verhaltenstherapie bei Borderline-Persönlichkeitsstörungen

Dachverband Dialektisch Behaviorale Therapie e.V.

Therapie.de: Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie

Therapie.de: Therapeutensuche

Borderline-Spiegel: Schematherapie

 

Borderline Therapie

Die Chance Die Borderline-Persönlichkeitsstörung völlig zu heilen ist äußerst gering, sie ist umso geringer, je früher und je intensiver die Störung ausbricht. Derzeit geht man davon aus, dass bei ca. 10% der Borderlinepersönlichkeiten die Störung im Laufe der Zeit so weit in den Griff bekommen werden kann, dass die Diagnose Borderlinestörung nicht mehr zutrifft. Die Betroffenen weisen dann zwar weiterhin Symptome einer leichten Persönlichkeitsstörung auf, sind jedoch fähig größtenteils ein „normales“ Leben zu führen. Studien haben gezeigt, dass mit fortgeschrittenem Alter die bekannten Symptome nachlassen. Selbst wenn Borderline grundsätzlich eher als unheilbar gilt, kann eine Therapie eine deutliche Linderung schaffen und somit die Lebensqualität deutlich steigern. Allerdings sollte man bedenken, dass es sich bei Borderline um eine Frühkindliche Störung handelt. Über die Jahre haben sich die bekannten Muster so in der eigenen Persönlichkeit verankert, dass man nicht „geheilt ist“ nur weil man eine Therapie besucht hat. Die Behandlung von Borderline ist eine langwierige Angelegenheit die mehrere Jahre Arbeit an sich selbst bedeutet. Man ist nicht plötzlich wieder gesund, weil man eine Therapie macht, vielmehr ist die Therapie selbst ein langer Weg zur Besserung.

Borderline - Therapie
Borderline – Therapie

Es gibt verschiedene Therapieansätze bei denen Betroffenen geholfen werden konnte. Allerdings gibt es nicht „DIE“ Borderline Therapie, die für alle Betroffene gleich gut wirkt. Vor allem hängt eine erfolgreiche Borderline Therapie davon ab wie gut sich der Betroffene mit der Therapieform und natürlich auch dem behandelnden Therapeuten anfreunden kann.

Stationäre Klinikaufenthalte können erforderlich werden und zeigen oft auch zumindest vorübergehende Linderung der Symptome.

Auf dieser Seite wollen wir die verschiedenen Therapieformen nennen und den Ansatz näher erklären. Je nach Erfahrungen werden wir die Liste weiter Vervollständigen.

 

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