Borderline und Trennung: Das Ende einer Borderline-Beziehung

Das Ende einer Borderline-Beziehung ist mit einem gewöhnlichen Scheitern einer Liebesbeziehung nicht zu vergleichen. Borderline und Trennung bedeutet immer auch ungeahnter Schmerz, wie man ihn noch nie zuvor erlebt hat. Durch die symbiotische Verschmelzung entstand eine viel tiefere Bindung. Der Borderliner wurde für den Partner als Mittelpunkt im Leben empfunden. Je intensiver und inniger diese Verbindung wahrgenommen wurde, umso mehr verlor sich der Partner in der Beziehung.

Borderline - Beziehung - Trennung
Borderline – Beziehung – Trennung

Für gewöhnlich wird die Trennung durch den Borderliner, als plötzlich und vollkommen unerwartet wahrgenommen. Doch ist dieser plötzlichen Trennung einiger Streit und Abwehrverhalten des Borderliners vorausgegangen, das man als Partner durchaus hätte wahrnehmen können. Warum einen die Trennung trotzdem unvorbereitet trifft kann mehrere Gründe haben. Die Konflikte, die entstehen, haben oft so unbedeutend scheinende Auslöser, dass Angehörige nicht verstehen, warum man sich überhaupt über so lächerliche Lappalien streiten kann. Der Streit hat jedoch für den Borderliner wenig mit der Sache zu tun, über die gestritten wird. Es spiegelt vielmehr die Zerrissenheit wieder, die in ihm vor sich geht. Das unterschätzen die Partner, da sie es nicht erkennen können was wirklich hinter dem Konflikt steht. Auf den Streit folgt häufig eine sehr innige und tiefe Versöhnung, die dafür sorgt, dass der Angehörige den Eindruck gewinnt, alles sei wieder gut. Im Borderliner tobt der Konflikt jedoch unterschwellig weiter, da er nichts mit der Ursache zu tun hatte über die gestritten wurde, sondern aus der eigenen Zerrissenheit des Borderliners herrührt.

Ursache für die beschriebene Zerrissenheit ist vermutlich die Borderline-typische Nähe-Distanz Problematik. Einerseits wünscht sich der Betroffene innige Nähe, andererseits löst diese Nähe Panik aus, die in ihm den Wunsch weckt zu gehen.

Da der Partner diese Problematik nicht nachvollziehen kann, reagiert er häufig mit einem bestimmten Verhalten. Er versucht auf den Betroffenen einzugehen, sich anzupassen. Seine Liebe, bedingt durch die nie zuvor erlebte Innigkeit, weckt in ihm den Wunsch, alles für die Fortsetzung dieser Verbindung zu tun. Ähnlich wie der Borderliner im Beginn der Beziehung ist es nun der Partner der sich anpasst und sein Verhalten ändert. In ihm entsteht der Gedanke: „Wenn ich mich nur genug bemühe, mich anpasse, werde ich geliebt und die Beziehung hat eine Chance. Häufig liegt diesem Verhalten eine Komplementärstörung zugrunde. Der Partner verändert sich, teilweise bewusst, häufig jedoch unbewusst. Er greift auf Vermeidungsstrategien zurück um die Beziehung zu erhalten:

  • Genaues Beobachten und Scannen des Borderliners, um mögliche Stimmungsschwankungen und die damit verbundene Gefahr für die Beziehung rechtzeitig zu erkennen.
  • Der Versuch sich an den Borderliner anzupassen um Konflikte zu vermeiden. Es wird versucht der perfekte Partner zu sein. Man setzt sich dabei regelrecht unter Druck.
  • Unterdrückung eigener Wünsche, Bedürfnisse und Gefühle und stoisches Ertragen der impulsiven emotionalen Ausbrüche des Betroffenen, auch wenn es einen sehr verletzt.

Letztendlich sind diese Vermeidungsstrategien jedoch nicht wirklich zielführend und sorgen nur dafür, dass man seine eigene Identität verliert.

Wenn es dann, trotz alles Bemühens, zur Trennung kommt ist der Schmerz riesig und ungleich heftiger als man es von früheren Beziehungen kennt. Dies hängt nicht nur damit zusammen, dass die ehemals geliebte Person nicht mehr da ist, sondern vor allem auch damit, seine eigene Persönlichkeit verloren zu haben. Dies führt zu einem völligen emotionalen Zusammenbruch. Der verlassene Partner spürt intensive Leere, Scham und Selbstabwertung. Für Außenstehende ist dieser Schmerz nur schwer nachvollziehbar und das Unverständnis von Freunden und Familie verstärken diese qualvollen Gefühle.

Häufig zeigt ein Angehöriger nach einer Trennung ein Verhalten, das an die Struktur der Borderline-Störung erinnert:

  • Impulsive Stimmungsschwankungen und der ständige Wechsel zwischen Liebe und Hass dem Borderliner gegenüber.
  • Gefühl von Leere und totaler Hilflosigkeit.
  • Emotionale Überflutung
  • Ständiger Wechsel zwischen Schuldgefühlen und Opferhaltung.

Diese heftigen Auswirkungen sind beim Ende einer Borderline-Beziehung ein durchaus logischer Prozess, der mit dem Verlust der eigenen Identität zusammenhängt. Man muss erst wieder zu sich selbst finden. Angehörige sind, anders als Borderliner, jedoch in der Lage diese Phase zu überwinden, auch wenn es sich anfangs nicht so anfühlt.

Es gibt verschiedene Strategien zum verarbeiten gescheiterter Borderline-Beziehungen. Da eine Beziehung eine sehr individuelle Angelegenheit ist und es weder den typischen Borderliner noch den typischen Angehörigen gibt, muss man seinen eigenen Weg finden mit seinem Schmerz umzugehen. Die verlinkte Seite kann maximal eine Unterstützung bieten, den für sich besten Weg zu finden.

Es kann auch Helfen sich eine Selbsthilfegruppe zu suchen und sich mit anderen Angehörigen auszutauschen. Im Internet kann ich hierbei den Borderline-Spiegel empfehlen. Ich arbeite in diesem Forum selbst mit. Vorteil dieser Seite ist es, dass man dort die Möglichkeit hat sich nicht nur mit anderen Angehörigen und Partner auszutauschen, sondern auch von reflektierten Borderline-Betroffenen lesen kann. Neben der Hauptseite findet man dort auch ein gut besuchtes Forum und einen lebhaften Chat.

 

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Warum habe ich mich ausgerechnet in einen Borderliner verliebt?

Nach einer beendeten Borderline-Beziehung kommt es bei Partnern häufig zur Frage: „Warum habe ich mich ausgerechnet in einen Borderliner verliebt?“

Borderline: Spiegeln
Borderline: Spiegeln

Hinter dieser Phrase steckt meistens mehr als man auf den ersten Blick annimmt, denn vermutlich kam es nicht zufällig zu dieser Beziehung. Das Zauberwort hinter dem ganzen nennt sich „Spiegeln“.

Dieses Spiegeln kommt in fast jedem zwischenmenschlichen Kontakt vor, zumindest in solchen die auch die emotionale Ebene betreffen. Meist merkt man das nicht einmal, es geschieht unterbewusst und hängt mit eigenen Wünschen, Begierden und Hoffnungen zusammen.

Ein gutes Beispiel für Spiegelung, außerhalb einer Paarbeziehung, ist der aus der Psychologie bekannte „Versuchsleitereffekt“:

Ein Wissenschaftler der eine These aufgestellt, hat natürlich eine gewisse Erwartung, dass sich seine These in einer Versuchsreihe als wahr heraus stellt. Wenn der Urheber der These gleichzeitig auch der Leiter der Versuchsreihe ist, wird er unbewusst diese Grundhaltung an die Probanden vermitteln. Er spiegelt ihnen seine Erwartungen und gibt ihnen auf diese Weise das gewünschte Ergebnis des Versuchs mit. Aus diesem Grund wird in wissenschaftlichen Versuchsreihen darauf verzichtet, dass der Urheber eine These den Probanden die Versuchsvoraussetzungen erklärt. Meist übernimmt dies ein unabhängiger Moderator, oder man greift auf Datenerhebung durch selbsterklärende, in heutiger Zeit oft internetbasierte Umfragen zurück.

Wie oben beschrieben spiegeln wir alle, meist unbewusst. Bei Borderlinern ist dieses Spiegeln extrem ausgeprägt. Das hängt mit der fehlenden „Ich-Struktur“  zusammen. Es wird versucht auf Verhaltensweisen eines Partners so zu reagieren, dass sie seine Perspektive einnimmt und das Verstandene an ihn „zurückspiegelt“. Dies ist es auch was man als manipulatives Verhalten von Borderlinern wahrnimmt. Dies passiert auf beiden Seiten, doch dem Borderliner ist dieses Verhalten vertrauter, er hat einfach mehr Übung darin. Dabei kommt ihm seine früh erworbene, damals überlebenswichtige, Begabung zugute, Emotionen und Gefühle des Gegenübers zu „lesen“ und zu verstehen. Dies ist eine zwingende Voraussetzung, denn Spiegelung erfordert ein hohes Maß an empathischen Fähigkeiten.

Genau hier liegt der Reiz an einer Verbindung mit Borderlinern. Sie erkennen die Bedürfnisse ihres Partners ausgesprochen gut und versuchen, zumindest in der Idealisierungsphase, diese Bedürfnisse auch anzusprechen und zu bedienen. Dem Partner wird wiederum gespiegelt das seine Wünsche, Bedürfnisse und Hoffnungen mit denen des Betroffenen uneingeschränkt übereinstimmen. Diese Verbindung scheint so einmalig, so perfekt zu sein, dass die Beziehung eine nie gekannte emotionale Tiefe ermöglicht. Auf diese Weise entsteht eine symbiotische Verbindung, die Borderliner in Paarbeziehungen unbedingt anstreben. Doch auch wenn die Idealisierungsphase vorbei ist und die Symbiose wankt, kann es vorkommen das man erkennt, dass die jeweiligen Bedürfnisse, Wünsche, Ziele meilenweit auseinander liegen. Der Partner nimmt dies oft so wahr, als wäre der Borderliner, von einem Moment auf den anderen, ein anderer Mensch. Dem ist jedoch nicht so. Der Partner hat sich einfach im Beginn der Beziehung selbst im Borderliner erkannt, oder zumindest die Idealvorstellung seines Ichs.

Diese Wunschvorstellungen, kombiniert mit Spiegelung, machen Borderliner, auf den ersten Blick, als Partner für eine Beziehung ungemein attraktiv . Man sieht dabei jedoch nie die wirkliche Persönlichkeit des Betroffenen, sondern ein Abbild eben dieser eigenen Bedürfnisse.

So ist es nicht verwunderlich, dass ein Borderliner von anderen unterschiedlich wahrgenommen wird. Die einen sehen eine lebenslustige, unbeschwerte Person die scheinbar frei und kompromisslos ihr Leben lebt und damit glücklich zu sein scheint. Wieder andere sehen eine traurige, depressive, verletzte Persönlichkeit, die gerettet werden muss. Dies hängt auch damit zusammen das Borderliner ihre verletze Seele ungern zeigen. Sie leben hinter Masken, hinter Schutzmauern was oft damit zusammenhängt, dass sie i.d.R. verlassen werden wenn sie zeigen, wie zerbrochen sie in Wirklichkeit sind.

Wenn sich Angehörige/Partner in Therapie begeben, oder in Selbsthilfegruppen Hilfe suchen, werden sie relativ schnell mit der Frage konfrontiert werden: „Wo waren deine eigenen Anteile?“ oder „was sind deine Eigenanteile?“

Hinter dieser Frage steckt nicht die Herausforderung sich selbst die Schuld am Scheitern der Beziehung zu geben. Ebenso wenig beinhaltet diese Frage den Versuch einem eine Krankheit oder Störung einzureden, auch wenn diese natürlich vorliegen können (=Komplementärstörung).

Diese Frage ist einfach eine andere Bedeutung der eingangs erwähnten Frage: „Warum habe ich mich ausgerechnet in einen Borderliner verliebt?“ Hier könnte man sich zum Beispiel dahin gehend Hinterfragen:

  • Was spiegelte mir der Borderliner? Welche eigenen Wünsche, Hoffnungen, Bedürfnisse sprach er an und warum glaubte ich, dass der Partner dies mir geben kann?
  • Warum hielt/halte ich so intensiv an der Beziehung fest, wenn ich doch das Gefühl habe es tut mir nicht gut?
  • Liebte ich wirklich die Person? Oder liebte ich die Gefühle, Wünsche, Hoffnungen die mir durch den Borderliner gegeben wurde?

Eine Antwort dafür könnte zum Beispiel sein das man ein übersteigertes Bedürfnis hat, anderen zu helfen. Oft steckt hinter diesem Wunsch das Bedürfnis gebraucht zu werden, oder für etwas gut zu sein. Man kann jedoch ein wertvoller, liebenswerter Mensch sein ohne sofort eine Retter-Rolle zu übernehmen.

Eine Lösung könnte in dem Fall sein an seinem Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein zu arbeiten.

Ebenso häufig wie die Frage „Was sind deine Anteile?“ werden Angehörige/Partner oft mit der Aufforderung „Bleib bei Dir!“ konfrontiert.

Hinter diesem Satz steckt ebenfalls kein Vorwurf. Die Unterscheidung von und Eigen- und Fremdanteilen und Eigen- und Fremdverantwortung ist schwierig und man schenkt dem ganzen selten die Aufmerksamkeit, die es vielleicht verdient. Doch gerade in gescheiterten Beziehungen kann diese Betrachtung helfen um sich besser abgrenzen zu können.

Bei sich bleiben bedeutet, dass man Ursachen/Lösungen nicht im Gegenüber sucht, sondern bei sich selbst. Eben dafür kann eine gescheiterte Borderline-Beziehung auch eine große Hilfe sein. Schließlich wurden dort die eigenen Wünsche, Hoffnungen, Bedürfnisse gespiegelt.

 

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Die frei flottierende Angst von Borderlinern

Borderline: frei flottierende Angst
Borderline: frei flottierende Angst

Angst ist ein notwendiger und normaler Affekt. Sie hat die wichtige Aufgabe, als ein die Sinne schärfender Schutzmechanismus, bei tatsächlicher oder vermeintlicher Gefahrensituation eine angemessene Gegenreaktion (etwa Flucht) einzuleiten. Angst kann sowohl bewusst als auch unbewusst wirken und ist die gelernte Verbindung von spezifischen Hinweisreizen in Ereignissen und deren schädlichen Konsequenzen. Das emotionale Gedächtnis spielt hierbei eine wichtige Rolle.

In leichteren Graden tritt Angst als Gefühl, noch etwas tun zu müssen, etwas noch nicht fertig zu haben, als Gefühl des Suchens, des Klarwerden Mögens auf.

Jeder Mensch kennt Ängste, darum reagiert man auch oft überrascht auf die heftigen Angst-Reaktionen von Borderlinern, die extrem übersteigert scheinen. Von einem Moment auf den anderen reagiert der Borderliner extrem impulsiv, abweisend und panisch. Oft ist dafür kein, von aussen sichtbarer, Grund vorhanden.

Ursache für diese plötzlichen Stimmungswechsel sind die frei flottierenden Ängste, unter denen Borderliner leiden. Unter „Frei flottierende Angst“ wird jene Angst bezeichnet, die ohne erkennbaren Grund von einer Sekunde auf die andere eintritt.

 

Die (frei flottierende, diffuse) Angst ist der zentrale Affekt bei Borderline-Störungen.

Birger Dulz

 

Diese Ängste übersteigen „normale“ Angstzustände extrem und gehen eher in Richtung Panikattacken, vergleichbar mit dem Gefühl des Ertrinkens. Nach Volker Faust (1995) grenzt sich die heftige, frei flottierende Angst  gegen die „vielfältigen“ angemessenen „Ängste“ folgendermaßen ab:

  •  die „Unangemessenheit“ der Angstreaktion gegenüber den Bedrohungsquellen
  • die Symptomausprägung, wie Angstintensität, Angstpersistenz, abnorme Angstbewältigung und subjektiver und körperlicher Beeinträchtigungsgrad.

Die frei flottierende Angst wird als unvermeidbar, unkontrollierbar, von existentieller Bedrohlichkeit wahrgenommen und löst beim Betroffenen impulsive Abwehrmechanismen aus.

Angehörige und Partner nehmen sie bei Borderlinern i.d.R. als heftige unangemessene Wut wahr, die gegen sie gerichtet scheint. Otto Kernberg sah in dieser Wut sogar den zentralen Aspekt der Borderline Persönlichkeitsstörung. Birger Dulz hat 1999 in seiner Antithese für mich nachvollziehbar aufgezeigt das diese Wut jedoch erst durch die frei flottierende Angst ausgelöst wird.

Diese Ängste sind bereits in der frühsten Kindheit entstanden und haben im Laufe der Zeit durch re-traumatisierung an Intensität zugenommen. Sie lösen bei Betroffenen ein so hohes Stressniveau aus, dass ein „gesunder“ Umgang damit schier unmöglich scheint. Auch wenn der Auslöser, soweit er überhaupt wahrnehmbar ist, nichtig erscheint empfindet der Borderliner die Situation, bedingt durch seine Angst als existenzbedrohend und handelt dementsprechend heftig.

Partner von Borderlinern werden mit dieser frei flottierenden Angst besonders häufig in Beziehungen konfrontiert.

 

Wie oben beschrieben treten die Ängste spontan und nicht immer aus ersichtlichem Grund auf, darum gibt es die unterschiedlichsten Einstiegspunkte.

Beispiel:
Der Borderliner befindet sich in einer intensiven, symbiotischen Verbindung und fühlt sich mit seinem Partner emotional verbunden. Alles ist toll…:

  • …dann kommt plötzlich der Gedanke, was passiert wenn sich das nun ändert? Wenn der Partner plötzlich wieder geht und der Borderliner allein mit seinen ganzen Emotionen zurück bleibt? (=Angst vor dem Verlassenwerden)
  • … oder es kommt der Moment wo der Betroffene merkt das man sich so sehr mit dem anderen Menschen verschmolzen fühlt, dass man nicht mehr unterscheiden kann wo man selbst endet und der Partner anfängt (=Angst verschlungen zu werden)
  • …oder dem Partner wird die Intensivität zu viel, was anfangs noch schön war, wird viel zu fordernd und er wünscht etwas mehr Eigenständigkeit, was der Betroffene als Bedrohung wahrnimmt. (= Angst vor dem Verlassen werden)
  • … oder der Betroffene merkt, dass ihm die Nähe zu viel wird, dass er Abstand braucht und den Partner als klammernd wahrnimmt. (= Angst vor dem Verschlungen werden)
  • …oder der Partner konfrontiert den Betroffenen mit Dingen, die er an ihm wahrnimmt. (=Angst vor dem Verschlungen werden + Angst vor dem Verlassenwerden gleichzeitig)
  • … oder viele andere Gründe die diese, oder ähnliche Ängste auslösen.

Diese frei flottierende Angst kann leider nicht ausgeredet und somit beseitigt werden. Sie ist ständiger Begleiter des Borderliners und bleibt das auch.  Echtes Vertrauen wird in der Regel nicht da sein. Zumindest nicht in dem Maße wie andere Menschen das kennen. Dazu sind Borderliner aufgrund ihres bereits Früh entwickeltem Misstrauen nicht fähig. Sind die Ängste mal da, fressen sie sich tief in einen rein… hier kommt es nun darauf an, wie gut man mit ihnen umgehen kann. Manche Betroffene können diese Ängste besser aushalten, manche schlechter. Und die Reaktion darauf ist auch sehr unterschiedlich. Fast ebenso unterschiedlich wie die Gründe warum die Ängste kommen.

Ausgelöst durch diese frei flottierende Angst entsteht evtl. beim Betroffenen das Gefühl,  dass die Beziehung im Rückblick gar nicht so toll ist, wie zunächst angenommen, bzw. es fühlt sich auch nicht toller an als der Rest des Alltags. So gesehen gibt es dann für ihn auch keinen Grund, die Beziehung zu erhalten. Im Gegenteil, durch Trennung beseitigt der Borderliner scheinbar die Ursache für die in ihm entstandenen, existenzbedrohenden Ängste.

Meist geht dem aber ein großer Zwiespalt voraus. Eine extreme Zerrissenheit, wo der Betroffene zwischen dem Gefühl „ich muss weg“ und „ich muss bleiben“ hin und her gerissen wird. Dieser Zustand ist garstig. Dies ist der Moment wo man das Außenstehender das Gefühl hat, der Borderliner wechselt alle Minute seine Stimmung… das ist ja auch so.

Sehr häufig kommt es dann wirklich zur Trennung, weil dieses Gefühl der Zerrissenheit nicht auszuhalten ist und eine Trennung als einzige Möglichkeit erkannt wird, die er wirklich selbst beeinflussen kann.

 

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Borderline Symptom: Die Angst davor verlassen zu werden.

 

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Dr. Birger Dulz: Wut oder Angst – welcher Affekt ist bei Borderline-Störungen der zentrale?

Prof. Dr. med. Volker Faust: Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS)

 

Borderline Fragen und Antworten Teil I.

1.)    Können Borderliner Lieben?

Ja, sie können! Sie lieben sogar mehr als es gut für sie ist. Wenn sich ein Borderliner emotional an einen Partner bindet wird er regelrecht von Gefühlen für diese Person überschwemmt. Der Partner wird zum Zentrum alles seins und der Betroffene wünscht sich die innigste Verbindung die möglich ist. Diese Liebe ist jedoch für ihn auch seine größte Gefahr, denn nach kurzer Zeit stellen sich unglaubliche Ängste ein, die der Borderliner als existenzbedrohend empfindet. (mehr dazu hier)

2.)    Verletzen Borderliner ihre Partner absichtlich?

Nein! Borderliner gehen aus genau den selben Gründen Beziehungen ein, wie jeder andere Mensch auch. Er sehnt sich nach Liebe, Zuneigung und Nähe. Bei jeder Beziehung ist er davon überzeugt, dass es sich um die eine echte Liebe handelt, die ein Leben lang hält und in der er Glücklich bis ans Lebensende sein kann. Leider stehen ihm in diesem Wunsch seine existenzbedrohenden Ängste im Wege, die nach kurzer Zeit während der Symbiose auf ihn einwirken.

  • Die Angst davor Verlassen zu werden.
  • Die Angst Verschlungen zu werden oder alleine nicht mehr existieren zu können.

… sind die häufigsten und mächtigsten Ängste, unter denen ein Borderliner leidet. Auch wenn der Borderliner weiter extrem liebt, lösen diese Ängste eine unglaubliche Zerrissenheit aus. Der Wunsch, die Symbiose weiter zu führen und Fluchtreflexe lösen sich ständig ab. Häufig kommt es aus diesem Grund zu Trennungen, weil es die einzig mögliche Lösung scheint diese Zerrissenheit zu beenden. Oft nehmen Partner diese Trennungen als Ende der Liebe wahr, was jedoch meist nicht stimmt. Der Borderliner versucht durch Abwertung eine Spaltung zu erreichen, in dem er sich emotional vom Partner löst. Diese Trennungen sind so hart und heftig, dass der verlassene Partner häufig annimmt, der Borderliner hätte ihnen die Liebe vorgetäuscht, ihn belogen. Wie bei jedem anderen Menschen auch gibt es auch unter Borderlinern „schwarze Schafe“, die das vielleicht wirklich tun. Dies ist jedoch nicht Teil der Borderlinestörung, sondern eine Frage des Charakters.

3.)    Gehen Borderliner immer Fremd? Gehen sie immer von einem Partner zum nächsten?

Auch hier kann man nicht ausschließen, dass dies passiert. Aber auch das kann man nicht über alle Borderliner stülpen. Es gibt gesunde Menschen die das tun, es gibt Borderliner die das tun. Promiskuität ist eine bekannte Form von selbstschädigendem Verhalten und somit eines der Symptome, das ist richtig. Aber erstens müssen Borderliner nicht alle Symptome der Krankheit aufweisen, zum zweiten bedeuten häufig wechselnde Beziehungen nicht automatisch, dass sie in Beziehungen fremd gehen. Da ein Borderliner auf der Suche nach der totalen Verschmelzung (Symbiose) mit dem Partner ist, ist es eher so, dass man sich einzig auf den Partner konzentriert. Es ist jedoch auf keinem Fall auszuschließen das Borderliner, wenn die Phase der Symbiose vorbei ist, auf der Suche nach neuen Partnern sind. Dies jedoch auf alle Borderliner zu übertragen ist genau so falsch wie die Aussage, alle Borderliner schneiden und ritzen sich.

Viele Betroffene versuchen es sogar zu vermeiden sich zu verlieben, oder Beziehungen einzugehen, da sie dann ihren schlimmsten Ängsten ausgeliefert sind. Zwischen Beziehungen können Jahre liegen.

Je nachdem was der Betroffener als schlimmer empfindet, das Gefühl der Leere oder die Ängste in Beziehungen, ist er offen für Partnerschaften oder eben nicht. Letztendlich kann sich ein Borderliner genau so wenig dagegen wehren sich zu verlieben wie andere Menschen auch. Aber wirklich danach suchen tun erstaunlich wenige.

4.)    Kann man von Borderline sprechen wenn kein selbstverletzendes Verhalten vorliegt?

Ja, selbstverletzendes Verhalten ist eines der Hauptsymptome die ein Borderliner haben kann, aber wie alle nicht zwingend haben muss. Es gibt erstaunlich viele Betroffene die nie auf selbstverletzendes Verhalten zurückgegriffen haben, oder dies Verhalten im Laufe der Zeit ablegen. Andersrum ist es wahrscheinlicher das Menschen die sich selbst verletzen an Borderline leiden. Jedoch gibt es in der Entwicklung eine Phase wo auch gesunde Menschen gelegentlich auf Selbstverletzung zurück greifen. Als einziges Symptom ist dies für eine gefestigte Borderline-Diagnose auf keinem Fall ausreichend. Genau so wenig kann man eine Borderlinestörung nicht ausschließen nur weil sich der Betroffene nie selbst verletzt hat.

5.)    Sind Borderliner immer auch Narzissten?

Nein, die Borderlinestörung ist unabhängig von pathologischem Narzissmus zu betrachten. Es gibt sogar etliche deutliche Unterschiede zwischen den beiden Persönlichkeitsstörungen.

Borderline kommt jedoch selten alleine vor. Meist gibt es sogenannte Komorbiditäten (Begleiterkrankungen) zu denen auch Narzissmus zählt. Narzissmus ist häufig eine Komorbidität. Aber nicht mal DIE häufigste. Meiner Meinung nach ist ein Borderliner der zusätzlich auch an Narzissmus leidet, stabiler als andere, da sie ein gefestigteres Selbstbild besitzen, selbst wenn dieses Selbstbild wenig mit der Realität zu tun haben muss. Ich behaupte z.B. Kurt Cobain würde noch Leben wenn er zu seiner Borderlinestörung noch an pathologischen Narzissmus gelitten hätte. Diese These von mir begründe ich mit seinem Abschiedsbrief, den er hinterlassen hat. Er geht darin genau auf diese Problematik ein.

6.)    Sind Borderliner immer auch depressiv oder leiden an Essstörungen?

Nein, eben so wie bei Narzissmus bei Punkt 5.) handelt es sich dabei um eine häufig vorkommende Komorbidität, nicht um ein Symptom von Borderline.

7.)    Vergessen Borderliner wirklich alles, was sie in einer Beziehung erlebt haben?

Nein, im Gegenteil! Borderliner haben i.d.R. sogar ein Elefantengedächtnis. Es kommt häufig vor, dass sie sich noch an Sätze erinnern können, die vor Jahren mal gefallen sind. Negative Erinnerungen werden jedoch gerne verdrängt, oder durch andere Abwehrmechanismen aus dem Bewusstsein gestrichen, doch können sie sich sehr genau an Momente, oder Situationen erinnern.

Was ihnen jedoch meist fehlt, ist das Emotionale Gedächtnis. Das ist ein großer Unterschied. Gedächtnis und Erinnerung ist eine rein kognitive Fähigkeit, die geistige Fähigkeiten voraussetzt. Das Emotionale Gedächtnis betrifft die emotionale Ebene und darauf haben Borderliner häufig keinen Zugriff.

8.)    Sind Borderliner Psychopathen?

Nein. Es handelt sich dabei um vollkommen unterschiedliche Störungsbilder.

9.)    Haben Cluster-B Störungen alle die selben auswirkungen?

Nein. Es kommt zwar evtl zu Überschneidungen bei den Symptomen, aber es handelt sich um sehr individuelle Störungen, die sich schwer miteinander vergleichen lassen. Unter Cluster B – Störungen fasst man schlicht Persönlichkeitsstörungen zusammen die dramatisches, emotionales oder launenhaftes Verhalten aufweisen und unterscheiden sich hauptsächlich in ihrem Strukturniveau von Cluster A und C. Die Einteilung in Cluster wurde von der amerikanischen Psychologie übernommen und gilt als umstritten. Die Trennung der Cluster lassen sich empirisch nicht bestätigen (Livesley et. al., 1989). Außerdem fanden sich bei verschiedenen Studien (Loranger et al. 1994; Bronisch und Mombour 1994) häufige Mehrfachdiagnosen einzelner Persönlichkeitsstörungen, die die Clustereinteilungen überschreiten (Bronisch 1992) während andere Persönlichkeitsstörungen des selben Clusters deutlische Unterschiede zeigen. Ein gutes Beispiel für Clusterübergreifende Komorbidität ist die Kombination Borderline – abhänige/dependente Persönlichkeitssörung die relativ häufig auftritt.

10.) Wollen Borderliner ihre Partner finanziell ausnehmen oder sich aushalten lassen?

Nein! Meist ist das Gegenteil der Fall. Eine der Grundängste, die in der Borderlinestörung auftritt, ist die Angst vor Kontrollverlust. Was bedroht meine Autonomie mehr als finanzielle Abhängigkeit? Im Gegenteil sind Borderliner häufig äußerst erfolgreich in ihrem Beruf und versuchen eher ihre Partner von sich finanziell, existenziell Abhängig zu machen. Neben der Angst vor Kontrollverlust wird so auch die Angst vor dem Verlassenwerden gemindert. Es gibt sicher auch Ausnahmen, die sich wirklich finanziell aushalten lassen, doch handelt es sich dabei aus oben genannten Gründen eher um die deutliche Minderheit. Das kommt sogar bei „Gesunden“, bedingt durch das immer noch weit verbreitete gesellschaftliche Rollenmodell des Mannes als Versorger, häufiger vor.

 

Borderline Fragen und Antworten Teil II

Borderline Fragen und Antworten Teil III

Borderline Fragen und Antworten Teil II.

11.)    Haben Borderliner wirklich keine empathischen Fähigkeiten?

Hier ist es schwierig eine Antwort zu finden. Borderliner haben meistens sehr früh gelernt Empfindungen anderer wahrzunehmen. Es war i.d.R. sogar notwendig, um ihr Überleben zu sichern. Wenn man Empathie nur als Fähigkeit betrachtet, Emotionen beim Gegenüber wahrzunehmen, sind sie also sogar überdurchschnittlich ausgeprägt empathisch. Partner nehmen das meist wahr, indem der Borderliner sehr genau weiß, was der Partner wünscht. Gerade am Anfang einer Beziehung ist diese Fähigkeit besonders spürbar und macht die Beziehung so einzigartig intensiv. Was jedoch, gerade nach der Phase der Symbiose, fehlt ist die Fähigkeit Mitgefühl zu empfinden. Dafür sind eigene Emotionen nötig und auf die haben Betroffene oft keinen Zugriff. Es kann auch vorkommen das sie so viel Emotionen von Mitmenschen aufnehmen, dass sie damit überfordert sind und sich deswegen davor schützen indem sie sich rabiat abgrenzen.

12.)    Leiden Borderliner nach Trennungen?

Auch wenn das nach außen hin gerne so scheint, entspricht es nicht unbedingt der Wahrheit. Borderliner leiden natürlich unter gescheiterten Beziehungen. Jedoch gibt es deutliche Unterschiede. Einer Trennung geht meist eine bestimmte Zerissenheit voraus, in dem der Betroffene ständig zwischen dem Wunsch nach Nähe und dem Wunsch nach Distanz hin und her geworfen wird. Eine Trennung ist meist eine kurzfristige Möglichkeit diesen Druck, der durch die Zerissenheit entsteht zu lindern. Durch die Trennung ist der Schmerz, den diese Zerissenheit ausgelöst hat, erst mal beseitigt und man fühlt sich frei. Jeder Versuch von verlassenen Partnern in dieser Phase eine Änderung herbeizuführen, ist unweigerlich zum Scheitern verurteilt. Es nützt nicht an gute Zeiten zu appelieren, denn der Betroffene hat als Letztes nur die Anspannung durch diese Zerissenheit in Erinnerung und empfindet eine Wideraufnahme der Verbindung als Bedrohung. Wenn jedoch eine gewisse Distanz hergestellt ist, kommt es sehr wohl zu einem Gefühl des Verlustes, das je nach Ausprägung sehr heftig ausfallen kann. Es kommt häufig vor, dass im Borderliner in dieser Phase der Wunsch entsteht die Beziehung wieder aufzunehmen. Dieser Wunsch ist aber nicht unbedingt beständig.

13.)    Melden sich Borderliner immer nach Trennungen = Ping ?

Es kommt häufig vor, aber ist nicht immer der Fall. Wie unter Punkt 12.) beschrieben kann der Wunsch die Beziehung wieder aufzunehmen entstehen. Es kann auch sein das man, um seine Spaltung aufrecht erhalten zu können, Kontakt zum Ex-Partner aufnimmt, um Anfeindungen und Hass zu spüren. Dies sind Emotionen die dem Borderliner sehr vertraut sind und mit denen er gut umgehen kann. Es gibt jedoch zahlreiche Gründe, warum eine Trennung und der damit verbundene Kontaktabbruch dauerhaft ist.

  • Es ist ein neuer Partner da, der nun die ganze Aufmerksamkeit bekommt.
  • Der Borderliner fühlte sich vom Partner so erdrückt, dass man sich ohne Kontakt freier fühlt.
  • Aus Schuldgefühlen schämt sich Borderliner zu sehr, um mit dem Ex-Partner in Kontakt zu treten.
  • Der Borderliner empfindet den Partner als Bedrohung.
  • Der Borderliner versucht sich selbst zu stabilisieren und ist deswegen in seiner Konzentration einzig und allein bei sich.

 14.)    Wollen Borderliner ihre Ex-Partner verletzen?

Das kann wirklich vorkommen. Vor allem wenn der Betroffene Hass und Erniedrigung entgegengebracht bekommen will, um Bestätigung für seine Abwertung und die Entscheidung sich zu trennen sucht. Es fällt Borderlinern leichter sich zu trennen, wenn eine Beziehung in Hass auseinander geht. Der Grund dafür ist, dass Hass eine ebenso starke Emotion wie Liebe ist. Hass verbindet und auch nach einer Trennung sucht der Betroffene einen Weg zu seinen Gefühlen. Meistens ist es jedoch so, dass Borderliner nach einer Trennung erst mal mit sich selbst beschäftigt sind. Die Trennung erfolgt ja gewöhnlich aus einer existenziellen Not heraus. Darum ist der Borderliner, die erste Zeit der Trennung, damit beschäftigt sich selbst zu stabilisieren. Ex-Partner nehmen dieses Verhalten häufig als eiskalten Egoismus wahr, was es auf gewisse Weise auch ist. Der Betroffene hat dabei aber weniger die Verletzung des Ex im Sinn, als vielmehr sein eigenes Überleben zu sichern. Gerade der verlassene Partner ist in der Anfangszeit der frischen Trennung noch sehr mit der Beziehung verhaftet, da er aus Liebe ständig im Gedanken beim Partner ist. Der Betroffene hingegen versucht sich in dieser Zeit selbst zu schützen und beschäftigt sich i.d.R. einzig mit sich selbst. Natürlich ist dieser Unterschied für beide Seiten deutlich wahrnehmbar und sorgt auf beiden Seiten für Unverständnis.

15.) Stellen sich Borderliner immer als Opfer dar?

Wie das Modell des Dramadreiecks wunderbar zeigt, ist die Wahrnehmung in welcher Rolle ich mein Gegenüber sehe davon abhängig, in welcher Rolle des Dreiecks ich mich selbst sehe.

  • Wenn ich mich selbst als Retter empfinde, werde ich mein Borderline-Gegenüber gerne als Opfer sehen, dem ich helfen will.
  • Wenn ich ein Verlassener Partner bin werde ich mich selbst als Opfer des Borderliners sehen und selbigen zum Täter machen.
  • Es kann sogar vorkommen das ich mich selbst schuldig fühle und deswegen mein Borderline-Gegenüber als Opfer deklariere.

Es gibt keine wirkliche feste Rolle in diesem Modell. Sie unterliegt immer einer gewissen Dynamik.

16.) Ist Borderline wirklich unheilbar?

Ja, das stimmt. Wenn man sich jedoch in Therapie begiebt und hart an sich arbeitet, ist es möglich, die Symptome so weit in den Griff zu bekommen, dass sie nicht mehr spürbar auftreten müssen. Allerdings braucht man dafür Geduld. Es dauert einige Jahre bis eine spürbare Verbesserung erkennbar ist.

17.) Wurden alle Borderliner sexuell Missbraucht?

Nein, es ist zwar richtig, dass sexueller Missbrauch im Kindesalter ein Auslöser für Borderline sein kann, es sind jedoch immer mehrere Ursachen warum Menschen eine Persönlichkeitsstörung entwickeln. Es ist ebenso falsch zu behaupten, alle Borderliner wurden missbraucht, sowie, dass alle Missbrauchsopfer Borderliner sind.

18.) Ist Borderline eine reine Frauenkrankheit?

Nein, Borderline wird zwar bei Frauen etwas häufiger diagnostiziert, dies hat aber weniger damit zu tun, dass es sich um eine Frauenkrankheit handelt, sondern das Frauen eher bereit sind, sich in therapeutische Behandlung zu begeben. Derzeit geht man davon aus, dass etwa 1/3 der Betroffenen Männer sind. Berücksichtigt man die Dunkelziffer, die sich aus Scham nicht mit einer Emotional Instabilen Persönlichkeitsstörung auseinandersetzen können, kann man fast von einem Verhältnis von 50:50 ausgehen.

19.) Manipulieren Borderliner?

Ja, dem ist leider so. Allerdings nicht so zielgerichtet und absichtlich wie es gerne behauptet wird. Ursache für die Manipulationen von Borderlinern sind ihre Ängste. So versuchen sie zum Beispiel durch Manipulation zu verhindern, dass sie verlassen werden. Hinter dem Manipulationsverhalten stecken fast immer Existenzängste.

20.) Sind Borderliner unzuverlässig?

Ja, auch das ist leider in bestimmter Weise richtig. Borderliner versuchen festen Vereinbarungen aus dem Weg zu gehen. So fühlen sie sich bei Zusagen häufig unter Druck gesetzt, an dem Termin auch wirklich „funktionieren“ zu müssen. Das mag für „normale“ Menschen schwer nachvollziehbar sein, da ja auch andere Menschen bei der Terminabsprache nicht wissen können, wie es ihnen an diesem Tag geht, doch bei Borderlinern ist die Angst davor zu versagen und einen Termin nicht einhalten zu können so immens, dass sie sich ab dem Zeitpunkt der Absprache massiv unter Druck setzen. Ein weiterer Grund für ihre Unzuverlässigkeit ist ihre Sprunghaftigkeit. Was heute noch eine schöne Sache sein kann, auf die man sich freut, kann Morgen schon ganz anders aussehen. Borderliner sind nicht fähig, die dafür nötige Objektkonstanz zu entwickeln, sondern unterliegen ihrer Impulsivität, was Planungen zusätzlich erschwert. Besser, man plant mit Borderlinern nie länger als maximal 1 Woche im Voraus.

 

Borderline Fragen und Antworten Teil I

Borderline Fragen und Antworten Teil III

   

Borderline Fragen und Antworten Teil III.

21.) Ist Borderline eine Modediagnose?

Diesen Eindruck kann man leicht gewinnen. Borderline ist eine sehr komplexe Störung, die noch dazu selten alleine auftritt. Sie ist sehr schwierig zu diagnostizieren, selbst Fachpersonal wie Psychologen, Psychater, Psychoanalytiker  und Therapeuten fällt eine Diagonse oft schwer und muss über mehrere Sitzungen hinweg erarbeitet werden. Wenn schon Experten Schwierigkeiten haben, eine gesicherte Diagnose zu erstellen, erstaunt es, wie häufig Angehörige oder Partner von Borderline sprechen. Es gibt viele Gründe, warum selbst langjährige Beziehungen plötzlich beendet werden können. Als Beispiel will ich nur die berühmte „Midlife Crisis“ nennen. Auch bei schwierigen, „hässlichen“ Trennungen, muss nicht immer Borderline zu Grunde liegen. Auch auf das „Fremdgehen“ haben Borderliner kein Monopol.

Es ist verständlich, dass Ex-Partner eine logisch greifbare Begründung für das Scheitern ihrer Beziehung suchen. Doch in den seltensten Fällen, handelt es sich dabei wirklich um Borderline. Teilweise kommt es sogar zu „paranioden Symptomen“, in denen jedem Menschen im Umfeld, Borderline „diagnostiziert“ wird.

Ausserdem hört man häufig, dass ein Therapeut/Psychologe anhand von Erzählungen eines Angehörigen, eine Ferndiagnose stellt. Wenn man betrachtet, dass Therapeuten, die mit Borderlinern arbeiten, mehrere Sitzungen brauchen, um eine gesicherte Diagnose zu stellen, halte ich diese „Ferndiagnosen“ für fragwürdig.

22.) Sind Borderliner dumm/verrückt?

Nein, eine Borderlinediagnose sagt nichts über den Intellekt des Betroffenen aus. Es gibt zwar inzwischen Studien, die eine erhöhte Anzahl an Hochbegabten und ausserordentlicher Kreativität nachweisen, doch ist dies in keiner Weise für alle Borderliner zutreffend. Genau so unterschiedlich ist auch der Erfolg in ihrer beruflichen Tätigkeit. Borderline zieht sich durch alle Gesellschaftsschichten.

23.) Gibt es bei Borderlinern wirklich nur Schwarz und Weiß?

Ja, das ist richtig. Borderliner leben nur in den Extremen. Es ist zwar vermutlich so, dass sie wie jeder andere Mensch auch Phasen haben, die man als „grau“ bezeichnen könnte, also eine „Mitte“ haben, doch sie können diese nicht spüren. Diese „Mitte“ fehlt ihnen komplett in ihrer Wahrnehmung. Die heftigen Schwankungen zwischen den Extremen, sind ebenfalls damit zu erklären. Da sie nur Extreme wahrnehmen können, merken sie erst, dass ihre Stimmung kippt, wenn die Toleranzgrenze überschritten ist. Es ist ihnen dadurch nicht möglich warnend auf ihre Schwankungen hinzuweisen. Wenn sie die Gefühle warnehmen befinden sie sich bereits auf höchstem Emotionslevel.

24.)    Als letztes fasse ich mehrere Mythen zusammen, die keiner tieferen Betrachtung dürftig sind.

Borderliner haben kein Gewissen: Sie haben ein eben so ausgeprägtes Gewissen, wie andere Menschen auch. Ich kenne sogar einige (mich eingeschlossen), die an einem übertriebenen/überzeichneten Gerechtigkeitssinn/Gewissen leiden.

Borderliner haben keinen Körpergeruch: Wie ulkig ist das denn? Ich wäre glücklich wenn dem so wäre, vor allem nach dem Sport. Borderliner duften/stinken wie jeder andere Mensch auch.

Borderliner dürfen nicht Autofahren: Bin seit 1991 im Besitz meiner Fahrerlaubnis und unfallfrei und ich bin keine Ausnahme. Die absolute Mehrheit der mir bekannten Borderliner fahren Auto.

 

Zusammenfassend kann man sagen, dass es DEN Borderliner als Prototyp nicht gibt. Borderlinepersönlichkeiten sind genau so individuell, wie alle anderen Menschen auch. Natürlich leiden sie an Symptomen, die es überhaupt erst möglich machen eine Diagnose zu stellen. Was bei allen Betroffenen der Auslöser ist, sind die frei flottierenden Ängste, doch wie sich diese Ängste bemerkbar machen und wie der Betroffene damit umgeht, ist äußerst unterschiedlich.

Borderliner sind zu aller erst einmal Menschen, auch wenn das ihnen gerne abgesprochen wird. Borderline ist eine Krankheit, die sie sehr beeinflusst, aber niemals einzig und allein ein Abbild ihres Charakters ist. Die Störung beeinflusst auf gewisse Weise den Charakter eines Betroffenen, ist jedoch nicht ausschließlich für jedes Verhalten, dass er zeigt verantwortlich. Es ist mir ein Anliegen deutlich zu machen, dass nicht jedes Verhalten eines Borderliners repräsentativ für alle Borderliner ist.  Wenn man unhaltbare Behauptungen über eine Gruppe von Menschen trifft, handelt es sich nicht um Erkenntnis, sondern um Diskrimminierung.

Genauso wenig wie Borderline als Freibrief für jede schlechte Eigenschaft eines Betroffenen hergenommen werden darf, ist es in der heutigen Zeit nicht angebracht aufgrund des Fehlverhaltens eines Betroffenen, über alle eine Generalschuld auszusprechen.

Auf gut Deutsch: Nur weil Ihr Expartner Borderliner war und sich wie ein „Arschloch“ aufgeführt hat, bedeutet das nicht, dass sich alle Betroffenen wie „Arschlöcher“ benehmen.

Borderline Fragen und Antworten Teil I

Borderline Fragen und Antworten Teil II

Abwehrmechanismen von Borderlinern

Infolge von Ängsten, oder weil sie unfähig sind bestimmte emotionale Überforderung anders zu lösen, greifen Borderline-Betroffene häufig auf psychodynamische Abwehrmechanismen zurück.

Die bekanntesten Abwehrmechanismen auf die Borderliner zurückgreifen sind:

Borderline - Abwehrmechanismen
Borderline – Abwehrmechanismen

Abwehr ist für gewöhnlich ein unbewusster Prozess, der gefährliche, peinliche, schmerzliche und unerträgliche innere Vorgänge und Konflikte dem Bewusstsein fern hält. Durch den Umweg über Symptombildungen, durch „schlechte Kompromisse“ und Scheinlösungen wird dem Bewusstsein nur ein kleiner Teil des Konfliktes bewusst. Es gehört zur Natur von Borderlinern, dass sie sich diesem Selbstschutz nicht bewusst sind und ihre Existenz von der betroffenen Person geleugnet oder sogar aggressiv abgelehnt wird, selbst wenn sie aktiv darauf zurückgreifen.

ABWEHR IST NICHT KRANKHAFT: Könnten wir ständig unsere inneren Konflikte und triebhaften Motive wahrnehmen, würde dies die Handlungsfähigkeit enorm einschränken. Im Moment der spontanen Handlung ist sich kaum ein Mensch seiner wahren Motive voll bewusst. Fragt man im Nachhinein nach den Gründen für eine Handlung, erhält man zwar Erklärungen, die plausibel klingen, diese werden aber erst im Nachhinein „zusammengedichtet“ (rationalisiert).

Abwehr ist also ein sehr kreativer und wichtiger Prozess. Das wurde auch in der psychoanalytischen Theoriebildung früh erkannt. Anfänglich empfand Sigmund Freud, der Begründer der Psychoanalyse, die Abwehr jedoch als störend, weshalb er für diesen Mechanismus ein Wort gewählt hat, das auch heute noch viele Hörer oder Leser als negativ empfinden. Bald darauf erkannte er, dass die Abwehr ein kreativer, normaler und gesunder Vorgang ist. Alle psychischen Vorgänge und Verhaltensweisen (Hobby, Tagträumerei, großes berufliches oder soziales Engagement) sind zu einem gewissen Teil als Abwehr (oder zur Heilung?) innerer Konflikte ins Leben gerufen. Es handelt sich also um einen wichtigen Motor des individuellen, kulturellen, wirtschaftlichen und sozialen Lebens.

Wenn ein Abwehrmechanismus allerdings starr und immer wieder angewandt und dadurch die geistige Beweglichkeit eingeschränkt wird und eine Person in ihrem Leid verharrt, wirkt die Abwehr symptomfixierend und ist Ausdruck einer psychischen Störung. Bei Borderlinern ist dies der Fall.

Es gibt selbstverständlich noch weitere Abwehrmechanismen, auf die ich hier jedoch nicht weiter eingehe. Wen es interessiert findet auf dieser Seite des Borderline-Spiegels weitere Beispiele.
 

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Spaltung

Der Wechsel von Idealisierung und Entwertung wird in der Psychoanalyse als SPALTUNG bezeichnet. Gemeint ist damit ein frühkindlicher Abwehrmechanismus, der von Borderline-Persönlichkeiten sowohl bewusst als auch unbewusst zur Verarbeitung belastender Situationen eingesetzt wird.

Borderline: Spaltung
Borderline: Spaltung

Borderliner können ambivalente und vieldeutige Affekte nicht zeitgleich wahrnehmen. In einem Moment kann nur ein Affekt akzeptiert und nur eine einzige dazu passende Kognition wahrgenommen werden. So wird eine Bezugsperson beispielsweise als ausschließlich liebevoll und beschützend empfunden und bewertet, obwohl die Beziehungserfahrung mit dieser Person auch andere Qualitäten enthält. Zu einem anderen Zeitpunkt wird die gleiche Person dann ausschließlich als angsteinflößend, verächtlich und störend wahrgenommen. Die Spaltung ist verantwortlich für die emotionale und kognitive „Schwarz-Weiss-Malerei“ die charakteristischerweise bei Borderline-Störungen zu finden ist. Eine zeitliche Integration verschiedener Gefühle, kognitiver Bewertungen, Intentionen, Imaginationen usw. ist darum nicht möglich.

Auch bei gesunden Menschen kann es in besonderen Krisensituationen zu Spaltung kommen, bei Borderlinern besteht dieser Abwehrmechanismus jedoch dauerhaft. Spaltung sichert das psychische Überleben und war in der Entwicklung bei Betroffenen einst eine wichtige Strategie um Ihre Existenz zu sichern. Während gesunde Menschen jedoch in ihrer Entwicklung irgendwann reife Abwehrmechanismen entwickeln stehen diese Borderlinern, besonders in Krisen nicht zur Verfügung.
In den ersten Monaten nach der Entbindung erlebt sich ein Kind mit der Mutter als geschlossene Einheit. Es hat noch kein eigenes „Ich“ und sucht deswegen die Verschmelzung (Symbiose). Der nächste Entwicklungsschritt ist der, sich selbst als getrennt von anderen und der Umwelt zu erleben. Gelingt es dem Kind nicht sich selbst als eigenständiges und getrenntes Wesen zu entwickeln, so wird ein Betroffener auch im Erwachsenenalter nicht fähig sein ein eigenständiges „Ich“ zu finden.
Borderline-Persönlichkeiten haben in Ihrer Entwicklung zwar eigene „Ich-Fragmente“ entwickelt, sind jedoch nicht in der Lage zu erkennen, dass ein Mensch gleichzeitig aus guten und negativen Eigenschaften besteht.

Beispiel:
Ein Kind kommt zur einen Elternteil und wünscht sich Schokolade. Wenn es die gewünschte Süßigkeit bekommt wird die Person die das Bedürfnis befriedigt hat idealisiert. Wenn die Schokolade weg ist und das Kind erneut nach Schokolade bettelt und nun nicht bekommt, dann kommt es zur Abwertung. Das kurz davor dem Wunsch nachgegeben wurde ist für das Kind nicht mehr existent.

Ein Borderliner kann nicht erkennen, dass jemand eine Bitte abschlagen kann, aber trotzdem ein liebenswerter Mensch bleibt. Dieser Mechanismus der Spaltung ist eines der wesentlichen Merkmale der Krankheit und dient der Reduzierung von Angst, da die klare Einteilung in gut und böse – schwarz und weiß klare Verhältnisse schafft und somit innere Unruhe minimiert.
In der Idealisierungsphase wird ein Mensch als ausschließlich gut wahrgenommen. Eine neue Partnerin/ ein neuer Partner wird als Rettung wahrgenommen. Es wird versucht eine Verschmelzung wie damals mit der Mutter herzustellen. Diese intime, intensive Beziehung (Symbiose) sorgt dafür, dass sich der Betroffene als „ganz“ empfindet und nur dann ist er fähig positive Gefühle zu erleben. Dieses Gefühl besteht so lange bis Eigenschaften wahrgenommen werden die nicht dem idealisierten Bild entsprechen und es ins Gegenteil kippt. Der Borderliner reagiert auf diese neue Situation mit völliger Entwertung anstatt es ins bisher durchweg positive Bild der Partnerin/des Partners zu integrieren und zu akzeptieren.

Der borderlinetypische Abwehrmechanismus Spaltung wird meist mit anderen Schutzmechanismen, wie Verdrängung, Verleugnung, Projektion und projektive Identifikation angewendet.

 

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projektive Identifikation

Der PROJEKTIVEN IDENTIFIKATION geht grundsätzlich immer eine Projektion voraus. Der große Unterschied besteht darin, dass das Gegenüber bei der projektiven Identifikation (unbewusst) so beeinflusst wird, dass es die projizierten Erwartungen erfüllt. Diese anderen Personen spüren dann die Affekte oder Konflikte so in sich, als wären sie ihre eigenen. Während bei der Projektion also die Person, die als Projektionsfläche dient, die Affekte nicht oder nicht in diesem Ausmaß spürt, wird bei der projektiven Identifikation die Affekte der abwehrenden Person deutlich spürbar und erzeugen einen gewissen Handlungsdruck bei der Bezugsperson.

Borderline: Abwehrmechanismus - projektive Identifikation
Borderline: Abwehrmechanismus – projektive Identifikation

Borderliner greifen zum Selbstschutz häufig auf projektive Identifizierung zurück. Dabei werden eigene, vorwiegend aggressive Anteile auf den Partner projiziert. So wird zum Beispiel der eigene Hass dem Gegenüber unterstellt und oft auch dazu gebracht, dass die Person den projektierten Hass selbst empfindet und dementsprechend handelt. Typisch ist, dass der Borderliner durch unmittelbaren Druck oder durch eigenes Verhalten (die genau jene Gefühle und Impulse im anderen auslösen) versucht, das erwartete Verhalten beim anderen durch Manipulation zu bewirken. Der Borderliner kann sich somit als „Opfer“ der Aggression des Partners sehen und schützt sich dadurch vor den Schuldgefühlen der eigenen Aggression.

Beispiel: Ich kann mit Schuldgefühlen nicht umgehen und versuche deswegen das Scheitern einer Beziehung der anderen Person zuzuschieben bis sich die Person auch selbst Schuldig fühlt.

Die Projektive Identifikation gehört zum normalen Schutzmechanismus des frühkindlichen Bewusstseins. Je mehr sie jedoch bis ins Erwachsenenalter überdauert, desto problematischer wird sie. Der Gebrauch der projektiven Identifikation ist nicht auf Borderliner beschränkt. Ohne sich dessen bewusst zu sein, neigen auch normale Erwachsene dazu, zur Erfüllung eigener psychischer Belange anderen gegenüber eine gewisse Erwartungshaltung einzunehmen.

In der Idealisierung handelt es sich beim erwarteten Verhalten meist um positive Zuwendung. In der Abwertung ist jedoch der Impuls, zu kritisieren, zu verachten oder herabzusetzen dominanter.

 

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Projektion

Bei der PROJEKTION werden eigene Konflikte, Ängste, problematische und abgelehnte Charakterzüge, Aggressionen und anders bei der eigenen Person verleugnet und stellvertretend bei anderen „erkannt“ und bei ihnen kritisiert und thematisiert.

Borderline: Abwehrmechanismus - Projektion
Borderline: Abwehrmechanismus – Projektion

Durch Projektion vermindert man Konflikte, die eigentlich in einem selbst entstehen und wirken. Borderliner setzen diesen Abwehrmechanismus ein um das Bild von sich selbst übersichtlich und widerspruchsfrei zu erhalten, da sie mit diesen Impulsen bei sich nicht umgehen können. Da ihnen eine Auflösung des eigenen Konfliktes nicht möglich ist, oder sie es sich rational nicht erklären können warum sie so fühlen projizieren sie, bevor sie durch die heftigen Gefühlsregungen in Not geraten. Die Wahrnehmung des Gegenüber wird dadurch jedoch stark verzerrt. Negative Impulse, die man an sich selbst nicht wahrhaben will, werden auf andere übertragen, was eine Abwertung für die meist folgende Spaltung vereinfacht.

Beispiel: Ich fühle eine Aggressivität in mir die mir unangenehm ist. Da ich diese Aggressivität in mir ablehne schiebe ich sie meinem Gegenüber zu und empfinde somit ihn als aggressiv.

Die Projektion könnte ein gutes Mittel der Selbsterkenntnis sein. Was uns an anderen Menschen am meisten stört (wütend macht, aufregt, „nervt“…) und was wir bei ihnen treffsicher analysieren, ist mit großer Wahrscheinlichkeit eine Projektion. Oft projizieren wir auf solche Personen, die uns in den Aspekten, die wir kritisieren, ähnlich sind – ohne dass wir dies überhaupt bemerkten.

 

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