Borderline Fragen und Antworten Teil II.

11.)    Haben Borderliner wirklich keine empathischen Fähigkeiten?

Hier ist es schwierig eine Antwort zu finden. Borderliner haben meistens sehr früh gelernt Empfindungen anderer wahrzunehmen. Es war i.d.R. sogar notwendig, um ihr Überleben zu sichern. Wenn man Empathie nur als Fähigkeit betrachtet, Emotionen beim Gegenüber wahrzunehmen, sind sie also sogar überdurchschnittlich ausgeprägt empathisch. Partner nehmen das meist wahr, indem der Borderliner sehr genau weiß, was der Partner wünscht. Gerade am Anfang einer Beziehung ist diese Fähigkeit besonders spürbar und macht die Beziehung so einzigartig intensiv. Was jedoch, gerade nach der Phase der Symbiose, fehlt ist die Fähigkeit Mitgefühl zu empfinden. Dafür sind eigene Emotionen nötig und auf die haben Betroffene oft keinen Zugriff. Es kann auch vorkommen das sie so viel Emotionen von Mitmenschen aufnehmen, dass sie damit überfordert sind und sich deswegen davor schützen indem sie sich rabiat abgrenzen.

12.)    Leiden Borderliner nach Trennungen?

Auch wenn das nach außen hin gerne so scheint, entspricht es nicht unbedingt der Wahrheit. Borderliner leiden natürlich unter gescheiterten Beziehungen. Jedoch gibt es deutliche Unterschiede. Einer Trennung geht meist eine bestimmte Zerissenheit voraus, in dem der Betroffene ständig zwischen dem Wunsch nach Nähe und dem Wunsch nach Distanz hin und her geworfen wird. Eine Trennung ist meist eine kurzfristige Möglichkeit diesen Druck, der durch die Zerissenheit entsteht zu lindern. Durch die Trennung ist der Schmerz, den diese Zerissenheit ausgelöst hat, erst mal beseitigt und man fühlt sich frei. Jeder Versuch von verlassenen Partnern in dieser Phase eine Änderung herbeizuführen, ist unweigerlich zum Scheitern verurteilt. Es nützt nicht an gute Zeiten zu appelieren, denn der Betroffene hat als Letztes nur die Anspannung durch diese Zerissenheit in Erinnerung und empfindet eine Wideraufnahme der Verbindung als Bedrohung. Wenn jedoch eine gewisse Distanz hergestellt ist, kommt es sehr wohl zu einem Gefühl des Verlustes, das je nach Ausprägung sehr heftig ausfallen kann. Es kommt häufig vor, dass im Borderliner in dieser Phase der Wunsch entsteht die Beziehung wieder aufzunehmen. Dieser Wunsch ist aber nicht unbedingt beständig.

13.)    Melden sich Borderliner immer nach Trennungen = Ping ?

Es kommt häufig vor, aber ist nicht immer der Fall. Wie unter Punkt 12.) beschrieben kann der Wunsch die Beziehung wieder aufzunehmen entstehen. Es kann auch sein das man, um seine Spaltung aufrecht erhalten zu können, Kontakt zum Ex-Partner aufnimmt, um Anfeindungen und Hass zu spüren. Dies sind Emotionen die dem Borderliner sehr vertraut sind und mit denen er gut umgehen kann. Es gibt jedoch zahlreiche Gründe, warum eine Trennung und der damit verbundene Kontaktabbruch dauerhaft ist.

  • Es ist ein neuer Partner da, der nun die ganze Aufmerksamkeit bekommt.
  • Der Borderliner fühlte sich vom Partner so erdrückt, dass man sich ohne Kontakt freier fühlt.
  • Aus Schuldgefühlen schämt sich Borderliner zu sehr, um mit dem Ex-Partner in Kontakt zu treten.
  • Der Borderliner empfindet den Partner als Bedrohung.
  • Der Borderliner versucht sich selbst zu stabilisieren und ist deswegen in seiner Konzentration einzig und allein bei sich.

 14.)    Wollen Borderliner ihre Ex-Partner verletzen?

Das kann wirklich vorkommen. Vor allem wenn der Betroffene Hass und Erniedrigung entgegengebracht bekommen will, um Bestätigung für seine Abwertung und die Entscheidung sich zu trennen sucht. Es fällt Borderlinern leichter sich zu trennen, wenn eine Beziehung in Hass auseinander geht. Der Grund dafür ist, dass Hass eine ebenso starke Emotion wie Liebe ist. Hass verbindet und auch nach einer Trennung sucht der Betroffene einen Weg zu seinen Gefühlen. Meistens ist es jedoch so, dass Borderliner nach einer Trennung erst mal mit sich selbst beschäftigt sind. Die Trennung erfolgt ja gewöhnlich aus einer existenziellen Not heraus. Darum ist der Borderliner, die erste Zeit der Trennung, damit beschäftigt sich selbst zu stabilisieren. Ex-Partner nehmen dieses Verhalten häufig als eiskalten Egoismus wahr, was es auf gewisse Weise auch ist. Der Betroffene hat dabei aber weniger die Verletzung des Ex im Sinn, als vielmehr sein eigenes Überleben zu sichern. Gerade der verlassene Partner ist in der Anfangszeit der frischen Trennung noch sehr mit der Beziehung verhaftet, da er aus Liebe ständig im Gedanken beim Partner ist. Der Betroffene hingegen versucht sich in dieser Zeit selbst zu schützen und beschäftigt sich i.d.R. einzig mit sich selbst. Natürlich ist dieser Unterschied für beide Seiten deutlich wahrnehmbar und sorgt auf beiden Seiten für Unverständnis.

15.) Stellen sich Borderliner immer als Opfer dar?

Wie das Modell des Dramadreiecks wunderbar zeigt, ist die Wahrnehmung in welcher Rolle ich mein Gegenüber sehe davon abhängig, in welcher Rolle des Dreiecks ich mich selbst sehe.

  • Wenn ich mich selbst als Retter empfinde, werde ich mein Borderline-Gegenüber gerne als Opfer sehen, dem ich helfen will.
  • Wenn ich ein Verlassener Partner bin werde ich mich selbst als Opfer des Borderliners sehen und selbigen zum Täter machen.
  • Es kann sogar vorkommen das ich mich selbst schuldig fühle und deswegen mein Borderline-Gegenüber als Opfer deklariere.

Es gibt keine wirkliche feste Rolle in diesem Modell. Sie unterliegt immer einer gewissen Dynamik.

16.) Ist Borderline wirklich unheilbar?

Ja, das stimmt. Wenn man sich jedoch in Therapie begiebt und hart an sich arbeitet, ist es möglich, die Symptome so weit in den Griff zu bekommen, dass sie nicht mehr spürbar auftreten müssen. Allerdings braucht man dafür Geduld. Es dauert einige Jahre bis eine spürbare Verbesserung erkennbar ist.

17.) Wurden alle Borderliner sexuell Missbraucht?

Nein, es ist zwar richtig, dass sexueller Missbrauch im Kindesalter ein Auslöser für Borderline sein kann, es sind jedoch immer mehrere Ursachen warum Menschen eine Persönlichkeitsstörung entwickeln. Es ist ebenso falsch zu behaupten, alle Borderliner wurden missbraucht, sowie, dass alle Missbrauchsopfer Borderliner sind.

18.) Ist Borderline eine reine Frauenkrankheit?

Nein, Borderline wird zwar bei Frauen etwas häufiger diagnostiziert, dies hat aber weniger damit zu tun, dass es sich um eine Frauenkrankheit handelt, sondern das Frauen eher bereit sind, sich in therapeutische Behandlung zu begeben. Derzeit geht man davon aus, dass etwa 1/3 der Betroffenen Männer sind. Berücksichtigt man die Dunkelziffer, die sich aus Scham nicht mit einer Emotional Instabilen Persönlichkeitsstörung auseinandersetzen können, kann man fast von einem Verhältnis von 50:50 ausgehen.

19.) Manipulieren Borderliner?

Ja, dem ist leider so. Allerdings nicht so zielgerichtet und absichtlich wie es gerne behauptet wird. Ursache für die Manipulationen von Borderlinern sind ihre Ängste. So versuchen sie zum Beispiel durch Manipulation zu verhindern, dass sie verlassen werden. Hinter dem Manipulationsverhalten stecken fast immer Existenzängste.

20.) Sind Borderliner unzuverlässig?

Ja, auch das ist leider in bestimmter Weise richtig. Borderliner versuchen festen Vereinbarungen aus dem Weg zu gehen. So fühlen sie sich bei Zusagen häufig unter Druck gesetzt, an dem Termin auch wirklich „funktionieren“ zu müssen. Das mag für „normale“ Menschen schwer nachvollziehbar sein, da ja auch andere Menschen bei der Terminabsprache nicht wissen können, wie es ihnen an diesem Tag geht, doch bei Borderlinern ist die Angst davor zu versagen und einen Termin nicht einhalten zu können so immens, dass sie sich ab dem Zeitpunkt der Absprache massiv unter Druck setzen. Ein weiterer Grund für ihre Unzuverlässigkeit ist ihre Sprunghaftigkeit. Was heute noch eine schöne Sache sein kann, auf die man sich freut, kann Morgen schon ganz anders aussehen. Borderliner sind nicht fähig, die dafür nötige Objektkonstanz zu entwickeln, sondern unterliegen ihrer Impulsivität, was Planungen zusätzlich erschwert. Besser, man plant mit Borderlinern nie länger als maximal 1 Woche im Voraus.

 

Borderline Fragen und Antworten Teil I

Borderline Fragen und Antworten Teil III

   

Bücher zum Thema Borderline

Ich hasse Dich – verlass mich nicht!

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Autor: Dr. med. Jerold J. Kreisman, Hal Straus ins Deutsche übersetzt von Beate Gorman

Das vermutlich bekannteste Buch zum Thema Borderline. Anhand anschaulicher Beispiele wird erklärt wie sich die Krankheit bemerkbar macht. Es wird dabei sowohl die Seite der Betroffenen, als auch der Angehörigen theamtisiert. Bis vor kurzem hatte ich in der Rezension hier stehen das es nicht mehr ganz auf dem neusten Stand ist, das hat sich mit der neusten Auflage erübrigt. Es wird versucht, die neusten Forschungsergebnisse und Therapieansätze mit einzubringen. Das Buch gilt (zurecht) als Standardwerk zum Thema Borderline, auch wenn ich persönlich andere Bücher besser finde. Darum steht es auch hier an erster Stelle.

Gerade für den Einstieg mit der Thematik Borderline ist das Buch sehr zu empfehlen, auch wenn ich selbst die Meinung habe das dort zu pauschal auf die Symptome eingegangen wird. Man kann sich als Betroffener in dem Buch sehr häufig wiederfinden, doch sollte man als Leser immer im Auge behalten das nicht jeder Betroffene die dort beschriebenen Symptome aufweist und sehr individuell mit der Problematik umgeht.

Manche Betroffene haben beschrieben, dass sie die dort Beschriebenen Fallbeispiele getriggert haben. Darum würde ich es Borderlinern nur bedingt empfehlen. Ich persönlich konnte es gut lesen und wurde davon nicht getriggert, aber denke es ist sinnvoll auf die Möglichkeit hinzuweisen.

 

Zerissen zwischen Extremen

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Autor: Dr. med. Jerold J. Kreisman und Hal Straus

Für mich das beste Buch zum Thema Borderline. Es ist von den selben Autoren die auch das Buch: „Ich hasse Dich – verlass mich nicht!“ geschrieben haben, ist jedoch meiner Meinung nach etwas detailierter. Das Buch beinhaltet Strategien wie man mit der Krankheit besser umgehen kann und geht auch auf die bekannten Therapiemöglichkeiten ein. Das Buch richtet sich sowohl an Betroffene, als auch an Angehörige und Fachpersonal von Einrichtungen, die mit Borderlineerkrankten Umgang haben.

Ich halte es besonders für Borderline – Betroffene besser geeignet als das Buch „Ich hasse Dich – verlass mich nicht!“, da es unter anderem die Hoffnung vermittelt, dass Borderlinekranke gute Heilungschancen haben, auch wenn sie enorm kämpfen müssen. Borderline ist vielleicht nicht im herkömmlichen Sinne heilbar, jedoch Therapierbar und genau auf diese Thematik geht dieses Buch ein.

 

Die Flucht vor der Nähe

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Autor: Anne Wilson Schaef

Ein Buch das eigentlich nicht direkt mit Borderline zu tun hat. Es geht um Romanz-/Beziehungs- und Sexsucht. Anhand von Beispielen wird erklärt was die Unterschiede der verschiedenen Süchte sind und wie sie sich bemerkbar machen. Den ersten Teil des Buches finde ich persönlich sehr gut, denn man hat anhand der wirklich guten Beispiele die Möglichkeit sich selbst darin wieder zu finden. Ausserdem wird auch darauf eingangen, dass gerde wenn man z.B. Beziehungen vermeidet eine Beziehungssucht vorliegen kann.

Weniger gut gefällt mir der letzte Teil in dem man eigentlich Lösungen erwartet. Sie werden zwar in den vorhergegangen Kapiteln angekündigt, laufen sich jedoch nur auf Vermeidungsstrategien heraus.

 

Die Kunst des Liebens

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Autor: Erich Fromm

Erich Fromm stellt in diesem Buch die These auf, das grundsätzliche Problem des Menschen sei sein Abgetrennt-Sein von allem anderen, das er durch verschiedene Mittel wie Gruppenzugehörigkeit, Ekstase (Drogen, Sex,…), Konsum u.a. zu überwinden versucht. Eine wirkliche Überwindung sei jedoch nur durch „richtiges“ Lieben möglich, das kein Gefühl, sondern eine aktive Tätigeit sei. Er geht dabei auf die Besonderheiten von Elternliebe, Nächstenliebe, Selbstliebe, erotischer Liebe und Liebe zu Gott ein.

Ich gebe zu ich tu mir mit diesem Buch schwer. Fromm geht in diesem Buch auf eine Definition von Liebe ein, die wenig mit meiner Vorstellung einer Liebesbeziehung zu tun hat. Vielleicht habe ich auch einfach nur Probleme mit dem Begriff Liebe ansich umzugehen. Eine Freundin von mir, die sich selbst als Liebessüchtig bezeichnet und enorme Ängste vor Liebesbeziehungen, Sexualität und Nähe hat, empfahl mir dieses Buch. Vielleicht weil sie sich in ihrer Wahrnehmung darin bestätigt sieht? Warum ich es dennoch empfehle ist, da es mir eine vollkommen neue Möglichkeit gab Nächstenliebe, Und Liebe und Umgang mit Menschen zu finden. Wenn man beim lesen dieses Buches nicht die exklusivität einer Paarbeziehung im Auge hat, sondern einfach die Fähigkeit zu Lieben im Allgemeinen kann es mehr als hilfreich sein.

 

Weg aus dem Chaos

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Autor: Heinz-Peter Röhr

Grundsätzlich schon einmal schön das allein schon der Titel des Buches Hoffnung vermittelt. Es gefällt mir, wie anhand des Märchens “ Hans, mein Igel“ die Borderline-Störung erklärt wird. Das ist ein völlig anderer Ansatz als in anderer Fachliteratur, was das Buch auch sehr angenehm zu lesen macht. Es hat mir geholfen mich etwas besser zu verstehen und vor allem wie ich mit meiner Störung besser umgehen kann, also sie besser annehmen kann. Der Autor versucht dabei auf Fachbegriffe zu verzichten und die Störung anhand von Fallbeispielen zu erklären. Man wird in diesem Buch sehr anschaulich gespiegelt.

Zwei ausführliche Fallgeschichten und eine Reihe von Aussagen Betroffener erlauben Einblicke in das Erleben der Borderline-Persönlichkeit. Dieser kompetente Ratgeber bietet Hilfe zu Selbst- und professioneller Hilfe.

 

Worte, die wie Schläge sind.

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Autor: Patricia Evans

Das Buch von Patricia Evans „Worte, die wie Schläge sind“ ist ein sehr gutes und hilfreiches Buch, in welchem P.Evans auf eine deutliche und sehr verständliche Art und Weise erklärt wie die zwei Realitäten funktionieren, und wieso solche Beziehungen nicht funktionieren können. Es  kann weiter helfen zu verstehen dass es sich um zwei Welten, zwei Realitäten und zwei verscheidene emotionale „Sprachen“ handelt.

Das Buch hat eigentlich mit Borderline nichts zu tun! Im Buch geht es allgemein um destruktive Beziehungen und verbale Misshandlungen!!! Es geht um manipulationen und verschiedene Wahrnehmungen, es geht um verschiedene Realitäten… Ob BL, NPS, DPS oder HPS (Cluster B) oder einfach Charakterschweine, ist irelevant, denn nicht jeder Mensch mit einer Störung ist ein Charakterschwein, und genauso umgekehrt.

Leider ist auch dieses Buch mittlerweile im Handel nicht mehr erhältlich. Ich verlinke auf ein Angebot „gebrauchter“ Bücher.

 

Die Vaterfalle: Die Macht der Väter über die Gefühle der Töchter

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Autor: Sigrid Steinbrecher

Sigrid Steinbrecher zeigt in diesem Buch sehr anschaulich, wie das Verhältnis zum Vater, dem ersten Mann ihres Lebens, die Gefühlsmuster konditionieren und wie sie sich in späteren Liebesbeziehungen wiederholen. Frauen sitzen oft in dieser „Vaterfalle“, ohne es zu merken. Die Macht der Väter über die eigenen Gefühle zu erkennen setzt die emotionale Selbstbewusstwerdung der Töchter voraus. Frauen – und damit meine ich nicht nur Borderline-Betroffene sondern alle, die dieses Buch gelesen haben, berichteten mir das es ihnen sehr half sich selbst besser zu verstehen.

Die Wunde der Ungeliebten: Blockierung und Verlebendigung der Liebe

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Autor: Peter Schellenbaum

Der Autor ist nicht immer einfach zu lesen, gerade der Einstieg ist etwas mühsam, aber einmal eingelesen ist es ein faszinierendes Buch, das weitreichend und tief wirkt.

Ob man als Mensch nun mit einer übergroßen Sensitivität geboren oder einem durch echte Mißhandlung und Vernachlässigung die Wunde des Ungeliebtseins geschlagen wurde – dieses Buch zeigt Wege auf zu einer Heilung, die sich nicht mit faulen Kompromissen und bloßer Linderung von Symptomen zufrieden gibt. Es beschreibt wie zerstörerische negative Selbstbilder entstehen, wie der Mangel an Selbstliebe alle Beziehungen heimlich unterwandert – aber er zeigt auch die Wege auf, die Selbsterkenntnis, die letztendlich befreiend wirkt.

Der Autor versteht es anhand von vielen therapeutischen „Fällen“ und auch durch seine eigenes Erleben zu zeigen, wie Ungeliebte fühlen und damit sich in ihrem Leben selbst schädigen. Dadurch wirken seine Ausführen authentisch. Er zeigt Wege, dieses Ungeliebtsein zu verstehen und anzunehmen, was aber keineswegs leicht ist.

Das Nein in der Liebe: Abgrenzung und Hingabe in der erotischen Beziehung

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Autor: Peter Schellenbaum

Dieses Buch eignet sich hervorragend für alle, die auch bereit sind, sich an die eigene Nase zu fassen. Kein „Ratgeber“ im üblichen Sinne, aber erleichternd für alle, die sich „umklammert“ fühlen, oder für diejenigen, die glauben, ihr Partner weise sie in unzumutbarer Weise ab.

Schellenbaum errichtet ein faszinierendes Gedankengebäude über die Notwendigkeit der Abgrenzung in der Partnerschaft als Voraussetzung für echte Liebe. Beeindruckend vor allem sein Paradigmenwechsel von vom oft realen Zustand der Projektion zum idealen Zustand der Leitbildspielgelung.

Projektion als Versuch, dem „geliebten“ Gegenüber meine Idealvorstellung überzustülpen und mein reales Gegenüber in diese Richtung hin verändern zu wollen..

Wer den Grundgedanken der Leitbildspiegelung erfasst hat, kann für sich selbst allein entscheiden, ob es in der jeweiligen Partnerschaft sinnvoll ist, die Anregungen des Autors aufzugreifen und auszuprobieren. Auch wer ohne Partner ist, kann die bislang erlebten Beziehungen nochmals Revue passieren lassen und vielleicht dabei den einen oder anderen Standpunkt revidieren.

Sehr erleichternd für alle, die nicht lernen durften, auch in enger Beziehung (zu den Erziehungspersonen) „Nein“ zu sagen, ohne die benötigte Liebe und Zuwendung zu verlieren.

Weitere Bücher zum Thema Borderline, Beziehung oder Themen die im Umgang mit der Borderline-Persönlichkeitsstörung hilfreich sind.

DBT Programm und andere Medien zum Thema Borderline

Unterschied zwischen Narzisstischer Persönlichkeitsstörung und Borderline

Unterschied Narzissmus - Borderline
Unterschied Narzissmus – Borderline

Während die Motivationskraft des Narzissten in der Suche nach Ruhm, Berühmtheit und Kraft besteht, liegt die Motivation des Borderline-Patienten in dem Verlangen nach Bindung und Abhängigkeit. Der Narzißt wird dem Ruhm zuliebe auf Liebe verzichten, der Borderline-Patient zugunsten der Liebe auf den Ruhm.

Während das narzißtische Individuum einen Eindruck von Selbstgenügsamkeit und von einem Fehlen der gewöhnlichen menschlichen Bedürfnisse nach Liebe und Anerkennung vermittelt, wirkt das Borderline-Individuum im Gegensatz dazu abhängig, verzweifelt nach menschlichem Kontakt suchend und hilflos, wenn es dem Alleinsein ausgeliefert ist. Wie eine Statue verleugnet der Narzißt seine Abhängigkeit, während der Borderline-Patient weinerlich in seiner Bedürftigkeit verharrt.

Der Narzißt ist nach außen hin übermäßig selbstbewußt und grandios, im Verborgenen hingegen schambeladen und unsicher. Das Borderline-Individuum fühlt sich minderwertig gegenüber allen anderen, obwohl die hartnäckige Gewißheit dieser Selbsterniedrigung auf eine versteckte Einbildung und Grandiosität schließen läßt.

Dem Narzißten fehlen die chronische offene Wut des Borderline-Patienten ebenso wie die Selbstverletzung und die schweren suizidalen Verhaltensweisen. Tatsächlich verhalten sich beide sehr unterschiedlich, wenn sie gereizt werden. Während der Narzißt in seiner Wut scharf, wenn auch mit einer verengten Perspektive argumentiert, reagiert der Borderline-Patient unter den gleichen Bedingungen aufgeregt, unlogisch und chaotisch. Kommt es bei dem ersteren eher zu kalkuliertem und anhaltendem Haß, so neigt letzterer eher zu explosiven Wutausbrüchen, die manchmal schnell wieder verflogen sein können.

Im allgemeinen sind die Narzißten beruflich besser eingebunden und auch ortsbeständiger, selbst wenn der gar nicht so selten erworbene große soziale Ruhm und Erfolg letztlich nur im Dienste ihres Exhibitionismus steht. Im Gegensatz dazu sind die Borderline-Individuen beruflich und sozial weniger erfolgreich. Selbst wenn sie talentiert sind, gelingt es ihnen nicht, eine ausdauernde Initiative zur Entwicklung und Verfeinerung ihrer Fähigkeiten zu etablieren. Gleichzeitig neigen sie auch zu häufigem Ortswechsel, so daß ihrem Weg zur klinischen Aufnahme oft eine bunte Reise vorausgeht.

Die zwischenmenschlichen Beziehungsmuster von Individuen mit Narzißtischer und mit Borderline-Persönlichkeitsstörung unterscheiden sich deutlich. Der Narzißt idealisiert einige Menschen, andere hingegen entwertet er. Getrieben davon, seine „Sonderstellung“ zu untermauern, umgibt er sich in der Öffentlichkeit nur mit den von ihm als Besondere wahrgenommenen und meidet die von ihm Entwerteten (sicher kann es hierbei zu einer Umwertung von einer Kategorie zur anderen kommen, doch finden solche Wechsel nur langsam im Verlauf von Monaten oder gar Jahren statt). Im privaten Bereich hingegen umgibt er sich eher mit von ihm als weniger fähig und talentiert erlebten Mitmenschen, um sein Gefühl der Einzigartigkeit zu unterstützen. Im Gegensatz hierzu dürstet es das Borderline-Individuum nach sozialen Kontakten, die es mit allem und jedem eingeht, nur um das Alleinsein zu vermeiden. Idealisierungen und Entwertungen geschehen intensiver und schneller und sie betreffen oft an einem einzigen Tag ein und dieselbe Person. Somit ist die zwischenmenschliche Welt des Narzißten stabil, aber beschränkt, die des Borderline-Patienten hingegen unermüdlich ausufernd, aber auf schwankendem Grund, was sich am deutlichsten im Liebes- und Sexualleben beider offenbart. So mag der Narzißt zwar eine stabile Ehe führen, die aber für gewöhnlich nur eine soziale Fassade darstellt, hinter der er seine Unfähigkeit zu lieben und entweder seinen sehnsüchtigen Hunger nach Sex oder wirkliche Untreue und Promiskuität außerhalb der Ehe verbirgt. Das Borderline-Individuum hingegen wandert von einem Sexualobjekt zum nächsten, ohne über die Ich-Ressourcen für eine stabile Ehe zu verfügen. Falls es zu einer Eheschließung kommt, so verläuft diese Verbindung nach außen hin chaotisch, wenngleich innerlich ein nahezu süchtiges Verlangen nach dem frustrierenden Partner bestehen mag (vgl. Kap.4.4).

Zwischen narzißtischen und Borderline-Denkmustern gibt es entscheidende Unterschiede. Zwar neigen beide zur Vernachlässigung von Details, jedoch neigt der Narzißt dazu, seine Konversation mit einer oberflächlichen Kenntnis aufregender Banalitäten, nur für Eingeweihte bestimmten Details und überraschenden Wendungen im Satzbau zu schmücken. Er liebt die Sprache, die ihm mehr als zur Informationsübermittlung dazu dient, seine Selbsteinschätzung zu regulieren. Chronisch egozentrisch widmet er anderen nur wenig Aufmerksamkeit und vergißt ohne weiteres deren Namen. Aufgrund seiner Unfähigkeit, die zu erwartende Scham und Demütigung von Ausbildungssituationen zu tolerieren, fürchtet sich der Narzißt davor, neue Fähigkeiten zu erlernen. Neues Wissen wird von ihm umgehend als unnötig und sinnlos abgetan. Ganz anders scheint der Borderline-Patient Informationen geradezu in sich aufzusaugen, wenngleich dies im wesentlichen dazu dient, mit einer anderen Person in Kontakt zu bleiben. Seine Denkweise ist dadurch gekennzeichnet, Dinge in schwarz und weiß unterteilt wahrzunehmen, woraus sich eine Neigung zu spontanen und leichtsinnigen Entscheidungen herleitet.

Zusammenfassend sind also beide, sowohl der narzißtische als auch der Borderline-Patient, rastlos und untröstlich in einen chronischen Verfolgungskampf verstrickt, jedoch ist ihre Annäherung an dieses Leben unterschiedlich, so daß ihnen das Leben auch unterschiedliche Erfahrungen zukommen läßt. Dies überrascht insofern nicht, als die ersten Schritte in ihrem jeweiligen Leben schon unterschiedlich verliefen. (…)”

Auszug aus: Salman Akhtar in: Handbuch der Borderline-Störungen Hrsg.: Kernberg, O; Dulz, B; Sachsse, U.: 1. Aufl., Stuttgart 2000

 

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Prof. Dr. Faust: Psychologie Heute: Narzissmus, Von der zeit-typischen egoistischen Selbstverliebtheit bis zur narzisstischen Persönlichkeitsstörung

Narzissmus.net: Was ist eine NPS?

Borderline: Komplementärstörung Narzissmus

Gesunder Narzissmus ist nichts Schlechtes oder Krankhaftes. Positiver Narzissmus besagt eigentlich nur, dass man ein stabiles und zustimmendes Selbstwertgefühl besitzt. Der ausgeprägte Wunsch nach Ruhm und Erfolg in unserer Zeit, das heftige Konkurrieren, dass in der heutigen Leistungsgesellschaft üblich ist und der unsanfte Umgang mit Menschen die nicht mehr Fähig sind die gewünschte Leistung zu erbringen fördert narzisstisches Verhalten. Darum wird Narzissmus selten als krankhaft angesehen. Ganz anders verhält es sich jedoch bei Betroffenen einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung (NPS), der pathologischen Form des Narzissmus.

Borderline - Narzissmus
Borderline – Narzissmus

Narzissten zeigen einen deutlich erkennbaren Mangel an Empathie, also Zuwendung und Hilfsbereitschaft, verbunden mit der Ablehnung, die Gefühle und Bedürfnisse anderer zu erkennen, anzuerkennen oder sich mit ihnen zu identifizieren. Sie selbst sind dabei jedoch leicht kränkbar und nachtragend und legen besonderen Wert darauf, von anderen als überlegen, großartig und unerreichbar angesehen zu werden. Sie reden fast ausschließlich von sich, ihren Ideen und Erfolgen. Dagegen bringen sie dem, was andere zu berichten haben, wenig Interesse oder sogar offene Geringschätzung entgegen.

Das hängt damit zusammen das sie ein deutlich übersteigerten Bezug auf ihre eigene Bedeutung haben was z.B.: Leistung, Talent, Ansehen, Schönheit betrifft. Sie haben extrem hohe Erwartungen an sich und machen alles um diesen eigenen Anspruch gerecht zu werden. Sie legen dabei eine Verbissenheit an den Tag, die ihnen vor allem im Beruf oft Anerkennung entgegenbringt. Zusätzlich haben sie die Neigung sich anderen überlegen zu fühlen, oft ohne entsprechende Grundlage, was sie auf andere arrogant, überheblich und eingebildet erscheinen lässt. Um sich selbst von anderen abzuheben werten sie andere Menschen ab, kritisieren die Ideen anderer als schlecht und ignorieren die Bedürfnisse ihrer Partner.

Narzissmus hängt wie viele andere Störungen auch mit frühkindlichen Erfahrungen in der Kindheit zusammen. Es gibt zwei erkennbare unterschiedliche Situationen die Narzissmus begünstigen. Zum einen wenn dem Betroffenen schon als Kind das Gefühl vermittelt wurde es müsse sich selbst mit ihren Fähigkeiten und Wertigkeit über andere stellen. Sie werden bereits als Kind überfordert  und so wachsen sie mit dem Glauben auf, dass im Leben einzig Output, Leistung und Performance zählen. Häufig kann es aber auch sein, dass ihnen als Kind vermittelt wurde nichts wert zu sein. Nur durch Leistung, oder wenn sie sich von anderen positiv abheben konnten wurde ihnen Aufmerksamkeit und Beachtung durch die Eltern geschenkt. In diesem Fall handelt es sich im narzisstischen Verhalten um eine ÜberlebensStrategie im Umgang mit einem sehr zerbrechlichen Gefühl für den eigenen Selbstwert. So ist Narzissmus vor allem eine Reflexion sozialer Verhältnisse. Psychologen entdecken im Narzissten einen eigentlich tief verunsicherten Menschen, der sein schwaches Selbstbild zu kompensieren sucht.

Narzissten leben mit dem Zwang der stetigen Selbstwertsteigerung. Menschen die ihnen die nötige Achtung oder Anerkennung verweigern lösen Konkurrenz- und Bedrohungsgefühle aus. Ihre größte Furcht ist mit den eigenen (vermeintlichen) Unzulänglichkeiten und Schwächen bloßgestellt zu werden, was mit ihrem brüchigen Selbstwertgefühl zusammenhängt. Man kann sagen, dass Narzissten nicht nur ein unrealistisches Selbstbild haben. Sie haben nicht  nur hochgesteckte Ziele, sondern illusorische Vorstellungen davon, wie gut, wie bedeutsam und wie wichtig sie sind. Darum scheitern Betroffene häufig an der Wirklichkeit.

In besonders schweren Fällen, in denen der Betreffende durch sein Verhalten in Isolation gerät, kann es zu Resignation, Niedergeschlagenheit, Angststörungen, Depressionen und sogar zu Selbsttötungsabsichten kommen. Häufig fallen Narzissten jedoch trotz dieser konfliktträchtigen Eigenschaften im zwischenmenschlichen Kontakt nicht auf und suchen auch keine ärztliche oder gar psychologische Hilfe. Eine solche Diagnose würden sie weit von sich weisen, da sie nicht in ihr Selbstbild passt.

 Gemeinsamkeiten zu Borderline:

  • Unangemessene Anspruchshaltung an andere:
  • Angst vor Kontrollverlust
  • Abwertung des Partners wenn er nicht dem Ideal entspricht
  • Fehlerhaftes Selbstbild
  • Impulsivität

Borderline und pathologischer Narzissmus wirken bei Angehörigen und Partnern oft ziemlich gleich. Es kann auch vorkommen das ein Betroffener beide Störungen als Kompimentärkrankheit aufweist, doch es gibt deutliche Unterschiede zwischen Borderline und Narzissmus.

Warum passt die Kombination Narzissmus und Borderline auf den ersten Blick so gut zusammen?

Narzissten strahlen extremes Selbstbewusstsein, Zielstrebigkeit und Lebenskraft aus. Das wirkt auf Borderliner, die meist an innerer Zerrissenheit leiden unglaublich anziehen. Dinge, die für Borderline-Betroffene schier unmöglich erscheinen bewältigt der Narzisst ohne Mühe. Der Borderliner bewundert den Narzissten für seine klar strukturierte Persönlichkeit. Diese Bewunderung ist es wiederum was den Narzissten an der Borderline-Persönlichkeit fasziniert. Narzissten verlangen viel von den Menschen, mit denen sie eine Beziehung eingehen: Bestätigung, Bestätigung und noch einmal Bestätigung. Der Borderliner ist zum Beginn der Beziehung gerne bereit ihm diesen Wunsch zu erfüllen, da er in der Idealisierungsphase keine Schwächen oder Fehler im Partner erkennen kann. Der Borderliner sieht im Narzissten das Ideal auf das er ewig auf der Suche ist, der Narzisst entspricht gerne dem Ideal, sieht sich selbst ja als solches und empfindet die Bewunderung durch den Borderliner als Bestätigung seines Selbstempfindens.

Zum Beginn der Beziehung erlebt der Borderliner die egoistische Führung durch den Narzissten als stabilisierende Struktur. Solange der Borderliner den Kontrollverlust nicht spürbar erkennen kann ist er gerne bereit sich dem Leben des Partners anzupassen. Wenn das Gefühl der Symbiose und damit die Idealisierung des Gegenübers schwindet, kommt es zu Problemen in der Beziehung. Der Borderliner kann hinter die Masken des Narzissten blicken und entdeckt seine Schwächen. Verbunden mit der Angst vor Kontrollverlust und Angst vor Nähe beginnt der Borderliner nun den Partner abzuwerten. Mit dieser Abwertung kann der Narzisst wiederum nicht umgehen. In seiner Wahrnehmung wird ihm die gebührende Aufmerksamkeit und Bewunderung entzogen und so kommt es zu einem Konflikt, in dessen Verlauf der Borderliner den Narzissten immer mehr mit seiner größten Angst, der fehlenden Perfektion und persönlichen Schwächen, konfrontiert.

So kommt es zur Trennung, in der sich beide Beteiligten heftig abwerten. Es entsteht Distanz, da der Narzisst in seinem verletzten Stolz niemals auf den Borderliner zugehen würde, wenn dann nur um ihm sein Fehlverhalten vorzuwerfen. Aus dieser Distanz kann beim Borderliner wieder der Wunsch nach Nähe entstehen, da er in seinen Emotionen nicht beständig ist und er nur in Beziehung das Gefühl hat vollständig zu sein. Je nachdem wie sehr der Narzisst auf die Bewunderung des Partners angewiesen ist kann sich dieser Wechsel von Beziehung und Trennung mehrfach wiederholen, bis einer von beiden die endgültige Trennung vollzieht.

Borderliner sind aufgrund ihrer Persönlichkeitsstruktur fähig den Narzissten an seine Grenzen zu bringen. Sie schaffen es das Selbstbild des Narzissten heftig zu erschüttern. Etwas mit dem Narzissten nur schwer umgehen können. Borderliner wiederum leiden unter dem egoistischen Verhalten des Narzissten, da diese aufgrund fehlender Empathie kein Verständnis für ihre Probleme aufbringen können.

 

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Prof. Dr. Faust: Psychologie Heute: Narzissmus, Von der zeit-typischen egoistischen Selbstverliebtheit bis zur narzisstischen Persönlichkeitsstörung

Narzissmus.net: Was ist eine NPS?

 

 

Borderline: Komplementärstörung abhängige (dependente) PS

Die abhängige Persönlichkeitsstörung (auch dependente  oder asthenische Persönlichkeitsstörung genannt) ist die am häufigsten vorkommende Komplementärstörung zur Borderline-Persönlichkeitsstörung.

Abhängige Persönlichkeiten zeigen ein überschätztes Bedürfnis nach Liebe und Zugehörigkeit. Sie suchen ständig die Bestätigung durch andere und leiden unter intensiver Trennungsangst. Dies zur Folge stellen sie eigenständige Impulse zurück, vermeiden Konflikte und eigene Entscheidungen. Dependente Persönlichkeiten wollen geliebt und gebraucht werden woraus ein übersteigerter Wunsch nach Aufopferung für andere entsteht. Sie empfinden sich selbst nur dann als Liebenswert, wenn sie für andere da sein können. Dominante und autoritäre Persönlichkeiten ziehen sie an, denn sie sind schnell bereit, sich den Wünschen und Erwartungen anderer zu fügen. Wie brave Kinder hoffen sie auf den Schutz derer, denen sie das Feld überlassen. Es entsteht das Bild „ich werde geliebt wenn ich nur selbst viel genug Liebe gebe.“ Dabei wird diese Liebe als aktiv-passive Unterwerfung regelrecht aufgedrängt.

Borderline - abhängige (dependente) PS
Borderline – abhängige (dependente) PS

Die Ursache der Abhängigkeit beginnt in der Kindheit. Dort wurde darauf verzichtet eigene Erfahrungen zu sammeln. In der Regel haben dominante Eltern dies zielgerichtet unterbunden. Statt eigene Möglichkeiten auszutesten und an Erfolgen ebenso zu wachsen wie am Scheitern, verzichtet er auf neue Erfahrungen überhaupt, geht auf Nummer sicher, versucht sich pedantisch an Regeln und gesellschaftliche Ordnung zu halten und geniest das Gefühl der Sicherheit. Dadurch entsteht ein Unvermögen selbstständig Freude am Leben zu empfinden, die im Laufe der Zeit immer größer wird und den Abhängigen in seiner Abhängigkeit bestätigt. Der abhängige Mensch sucht sich gerne einen Partner, der für ihn Entscheidungen trifft. Solange dieser Partner sein Wohl bedenkt, kann der Abhängige ein zufriedenes Leben führen, ohne auf eigene Bedürfnisse zu achten. Beachtet der Partner das Wohl des Abhängigen aber nicht mehr, ist hilfloses Unglück vorprogrammiert. In Trennungen reagiert der Abhängige wütend, denn er hat ja alles dafür getan die Beziehung aufrecht zu erhalten. Er fühlt sich verraten, enttäuscht und bemüht sich noch viel mehr um den Partner um seine Abhängigkeit zu befriedigen.

 

Gemeinsamkeiten zu Borderline:

–      Die intensive Angst davor Verlassen zu werden.

Hier zeichnet sich der Abhängige jedoch durch seine Passivität aus. Seine Angst wird zu Trauer. Es entsteht eine Hilfsbedürftigkeit und er versucht sie damit zu kompensieren das er noch mehr für den Partner da sein will. Der Borderliner versucht hier mehr aktiv, durch Manipulation, Projektion und projektiver Identifikation das Verlassenwerden zu verhindern.

–      Das Fehlen des eigenen Ichs

Dependente haben eine Konstanz in ihrem Selbstbild, das sich beständig durch Selbstabwertung zeigt (ich bin nur wert geliebt zu werden wenn ich mich bemühe).Das Fehlende Ich bezieht sich hierbei darauf das ein Betroffener sich nur als Wertvoll empfindet wenn er für andere da sein darf. Beim Borderliner fehlt diese Konstanz, er ist eher sprunghaft und wechselt zwischen Selbstüberschätzung und Selbstabwertung auf der Suche nach sich selbst.

–      Das Bedürfnis Schuld bei Scheitern bei anderen zu suchen.

Auch hier zeichnet sich der Dependente durch seine Passivität aus. Er nimmt die Schuld zwar beim Gegenüber war, doch hat er keinen Antrieb dies zu verändern. Vielmehr verweilt er in der Trauer die dieses Gefühl auslöst (niemand liebt mich, alle sind gegen mich!). Borderliner gehen aktiv gegen so eine vermeintliche Bedrohung vor.

–      Der Wunsch nach intensiver Verbindung (Symbiose)

Beide sind auf der Suche nach einer intensiven symbiotischen Verbindung, doch während der Dependente dieses Bedürfnis beständig konstant erlebt, unterliegt der Borderliner einer widersprüchlichen Nähe-Distanz Problematik.

 

Warum passt die Kombination Abhängige Persönlichkeitsstörung – Borderline auf den ersten Blick so gut zusammen?

Das Zauberwort heißt Kollusion:

KOLLUSION: Man geht davon aus, dass Paare sich unbewusst auf bestimmte neurotische Interaktionen „einigen“, um sich gegenseitig vor dem Bewusstwerden und der Konfrontation mit unbewältigten Grundkonflikten zu schützen. Dabei finden sich oft komplementäre Rollenverteilungen, z.B. :“Wenn du so schwach bist, darf ich so stark sein“. Auf diese Weise stellen die Partner auch sicher, dass sie sich gegenseitig ihre zentralen neurotischen Beziehungswünsche erfüllen.

Quelle: Borderline-Spiegel.de

Bedingt durch den Mechanismus des Spaltens kommt eine Borderline-Persönlichkeit aus ihrer Sicht immer aus einer gescheiterten Beziehung in der sie massiv gelitten hat. Der Ex-Partner, so denken sie, war böse und hatte nur den Wunsch sie zu verletzen. Der Dependente fühlt sich in diesem Moment in der Pflicht sich um den Borderliner zu kümmern. Er will das Vertrauen wieder herstellen, will dem scheinbar hilfsbedürftigen Borderliner beistehen und er will alles unternehmen das es ihm gut geht. Das ist das Muster des Dependenten, er geht in der Rolle des Retters vollkommen auf, während der Borderliner im ersten Moment die Aufmerksamkeit und das Verständnis geniest das der Dependente mehr als bereitwillig gibt. So entsteht schnell eine enge Verbindung in der beide Seiten das perfekte Nutzobjekt ihrer Bedürfnisse finden.

Die Dependente Persönlichkeit brennt geradezu darauf die Bedürfnisse des Borderliners zu befriedigen. Die sprunghafte Art des Borderliners und die ständig wechselnden Stimmungen erträgt der Abhängige zu Beginn der Beziehung geradezu heroisch stoisch. Auch wenn der Dependente unter diesem Auf und Ab leidet fühlt er sich in seiner Meinung bestätigt, das der Borderliner in seinem Leben viel Leid erlebt hat und nur viel Liebe braucht um gerettet zu werden. Etwas das der Dependente im Überfluss bieten kann.

Zu Beginn der Beziehung leben beide Seiten glücklich zusammen. Sie können ihre Verlustängste durch die Symbiose kompensieren, da der Borderliner in der Idealisierung alles macht um die starke Verbindung zu erhalten und der Dependente in diesem Wunsch die notwendige Konstanz spiegelt. Der Borderliner muss in dieser Beziehung keine Angst vor Kontrollverlust haben, da der Dependente sich bereitwillig unterwirft und dem Partner die Kontrolle überlässt. Genau das ist aber auch einer der Faktoren warum diese Beziehung nicht auf Dauer erhalten werden kann.

Da der Dependente nicht fähig ist Grenzen zu setzen ist er den Stimmungsschwankungen der Borderline-Persönlichkeit hoffnungslos ausgeliefert, bis der Leidensdruck zu groß wird. Wenn er dieses Leid äußert und dem Borderliner Schuld vermittelt löst dies die Spaltungsmechanismen des Borderliners aus. Die Idealisierung schwindet und die Symbiose ist nicht mehr aufrecht zu erhalten. Dies löst beim Dependenten Partner Verlustängste aus, die ihn zwingen seine Bemühungen zu lieben und zu retten zu verstärken. Der Borderliner fühlt sich von der Zuwendung des Gegenübers erdrückt, die intensive Nähe löst Ängste und Fluchtreflexe aus, was letztendlich zur Trennung führt.

Die gegenseitig aktivierten Muster verstärken sich nun noch, da der Dependente unter der Trennung leidet und flehend versucht die Beziehung, die er dringend benötigt, zu erhalten, während der Borderliner, bedingt durch die Abwertung, dieses Verhalten abstoßend und bedrohend findet. Je intensiver sich der Dependente um den Borderliner bemüht, umso mehr entfernt er sich.

Da der Dependente im Wunsch nach Nähe konstant ist, der Borderliner jedoch schwankend ist, kommt es immer wieder zum Wechselspiel zwischen Annäherung und Abwehr unter der beide leiden. Auch wenn die Trennungen den Dependenten schmerzen ist er nur allzu gern bereit den Borderliner wieder aufzunehmen wenn sich die Möglichkeit bietet. Es entsteht eine klassische „on/off-Beziehung“ die über mehrere Jahre Bestand haben kann, bis es schließlich zur Endgültigen Trennung kommt.

Am Ende der Beziehung entsteht beim Dependenten Wut und Verzweiflung, denn obwohl er so viel Liebe und Verständnis gegeben hat und alles für den Partner getan hat wurde er verlassen, vielleicht sogar betrogen. Der Borderliner hingegen fühlte sich von den Dependenten unter Druck gesetzt, erdrückt und es herrscht das Gefühl der Partner wolle einem die Eigenständigkeit rauben. Während der Dependente nur noch fähig war in einem „WIR“ zu denken, wechselte der Borderliner im Verlauf der Beziehung ständig zwischen „WIR“ und „ICH“. Dieses „Ich“ empfand der Dependente jedoch als egoistisches Denken und als Bedrohung der Beziehung.

 

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Weitere Links zum Thema (ausserhalb von Grenzwandler.org):

Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie: Dependente Persönlichkeitsstörung Abhängige, asthenische Persönlichkeit

 

Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie

Borderline: tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie
Borderline: tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie

Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie ist die, in der Praxis die am häufigsten durchgeführte Form der Psychotherapie. Es handelt sich dabei um eine Abwandlung der klassischen Psychoanalyse, denn sie basiert auf einen gemeinsamen theoretischen Hintergrund, nämlich die von Sigmund Freud entwickelte Psychoanalyse. Die beiden Therapieformen haben also die selben Wurzeln, unterscheiden sich aber in Form, Dauer und Ziel der Behandlung.

Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie findet, anders als die Psychoanalyse immer im Sitzen statt. Dies ist wichtig da bei dieser Behandlungsform für den Betroffenen wichtig ist die Mimik und Gestik des Therapeuten sehen und deuten. Es soll so eine mehr alltägliche Gesprächssituation zwischen Therapeut und Klient geschaffen werden.

Ein weiterer wesentlicher Unterschied ist, dass der tiefenpsychologische Ansatz immer von aktuellen psychischen Konflikten ausgeht. Das „Hier und Jetzt“ ist wichtig. Von dieser Position aus werden dann Erinnerungen an Kindheits- und Jugenderlebnisse aufgegriffen. Dahinter steht jedoch immer das Ziel, die aktuellen Lebenseinstellungen zu verändern.

Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie kann in Einzel- oder in Gruppensitzungen durchgeführt werden. Die Sitzungen finden dabei meistens einmal, seltener zweimal wöchentlich statt.

Besonders in Kliniken und Reha-Einrichtungen wird dieses Konzept gerne angewandt, was zum Teil auch daran liegt das sie, wie die Verhaltenstherapie von den Krankenkassen gezahlt werden.

Ich fand die Kombination zwischen tiefenpsychologisch fundierter Psychotherapie und Verhaltenstherapie als sehr ansprechend.

 

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Weitere Links zum Thema (ausserhalb von Grenzwandler.org):

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Dachverband Dialektisch Behaviorale Therapie e.V.

Therapie.de: Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie

Therapie.de: Therapeutensuche

Borderline-Spiegel: Schematherapie

Verhaltenstherapie

Borderline: Verhaltenstherapie
Borderline: Verhaltenstherapie

Bei der Verhaltenstherapie handelt es sich um eine erkenntnisbasierte (Kognitive) Therapieformen. Es wird dabei davon ausgegangen das Gefühle und Verhalten durch Wahrnehmung entstehen. Bei der Verhaltenstherapie wird deswegen Untersucht welche Mechanismen angewendet werden und was Betroffene dazu bringt in diesem Verhalten zu verharren. Sie bietet praktische Hilfe zur Selbsthilfe.

Bei der Verhaltenstherapie geht es nicht darum aufzuklären woher der innere Konflikt entsteht der die Betroffenen zu ihrem Handeln treibt, es wird vielmehr versucht, durch Aneignung neuer Sichtweisen und Einstellungen die alten (gestörten) Muster zu verändern oder zu verlernen. Der Ansatz der Verhaltenstherapie ist es also schadhaftes Verhalten durch sinnvolle Konfliktbewältigung zu ersetzen.

Voraussetzung für diese Therapieform ist eine gewisse Selbstkontrolle und Stabilität, die es dem Betroffenen ermöglicht, sein altes Verhalten durch positive Handlungsalternativen zu ersetzen.

Da es sich bei Borderline um eine „frühe Störung“ handelt, ist auch in der Verhaltenstherapie eine längerfristige Behandlung nötig. Durchgeführt werden kann die Verhaltenstherapie in Einzel- oder Gruppensitzungen, in denen problem- und zielorientiert gearbeitet wird.

Vorteil der Verhaltenstherapie ist das gleichzeitig mehrere schädliche Verhaltensweisen behandelt werden können. So wird bei der Borderlinestörung gleich auch evtl vorhandenes Suchtverhalten oder Essstörungen mittherapiert.

Meiner persönlichen Erfahrung nach kann diese Therapieform durchaus effektiv sein, allerdings war für mich DBT sinnvoller.

 

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Deutscher Fachverband für Verhaltenstherapie e.V.: Verhaltenstherapie bei Borderline-Persönlichkeitsstörungen

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Therapie.de: Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie

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Abwehrmechanismen von Borderlinern

Infolge von Ängsten, oder weil sie unfähig sind bestimmte emotionale Überforderung anders zu lösen, greifen Borderline-Betroffene häufig auf psychodynamische Abwehrmechanismen zurück.

Die bekanntesten Abwehrmechanismen auf die Borderliner zurückgreifen sind:

Borderline - Abwehrmechanismen
Borderline – Abwehrmechanismen

Abwehr ist für gewöhnlich ein unbewusster Prozess, der gefährliche, peinliche, schmerzliche und unerträgliche innere Vorgänge und Konflikte dem Bewusstsein fern hält. Durch den Umweg über Symptombildungen, durch „schlechte Kompromisse“ und Scheinlösungen wird dem Bewusstsein nur ein kleiner Teil des Konfliktes bewusst. Es gehört zur Natur von Borderlinern, dass sie sich diesem Selbstschutz nicht bewusst sind und ihre Existenz von der betroffenen Person geleugnet oder sogar aggressiv abgelehnt wird, selbst wenn sie aktiv darauf zurückgreifen.

ABWEHR IST NICHT KRANKHAFT: Könnten wir ständig unsere inneren Konflikte und triebhaften Motive wahrnehmen, würde dies die Handlungsfähigkeit enorm einschränken. Im Moment der spontanen Handlung ist sich kaum ein Mensch seiner wahren Motive voll bewusst. Fragt man im Nachhinein nach den Gründen für eine Handlung, erhält man zwar Erklärungen, die plausibel klingen, diese werden aber erst im Nachhinein „zusammengedichtet“ (rationalisiert).

Abwehr ist also ein sehr kreativer und wichtiger Prozess. Das wurde auch in der psychoanalytischen Theoriebildung früh erkannt. Anfänglich empfand Sigmund Freud, der Begründer der Psychoanalyse, die Abwehr jedoch als störend, weshalb er für diesen Mechanismus ein Wort gewählt hat, das auch heute noch viele Hörer oder Leser als negativ empfinden. Bald darauf erkannte er, dass die Abwehr ein kreativer, normaler und gesunder Vorgang ist. Alle psychischen Vorgänge und Verhaltensweisen (Hobby, Tagträumerei, großes berufliches oder soziales Engagement) sind zu einem gewissen Teil als Abwehr (oder zur Heilung?) innerer Konflikte ins Leben gerufen. Es handelt sich also um einen wichtigen Motor des individuellen, kulturellen, wirtschaftlichen und sozialen Lebens.

Wenn ein Abwehrmechanismus allerdings starr und immer wieder angewandt und dadurch die geistige Beweglichkeit eingeschränkt wird und eine Person in ihrem Leid verharrt, wirkt die Abwehr symptomfixierend und ist Ausdruck einer psychischen Störung. Bei Borderlinern ist dies der Fall.

Es gibt selbstverständlich noch weitere Abwehrmechanismen, auf die ich hier jedoch nicht weiter eingehe. Wen es interessiert findet auf dieser Seite des Borderline-Spiegels weitere Beispiele.
 

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Spaltung

Der Wechsel von Idealisierung und Entwertung wird in der Psychoanalyse als SPALTUNG bezeichnet. Gemeint ist damit ein frühkindlicher Abwehrmechanismus, der von Borderline-Persönlichkeiten sowohl bewusst als auch unbewusst zur Verarbeitung belastender Situationen eingesetzt wird.

Borderline: Spaltung
Borderline: Spaltung

Borderliner können ambivalente und vieldeutige Affekte nicht zeitgleich wahrnehmen. In einem Moment kann nur ein Affekt akzeptiert und nur eine einzige dazu passende Kognition wahrgenommen werden. So wird eine Bezugsperson beispielsweise als ausschließlich liebevoll und beschützend empfunden und bewertet, obwohl die Beziehungserfahrung mit dieser Person auch andere Qualitäten enthält. Zu einem anderen Zeitpunkt wird die gleiche Person dann ausschließlich als angsteinflößend, verächtlich und störend wahrgenommen. Die Spaltung ist verantwortlich für die emotionale und kognitive „Schwarz-Weiss-Malerei“ die charakteristischerweise bei Borderline-Störungen zu finden ist. Eine zeitliche Integration verschiedener Gefühle, kognitiver Bewertungen, Intentionen, Imaginationen usw. ist darum nicht möglich.

Auch bei gesunden Menschen kann es in besonderen Krisensituationen zu Spaltung kommen, bei Borderlinern besteht dieser Abwehrmechanismus jedoch dauerhaft. Spaltung sichert das psychische Überleben und war in der Entwicklung bei Betroffenen einst eine wichtige Strategie um Ihre Existenz zu sichern. Während gesunde Menschen jedoch in ihrer Entwicklung irgendwann reife Abwehrmechanismen entwickeln stehen diese Borderlinern, besonders in Krisen nicht zur Verfügung.
In den ersten Monaten nach der Entbindung erlebt sich ein Kind mit der Mutter als geschlossene Einheit. Es hat noch kein eigenes „Ich“ und sucht deswegen die Verschmelzung (Symbiose). Der nächste Entwicklungsschritt ist der, sich selbst als getrennt von anderen und der Umwelt zu erleben. Gelingt es dem Kind nicht sich selbst als eigenständiges und getrenntes Wesen zu entwickeln, so wird ein Betroffener auch im Erwachsenenalter nicht fähig sein ein eigenständiges „Ich“ zu finden.
Borderline-Persönlichkeiten haben in Ihrer Entwicklung zwar eigene „Ich-Fragmente“ entwickelt, sind jedoch nicht in der Lage zu erkennen, dass ein Mensch gleichzeitig aus guten und negativen Eigenschaften besteht.

Beispiel:
Ein Kind kommt zur einen Elternteil und wünscht sich Schokolade. Wenn es die gewünschte Süßigkeit bekommt wird die Person die das Bedürfnis befriedigt hat idealisiert. Wenn die Schokolade weg ist und das Kind erneut nach Schokolade bettelt und nun nicht bekommt, dann kommt es zur Abwertung. Das kurz davor dem Wunsch nachgegeben wurde ist für das Kind nicht mehr existent.

Ein Borderliner kann nicht erkennen, dass jemand eine Bitte abschlagen kann, aber trotzdem ein liebenswerter Mensch bleibt. Dieser Mechanismus der Spaltung ist eines der wesentlichen Merkmale der Krankheit und dient der Reduzierung von Angst, da die klare Einteilung in gut und böse – schwarz und weiß klare Verhältnisse schafft und somit innere Unruhe minimiert.
In der Idealisierungsphase wird ein Mensch als ausschließlich gut wahrgenommen. Eine neue Partnerin/ ein neuer Partner wird als Rettung wahrgenommen. Es wird versucht eine Verschmelzung wie damals mit der Mutter herzustellen. Diese intime, intensive Beziehung (Symbiose) sorgt dafür, dass sich der Betroffene als „ganz“ empfindet und nur dann ist er fähig positive Gefühle zu erleben. Dieses Gefühl besteht so lange bis Eigenschaften wahrgenommen werden die nicht dem idealisierten Bild entsprechen und es ins Gegenteil kippt. Der Borderliner reagiert auf diese neue Situation mit völliger Entwertung anstatt es ins bisher durchweg positive Bild der Partnerin/des Partners zu integrieren und zu akzeptieren.

Der borderlinetypische Abwehrmechanismus Spaltung wird meist mit anderen Schutzmechanismen, wie Verdrängung, Verleugnung, Projektion und projektive Identifikation angewendet.

 

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projektive Identifikation

Der PROJEKTIVEN IDENTIFIKATION geht grundsätzlich immer eine Projektion voraus. Der große Unterschied besteht darin, dass das Gegenüber bei der projektiven Identifikation (unbewusst) so beeinflusst wird, dass es die projizierten Erwartungen erfüllt. Diese anderen Personen spüren dann die Affekte oder Konflikte so in sich, als wären sie ihre eigenen. Während bei der Projektion also die Person, die als Projektionsfläche dient, die Affekte nicht oder nicht in diesem Ausmaß spürt, wird bei der projektiven Identifikation die Affekte der abwehrenden Person deutlich spürbar und erzeugen einen gewissen Handlungsdruck bei der Bezugsperson.

Borderline: Abwehrmechanismus - projektive Identifikation
Borderline: Abwehrmechanismus – projektive Identifikation

Borderliner greifen zum Selbstschutz häufig auf projektive Identifizierung zurück. Dabei werden eigene, vorwiegend aggressive Anteile auf den Partner projiziert. So wird zum Beispiel der eigene Hass dem Gegenüber unterstellt und oft auch dazu gebracht, dass die Person den projektierten Hass selbst empfindet und dementsprechend handelt. Typisch ist, dass der Borderliner durch unmittelbaren Druck oder durch eigenes Verhalten (die genau jene Gefühle und Impulse im anderen auslösen) versucht, das erwartete Verhalten beim anderen durch Manipulation zu bewirken. Der Borderliner kann sich somit als „Opfer“ der Aggression des Partners sehen und schützt sich dadurch vor den Schuldgefühlen der eigenen Aggression.

Beispiel: Ich kann mit Schuldgefühlen nicht umgehen und versuche deswegen das Scheitern einer Beziehung der anderen Person zuzuschieben bis sich die Person auch selbst Schuldig fühlt.

Die Projektive Identifikation gehört zum normalen Schutzmechanismus des frühkindlichen Bewusstseins. Je mehr sie jedoch bis ins Erwachsenenalter überdauert, desto problematischer wird sie. Der Gebrauch der projektiven Identifikation ist nicht auf Borderliner beschränkt. Ohne sich dessen bewusst zu sein, neigen auch normale Erwachsene dazu, zur Erfüllung eigener psychischer Belange anderen gegenüber eine gewisse Erwartungshaltung einzunehmen.

In der Idealisierung handelt es sich beim erwarteten Verhalten meist um positive Zuwendung. In der Abwertung ist jedoch der Impuls, zu kritisieren, zu verachten oder herabzusetzen dominanter.

 

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